M E D I Z I N
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A1756 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 24⏐⏐17. Juni 2005
Lediglich sieben Prozent der Studienteil- nehmer mit einem Prostatakarzinom vom nach morphologischen Kriterien ab- geleiteten Gleason-Score 2 bis 4 (hoch differenziert) starben innerhalb der dar- auf folgenden 20 Jahre an diesem Tumor;
bei Gleason-Score 5 (Gleason Score 5 bis 7: mäßig differenziert) waren es 14 Pro- zent. Dies berichten Albertsen und Mit- arbeiter vom University of Connecticut Health Center (1).
An der populationsbasierten Kohor- tenstudie nahmen 767 Männer teil, bei denen zwischen 1971 und 1984 Prostata- krebs diagnostiziert wurde. Die Behand- lung der durchschnittlich 69 Jahre alten Männer beschränkte sich entweder auf die Beobachtung des Krankheitsverlaufs oder auf einen Androgenentzug. Die Pa- tienten wurden 24 Jahre lang (Median) beobachtet. Von den 767 Patienten der Kohorte waren am Studienende 29 Pro- zent am Prostatakarzinom und 61 Pro- zent aus anderen Gründen gestorben.
Bei vier Prozent war die Todesursache unbekannt. Sechs Prozent lebten noch.
Die auf den Prostatakrebs zurückzu- führende Mortalität betrug 33 pro 1 000 Personenjahre während der ersten 15 Jahre und lag danach bei 18 pro 1 000 Personenjahren. Nach der Adjustierung hinsichtlich der Tumorstadien war die
Mortalitätsrate in den beiden Nachbeob- achtungsperioden nicht mehr signifikant verschieden. Bei einem Gleason-Score von 2 bis 4 erfassten die Forscher sechs Todesfälle pro 1 000 Personenjahren, bei Gleason-Score 8 bis 10 (gering differen- ziertes Karzinom) waren 121 Tote zu be- klagen. Intermediäre Befunde (Gleason- Score 5 oder 6) waren mit entsprechen- den Überlebensraten verbunden.
Albertsen und Kollegen folgern, dass sich die Progressionsrate nach 15 Jahren nicht erhöht und Männer mit niedriggra- digem Tumor auch nach 20 Jahren ein ge- ringes Progressionsrisiko haben, wenn der Tumor lediglich beobachtet oder ein Androgenentzug vorgenommen wurde.
Gann und Han, Chicago, kommentie- ren die Ergebnisse etwas zurückhalten- der (2). So seien 33 Prozent der Tumoren (n = 256) mit einem Gleason-Score von 5 oder weniger eingestuft worden. Solche Befunde ergeben sich oft bei Operatio- nen aufgrund von benigner Prostatahy- perplasie. Diese Eingriffe sind heute nicht mehr so häufig.
Andererseits haben Tumoren,die durch ein PSA-Screening entdeckt werden, oft einen höheren Malignitätsgrad. Hieraus folgern Gann und Han, dass niedriggradi- ge Tumoren in der Studie im Vergleich zur heutigen Situation überrepräsentiert sei-
en. Ferner könnten aufgrund der häufigen Komorbidität und dem hohen Durch- schnittsalter in der Kohorte mehr Patien- ten aus anderen Gründen als dem Prosta- takarzinom gestorben sein. me 1. Albertsen PC, Hanley JA, Fine J: 20-year outcomes follo- wing conservative management of clinically localized prostate cancer. JAMA 2005; 293: 2095–2101; Dr. Peter C.
Albertsen, Division of Urology, University of Connecticut Health Center, 263 Farmington Ave, Farmington, CT 06030- 3955, USA, E-Mail: albertsen@nso.uchc.edu
2. Gann PH, Han M:The natural history of clinically localized prostate cancer. JAMA 2005; 293: 2149–2151. Dr. Peter H.
Gann, Northwestern University Medical School, 680 N Lake Shore Drive, Suite 1102, Chicago, IL 60611, USA, E-Mail:
pgann@northwestern.edu.
Intervention bei niedriggradigem Prostatakarzinom nicht notwendig?
Referiert
Etwa 300 000 Menschen müssen jährlich in den USA wegen einer Ulkusblutung stationär aufgenommen werden. Die Au- toren berichten über die Kosten-Nutzen- Analyse einer intravenösen PPI-Thera- pie nach endoskopischer Blutstillung.
Zugrunde gelegt wurde eine dreitägige Behandlung mit 80 mg Pantoprazol in- nerhalb von zwölf Stunden nach erfolg- reicher endoskopischer Blutstillung, ge- folgt von 8 mg pro Stunde für drei Tage.
Die PPI-Therapie wurde anschließend oral fortgeführt. Aufgrund der Literatur- daten kommen die Autoren zu einer Re- zidivblutungsrate von 5,9 Prozent unter PPI-Therapie im Vergleich zu 22,9 Pro- zent, wenn auf eine PPI-Therapie ver- zichtet wurde. Die Krankenhauskosten wurden mit 7 993 US-Dollar berechnet, wenn es zu keiner Rezidivblutung kam und mit 11 802 US-Dollar, wenn eine Re- zidivblutung auftrat. Für die USA und Kanada wird eine dreitägige PPI-Thera- pie empfohlen. Dies spart Kosten und ist effektiver ist als eine alleinige endoskopi- sche Behandlung der Blutungsquelle. w Barkun A N, Herba K, Adam V et al.: High-dose intravenous proton pump inhibition following endoscopic therapy in the acute management of patients with bleeding peptic ulcers in the USA and Canada: a cost-effectiveness analysis. Ali- ment Pharmacol Ther 2004; 19: 591–600.
Dr. A. N. Barkun, Division of Gastroenterology, The McGill University Health Centre, Montréal General Hospital Site, 1650 Cedar Avenue, Montréal, Québec, H3G 1A5, Kanada, E-Mail: alan.barkun@muhc.mcgill.ca
Maßnahmen bei akuter Ulkusblutung
Autologe Stammzelltransplantation bei Morbus Crohn
Nach wie vor steht eine kurative Thera- pieoption für den Morbus Crohn nicht zur Verfügung; Mesalazin, Metronida- zol, Quinolonantibiotika, Corticostero- ide, 6-Mercaptopurin,Azathioprin, Me- thotrexat, Ciclosporin, Tacrolimus, Cy- clophosphamid und Infliximab gelten als wirksame Medikamente mit unter- schiedlichem Indikationsspektrum.
Die Autoren berichten über eine Phase-1-Studie an zwölf Patienten mit therapieresistentem Morbus Crohn, bei denen eine autologe Stammzelltrans- plantation zur Induktion einer Remissi-
on versucht wurde. Bei elf von zwölf Pa- tienten ließ sich eine anhaltende Re- mission (CDAI < 150) erreichen, die im Mittel 18,5 Monate anhielt. Einer ran- domisierten Studie wird es vorbehalten bleiben, die Effizienz dieses Therapie- zugangs zu bestätigen. w Oyama Y, Craig RM, Traynor AE et al.: Autologous hemato- poietic stem cell transplantation in patients with refractory Crohn's diseases. Gastroenterology 2005; 128: 552–563.
Dr. Y. Oyama, Division of Immuntherapy, Feinberg School of Medicine, Northwestern University, 750 North Lakeshore Drive, Suite 649, Chicago, Illinois 60611, USA.
E-Mail: y-oyama@northwestern.edu