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Archiv "Immer mehr Umweltdelikte werden aufgedeckt" (17.11.1988)

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Registrierte Straftaten gegen die Umwelt in der Bundesrepublik Deutschland

7507 3784 Eid

2321

-

, A t

1973 1977 1983 1987

1311

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Verunreinigung Umweltge- Unerlaubtes Luftverun- von Gewässern fabrdencle Betreiben von reinigungen

Abfallbeseitigung Anlagen

CONDOR 05188

Immer mehr Umweltdelikte werden aufgedeckt 17930

4

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Mit dem Strom gegen Atom

„Schwimmender Ärztekongreß"

über Gefahren des nuklearen Krieges

Wenn 280 Ärzte-Delegierte ein Symposium statt in der ansonsten angemessenen Kongreßhalle auf zwei Schiffen veranstalten, die vier Tage lang den Rhein hinunter fah- ren, so ruft das auch Spötter auf den Plan: Auf diese Weise solle wohl si- chergestellt werden, hieß es, daß kein Teilnehmer heimlich bei Vor- trägen und Arbeitskreisen das Weite sucht.

Doch der ungewöhnliche Ta- gungsort war von einer ebenso unge- wöhnlichen Organisation mit Be- dacht gewählt worden. Die „In- ternationalen Arzte für die Verhü- tung des Atomkrieges" (englisch:

IPPNW) nutzten die völkerverbin- dende Symbolik des Flusses für ihr IV. Europäisches Symposium mit Abordnungen aus 23 europäischen Staaten. An den Stationsorten Ba- sel, Straßburg, Bonn und Rotterdam unterbrachen die Ärzte ihre Reise, um mit Empfängen und Veranstal- tungen für ihre Sache zu werben.

Die Quintessenz formulierte der französische Delegierte Dr. Jacques Mongnet: „So wie Arzte aus Europa dem majestätischen Lauf des Rheins während unseres Symposiums fol- gen, richten wir eine Botschaft des Friedens und der Gesundheitsfür- sorge an die Menschen, die an sei- nen Ufern und weiter davon entfernt leben."

Mit ihrer spektakulären Aktion (zum Beiprogramm gehörte ein Ca- ravan-Korso entlang des Rhein- ufers) stieß die Ärzte-Organisation vielerorts auf offene Ohren: Seit ihr 1985 der Friedensnobelpreis verlie- hen wurde, ist die 1981 von Bernard Lown (USA) und Jewgeni Tschasow (UdSSR) gegründete IPPNW mit — nach eigenen Angaben — weltweit 200 000 Mitgliedern in 67 Staaten in Ost und West salonfähig geworden.

Auf ihrer Schiffahrt unter dem Motto „Europa, unser gemeinsames Haus — Sicherheit ohne Atomwaf- fen" blieben die Europäer diesmal konsequent unter sich: Amerikani-

sche und sowjetische Delegierte wa- ren nicht eingeladen. Dafür kamen Ärztevertreter aus den meisten Staa- ten Westeuropas und fast aller Ost- blockländer, darunter auch der DDR.

Der Frankfurter Klinikchef Pro- fessor Dr. Ulrich Gottstein, Mitbe- gründer und Vorstandsmitglied der bundesdeutschen IPPNW-Sektion, stellt Veränderungen in der Haltung der Ostblock-Kollegen fest: „Gor- batschows Neues Denken macht sich langsam auch in der DDR breit".

Östliches Umdenken registrierte Gottstein besonders im Arbeitskreis

„Zivile Verteidigung", einem von acht Workshops, die auf den Schif- fen abgehalten wurden. So sei ihm von DDR-Kollegen zugesichert wor- den, daß das berüchtigte „Triagie- ren bis Stufe vier" (Aussondern schwerst Strahlenverbrannter durch den Arzt) in der DDR für den Ver- teidigungsfall nicht mehr eingeplant werde. Im Westen wird das Triage- Konzept seit langem von der IPPNW als „unärztlich" abgelehnt.

Inhaltliche Vielfalt regierte die Arbeitskreise an Bord: Nicht nur ärztliche Standardthemen wie Nied- rig-Dosis-Strahlung oder der neue WHO-Report wurden angeschnit- ten. Da gab es auch „Interview- und Rednertraining" und Diskussionen über Problemkreise wie Ökologie oder Dritte Welt. Für Gottstein ist dies keine inflationäre Erweiterung der IPPNW-Arbeit: „Wir werden weder die Vereinten Nationen noch eine Umweltpartei". Zusammen- hänge zwischen Armut oder man- gelndem Umweltschutz und Rü- stungsausgaben beträfen jedoch auch das ärztliche Ethos, meint der Frankfurter Arzt: „Bei uns zum Bei- spiel hat der Verteidigungsminister einen hundertmal größeren Etat als der Umweltminister."

Solche publikumswirksamen Aspekte sowie hochkarätige Gast- redner sorgten an vielen Orten für Aufsehen, wenn „die Ärzte" ka-

men. In der Bundeshauptstadt war die Godesberger Stadthalle über- füllt, als unter Leitung der WDR- Journalistin Carmen Thomas IPPNW-Mitglied Karl Bonhoeffer, Friedensforscher Alfred Mechters- heimer, CSSR-Botschafter Dusan Spacil, Egon Bahr (SPD) und Carl Lahmers (CDU) Fragen der Zuhö- rer und Delegierten beantworteten.

Neue Argumente gab es zwar nicht, immerhin aber entlockte die hart- näckige Journalistin den Herren Bahr, Lahmers, Spacil und ausge- rechnet Mechtersheimer das Ge- ständnis, schon einmal die eigenen Kinder geschlagen zu haben. Selbst- verständlich übten alle Entlarvten sofort heftige Selbstkritik — dem Frieden zuliebe.

Zur Bonner Veranstaltung wa- ren die Ärzte-Schiffe früher einge- troffen als geplant. Der Aufenthalt in Straßburg hatte verkürzt werden müssen: Wegen Militärmanövern auf dem Rhein mußten die Schiffe weiter, bevor eine Pontonbrücke den Weg versperrte. OD

Im vergangenen Jahr wurden fast 18 000 Straftaten gegen die Umwelt registriert, mehr als doppelt so viele wie 1983. Die Zu- nahme der bekanntgewordenen Fälle ist in erster Linie auf stärkere Kontrollen und auf die gewachsene Anzeigebereitschaft der Bevölkerung zurückzuführen. Nach wie vor dürften jedoch noch viele Umwelt- delikte unentdeckt bleiben. Der Schwer- punkt der aufgedeckten Straftaten lag auch 1987 bei den Gewässerverunreini- gungen.

Dt. Ärztebl. 85, Heft 46, 17. November 1988 (21) A-3225

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