Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 1–2|
9. Januar 2012 A 31 Prävalenzen zwischen 2 und 36 %an den Kliniken) angenommen wurden. Eine weitere Kategorie war unter anderem die Bettenzahl der Klinik. Es wurden direkte Kos- ten der Therapie abgeschätzt, aber auch infektionsassoziierte Kosten wie zusätzliche Krankenhaustage.
Die Studie ergab, dass kurzfristig eine vom MRSA-Status unabhängi- ge, topische Dekolonisation die kosteneffektivste Maßnahme wäre:
das Waschen der Patienten mit Chlorhexidin an 5 Folgetagen. Län- gerfristig würden aber bei einer solch ungezielten Maßnahme resis- tente Erreger selektiert, so die For- scher. Diese Strategie sei daher nicht empfehlenswert. Vorzuziehen sei die gezielte Dekolonisation von MRSA-besiedelten Patienten. Bei Kliniken mit MRSA-Prävalenzen unter 5 % sei die unter Kosten-Nut-
zen-Aspekten effektivste Scree- ning-Strategie, alle Patienten bei stationärer Aufnahme auf MRSA zu testen und beim Klinikaufenthalt einmal pro Woche. Dazu eigne sich eine Bakterienkultur. MRSA-posi - tive Patienten sollten isoliert wer- den. Bei hoher MRSA-Prävalenz (> 10 %) ist es am kosteneffektivs- ten, alle Patienten bei stationärer Aufnahme und dann einmal pro Woche mittels PCR auf MRSA zu testen. Die PCR liefere das schnellste Resultat und die rasches- te Möglichkeit, MRSA-positive Pa- tienten von negativen zu unter- scheiden und getrennt zu versorgen.
Fazit: Bei der Prävention und Kon- trolle von MRSA-Infektionen im Krankenhaus ist das Prinzip „Scree- ning und Dekolonisierung“ sinnvoll und kosteneffektiv. „Der Grund ist,
dass der infektionsverursachende MRSA beim selben Patienten zu- nächst im Nasen- und Rachenraum siedelt“, sagt Prof. Dr. med. Alex W. Friedrich, Universität Gronin- gen. „Anders als in den Niederlan- den oder Großbritannien gehen Pa- tienten in Deutschland nach Entlas- sung aus dem Krankenhaus aber zur Weiterbehandlung nicht mehr zu- rück in die Klinik, sondern werden bei einem niedergelassenen Arzt versorgt“. Es müsse also sehr viel mehr sektorenübergreifend gehan- delt werden. Das Prinzip sei eher
„search and follow“.
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
Robotham JV, Graves N, Cookson BD, Barnett AG, et al.: Screening, isolation, and decoloni- sation strategies in the control of meticillin re- sistent Staphylococcus aureus in intensive care units: cost effectiveness evaluation. BMJ 2011; 343: 781.
Nach den Ergebnissen einer Post- hoc-Analyse der SPARCL-Studie (Stroke prevention by aggressive reduction in cholesterol levels) er- höhte sich bei Patienten mit zere- brovaskulären Erkrankungen durch die Behandlung mit Atorvastatin das Risiko für einen hämorrhagi- schen Schlaganfall. Nun wurden al- le hierzu verfügbaren Daten in einer Übersicht bewertet.
In die Metaanalyse wurden ver- öffentlichte und von den Autoren auf Anfrage zur Verfügung gestell- te unpublizierte Daten von 23 ran- domisierten und 19 Beobachtungs- studien mit 248 391 Patienten und 14 784 intrazerebralen Blutungen eingeschlossen. Randomisierte Stu- dien, Kohortenstudien und Fall- kontrollstudien wurden separat analysiert. Aus den randomisier- ten Studien standen 526 518 Pa- tientenjahre mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3,9 Jah- ren zur Verfügung. CSE-Hemmer erhöhten das Risiko für eine intra- zerebrale Blutung nicht (Risiko- verhältnis 1,10; 95-%-Konfidenz- intervall (KI) 0,86–1,41), das ab-
solute Risiko nahm nichtsigni - fikant um 0,027 Prozentpunkte zu. Es gab keinen Hinweis auf ei- nen Publikations-Bias. Auch in den zwölf Kohortenstudien mit 219 459 Patientenjahren und einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3 Jahren ergab sich kein er- höhtes Risiko (0,94; 95-%-KI 0,81–1,10) wie auch in den Fall- kontrollstudien (0,60; 95-%-KI 0,41–0,88). Studiendesign, Patien- tencharakteristika oder das Aus- maß der Cholesterolspiegelsen- kung hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis.
Prof. Dr. med. Dirk Sander, Tut- zing, weist darauf hin, dass bereits frühe epidemiologische Daten aus der Framingham-Studie einen mög- lichen Zusammenhang zwischen dem Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls und niedrigen Cho- lesterolspiegeln nahelegten. Nach- dem in zahlreichen Statin-Studien bei allerdings anderen Zielpopula- tionen eine solche Assoziation nicht gewiesen werden konnte, sei- en die Ergebnisse der SPARCL- Subgruppenanalyse überraschend
gewesen. Die jetzt vorgelegte Me- taanalyse unter Berücksichtigung von Beobachtungsstudien bei zere- brovaskulären Patienten mache deutlich, dass dieses Risiko allen- falls gering sei und der Nutzen ei- ner Therapie mit CSE-Hemmern eindeutig überwiege. Allerdings bleibe kritisch anzumerken, dass die SPARCL-Studie die einzige große Interventionsuntersuchung bei Patienten mit zerebrovaskulä- ren Erkrankungen sei und einen sehr niedrigen LDL-Cholesterol- wert im Therapiearm erreichte, so dass die vorliegende Metaanalyse für diese Zielgruppe nur bedingt neue Ergebnisse liefere.
Fazit: Dieser großen systemati- schen Übersicht zufolge gibt es keine Assoziation zwischen einer Therapie mit CSE-Hemmern und einem erhöhten Risiko für intraze- rebrale Blutungen. Das Risiko ist jedenfalls sehr gering und wird durch den nachgewiesenen kardio- vaskulären Nutzen der CSE-Hem- mer-Therapie aufgewogen.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Hackam DG, et al.: Statins and intracerebral hemorrhage: collaborative systematic review and meta-analysis. Circulation 2011; 124:
2233–42.
ARZNEIMITTELSICHERHEIT DER CSE-HEMMER