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Archiv "Risiko für doppelseitige Infektion erhöht" (10.02.2012)

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114 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 6

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10. Februar 2012

M E D I Z I N

DISKUSSION

Risiko für doppelseitige Infektion erhöht

These: Eine einzeitig beidseitige Gelenkprothesenim- plantation (hier Hüfte und Knie) ist aus theoretischen Gründen zwingend mit einer erhöhten Rate doppelseiti- ger Infektionen belastet.

Beweisführung: Ein abteilungsspezifisches Operati- ons-Infektionsrisiko – sagen wir beispielsweise 5/1 000 – bei TEP-Implantation (Hüfte und Knie) bedeutet, dass auch bei einer einzeitig beidseitigen Operation dieses In- fektionsrisiko nur bestenfalls gegeben ist (wenn nicht so- gar ein höheres, was hier zu vernachlässigen ist). Wenn man weiter annimmt, dass im Falle einer Infektion beide Operationsfelder betroffen sein können – die vorliegende Arbeit liefert zu diesem Aspekt keine Informationen – dann kann das Risiko der doppelseitigen Infektion 5/1 000 betragen, wenn alle Infektionen immer beidsei- tig auftreten oder zum Beispiel 5/10 000, wenn nur jede 10. Infektion doppelseitig ist.

Bei einer zweizeitigen Operation (OP-Abstand meh- rere Wochen) ist das Risiko pro Eingriff 5/1 000. Beide Eingriffe zusammen haben dann ein Infektionsrisiko von 2 × 5/1 000 = 10/1 000, dass eine Infektion eines Gelenkes auftreten kann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich beim zweizeitigen Vorgehen (OP-Abstand mehrere Wochen) beide Gelen- ke sich infizieren, ist 5/1 000 × 5/1 000 = 25/1 Mio.

Um diese doch erheblich von einander abweichen- den Operationsrisiken besser gewichten zu können, wä- re es erforderlich, detaillierte Angaben über den beid- seitigen Anteil des Auftretens von Infektionen in der Gruppe der einzeitig operierten Patienten zu erhalten.

Unabhängig davon arbeitet das statistische Gesetz des Zufalls bei einzeitig beidseitiger Gelenkprothesen- implantation gegen den Chirurgen, was mich persön- lich davon abhält, einem Patienten dieses Verfahren zu empfehlen.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0114a

LITERATUR

1. Pfeil J, Höhle P, Rehbein P: Bilateral endoprosthetic total hip or knee arthroplasty. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(27): 463–8.

Dr. med. Wolfgang Herzberg Unfallchirurgie und Orthopädie ASKLEPIOS Westklinikum Hamburg herzberg@gmx.de

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Schlusswort

Die Sicherheit für den Patienten bei operativen Ein- griffen hat in der Entscheidungsbildung, welche Me- thodik angewandt wird, Priorität. Erfreulicherweise sind perioperative Komplikationen in der Hüften - doprothetik selten. Dies erschwert evidenzbasierte Aussagen zu treffen, in der Risikoabwägung vom Simultanersatz gegenüber dem zweimal einseitigen Vorgehen. So sahen wir bei keiner in den letzten fünf Jahren durchgeführten Simultanversorgungen am Hüftgelenk ( n = 77) eine Gelenkinfektion, Luxa- tion oder ein klinisch feststellbares thromboembo - lisches Ereignis.

Wie im Artikel dargestellt konnten auch in Metaana- lysen keine statistsch signifikanten Unterschiede ge- funden werden bezüglich der genannten Risiken (1).

Das zweimal einseitige Vorgehen birgt aber auch für den Patienten zweimal die Gefahr eine thromboemboli- sche Komplikation zu erleiden.

Wichtig erscheint das Ergebnis der Analyse aller kniendoprothetischen Versorgungen der USA in den Jahren 1998 bis 2006, dass das Morbiditätsrisiko und Letalitätsrisiko ansteigen wenn während eines stationä- ren Aufenthaltes zeitversetzt die zweite Operation durchgeführt wird. Deshalb sollte diese Vorgehenswei- se nicht gewählt werden (2).

In unserer Beurteilung ist der einzige Nachteil für den Patienten in der höheren Transfusionshäufigkeit zu sehen. So wurden in unserer prospektiven Studie (mit jeweils 30 Patienten) bei vier Patienten mit Simultaner- satz aber nur bei zwei Patienten bei einseitiger Operati- on eine Fremdblutgabe durchgeführt. Bedenkt man aber, dass bei einer bilateralen Coxarthrose und zwei- mal einseitigem Vorgehen dann zweimal die Transfusi- onsnotwendigkeit gegeben sein kann, ist auch dieser Nachteil nicht mehr gegeben.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0114b

LITERATUR

1. Peak EL, Hozack WJ, Sharkey PF, Parvizi J, Rothman RH: One-stage bilateral total joint arthroplasty: a prospective, comparative study of total hip and total knee replacement. Orthopedics 2008; 31: 131.

2. Memtsoudis SG, Ma Y, González Della Valle A, et al.: Perioperative outcomes after unilateral and bilateral total knee arthroplasty. Anes- thesiology 2009; 111: 1206–16.

3. Pfeil J, Höhle P, Rehbein P: Bilateral endoprosthetic total hip or knee arthroplasty. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(27): 463–8.

Prof. Dr. med Joachim Pfeil St. Josefs-Hospital Wiesbaden pfeiljo@joho.de

Interessenkonflikt

Prof. Pfeil hält zwei Patente bezüglich der externen Knochenfixation. Er erhält Lizenzgebühren von den Firmen Mathys und Smith and Nephew für Hüftendo- prothesen. Prof. Pfeil ist im Advisory Board der Firma Boehringer Ingelheim.

Prof. Pfeil erhielt Reise- und Übernachtungskosten von der Firma Smith und Netphen.

zu dem Beitrag

Bilateraler endoprothetischer Ersatz am Hüft- oder Kniegelenk

von Prof. Dr. med. Joachim Pfeil, Dr. med. Philip Höhle, Dr. med. Philipp Rehbein in Heft 27/2011

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