• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Dr. Ernst-Eberhard Weinhold: Maßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigungen" (20.05.1983)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Dr. Ernst-Eberhard Weinhold: Maßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigungen" (20.05.1983)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Information:

Bericht und Meinung KBV-Vertreterversammlung

Dr. Ernst-Eberhard Weinhold:

Maßnahmen der

Kassenärztlichen Vereinigungen

nur die Zahl der niedergelassenen Ärzte isoliert betrachtet werden, sondern auch Merkmale ihrer Tä- tigkeit, wie zum Beispiel eine un- terdurchschnittliche Fallzahl. Man könnte auch an eine zusammen- fassende Betrachtung mehrerer Planungsbereiche denken. Ferner könnte oder müßte man die etwai- gen medizinischen Gründe für ei- nen höheren Versorgungsgrad mit Kassenärzten untersuchen kön- nen. Sollte in einem bestimmten Bereich die Sperrung weiterer Zu- lassungen für notwendig gehalten werden, so müßte man die Situa- tion regelmäßig überprüfen, etwa alle sechs Monate, und man müßte auch Ausnahmeregelungen für Härtefälle schaffen, insbesondere für den Fall, daß ein Kassenarzt eine bestehende Praxis in einem zeitweise gesperrten Bezirk einem Nachfolger übergeben will.

Ein solches Planungssystem könnte für jeden Arzt, der die per- sönlichen Eignungsvoraussetzun- gen erfüllt, die uneingeschränkte Zulassung zur kassenärztlichen Tätigkeit weiterhin erhalten und lediglich die Wahl des Ortes der Niederlassung beschränken. Aller- dings warnte Bösche auch vor zu großen Hoffnungen auf eine sofor- tige Wirkung eines solchen Instru- mentariums: „Ärzteschwemme kann nicht dort zurückgedrängt werden, wo der Arzt als Endpro- dukt seiner Aus- und Weiterbil- dung in das Berufsleben drängt."

Immerhin hätte ein solches System sicher auch indirekte Wirkungen:

Junge Ärzte würden frühzeitiger er- kennen, in welchen Fachgebieten sie die größten Aussichten haben, und dies könnte sich auf die Rela- tion zwischen Allgemeinärzten und Ärzten anderer Gebiete günstig auswirken. Auch wäre mit Rückwir- kungen auf die Studienplatzwün- sche der Abiturienten zu rechnen.

Jedenfalls sei es zumutbar, die Vor- stellungen junger Ärzte in gewis- sem Umfang hinter der Forderung zurücktreten zu lassen, daß ärztli- che Leistungskapazität dort einge- setzt wird, wo sie der Bevölkerung am besten dient. gb

Die beispielhafte Synthese zwi- schen persönlicher Patientenver- sorgung und hoher sozialer Si- cherheit, die 95 Prozent der Bevöl- kerung in der ambulanten Versor- gung durch Kassenärzte genie- ßen, ist auch ein Resultat der ärzt- lichen Mitwirkung am Aufbau un- serer Gesundheits- und Sozialpoli- tik. Dabei hat sich immer wieder gezeigt, daß die Freiräume der Selbstverwaltung gegen Maßnah- men des Gesetzgebers, die nur sehr schwer reversibel sind, abge- sichert werden müssen. Ein hohes Potential arbeitsloser Ärzte könnte leicht zum Entstehen konkurrie- render Versorgungssysteme füh- ren, die dann mit Hilfe staatlicher Subventionierung die freiprakti- zierenden Ärzte unter wirtschaftli- chen Druck setzen und ver- drängen.

Aus all diesen Gründen müssen, wie Dr. Ernst-Eberhard Weinhold, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, aus- führte, Probleme der kassenärztli- chen Versorgung möglichst in ei- gener Regie bewältigt werden.

Oberster Grundsatz muß dabei stets die Forderung nach Qualität sein; diese Forderung darf sich nicht nur auf das technische und medizinische Instrumentarium, sondern muß sich ebenso auf die Qualifikation des Arztes in freier Praxis beziehen, die mindestens genau so hoch zu sein hat wie die eines im stationären Bereich selb- ständig und eigenverantwortlich tätigen Arztes.

Diese Überlegungen stellte Dr.

Weinhold an den Anfang seines Referates über die Frage, was die kassenärztliche Selbstverwaltung selbst tun kann, um mit dem Pro- blem einer Überzahl von Ärzten in der kassenärztlichen Versorgung fertig zu werden. Ansatzpunkte

hierfür sah Dr. Weinhold vor allem in der kassenärztlichen Struktur- politik und in den Bemühungen um die Weiterentwicklung der kas- senärztlichen Versorgung.

Unter den strukturpolitischen In- itiativen nannte Dr. Weinhold als erstes die Niederlassungsbera- tung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen. Wenn sie Honorar- entwicklungen, Fallzahlen, Le- bensalter, die medizinischen Ent- wicklungen in den verschiedenen Gebieten und Rentabilitätsüberle- gungen berücksichtigt, so kann sie dazu beitragen, einen zuneh- menden Andrang niederlassungs- williger Ärzte in eine Strukturver- besserung des Versorgungssy- stems umzusetzen.

Förderung

der Allgemeinmedizin

Als weiteren Schwerpunkt der Strukturpolitik der KVen nannte Weinhold die Förderung der Allge- meinmedizin in Ausbildung, Wei- terbildung und bei der Niederlas- sung. Hier muß man versuchen, der Entwicklung der letzten Zeit entgegenzusteuern, die dazu ge- führt hat, daß sich die Zahl der Kassenärzte, die ein Spezialgebiet der Medizin vertreten, gegenüber denen auf dem allgemeinmedizini- schen Tätigkeitsfeld überpropor- tional erhöht hat. Diese Tendenz bedroht die haus- und familien- ärztliche Versorgung, führt zu De- fiziten in der Patientenführung und auch zu wirtschaftlichen Kon- sequenzen.

Breiten Raum räumte Dr. Wein- hold der Kooperation von Kassen- ärzten in ihren verschiedenen For- men und den Vorteilen und Risi- ken ein. Von der ökonomischen Seite her seien nämlich Zusam- 32 Heft 20 vom 20. Mai 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung KBV-Vertreterversammlung

menschlüsse verlockend, jedoch entstehen Gefahren für die Durch- sichtigkeit der Verantwortung, die Kontinuität der Patientenführung und die menschlichen Aspekte der Beziehung zwischen Patient und Arzt — also gerade in den Berei- chen, welche die große Stärke der bisher gewohnten kassenärztli- chen Versorgung durch den ein- zelnen Arzt ausmachen. Man müs- se daher bei allen Formen von So- zietäten und ihrer Förderung dar- auf achten, daß immer für alle Be- teiligten und insbesondere für die Patienten die Vorteile überwiegen.

Hierfür sei besonders gut geeignet die Partnerpraxis zu zweit.

Gemeinsam investieren

Die Kassenärztlichen Vereinigun- gen können sich, wie Weinhold es formulierte, bei der beratenden und gegebenenfalls finanziell för- dernden Hilfestellung von Sozietä- ten als Katalysator bewähren. Dies gilt auch für Gemeinschaftsinve- stitionen und Übernahmepartner- schaften: „Den älteren Ärzten den Abschied aus dem Berufsleben zu erleichtern, ist ein wesentliches Stück Gegenwarts- und Zukunfts- bewältigung für unseren Berufs- stand", sagte Weinhold.

Die Weiterentwicklung der Kas- senärztlichen Versorgung muß un- ter der Devise stehen „so viel am- bulant wie möglich, so viel statio- när wie nötig". Diese Forderung ist ursprünglich aus der Notwen- digkeit entstanden, eine Entla- stung des immer teurer werden- den Krankenhaussektors zu errei- chen. Die Dynamik des medizini- schen und technischen Fort- schritts wird an die Krankenhaus- medizin weiterhin steigende An- sprüche stellen, und dafür können Kapazitäten freigesetzt werden, wenn andere Aufgaben aus der Diagnostik und Therapie durch Ärzte in freier Praxis übernommen werden. Insofern hilft der Grund- satz „so viel ambulant wie mög- lich" beiden Sektoren.

Weitere Schritte im Ausbau der Leistungsfähigkeit der kassenärzt-

lichen Versorgung können Schwerpunktpraxen oder Praxis- kliniken für spezielle Arbeitsge- biete sein, beispielsweise Rheu- makranke oder onkologisch Kran- ke; ferner nannte Dr. Weinhold den Ausbau der Notdienstorgani- sation, bei dem Koordinations- mängel und Verantwortlichkeits- überschneidungen abgebaut wer- den müssen, sowie schließlich die Gesundheitsberatung, die nach der bisherigen gesetzlichen Kon- zeption nicht Bestandteil der kas-

Ernst-Eberhard Weinhold

senärztlichen Versorgung sein konnte, es aber werden könnte und sollte.

Alle diese Möglichkeiten bedeuten nicht, daß in der ambulanten kas- senärztlichen Versorgung „jede Menge Ärzte Arbeit und Brot fin- den" können; wenn jedoch vor al- lem der Staat die Rahmenbedin- gungen wieder in Ordnung bringt, so haben die Selbstverwaltungen der Kassenärzte immerhin eine Palette von Möglichkeiten, kolle- giale Solidarität auch den jungen Ärzten entgegenzubringen, die morgen und übermorgen die Ver- sorgung der Bevölkerung unter wirtschaftlich nicht gerade glän- zenden Aussichten sicherzustel- len haben. gb

Engagierte kontroverse Diskussion

Bestandsaufnahme, Analyse und Diagnose der drei nach einzelnen Problemkomplexen strukturierten Kurzreferate hatten zweifellos da- zu beigetragen, die engagierten Diskussionsbeiträge auf einige neuralgische Punkte zu konzen- trieren.

Professor Horst Bourmer, Köln, bescheinigte den Referenten, die aktuelle Problemlage zielsicher er- kannt zu haben. Lösungswege aufzuzeigen und politisch durch- zusetzen, sei indes unvergleich- lich schwerer. Die steigende Zahl heranwachsender Ärzte, die infol- ge einer verfehlten Bildungspolitik allenorts beklagten Qualitätsver- minderungen, die erheblichen Realeinkommenseinbußen der Heilberufe und das Diktat der lee- ren Kassen forderten von der Ge- samtärzteschaft wohlüberlegte In- itiativen und gewiß auch Solidari- tätsopfer, ehe der Staat mit bra- chialer Gewalt eingreife. Professor Bourmer: „Wir können es uns nicht leisten, daß künftig eine gan- ze Generation von Ärzten vor der Tür steht und dauerhaft arbeitslos ist. Dies wäre nicht nur ein Pro- blem für die Kammern in ihrer Für- sorgepflicht für alle approbierten Ärzte, sondern sicherlich auch ein Treibsatz für den ganzen Berufs- stand." Ein bloßes „Closed Shop- Denken" wäre völlig fehl am Platz.

Und Dr. Kaspar Roos, Köln, sekun- dierte: Sämtliche Vorschläge sei es eine zu ändernde Zulassungs- ordnung, eine verbesserte Ausbil- dungsordnung, eine möglicher- weise zu realisierende Praxispha- se oder Pflichtassistentenzeit, ei- ne spezielle Referendariatszeit oder andere Möglichkeiten, um praktische Erfahrung zu sammeln

— sollten sorgfältig daraufhin über- prüft werden, ob sie die seit Jah- ren von der Ärzteschaft verfochte- nen Grundsätze der freien Nieder- Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 20 vom 20. Mai 1983 37

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das Durchschnittsalter der rat- suchenden Ärzte wird mit 35 Jahren angegeben (das durchschnittliche Niederlassungsalter für Fachärzte liegt bei rund 37, für

Neben dem Gehalt haben einige Kassenärztliche Vereinigungen eine Dienstwagenregelung, nach der die Vorstände zur Unterstützung ihrer Arbeit Anspruch auf Gestellung eines

Dass die Anpassungen einen Beigeschmack haben, weil sichere Daten als Grund- lage noch fehlen, ließ er allerdings auch durchblicken: „Eine endgül- tige Bilanz werden wir erst im

Muschallik: Wenn das Prinzip der sozial verpflichteten und sozial gebundenen Selbstgestaltung der eigenen Verhältnisse und Belange nicht mehr funktionieren würde, wenn

Für Vertragsärzte, die außer in ihrer Arztpraxis auch in einer oder mehreren Teilberufsausübungsgemeinschaften tätig sind, wird ein gesamtes Regelleistungsvolumen für die vom

Allerdings gab Fiedler sehr zu be- denken, ob auf dem Wege der in- stitutionalisierten Erbringung die- ser Leistungen über kurz oder lang eine weitere Säule der ge-

Kassenärztliche Vorstandsfunktion Grund- Variable Umfang der Dienstwagen Übergangsregelung nach in der gesetzl. berufsständische Zuschuss zur vertragl. Regelungen für den Fall

´ TabelleCC´ Veröffentlichung der Höhe der Vorstandsvergütung einschließlich Nebenleistungen (Jahresbeträge) und der wesentlichen Versorgungsregelungen der