Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Nachmittags üben!
Frühsport ist weniger effektvoll als Training am frühen oder spä- ten Nachmittag. Das Optimum des Trainingseffektes erreicht man gegen 17.00 Uhr, das Mini- mum etwa um 9.00 Uhr morgens (Dr. H. Baier, Grote-Institut für Physiotherapie und Rehabilita- tion, Bad Berleburg). Ursachen für dieses Phänomen sind der zir- kadiane Rhythmus der Kreislauf- ökonomie und die unterschiedli- che Reagibilität des autonomen Nervensystems. — Baier hat im- merhin 64 gesunde junge Männer vier Wochen lang täglich zu ver- schiedenen Zeiten zwischen 6.00 und 20.00 Uhr am Ergometer üben lassen. Indikator für den Trainingseffekt war die Arbeits- leistung, auf die mit 130 Puls- schlägen pro Minute reagiert wurde.
(XIV. Internationale Konferenz der Society für Chronobiologie, Juli 1979, Hannover)
Digitaliskontrolle im Speichel
Noch besser als Blutspiegelun- tersuchungen scheint sich die Magnesiumbestimmung im Spei- chel als Parameter für das Aus- maß einer tatsächlichen Digitalis- medikation zu eignen (Professor Dr. H. J. Gilfrich, II. Medizinische Universitätsklinik Mainz). Der Magnesiumspiegel im Speichel ist nicht im akuten Digitalisver- such erhöht, sondern nur bei Langzeittherapie, die Magne- siumkonzentration im Speichel muß allerdings mit der Atomab- sorption bestimmt werden. Bei Digitalistherapie ohne klinische Intoxikationssymptome liegt der Mg-Spiegel im Speichel bei 1,15
± 0,7 mval/1, bei einer nicht be- handelten Kontrollgruppe nur bei 0,3 ± 0,1 mval/l. Patienten mit gesicherter klinischer Intoxika- tion weisen im Mittel einen Mg- Spiegel im Speichel von 2,21 ± 1,3 mval/1 auf. In fraglichen Fäl-
len fand sich eine Konzentration zwischen „Digitalisnormalwer- ten" und Intoxikationsbefunden,
im Vergleich zu den Digitalisnor- malwerten jedoch signifikant hö- her. Das Magnesium im Speichel ist offenbar ein besserer Parame- ter für Digitalisintoxikationen als die K- oder Ca-Konzentration (Gilfrich).
(85. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, April 1979, Wiesbaden)
Immunstimulation bei Polyarthritis
Man geht heute davon aus, daß bei Autoaggressionsprozessen, wie zum Beispiel der chroni- schen Polyarthritis, das Gleich- gewicht der Helfer- und Suppres- sor-T-Lymphozyten zuungunsten der Suppressor-Zellen verscho- ben ist. Die Helfer-T-Lymphozy- ten überwiegen in der entzündli- chen Immunreaktion und halten den Prozeß progrddient in Gang.
Mit lmmunsuppression versucht man, die T-Lymphozytenpopula- tion zu unterdrücken und damit auch die Helfer-Zellen. — Neuer- dings wird aber auch versucht, die Suppressor-T-Zellen mehr oder weniger selektiv durch Le- vamisol zu stimulieren. Diese Im- munstimulation ist bei chroni- scher Polyarthritis nach den bisherigen Therapieexperimen- ten durchaus geeignet, Erkran- kungsschübe auszuheilen, das sogar bei inzwischen anderwei- tig therapieresistent gewordenen Patienten. Es handelt sich wegen teilweise gravierender Nebenwir- kungen allerdings noch nicht um eine Routinemaßnahme, sondern nach wie vor um ein klinisches therapeutisches Experiment (Dr.
G. Tausch, II. Medizinische Abtei- lung im Krankenhaus der Stadt Wien in Wien Lainz; Dr. H. Mie- lants, Dept. Rheumatology, Uni- versitätskrankenhaus Gent/Bel- gien).
(IX. Europäischer Kongreß für Rheumato- logie, September 1979, Wiesbaden)
Lithium gegen Viren
Dem von der Depressionsprophy- laxe her bekannten Lithium, das bei manischen Phasen auch the- rapeutisch eingesetzt wird, sagt man neuerdings auch virostati- sche Effekte nach (Dr. G. R. B.
Skinner, Deptm. of Medical Mi- crobiology, Medical School, Uni- versity of Birmingham/G. B.). Vor allem die Replikation des Herpes- Virus, aber auch die anderer Des- oxyribonukleinsäure-Viren, wird durch Lithium deutlich gehemmt, das in Dosen, die die Replikation der Körperzellen nicht beein- trächtigen. Nicht gehemmt wer- den Influenza-Viren und die Erre- ger der Enzephalomyokarditis.
Wie Lithium im einzelnen wirkt, ist derzeit noch offen.
(Tagung des European Association Against Virus Deseases, September 1979, Mün- chen)
Morbus Crohn bei Kindern
Die Häufigkeitszunahme des Morbus Crohn, die in den letzten Jahren aus aller Welt berichtet wird, betrifft ganz überwiegend Kinder und Jugendliche. Es han- delt sich dabei um eine chroni- sche, in Schüben verlaufende, idiopathische Entzündung des Magen-Darm-Kanals. Auch bei Kindern kann jeder Abschnitt des Gastrointestinaltraktes befallen sein. Frühdiagnose: Röntgen, Rektoskopie, Koloskopie, Biop- sie. Die Frühdiagnose ist bei Kin- dern deshalb so wichtig, weil sie ein normales Wachstum und re- gelrechte Geschlechtsreife errei- chen müssen. Deshalb nicht nur Entzündungshemmung, sondern auch einen guten Ernährungszu- stand aufrechterhalten und Man- gelsituationen beherrschen (Dr.
H. K. Harms, Kinderklinik der Uni- versität München). WP
(76. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, September 1979, Karlsruhe)
3112 Heft 47 vom 22. November 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT