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also aromatisch-erdig oder ein biß- chen schweflig, erst bei stärkerem Zerfall ammoniakalisch. - Mit Hil- fe der Nase kann man also in der Praxis den Verdacht auf ein ent- stehendes Leberkoma so frühzeitg erheben, daß der Patient rechtzei- tig in die Klinik kommt. ln der Frühphase eines Leberkomas kann der Kliniker nämlich am erfolg- reichsten therapieren. WP
(4. Internationales Kissinger Kolloquium, April 1976, Bad Kissingen)
Depot-Vasopressin bei
Diabetes insipidus
Viele Kranke mit Diabetes mslpl- dus gibt es nicht. Deshalb spre- chen sich therapeutische Fort- schritte nur langsam herum. Aber auch die Patienten, die nach thera- peutischer Hypophysektomie we- gen Adiuretinmangels an Diabetes insipidus leiden, dürfen dabei nicht vergessen werden. Die bisherige Substitutionstherapie wirkte nur kurzfristig und war nicht frei von Nebenwirkungen. - Diese Situa- tion wurde durch die Einführung ei- nes synthetischen Depot-Vasopres- sins entscheidend verbessert (Pro- fessor Dr. K. lrmscher, 2. Medizini- sche Universitätsklinik Düsseldorf;
Dr. D. Schrader, 2. Medizinische Universitätsklinik Hamburg). Mit 1-
Desamino-8-D-Arginin-Vasopres- sin (Handelsname Minirin®) erzielt man bei zentralem Diabetes insipi- dus einen Depot-Effekt und braucht nur ein- bis zweimal am Tage eine kleine Dosis intranasal zu applizieren. Der Effekt ist bei idiopathischem und familiärem Dia- betes insipidus ebenso gut wie bei geschädigtem Hypothalamus-Hypo- physensystem (Tumoren, Entzün- dungen, posttraumatisch und nach Hypophysektomie). Keine Wirkung entfaltet Minirin bei der seltenen renalen Form des Diabetes insipi- dus und natürlich auch nicht bei psychogener Polydipsie. Nebenwir- kungen treten nicht auf, vor allem keine Blutdrucksteigerungen. WP
(82. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1976, Wiesbaden)
Makropartikel-Biopsie
Je größer das Substratstück bei einer Biopsie, desto leichter tut sich der Histologe. Die Schleim- hautstücke, die mit endoskopi- schen Biopsieverfahren faßbar sind, sind sehr verschieden groß (Dr. E.
Frimberger, München, Städtisches Krankenhaus Neu Perlach):
.,.. Elektroschlinge: 1320 mg .,.. Makrozange: 40 mg .,.. Mikrozange: 4 mg
Bei Schlingenbiospie besteht leicht die Gefahr, daß das entnommene Stück verlorengeht Das ist bei der Makrozange nicht der Fall. Die Zange reicht aber nicht immer aus.
Die Schlingenbiopsie ist indes ge- nauso risikoarm wie die Makro- zange. Nekrosen nach Makrobiop- sie heilen innerhalb von zwei bis
drei Wochen ab. WP
(IX. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie, März 1976, München)
Die Angst beim Sterben
Die Angst beim Sterben ist offen- bar geringer, als von gesunden Menschen allgemein angenommen wird; denn diese haben selbst - vor allem in jüngeren Jahren - viel mehr Angst vor dem Tode (Dr. med. L. Witzel, Medizinische Universitätsklinik, CH-3008 Bern).
Tage und Wochen vor dem Tode wird die Angst freilich noch deut- lich von den meist an Stärke zu- nehmenden Beschwerden geprägt, besonders bei Kranken mit respira- torischer Insuffizienz. Dabei waren Patienten mit festem oder gar kei- nem Glauben weniger ängstlich, jüngere ängstlicher als ältere Kran- ke. Die Festigkeit des religiösen Glaubens nahm mit Verschlechte- rung der Krankheit zu. - Auch Wit- zel beobachtete die jedem alten Arzt, der noch am Sterbebett zu verweilen pflegte, geläufige Tatsa- che, daß viele Patienten kurz vor
1878 Heft 28 vom 8. Juli 1976 DEUTSCHES ARZTEBLATr
dem Tode noch einmal ein Aufflak- kern von Lebensimpulsen erken- nen lassen. Das ist gerade wegen der inneren Gelöstheit, die ein Un- erfahrener gelegentlich mit einer wundersamen Befundverbesserung verwechselt, eine letzte Chance für ein intimes Abschiedsgespräch mit den nächsten Angehörigen - oder mit dem ausharrenden Arzt. WP
(82. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1976, Wiesbaden)
Energiestoffwechsel nach Herzinfarkt
Der Herzmuskelanteil, der bei ei- nem akuten Infarkt nicht betroffen ist, wird sofort mechanisch stärker belastet. Die Energie für diese Mehrarbeit muß durch vermehrte Aktivität der Mitochondrien ge- deckt werden, deren Sauerstoffbe- darf erheblich ansteigt (Dr. D. W.
Sack, I. Medizinische Klinik der Technischen Universität München).
Offenbar ist die kompensatorische Funktion des Restmyokards des- halb besonders anfällig .für eventu- ellen eigenen SauerstoffmangeL WP
(42. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung, April 1976, Bad Nau- heim)
Rezidivprophylaxe bei Morbus Crohn
Die postoperative Gabe von Azulfi- dine senkt offenbar die Rezidivquo- te deutlich (Prof. Dr. med. K. Ewe, I. Medizinische Universitätsklinik Mainz). Soviel ist zumindest aus dem vorläufigen Zwischenergebnis einer in Mainz laufenden Doppel- blindstudie zu entnehmen. Das Krankengut ist für eine endgültige Aussage allerdings noch zu klein:
Bei 34 Patienten, 6 Rezidive in der Placebo - und nur 1 Rezidiv in der Azulfidinegruppe. WP
(82. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1976, Wiesbaden)