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Archiv "KBV-Symposium zu Praxisnetzen: Die Zukunft gehört der integrierten Versorgung" (09.04.1999)

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eue Formen der Kooperation gewinnen in der gesundheits- politischen Diskussion zuse- hends an Bedeutung. Auch die rot- grüne Bundesregierung sieht in über- greifenden Versorgungsstrukturen ei- nen wichtigen Schritt in Richtung mehr Effizienz – neben einer besseren Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung rücken dabei die Praxisnetze stärker in den Vor- dergrund.

Das Bundesgesundheitsministe- rium (BMG) weist den Praxisnetzen in der Diskussion um die Gesund- heitsreform 2000 sogar eine zentrale Bedeutung zu. Wie Dr. med. Her- mann Schulte-Sasse, Abteilungsleiter Gesundheitsversorgung und Kran- kenversicherung im BMG, bei einem Symposium der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV) in Königswin- ter erklärte, soll diese Kooperations- form nach den Vorstellungen der Poli- tik schon sehr bald Teil der Regelver- sorgung werden.

Für Dr. med. Winfried Schorre, den Vorsitzenden der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, käme die- ser Schritt jedoch im Augenblick zu früh. Schorre sagte in Königswinter, daß es derzeit noch keine hinrei- chend ausgereiften Erfahrungen mit Praxisnetzen gebe. Überdies müsse zunächst ein eindeutiger ordnungs- politischer Rahmen für die Praxis- netze definiert werden. Erst dann könnte die neue Versorgungsform aus dem Stadium der Erprobung ent- lassen werden.

Die bisher vorliegenden Erfah- rungen sind aus Sicht der KBV jedoch durchaus ermutigend. Unbestritten ist, daß Praxisnetze die kollegiale Zu- sammenarbeit der Ärzte untereinan- der fördern. Sie sind ebenso geeignet,

vorhandene Ressourcen besser zu nutzen. Allerdings gehen die Meinun- gen über Art und Umfang möglicher Einsparungen durch Praxisnetze aus- einander.

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung – das wurde in Königswinter deutlich – sieht nicht mehr die ur- sprünglich anvisierten Einsparun- gen bei den Krankenhausausgaben (durch weniger Einweisungen) oder bei der Verordnung von Arzneimit- teln im Mittelpunkt des Geschehens.

Zunehmende Schwierigkeiten mit den Krankenkassen und die wenig förderlichen Rahmenbedingungen des GKV-Solidaritätsstärkungsgeset- zes stehen dem im Wege. Statt dessen richtet sich das Engagement der be- teiligten Ärzte zunehmend auf eine zielorientierte qualitative Verbesse- rung der Versorgung. Zugleich sehen die Ärzte in den Praxisnetzen die Möglichkeit, wirtschaftlicher zu ar- beiten und sich ökonomisch zu ent- lasten. Angesichts der stringenten Budgetierung von Honoraren und Arzneimittelverordnungen ist dies eine durchaus nachvollziehbare Ent- wicklung.

Prioritäre Ziele: Qualität und Wirtschaftlichkeit

Qualität und Wirtschaftlichkeit bei der ärztlichen Behandlung und den veranlaßten Leistungen, so eine der zentralen Aussagen des Symposi- ums in Königswinter, sind prioritäre Ziele von Praxisnetzen. Konkret be- deutet dies, daß Praxisnetze einen klar umschriebenen Versorgungsauftrag benötigen. Sollen Praxisnetze als Be- standteil der Regelversorgung zudem die Budgetverantwortung überneh-

men, kommt dem Qualitätsmanage- ment eine noch höhere Bedeutung zu.

Die Budgets, daran ließen die Teilneh- mer am Symposium keinen Zweifel, müßten sich grundsätzlich am Versor- gungsauftrag der verschiedenen Pra- xisnetze orientieren. Eine erzwungene Rationierung von medizinischen Lei- stungen oder eine Selektion von Versi- cherten unter Kostengesichtspunkten dürfe auf keinen Fall Platz greifen.

Verhindern könnten dies die Kas- senärztlichen Vereinigungen. Diesen sollte auch deshalb die Steuerungs- kompetenz für die Praxisnetze über- tragen werden.

Obwohl es bereits zahlreiche Pra- xisnetze gibt, herrschte in Königswin- ter die übereinstimmende Auffassung vor, daß noch eine umfangreiche Ent- wicklungsarbeit für den Aufbau der integrierten Versorgungsangebote zu leisten ist. So sei beispielsweise die Frage nach der Einschränkung der Wahlfreiheit für GKV-Versicherte zu stellen, falls diese sich bei einem Netz

„einschreiben“ müßten. In diesem Zusammenhang sei ferner zu klären, ob und welche Anreize für die Wahl eines Praxisnetzes gegeben werden sollten.

Auch im Hinblick auf die von der Politik geforderte bessere Verzah- nung der verschiedenen Versorgungs- ebenen bedarf es noch einiger Über- legungen. Zwar ist die Initiative zur Gründung von Praxisnetzen von der ambulanten Versorgung ausgegan- gen. Gleichwohl stellt sich die Frage, wie die Krankenhäuser in die Praxis- netze einbezogen werden können.

Dies führt schließlich zu einer weite- ren Überlegung von zentraler Bedeu- tung: Wenn die Ausgaben der Gesetz- lichen Krankenversicherung künftig mit Hilfe eines Globalbudgets gesteu- ert werden sollen – wie werden dann die speziellen Angebote der Praxis- netze finanziert?

Die Beantwortung dieser Fragen, so das Fazit des KBV-Symposiums in Königswinter, ist die Voraussetzung für die Einführung der Praxisnetze als Teil der Regelversorgung. Praxisnetze sollten so lange weiter erprobt wer- den, bis der Dialog zwischen allen Be- teiligten über Ziele, Vertragspartner, Gegenstand und inhaltliche Ausrich- tung zu einem Konsens findet.

Dr. rer. pol. Lothar Lieschke A-898 (22) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 14, 9. April 1999

P O L I T I K AKTUELL

KBV-Symposium zu Praxisnetzen

Die Zukunft gehört der integrierten Versorgung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht viele positive Ansätze – aber auch noch eine Reihe offener Fragen.

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