M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 10½½½½8. März 2002 AA655
Neue Therapien
Die intestinale Flora stellt bei den chronisch entzündlichen Darmerkran- kungen einen wichtigen Faktor in der immunvermittelten Gewebeschädi- gung dar. Deshalb wird der therapeu- tische Nutzen von Probiotika bei der Behandlung von chronisch entzündli- chen Darmerkrankungen in verschie- denen Studien geprüft. Die Wirksam- keit von Probiotika bei der Rezidiv- prophylaxe der Colitis ulcerosa konn- te mittlerweile belegt werden, wäh- rend die klinischen Studien zum the- rapeutischen Nutzen von Probiotika bei der Behandlung des Morbus Crohn zurzeit noch nicht abgeschlos- sen sind.
In einer randomisierten Doppel- blindstudie bewirkte der gegen den Tumornekrosefaktor-agerichtete, hu-
manisierte monoklonale Antikörper CDP 571 im Vergleich zu einem Place- bo bei einem wesentlich größeren Anteil der Patienten mit einem akti- ven Morbus Crohn eine Besserung der klinischen Symptome sowie einen Verschluss der Fisteln. Nach 24 Wo- chen war jedoch zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unter- schied in den klinischen Symptomen mehr feststellbar. Bei 24 Patienten mit einem gegenüber Corticosteroiden re- fraktären Morbus Crohn führte die einmalige Infusion von Infliximab bei 88 Prozent der Patienten zu einer Remission. Die überwiegende Mehr- heit dieser Patienten erlitt allerdings im Verlauf von vier Monaten ein Rezi- div.
Im Rahmen einer kanadischen ran- domisierten Doppelblindstudie mit 76 Patienten mit einem Morbus Crohn,
bei denen unter der Behandlung mit hochdosiertem Methotrexat eine Re- mission erreicht worden war, führte die Erhaltungstherapie mit niedriger dosiertem Methotrexat im Vergleich zu einem Placebo zu einer Reduktion des Rezidivrisikos um 26 Prozent.
Darüber hinaus ergab eine französi- sche Studie, dass sich Methotrexat auch für die Langzeittherapie des Morbus Crohn bewährt, wobei insbe- sondere Patienten, die gegenüber Azathioprin resistent sind oder diesen Wirkstoff nicht vertragen, einen Nut- zen aus der Behandlung mit Metho- trexat ziehen.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Michael Fried Abteilung DIM/Gastroenterologie Universitätsspital Zürich Rämistraße 100 CH-8091 Zürich
Nach experimenteller Vorarbeit ist es einem schwedischen Transplantati- onsteam aus Lund gelungen, eine Lun- gentransplantation von einem herzto- ten Spender durchzuführen. Diese Transplantationsform war im Gegen- satz zur Organentnahme bei hirntoten Spendern aufgrund der gefürchteten Empfindlichkeit des Lungengewebes auf eine länger andauernde Ischämie bislang nicht durchgeführt worden.
Da jedoch die Nachfrage nach Orga- nen die Zahl der hirntoten Spender bei weitem übersteigt, sind Anstren- gungen, die Zahl der potenziellen Spender durch Erweiterung der Ein- schlusskriterien zur Organspende zu erhöhen, wie bereits erfolgreich bei der Nierentransplantation geschehen, unternommen worden.
Im beschriebenen Fall war 65 Minu- ten nach Todesfeststellung mit einer intrapleuralen Kühlung der Lunge be-
gonnen worden, nach drei Stunden konnten die Organentnahme und die Transplantation vorgenommen wer- den. Die Lungenfunktion war bereits fünf Minuten nach Beginn der Reper- fusion exzellent und wies auch fünf Monate nach Transplantation zufrie- denstellende Resultate auf. acc Steen S et al.: Transplantation of lungs from a non- heart-beating donor. Lancet 2001; 357: 825–829.
Prof. S. Steen, Heart-Lung Division, University Hospital of Lund, S-22185 Lund, Schweden.
Lungentransplantation von herztoten Spendern
Referiert
Der Erste, der auf die antibakterielle Wirkung von Zwiebeln und Knob- lauch hinwies, war Louis Pasteur. Kno- blauch weist ein breites antibiotisches Spektrum gegenüber grampositiven und gramnegativen Bakterien auf. Ro- her Knoblauchsaft ist wirksam gegen
pathogene Darmkeime, die für Durch- fallerkrankungen verantwortlich zu machen sind, selbst wenn es sich um antibiotikaresistente Stämme handelt.
Die Autoren spekulieren darüber, ob Knoblauch nicht auch gegen Heli- cobacter pylori eingesetzt werden kann, da die Inzidenz des Magenkarzi- noms in Populationen, die große Men- gen Knoblauch zu sich nehmen, deut- lich niedriger liegt. Zumindest im Rea- genzglas-Versuch konnten die Auto- ren zeigen, dass Knoblauchextrakt in niedriger Konzentration gegen Helico- bacter pylori wirksam ist. Allerdings muss noch in klinischen Studien ge- klärt werden, ob Knoblauch zur Eradi- kationsbehandlung gegenüber H. py- lori eingesetzt werden kann. w Sivam GP: Protection against Helicobacter pylori and other bacterial infections by garlic. N Nutr 2001; 131:
1106–1108 (S).
Dr. G. P. Sivam, Research Institute, Bastyr University, Kenmore, WA 98028, USA.
Bakterien mögen keinen Knoblauch
Referiert