DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
M
al wieder so eine Sen- dung „Woran krankt das Gesundheitswesen?", wie wir sie schon hundertmal gesehen haben („Im Brenn- punkt", Bayerischer Rundfunk für die ARD, Wolf Feller, am Abend nach der Sitzung der Konzertierten Aktion).„Kranksein ist teuer" lautet der erste, bedeutungsschwer ge- sprochene Satz des einleiten- den Films — Donnerwetter, wel- che Erkenntnis!
D
anach spult die Sache nach gewohntem Muster ab. Die drei Sparten Pharma, Ärz- te, Krankenhaus lassen sich graphisch und filmisch gut dar- stellen. Je ein Repräsentant sitzt im Bonner Studio (Profes- sor Dr. Hans Rüdiger Vogel vom Pharma-Bundesverband;Dr. Eckart Fiedler von der KBV;
Prälat Peter Buchholz von der Krankenhausgesellschaft). Da- zu der Bundesarbeitsminister, aber der kommt zweimal dran, weil er halt der Minister ist.
Was lernt nun ein ganz norma- ler Bürger und Krankenversi- cherter aus einer solchen Sen- dung? Er hört und sieht: Es gibt sehr viele Arzneimittel. In der Bundesrepublik sind viele da- von teurer als anderswo in Eu- ropa (das stimmt sicher alles, aber was nützt das Oberflä-
Abgespult
chenwissen dem Versicher- ten?). — Zwei Ärzte sprechen im Film über den steigenden wirt- schaftlichen Druck, unter dem das Vertrauen der Patienten bereits leidet. Wenn die Ärz- teschwemme mal kommt, wird dieser Druck auf die Kassen- ärzte noch wachsen (auch das stimmt, aber was soll der Versi- cherte mit solchem Wissen an- fangen?). — Im Film wird ein ek-
latantes, ganz und gar nicht ty- pisches Beispiel dafür gezeigt, daß es zu viele Krankenhaus- betten gibt (was soll der Versi- cherte denn davon halten?). — Kernspintomographen kosten pro Stück vier Millionen DM.
Bis die Krankenhäuser dafür einmal die nötigen — öffent- lichen — Mittel bewilligt be- kommen, stehen sie schon in den Praxen der niedergelasse- nen Ärzte und kommen somit dort den Patienten viel schnel- ler zugute. Diesen Eindruck wollte der Prälat bestimmt nicht erzielen, aber die vorge- sehene Sendezeit ist eben wichtiger als jedes noch nicht ausgesprochene Argument.
V
ierzig Minuten Sendezeit wurden „ausgewogen" ge- füllt; drei hochkarätige Sachverständige und ein leib- haftiger Bundesminister haben 40 Minuten im Studio sitzen (schwitzen?) müssen. Weiß der Versicherte nun, ob und woran etwa das Gesundheitswesen wirklich krankt? gbInhaltsverzeichnis
Aktuelle Politik
Den Tierschutz nicht über den
Schutz kranker Menschen stellen .. ... 3637 Kontroversen um die geplante Novellierung
des Tierschutzgesetzes Kurzberichte
Vier Millionen für Transparenzmodell .... 3638 Zahnärzte:
Komfortleistungen ausgrenzen! 3643 Weltärztebund fordert
bessere Ausbildung 3644
Weihnachts-Spendenaufruf
Ärze helfen Ärzten 3639
Nachrichten
Aus Bund und Ländern: Transplantation — in neuen Dimensionen denken — Umfassen-
49
de betriebsärztliche Versorgung — Mit Großdruck leichter lesen — Ärztekammern Westfalen-Lippe und Nordrhein zur Versor- gung der Hinterbliebenen — Mehr Personal für psychisch Kranke — Jetzt 4003 Gemein- schaftspraxen in der Bundesrepublik — Ausland: Bei Bagatellfällen nur noch Gene- rics — Ohnmächtiges Ministerium — Ärzte brauchen mehr Fortbildung — Rezeptge- bühren in Neuseeland 3640, 3641
Der Kommentar
Arzt ohne Titel und Kittel 3642
Dr. med. Horst Hagen
Tagungsbericht
MB-Motto: Konflikt zwischen
den Generationen ausschließen 3645 Marburger Bund stellt Forderungen
für die künftige „Praktikumsphase"
Dr. rer. pol. Harald Clade
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 49 vom 5. Dezember 1984 (1) 3621