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Archiv "Organisationsprobleme der ärztlichen Krankenversorgung" (21.11.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze •Notizen

Die Struktur der Inneren Klinik ba- siert auf dem Konzept des Grün- dungsausschusses der Universität Ulm, wie es im „Bericht des Grün- dungsausschusses über eine Medi- zinisch-Naturwissenschaftliche Hochschule in Ulm" (Juli 1965) nie- dergelegt ist. Eines der wesentli- chen Ziele ist die Wahrung der Ein- heit der Inneren Medizin als Lehr- und Forschungsfach, bei gleichzei- tiger Schaffung von optimalen Be- handlungsmöglichkeiten für die Kranken, unter den Gesichtspunk-

THEMEN DER ZEIT

ten der modernen spezialistischen Möglichkeiten. Dies drückt sich un- ter anderem darin aus, daß alle Pa- tienten auf allgemeinen internisti- schen Krankenstationen (Kranken- stationen mit jeweils durchschnitt- lich 18 Betten; Streubreite 15 bis 23) betreut werden. Die ärztliche Verantwortung liegt bei vier Chef- ärzten, die zusammen mit Oberärz- ten und Assistenten jeweils die Stationen betreuen. Jede Station ist im allgemeinen mit einem Sta- tionsarzt und einem Zweitarzt oder Beratung bei Schwangerschaft

oder gar ungesichert und mögli- cherweise in sechs Monaten oder früher wieder schwanger. Zusätz- lich geht sie das Risiko ein, sich physisch und vor allem psychisch erheblich zu belasten und zu scha- den. Das beweisen Gespräche mit Frauen, die beraten wurden, den- noch abtreiben ließen und dann hinterher meine Hilfe erneut such- ten, weil sie den Abbruch ganz einfach nicht verkrafteten:

Eine 32jährige Frau mit zwei Kin- dern hatte einen notorischen Po- tator zum Ehemann. Er schwänger- te sie zweimal gegen ihren Willen, um sie von einer Ehescheidung ab- zubringen. Er glaubte, durch die Schwangerschaften die Ehefrau so sehr an sich zu binden, daß sie ohne ihn nicht existieren könne.

Die Patientin ließ beide Schwan- gerschaften abtreiben und sich dann scheiden. Nach zwei Jahren lernte sie einen Mann kennen, der sie liebte und den sie heiraten wollte. Doch vor ihrer Vereheli- chung ging sie zum Gynäkologen, um sich bestätigen zu lassen, daß sie trotz der Abtreibungen noch Kinder haben könne. Sie sagte wörtlich, als ich mich mit ihr über das psychische Problem des Schwangerschaftsabbruchs unter- hielt: „Ich will in jedem Falle wie- der zwei Kinder zur Welt bringen, um einen Ausgleich zu schaffen für die beiden Kinder, denen ich das Leben genommen habe. Ob das wohl so ohne weiteres möglich ist?" Die in den Gesetzesentwürfen vorgesehene „Beratung" könnte in dieser Art und Zielsetzung — zu- sammen mit Arzt und Frauenarzt und den sozialen Einrichtungen, die allerdings mehr Hilfe von staatlicher Seite erforderlich ma- chen, bis jetzt sind es fast aus- schließlich nur die Einrichtungen der beiden christlichen Kirchen, die schnell und tatkräftig zur Seite stehen — eine positive Reform des ärztlichen Verfahrens bei unge- wollter Schwangerschaft bringen.

Anschrift der Verfasserin:

Dr. Maria Simon Diplom-Psychologin 87 Würzburg

Josef-Schneider-Straße 4

Organisationsprobleme der ärztlichen Krankenversorgung

Dargestellt am Beispiel einer Medizinischen Universitätsklinik

Versuch einer Arbeitsmessung ärztlicher Tätigkeit im Krankenhaus

Heinrich Erdmann, Heinz-Günther Overrath, Wolfgang Adam und Thure von Uexküll

Neben einer technisch aufwendigen Krankenversorgung hat der Arzt einer Universitätsklinik Verpflichtungen in Forschung und Lehre.

Trotz Versuchen zur Rationalisierung, insbesondere von Laborun- tersuchungen und Befunddokumentation, nehmen durch die fort- schreitende Spezialisierung und Differenzierung in Diagnostik und Therapie technische und organisatorische Aufgaben immer mehr Zeit in Anspruch. In zunehmendem Maße werden Spezialisten tätig.

Dies führt, neben organisatorischen Schwierigkeiten, auch zu Kom- munikationsproblemen. Die Tätigkeit des Stationsarztes wird zuneh- mend auch durch nicht spezifisch ärztliche Arbeiten in Anspruch genommen und die Zeit für persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient im Interesse eines reibungslosen Stationsbetriebes immer mehr reduziert. Die Ursachen dafür genauer zu erfassen und wenn möglich, zu quantifizieren, war Ziel der vorliegenden Untersuchung.

Sie wurde als hausinterne Bestandsaufnahme am Department für Innere Medizin des Zentrums für Innere Medizin und Kinderheilkun- de der Universität Ulm durchgeführt. Das Department für Innere Medizin hat 263 Betten (ohne Intensivpflegestation, Aufnahmesta- tion und Dialyse, die hier nicht berücksichtigt wurden).

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 47 vom 21. November 1974 3421

(2)

Tabelle 1: „Ideal-Zeitplan" — Theoretischer Arbeitszeitaufwand bei idealem Arbeitsablauf ohne Reibungs- verlust, d. h. ohne Berücksichtigung des Zeitverlustes, der durch Organisationsmängel oder durch nicht im engeren Sinne ärztliche Arbeiten entsteht, bei einer internistischen Allgemeinstation mit durchschnittlich 18 Betten, bei durchschnittlich 7 Neuaufnahmen und 2 Todesfällen pro Woche (= Basiswert).

geschätzte Zeit in Minuten pro Tag:

Arbeitsvorgang: Streubreite

aller Stat.

Basiswert 1. Blutentnahmen, i.v. Spritzen, Anlegen v. Infusionen, Kurzinformation durch die

Schwester

2. Klinikbesprechung mit Röntgendemonstration • 3. Abholen d. Post und d. Arztbriefe zur Korrektur 4. Arztbriefkorrektur

5. Entlassung d. Pat. mit Kurzbrief oder Verlegung von Patienten 6. Visite

7. Eingriffe wie: Pleurapunktionen, Lumbalpunktionen, Knochenmarkpunktionen, Anla- gen v. Intrakathetern usw.

8. Neuaufnahmen (etwa 7 pro Woche = ä 1 Stunde) 9. Schreiben der Arztbriefe

10. Fallabnahme durch den Oberarzt

11. Tägliche Kontrolle der Laborwerte, Unterschreiben von Röntgenscheinen usw.

12. Gespräche mit Angehörigen 13. Gespräche mit Schwestern 14. Akute Zwischenfälle

15. Gemeinsame Stationsbesprechung des Stationsarztes, Zweitarztes und Med. Ass.

Insgesamt an einem Arbeitstag:

476 Min. an 5 Arbeitstagen = 2 380 Min. = 39,6 Stunden Feste Veranstaltungen

40 Min./pro Tag 30 Min./pro Tag 10 Min./pro Tag 15 Min./pro Tag 15 Min./pro Tag 90 Min./pro Tag 20 Min./pro Tag 84 Min./pro Tag 42 Min./pro Tag 30 Min./pro Tag 20 Min./pro Tag 20 Min./pro Tag 15 Min./pro Tag 30 Min./pro Tag 15 Min./pro Tag

30— 60 30— 45 10— 15 15— 20 15— 30 80-180 10— 30 65-108 42— 60 10— 30 20— 30 20— 40 15— 40 20— 60 10— 45 476 Min./pro Tag

geschätzte Zeit (pro Woche) Art der Veranstaltungen

16.

(a) klinische Demonstration

(b) pathologisch-histologische Konferenz (c) Seminare usw

17. Weiterbildung:

(a) aktuelle Fortbildung (Literaturstudium a. Hd. komplizierter Fälle = täglich 1/2 Stunde)

(b) Weiterbildung im Rahmen der Facharztausbildung (z. B.: praktische und theoretische EKG-Fort- bildung, Gastroenterologie, Hämatologie usw.)

(c) Teilnahme an Endoskopien, Bronchoskopien u. ä

(d) Horizontalvisiten: Besprechung mit dem jeweiligen Konsiliarius der Abteilung oder Sektion bei komplizierten Krankheitsfällen

18. Spezialkonsilien und Teilnahme bei Obduktionen 19. Telefongespräche (nach Unterlagen der REFA-Studie):

(a) organisatorischer Natur: = täglich 7,2 Minuten (b) ärztlicher Natur: = täglich 6,9 Minuten insgesamt pro Woche:

4 Stunden 21/2 Std.

2 1/2 Std.

1 1/2 Std.

1,75 Std.

0,75 Std.

1,2 Std.

insgesamt an 5 Arbeitstagen 14,2 Stunden

Arbeitszeit am Samstag und Sonntag: geschätzte Zeit in Minuten

Arbeitsvorgang: Streubreite

aller Stat.

Basiswert 20. Arbeitsvorgang am Samstag:

(a) Blutentnahmen, i.v-Spritzen, Anlegen v. Infusionen, Kurzinformation b. d. Schwester (b) Stationsbesprechung

(c) Abholen der Post und Arztbriefe (d) Arztbriefkorrektur

(e) Visite

(f) Eingriffe wie: Pleura-, Lumbalpunktionen usw (g) Neuaufnahmen und Entlassungen

(h) Gespräche mit Schwestern (i) akute Zwischenfälle insgesamt

40 Min.

20 Min.

10 Min.

15 Min.

90 Min.

15 Min.

45 Min.

15 Min.

20 Min.

20-40 10-30 10 15 60-90 10-30 15-75 10-30 10-30 270 Min.

4,5 Std. *) 21. Arbeitszeit am Sonntag:

Die Arbeitszeit des Sonntagarztes besteht in der Verabreichung von i.v.-Spritzen, Legen von Infusionen und Visite auf 2 Stationen.

Gesamtdauer: ca. 3 Stunden für 2 Stationen — dies ergibt für 1 Station pro Woche = 1,5 Std. *) Die Zeit für einen geregelten Stationsbetrieb bei idealem Stationsablauf ohne zeitlichen Reibungsverlust, jedoch unter Berücksichtigung der Facharztausbildung und Fortbildung, beträgt insgesamt 59,8 Stunden

(Streubreite aller Stationen: 59,8 bis 73,0 Stunden).

*) Die kürzeren Zeiten am Wochenende ergeben sich dadurch, daß die Stationen außerhalb der Dienstzeiten des Stationsarztes durch Bereit- schaftsdienstärzte versorgt werden.

(3)

geschätzte Zeit in Std.

(pro Woche) Arbeitsvorgang:

Basiswert Streubreite aller Stat.

1. - Nicht vermeidbare Reibungsverluste:

(a) z. B. ablaufbedingte Wartezeiten, Wegzeiten außerh. d. Stationen (Wegzeit z. Holen d.

Post u. d. Arztbriefe, s. Tabelle I usw., ist hier nicht berücksichtigt) täglich 41,8 Minuten/

wöchentlich =

(b) Für Verlegungen von Patienten in Altersheime, Stellen von Kuranträgen, Gutachten für Altersheime usw. =

2. - zum Teil vermeidbare Reibungsverluste:

(a) Beschaffung von Befunden aus Spezialabteilungen (z. B. zur Beurteilung einer akuten Situation benötigte Rö.-Filme)

(b) Zur Klärung von unklaren oder unglaubhaften Untersuchungsergebnissen (z. B. Laborwerte)

(c) Zeitaufwand für Überwachung ärztlicher Anordnungen oder Aufklärung von Fehllei- stungen

= 3,8 Std.

= 0,75 Std.

= 2,5 Std.

= 1,0 Std.

= 2,5 Std.

3 -4,5 Std.

0,75-1 Std.

1,5-2,5 Std.

1,0-2,0 Std.

2,0-2,5 Std.

= 10,55 Std.

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Tabelle 2: Real-Zeitplan - Der tatsächlich erforderliche Arbeitsaufwand unter Berücksichtigung des zeitlichen Reibungsverlustes. (Die hier aufgeführten Zeiten sind größten Teils Ergebnisse einer REFA-Studie)

Aus der Summe der reinen Arbeitszeit sowie des Reibungsverlustes ergibt sich somit ein wöchentlicher Zeitaufwand pro Station (und zwar unabhängig davon, wieviele Ärzte diese Arbeit durchführen) von 70,35 Stunden (Streubreite auf allen Sta- tionen: 70,35 bis 83,5 Stunden).

Aus der Summe der Arbeitszeiten aller 14 Stationen läßt sich eine Gesamtarbeitszeit errechnen von:

(a) - ohne Reibungsverlust = 872,2 Stunden pro Woche und (b) - mit Reibungsverlust = 1016,2 Stunden pro Woche

Die Arbeitszeit des einzelnen Arztes pro Woche läßt sich aber nicht dadurch ermitteln, daß die Gesamtarbeitszeit durch die Zahl der tätigen Ärzte (auf 14 Stationen 28 Ärzte) geteilt wird, da ein großer Teil der Arbeitszeit nicht oder nicht ohne weiteres teilbar ist. Dies wird am Beispiel der Visite besonders deutlich. Des weiteren ist der Ausbildungsstand eines Zweitarztes auf der Station von Bedeutung.

Med izinalassistenten besetzt (so- genannte „vertikale Krankenbe- treuung").

Außer einer Infektionsstation und der bereits erwähnten Intensivpfle- gestation und Dialyse hat das Haus keine Spezialstationen. Die Betreu- ung der Patienten durch Speziali- sten der zehn Fachabteilungen = beziehungsweise Sektionen erfolgt konsiliarisch. Abteilungen und Sek- tionen haben keine eigenen Betten.

Sie sind zum Konsiliardienst ver- pflichtet (sogenannte „horizontale Krankenbetreuung").

Methodik und Ergebnisse

Es wurde zunächst versucht, mit Hilfe einer REFA-Studie durch Selbstaufschreibung vom Stations- arzt die ärztliche Tätigkeit auf der Station zu beschreiben und ihren Zeitaufwand zu messen. Die Studie wurde über mehrere Wochen durchgeführt. Neben der mangeln- den Objektivität einer Selbstauf- zeichnung waren die Ergebnisse durch zum Teil lückenhafte Auf- zeichnungen insbesondere wegen

der ständigen Inanspruchnahme des Stationsarztes unbefriedigend.

Auch der Versuch, diese Werte durch Außenbeobachtung (J. Sieg- rist, U. Kneer und H. H. Raspe — 1971) zu ergänzen, brachte keine Lösung. Die Ergebnisse zeigten zu wenig Übereinstimmung und waren für unsere Fragestellungen nur zum Teil verwertbar. Wir entschlos- sen uns daher zu diesem Vorgehen:

Sämtliche im Zusammenhang mit der Krankenbetreuung stehenden Arbeiten, die in der Regel in den ärztlichen Aufgabenbereich fallen, wurden in logische Einheiten zu- sammengefaßt und der hierfür er- forderliche Zeitaufwand in mehre- ren gemeinsamen Besprechungen mit den Ärzten von vier Stationen (zwei Männer- und zwei Frauensta- tionen) geschätzt. Es blieb hierbei unberücksichtigt, ob die Arbeit von einem oder von mehreren Ärzten durchgeführt wird. In der Folgezeit wurden diese Werte durch Selbst- beobachtung korrigiert beziehungs- weise ergänzt. Wir gingen hierbei von der hypothetischen Annahme aus, daß sämtliche Arbeiten auf

Station nur von einem Arzt durch- geführt werden. Die so erhaltenen Zeitwerte wurden tabellarisch er- faßt (= „Basiswerte") und danach allen Stationsärzten mit der Aufla- ge zur Verfügung gestellt, eigene Erfahrungswerte (= „Streubreite") einzutragen.

In Tabelle 1, dem sogenannten

„Ideal-Zeitplan", sind alle Arbeits- vorgänge und die hierfür benötig- ten reinen Arbeitszeiten aufgeführt, ohne Berücksichtigung der durch Infrastruktur oder durch die Ver- hältnisse bedingten Zeitverluste, die wir im folgenden als „Rei- bungsverluste" bezeichnen. Be- rücksichtigt ist dagegen die Zeit für die Facharztausbildung und die Fortbildung.

In Tabelle 2, dem sogenannten

„Real-Zeitplan", sind zusätzlich diese zeitlich mehr oder weniger gut faßbaren Reibungsverluste be- rücksichtigt.

Tabelle 3 soll verdeutlichen, wel- che Möglichkeiten der Arbeitstei- lung bestehen und welche Zeiter-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 47 vom 21. November 1974 3423

(4)

Arbeitszeitmessung im Krankenhaus

sparnis sich' für den Stationsarzt ergibt, wenn ihm ein routinierter Zweitarzt oder ein unerfahrener Zweitarzt bzw. ein Medizinalassi- stent beigegeben ist.

Möglichkeiten der Arbeitsteilung

1. Die Gesamtzeitersparnis eines Stationsarztes beträgt bei Zusam- menarbeit mit einem routinierten Zweitarzt demnach wöchentlich mindestens = 19,38 Std.

Die Arbeitszeit des Stationsarztes beträgt demnach bei Zusammenar- beit mit einem routinierten Zweit- arzt pro Woche = 50,97 Std.

Die Arbeitszeit eines routinierten Zweitarztes beträgt in diesem Falle ebenfalls pro Woche = 50,97 Std.

2. Die Zeitersparnis bei Zusam- menarbeit mit einem Medizinalassi- stenten oder unerfahrenen Zweit- arzt beträgt pro Woche = 13,13 Std.

Die Arbeitszeit des Stationsarztes beträgt unter diesen Umständen pro Woche = 57,22 Std.

Die Arbeitszeit des Medizinalassi- stenten beziehungsweise des uner- fahrenen Zweitarztes beträgt pro Woche = 44,72 Std.

Arztarbeitsaufwand pro Bett 1. Die gesamte Bettenzahl der ge- nannten 14 Stationen betrug im Jahre 1972: 263. Hieraus errech- net sich ein Arztarbeitsaufwand pro Bett und pro Woche von

a) „ohne Reibungsverlust": 3,3 Stunden/pro Bett/pro Woche

und

b) „mit Reibungsverlust": 3,9 Stun- den/pro Bett/pro Woche

Arztarbeitsaufwand pro Patient 2. Im Jahre 1972 wurden auf den genannten Stationen in unserer Kli- nik insgesamt 4820 Patienten sta- tionär betreut. Hieraus läßt sich pro Patient ein ärztlicher Arbeits- aufwand berechnen von:

a) „ohne Reibungsverlust": 9,0 Stunden/pro Patient

und

b) „mit Reibungsverlust": 11,0 Stunden/pro Patient

Zeit für direktes Gespräch zwischen Patient und Arzt

3. In dieser Zeit ist für direkte Ge- spräche mit Patienten eine Zeit von

Tabelle 3: Möglichkeiten der Arbeitsteilung

Zeitersparnis bei:

Unerfahrenem

Erfahrenem 2. Arzt

2. Arzt bzw. Med. Ass.

(A) — Routine:

1.— Blutentnahmen 20 Min./Tag 20 Min./Tag

3.—Abholen der Post 5 Min./Tag 5 Min./Tag

5.— Entlassung der Patienten 7,5 Min./Tag 5 Min./Tag

7.— Eingriffe 10 Min./Tag / Min./Tag

8.—Neuaufnahmen 42 Min./Tag 24 Min./Tag

9.—Schreiben derArztbriefe 21 Min./Tag 12 Min./Tag

11. —Tägliche Kontrolle der Laborwerte 10 Min./Tag 10 Min./Tag

12.— Gespräche mit Angehörigen 10 Min./Tag 5 Min./Tag

19.—Telefongespräche 0,6 Std./Woche 0,6 Std./Woche

20.—Samstagsarbeit 135 Min./Woche 80 Min./Woche

21.—Sonntagsarbeit 45 Min./Woche 45 Min./Woche

pro Woche 14,1 Std. 9,48 Std.

(B) — Reibungsverluste (aufgeführt in Std./pro Woche)

1 a—Ablaufbedingte Warte- und Wegzeiten 1,9 Std. 1,9 Std.

1 b—Verlegung v. Patienten i. Altersheime usw. 0,38 Std. Std.

2a— Beschaffung von Röntgenbefunden usw. 1,25 Std. 1,25 Std.

2b—Klärung von Laboruntersuchungen usw. 0,5 Std. 0,5 Std.

2c—Überwachung ärztlicher Anordnung 1,25 Std. Std.

5,28 Std. 3,65 Std.

Es wurden die gleichen Nummern wie in Tabelle 1 verwendet, wobei jedoch die Nummern 2 / 4 / 6 und 13 bis 18 nicht teilbare Arbeitsgänge sind.

3424 Heft 47 vom 21. November 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Arbeitszeitmessung im Krankenhaus

4,4 Minuten pro Patient/pro Tag enthalten. Diese Zeit setzt sich wie folgt zusammen:

a) Bei der Neuaufnahme: Unter der Annahme, daß bei der Neuaufnah- me des Patienten etwa die Hälfte der Zeit für ein direktes Gespräch mit dem Patienten verwendet wird, ergeben sich umgerechnet auf Pa- tient/pro Tag (siehe Tabelle I, Punkt 8) 2,3 Minuten;

b) bei der Visite: (Nach der oben erwähnten REFA-Studie werden höchstens 35 Prozent der Visiten- dauer für ein direktes Gespräch mit dem Patienten verwendet.) =- 1,7 Minuten;

c) bei der Entlassung: (siehe Ta- belle I, Punkt 5) (ebenfalls unter der Annahme, daß hierbei etwa die Hälfte der Zeit für ein direktes Ge- spräch verwendet wird) = 0,4 Mi- nuten.

Kritische Beurteilung

Die gewonnenen Zahlenwerte sind auf Grund der methodischen Pro- bleme von Arbeitszeitmessungen im Pflegebereich zweifellos an- fechtbar. Durch Modifizierung der Erhebungsmethoden müssen mög- licherweise Korrekturen nach oben oder nach unten erfolgen. Wir glauben jedoch, daß dadurch keine Änderungen von prinzipieller Be- deutung zu erwarten sind, um so mehr als Zeitmessungen durch Au- ßenstehende diese Schwierigkeiten nur zum Teil lösen und andere Nachteile mit sich bringen. (The work of nurses in hospital wards.

Report of a Job-Analysis. The Nuffield Provincial Hospital Trust, Nuffield Lodge, Regent's Park, London NW 1 — 1953).

Da Untersuchungen dieser Art bis- her nicht veröffentlicht wurden, möchten wir trotz dieser Bedenken die gewonnenen Informationen zur Diskussion stellen und anregen, auch an anderen Häusern ähnliche Erhebungen durchzuführen. Wir sind der Meinung, daß sich auf die- sem Wege wichtige Hinweise für eine sinnvolle Krankenhausstruk- turplanung gewinnen lassen.

• Die Untersuchung macht deut- lich, wie dies auch von anderer Seite (Anschütz, F.: Kürzere Ar- beitszeit für Klinikärzte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juli 1973), betont wurde, daß die ärztliche Tä- tigkeit nicht beliebig teilbar ist. Das bringt bei der fortschreitenden Ar- beitszeitverkürzung beim ärztlichen Beruf besondere Probleme der Or- ganisation der Krankenversorgung in den Kliniken mit sich. Durch die Einführung eines Schichtdienstes sind diese Schwierigkeiten nur sehr begrenzt lösbar. So sind die erforderliche Kontinuität der Kran- kenversorgung und der Zeitauf- wand für eine ausreichende Infor- mation bei Schichtwechsel begren- zende Faktoren. Ein alarmierendes Ergebnis ist die Feststellung, daß für ein Gespräch zwischen Arzt und Patient, einschließlich Anam- neseerhebung und Entlassung, bei dem derzeitigen Arzt-Betten- schlüssel im Durchschnitt nur 4,4 Minuten pro Tag zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung

Es wurde versucht, den Zeitauf- wand ärztlicher Krankenversor- gung in einer Universitätsklinik quantitativ zu erfassen. Trotz me- thodischer Probleme, insbesondere der Arbeitszeitbemessung, geben die gewonnenen Zahlenwerte Ein- blick in die Arbeitsstruktur des Arz- tes einer medizinischen Universi- tätsklinik. Die Daten könnten wich- tige Hinweise für eine sinnvolle Krankenhausstrukturplanung erge- ben.

Literatur bei den Verfassern:

Anschrift der Verfasser:

Privatdozent

Dr. med. Heinrich Erdmann Dr. med. Heinz-Günther Overrath Dr. med. Wolfgang Adam Professor Dr. med.

Thure von Uexküll

Department Innere Medizin der Universität Ulm

79 Ulm (Donau) Steinhövelstraße 9

AUS DEM BUNDESTAG

Wenig Neues zum Thema „Ärztemangel"

Zu einer parlamentarischen Anfra- ge des SPD-Abgeordneten Her- mann Kater zum Thema „Ärzte- mangel" nahm unlängst Staatsse- kretär Hermann Buschfort (Bun- desarbeitsministerium) Stellung.

Die Antwort brachte allerdings nichts Neues, nämlich den Hinweis, daß ein relativer regional unter- schiedlicher Mangel an Kassenärz- ten in Ballungsgebieten und ländli- chen Gebieten bestehe, und das Eingeständnis, daß der Bundesre- gierung genaue Zahlenangaben bislang nicht vorliegen. Hingegen verwies die Bundesregierung dar- auf, daß sie in Kürze einen Gesetz- entwurf zur Weiterentwicklung des Kassenarztrechts einbringen wolle, der eine Bedarfsplanung und be- sondere Maßnahmen zur Beseiti- gung von Unterversorgung vor- sieht, eine Anspielung auf den seit Anfang Juli bekannten Referenten- entwurf des Bundesarbeitsministe- riums (siehe auch DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 30/1974, Seite 2251 ff). DÄ

Abgrenzung zwischen Krankheit und

Pflegebedürftigkeit

Für die Abgrenzung zwischen Krankheit und Pflegebedürftigkeit ist die ärztliche Beurteilung im Ein- zelfall entscheidend. Auf Anfragen der CSU-Abgeordneten Frau Ursu- la Schleicher erklärte der Parla- mentarische Staatssekretär des Bundesarbeitsministeriums, Her- mann Buschfort, beim Pflegeauf- enthalt in Alten- und Altenpflege- heimen sei für die Leistungspflicht der Krankenkassen entscheidend, ob Krankheit vorliege. Anspruch auf Übernahme der Kosten für Pfle- ge und Unterbringung in einem Krankenhaus durch die gesetzliche Krankenversicherung hätten alle Versicherten, deren Aufnahme er- forderlich sei, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen oder zu lin- dern.

3426 Heft 47 vom 21. November 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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