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Archiv "Pankreatitis bei Morbus Crohn" (16.12.1983)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen Gott und Mensch

7. (3.) Wir müssen

keine Götter sein — auch nicht in unseren Entscheidungen Ich habe am Anfang von den uns aufgegebenen Problemen ge- sprochen, die uns die Naivität des guten Samariters geraubt haben und uns zwingen, wie Gott zu ent- scheiden, was gut und was böse ist. Ich versuchte dann unter 2. an Jesus aufzuzeigen, wie Gott für ihn gerade dadurch charakteri- siert ist, daß er in keiner Weise vergewaltigen, sondern für jeden einzelnen, seine Nöte und seine Möglichkeiten offen sein will. Das schloß, drittens, ein, daß wir auch frei werden können vom Zwang einer unter allen Umständen zu leistenden rein medizinischen Heilung zu einer Sicht, die den Patienten nicht nur als Körper, sondern als Menschen sehen kann (genauso wie umgekehrt der Pfarrer zu lernen hat, nicht nur die Seele, sondern den ganzen Men- schen zu sehen). Das führte zur al- les bestimmenden Frage: Wer entscheidet letztlich, was gut und was böse ist? Davon deutete ich unter 4. einiges an und wies auf jenes Grundvertrauen Jesu hin, der in jedem Fall sehr hellhörig war für das jetzt gerade notwen- dig zu Tuende. Das war gegen Mißverständnisse einmal dahin zu präzisieren, daß körperliche Hei- lung zwar nicht alles ist, aber et- was sehr Wesentliches und Gott- gewolltes, und daß dies etwas vom Glanz und von der Würde an sich trägt, die wir mit dem Wort

„Heil" verbinden. So bekommt auch die geringste, alltägliche Handreichung ihren Sinn, und wir werden dankbar sein für ärztliche Praxis und darüber froh werden.

Das hieß dann, sechstens, eben- so, daß Erfolg und Mißerfolg nicht letztlich bei uns liegen. So dürfen wir akzeptieren lernen, was uns und unseren Patienten gegeben oder nicht gegeben ist.

Zum Schluß möchte ich etwas sa- gen, was mir selbst entscheidend ist und wovon ich Jahr um Jahr lebe.

Wir müssen Entscheidungen, auch schwere Entscheidungen, treffen. Die Flucht hilft nichts, we- der die Flucht in Willkür noch die Flucht in die Gesetzlichkeit. Eine Menschlichkeit, wie sie bei Jesus gelebt worden ist, versteht einer- seits Leben und Sterben als uns Gegebenes und ist damit vor Will- kür geschützt, sieht aber anderer- seits den uns gegenüberstehen- den Menschen mit Gottes Augen, seinen Leib und seine Seele und das, was beide nötig haben, und ist damit vor Gesetzlichkeit ge- schützt. Wenn das auch nur eini- germaßen für uns gilt, dann wer- den die Entscheidungen, denen wir nicht ausweichen können, uns nicht mehr zu Boden drücken.

Wir müssen ja keine Götter sein, die alle Not beseitigen können und immer genau wissen, was gut und was böse ist. Wir müssen uns dem über Adam und Eva ausge- sprochenen Fluch nicht freiwillig unterwerfen. Wir dürfen Men- schen werden, die nicht wie Gott sein wollen, die tun, was sie kön- nen, und sich mit ganzem Ernst um die rechte Entscheidung mü- hen, weil sie nicht von vornherein wissen, was gut und was böse ist, die dann aber auch wissen, daß die letzte Verantwortung nicht bei ihnen liegt. Kierkegaard soll bei solchen Entscheidungen etwa fol- gendes gebetet haben: „Herr, so entscheide ich mich jetzt. Wenn es die falsche Entscheidung ist, dann führe Du sie noch besser hinaus, als wenn ich richtig ent- schieden hätte." Wenn wir das Bescheidwissen und das Richten über unsere Patienten und Mit- menschen aufgegeben haben, dann dürfen wir es auch uns selbst gegenüber tun und aus dem Wissen um ein letztes Ange- nommensein heraus im tiefsten Sinne froh leben. Wenn Gott in Je- sus so menschlich geworden ist, daß er nicht mehr auf uns herun- terschaut, auf alle sichtbaren Tri- umphe verzichtet und gerade so zum Herrn über alles wird, dann müssen auch wir nicht zum Gott heranwachsen, sondern dürfen Menschen bleiben und immer

mehr werden und gerade so unser Leben gewinnen.

Im Lutherjahr 1983 ist es darum angemessen, mit einem Luther- wort zu schließen: „Wir sollen Menschen und nicht Gott sein.

Das ist die Summa; es wird doch nicht anders" (Weimarer Ausgabe B 5, 415, 43-46, nach E. Jüngel, Entsprechungen, München 1980, S. 192 zitiert).

(Nach einem Festvortrag anläßlich der 27. Internationalen Ärztlichen Fortbildungstagung Bodensee in Schaffhausen am 1. Mai 1983; die Wiedergabe erfolgt mit freund- licher Genehmigung parallel zur Schweizerischen Ärztezeitung Nr.

51/1983 und zur Österreichischen Ärztezeitung vom 25. 12. 1983).

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Dr. theol. h. c.

Eduard Schweizer Weingartenstraße 19 CH-8708 Männedorf

Skelette erzählen ..

Eine Ausstellung im Westfäli- schen Museum für Archäologie in Münster (Westfalen) zeigt bis zum 15. Januar 1984 Menschen des frühen Mittelalters im Spie- gel der Anthropologie und Medi- zin. In interdisziplinärer Zusam- menarbeit haben der Tübinger Anthropologe Dr. Alfred Czar- netzki, die prähistorische Ar- chäologin Dr. Rotraud Wolf aus Stuttgart und der Arzt Dr. Chri- stian Uhlig vom Katharinenhospi- tal in Stuttgart die Idee realisiert, die Vergangenheit nicht nur nach kulturellen Hinterlassen- schaften zu durchforschen, son- dern in frühmittelalterlichen Grä- berfeldern das Eigentliche, näm- lich die Skelette, zum Hauptge- genstand ihrer Forschungen zu machen. Das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT wird in einer späteren Ausgabe näher auf die Ausstel- lung eingehen. DÄ

70 Heft 50 vom 16. Dezember 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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