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Archiv "Standpunkt: Keine Piloten" (28.01.2005)

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A236 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 428. Januar 2005

S T A T U S

B

ei Praxisgründungen man- gelt es den Ärzten oft an der Zeit, sich intensiv um die Einstellung der „richtigen“

Mitarbeiter zu kümmern. Jun- gen Ärzten fehlt zudem die Er- fahrung, um Bewerber richtig einzuschätzen. Eine Alternati- ve ist es, sich für die Personal- findung professionelle Hilfe in die Praxis zu holen. Die Kosten dafür sind oft geringer als jene, die für Fehleinstellungen an- fallen. Der Berater übernimmt das Bewerbungsprozedere,wer- tet Bewerbungsunterlagen aus und führt Vorgespräche. Erst danach kommt es zu einem Ge- spräch zwischen Bewerberin, Berater und Arzt, der die Ent- scheidung fällt.

Die Erwartungshaltung des Arztes an die neue Arzthelferin ist eindeutig:Er sucht nach ei- ner Mitarbeiterin, die ihm hilft, seine Praxisziele zu erreichen.

Dabei sollte sie mit Freude und Motivation bei der Sache sein.

Dazu müssen Arbeitsplatzan- forderungen und Qualifika- tionsprofil weitgehend über- einstimmen. Deshalb klärt ein externer Berater im Gespräch mit dem Arzt zunächst, welche Kompetenzen und Qualifika- tionen notwendig sind, um die freie Stelle optimal auszufüllen.

Dabei wird nicht nur auf das fachliche Wissen geachtet. Das Profil umfasst auch soziale und menschliche Komponen-

ten. Wichtig sind vor allem die

„Musskriterien“: Schlüsselqua- lifikationen,die die Bewerberin auf jeden Fall aufweisen sollte.

Aus diesen Überlegungen wird eine Beschreibung der idealen Bewerberin abgeleitet. Anfor- derungs- und Qualifikations- profil bieten ein Raster, mit dem eine relativ zuverlässige Einschätzung der Bewerberin vorgenommen werden kann – zuerst der Bewerbungsunter- lagen, dann des Menschen, der zum Einstellungsgespräch er- scheint.

Schriftliche Unterlagen las- sen nur eine begrenzte Beurtei- lung eines Menschen zu. Die Frage, ob er ins Team passt, lässt sich kaum beantworten, seine Persönlichkeit nur unzu- reichend einschätzen. Sie wer- fen immerhin ein Licht auf ihn:

Eine nachlässige Bewerbung kann Ausdruck einer entspre- chenden Gesamtpersönlichkeit sein. Allerdings: Die penible Aufbereitung der Unterlagen deutet möglicherweise auf eine unsichere Kandidatin hin. Ent- scheidend ist der Gesamt- eindruck, den die Unterlagen hinterlassen. Besondere Auf- merksamkeit gilt dem Lebens- lauf. Denn ob es sich um einen Lebenslauf ohne Dynamik oder einen mit zahlreichen Ar- beitsplatzwechseln handelt, er- laubt Rückschlüsse. Ein leidi- ges Thema stellen die Arbeits- zeugnisse dar,hat sich hier doch eine „Geheimsprache“ eta- bliert. Der Arzt sollte wissen, was sich hinter den Formulie- rungen verbirgt.

Im Einstellungsgespräch soll- te die Bewerberin möglichst viel von sich erzählen – deshalb leiten externe Berater im Vor- feld des Treffens aus den Anfor- derungen verhaltensrelevante Fragen ab, um die Denk- und Handlungsweise der Bewerbe- rin einschätzen zu können. Ziel ist herauszufinden, wie sich die Bewerberin in konkreten Si-

tuationen verhalten würde: Be- sondere Bedeutung kommt den Fragen zur Leistungsbe- reitschaft,zur beruflichen Moti- vation und den Hobbys zu.

Es empfiehlt sich, zum Ge- sprächsbeginn die Atmosphäre durch Small Talk aufzulockern.

Danach berichtet der Arzt über den Arbeitsplatz und die Arbeitsumgebung. Je mehr die Bewerberin über die Praxis er- fährt, desto größer die Wahr- scheinlichkeit, dass zusammen- findet, was zusammenpasst.

Im Gespräch sollte der Arzt fair bleiben, Respekt zeigen, vorschnelle Kategorisierungen vermeiden, bei Unklarheiten gezielt nachfragen, Tabuberei- che umschiffen und die Be- werberin durch aktives Zu- hören zum Reden bringen.

Außerdem sind Suggestivfra- gen, die eine bestimmte Ant- wort suggerieren, zu vermei- den. Schließlich wird der Be- werberin dezidiert angeboten, ihrerseits Fragen zu stellen.

Das Gespräch endet mit einer Vereinbarung, die den näch- sten Schritt beschreibt.

Bevor sich der Arzt festlegt, sollte die potenzielle neue Mit- arbeiterin in der Praxis zur Pro- be arbeiten, und zwar unter der Aufsicht der Erstkraft. So lässt sich abschätzen, wie es um Pa- tientenorientierung und Team- fähigkeit tatsächlich bestellt ist. Karin und Michael Letter

Personalauswahl

Lohnende Mühe

Foto:Grabowski/photothek

Ellen Paschke, im ver.di-Bundesvorstand für den Fachbe- reich Gesundheit zuständig, kommentiert den Streit über die Tarifpolitik mit dem Marburger Bund in einer Beilage zur ver.di-Zeitschrift PUBLIK folgendermaßen:

Der Marburger Bund, mit dem ver.di ja bekanntermaßen eine Kooperationsvereinbarung für die Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes hat, vermel-

det Gespräche mit der Vereinigung Cockpit e.V. – wohl um von ihr zu ler-

nen, wie man sich aus der Solidargemeinschaft abmeldet.

Nach Auffassung des Marburger Bundes gibt es zurzeit ei- nen Ärztemangel. Den gelte es auszunutzen, um eine bes- sere Bezahlung für die „Leistungsträger“ eines Kranken- hauses auszuhandeln. Dieses würde bei der Deckelung der Personalkosten eindeutig zulasten der anderen Berufs- gruppen gehen. Das wollen wir als ver.di nicht mitmachen.

Wir wollen keine berufsständische Interessenvertretung à la Cockpit. Gesundheitseinrichtungen, insbesondere Krankenhäuser, sind komplexe, hochgradig arbeitsteilig or- ganisierte Einrichtungen. Die dort tätigen Beschäftigten in verschiedenen Berufen sind auf eine intensive Zusammen- arbeit angewiesen. Krankenhäuser sind keine Flugzeuge.

Weder kann der Autopilot eingeschaltet werden, noch gibt es in den Krankenhäusern Cockpits. Kooperation und Kom- munikation mit anderen Berufen sind wesentliche Elemen- te des ärztlichen Berufsalltags. Rigoros durchgesetzte Ein- kommenserhöhungen zulasten der anderen Beschäftigten lassen sich im berufsübergreifenden Team nur schwer rechtfertigen und können das Arbeitskli- ma dauerhaft belasten. Wir halten das gewerkschaftliche Organisationsprinzip

„ein Betrieb – eine Gewerkschaft“ nach wie vor für richtig.

Eine Spaltung in berufsständische Gewerkschaften schwächt die Solidarisierungsmöglichkeiten in den Betrie- ben und nützt nur dem Arbeitgeber. Lokale und regionale Konflikte zwischen ver.di und dem Marburger Bund sollten nicht unnötig zugespitzt, sondern offen thematisiert wer- den. Für gemeinsam geführte Tarifverhandlungen bedarf es klarer Regelungen im Sinne des auf der Bundesebene bestehenden Kooperationsvertrages. Noch besteht die Chance, gemeinsame Wege zu gehen. Allerdings müssen die Diffamierungen der Untergliederungen des Marburger Bundes gegenüber ver.di endlich aufhören. Unsere Schmerzgrenze ist erreicht. Ellen Paschke

Keine Piloten

S T A N D P U N K T

Referenzen

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