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Archiv "Qualitätsindikatoren in der ambulanten Versorgung: KBV will Qualität besser vergleichbar machen" (19.06.2009)

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Q

ualität wird zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor im Gesundheitswesen. Mit der Weiter- entwicklung der Vertrags- und Ver- sorgungsstrukturen nehmen qua- litätsbezogene Aspekte einen immer höheren Stellenwert ein. Um diese messen, analysieren, bewerten und in der Konsequenz Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung ableiten zu können, sind valide Instrumente er- forderlich. Solche Instrumente zu entwickeln, war Ziel des Projekts

„AQUIK® – Ambulante Qualitäts- indikatoren und Kennzahlen“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Versorgungsqualität soll so besser dargestellt, aber auch eine qua- litätsorientierte Vergütung ermög- licht werden. Denn neben der Menge der erbrachten Leistungen und der Morbidität der behandelten Patien- ten wird zunehmend unter dem Stichwort „pay for performance“ das Merkmal Qualität als Bemessungs- grundlage für die Vergütung disku- tiert. Ziel von „pay for performance“

ist es, einerseits über die Vergütung Anreize zur Verbesserung der Ver- sorgungsqualität zu setzen, anderer- seits aus Fairnessgründen solche Ärzte besser zu vergüten, die ein ho- hes Qualitätsniveau vorhalten.

Das KBV-Projekt AQUIK fokus- siert auf Qualitätsindikatoren mit Relevanz für die vertragsärztliche Versorgung, die international bereits genutzt werden. Zwar gibt es in der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland schon Qualitätsindika- toren im Rahmen von Disease-Ma- nagement-Programmen, Qualitätssi- cherungsrichtlinien oder Qualitäts- managementsystemen und verschie- dene Berufsverbände und medizi-

nische Fachgesellschaften nutzen eigene Qualitätsindikatoren, doch stellen systematisch entwickelte und konsentierte Qualitätsindikatoren in der ambulanten Versorgung, wie sie jetzt mit AQUIK entwickelt wurden, immer noch die Ausnahme dar.

Qualitätsindikatoren sind Maß- zahlen, die die Qualität einer Ein- heit durch Zahlen oder Zahlenver- hältnisse indirekt abbilden. Sie er- möglichen Aussagen zu den drei Dimensionen von Versorgungsqua- lität: Struktur-, Prozess- und Ergeb- nisqualität. Sie bilden dabei immer nur einzelne Aspekte von Versor- gungsabläufen ab. Als quantitative Messgrößen unterstützen sie das Monitoring und die Bewertung von Qualität. Sie ermöglichen einen Ansatz, um Qualität verschiedener Leistungserbringer vergleichbar zu machen und Versorgungsqualität einschließlich ihrer Entwicklung über einen definierten Zeitraum dar- zustellen. Die Anwendung von Qua- litätsindikatoren trägt dazu bei, die

Resultate der vielfältigen Qualitäts- sicherungs- und -entwicklungsmaß- nahmen in der vertragsärztlichen Versorgung transparent und öffent- lich zu machen. Im internationalen Vergleich können sie wesentliche Anhaltspunkte für das erreichte Qualitätsniveau im deutschen Ge- sundheitssystem geben.

Die wesentlichen Ziele von AQUIK sind erreicht: Im Ergebnis des Recherche-, Konsentierungs- und Testprozesses steht ein erstes valides und transparentes Set von 48 Qualitätsindikatoren für die Nut- zung in der ambulanten Versorgung zur Verfügung. Dieses AQUIK-Set wird durch die bereits angewandten Indikatoren der Disease-Manage- ment-Programme, die den AQUIK- Bewertungsprozess nicht durchlau- fen haben, ergänzt. Damit wurden die Grundlagen für eine kenn- zahlenbezogene Qualitätsförderung und -darstellung im Bereich der vertragsärztlichen und vertrags- psychotherapeutischen Versorgung gelegt und Möglichkeiten für ei- ne qualitätsorientierte Versorgungs- steuerung eröffnet.

ENTWICKLUNG VON AQUIK

Unter Nutzung internationaler und nationaler Expertise wurden Qualitätsindikatoren mit Relevanz für das deut- sche ambulante Versorgungsgeschehen ausfindig ge- macht. Fachleute bewerteten in einem strukturierten und moderierten Fachgruppenprozess diese Indikatoren noch einmal mit Blick auf Relevanz und Machbarkeit. In einem weiteren Schritt wurden die Indikatoren in Praxen auf Da- tenverfügbarkeit und -abrufbarkeit getestet. Als Ergebnis steht ein Set von 48 validen, fachgruppenspezifischen und fachgruppenübergreifenden sowie patientenorientierten und qualitätsmanagementbezogenen Qualitätsindikatoren zur Verfügung, die in verschiedenen Bereichen der ver- tragsärztlichen Versorgung angewandt werden können.

QUALITÄTSINDIKATOREN IN DER AMBULANTEN VERSORGUNG

KBV will Qualität besser vergleichbar machen

Mit AQUIK

®

liegt ein Instrumentarium vor, mit dem man Qualität indirekt abbilden kann. Dies dient der Qualitätsentwicklung, mittelfristig aber auch als eine Bemessungsgrundlage für die ärztliche Vergütung.

A1286 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 25⏐⏐19. Juni 2009

Kann ein Qualitäts- indikator sein:

regelmäßige Kontrol- le der Patienten mit Bluthochdruck

P O L I T I K

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Bislang fanden Qualitätsindikato- ren im stationären Bereich vorwie- gend für operative Fächer Anwen- dung. Mit den Indikatoren des AQUIK-Sets stehen nunmehr auch strukturiert entwickelte und konsen- tierte Indikatoren für konservati- ve Fachgebiete zur Verfügung, die den ambulanten Versorgungsbereich kennzeichnen.

Das AQUIK-Set enthält die im Folgenden zusammengefassten evi- denzbasierten, von Fachgruppenex- perten als relevant und machbar be- werteten und in Praxen getesteten Qualitätsindikatoren

> für den strukturierten Umgang mit chronischen Erkrankungen, un- ter anderem Erkrankungen aus dem kardiovaskulären (Herzinsuffi- zienz, Hypertonie, Vorhofflim- mern), muskuloskelettalen (Rücken- schmerz, Rheuma, Arthrose) und neuropsychiatrischen Bereich (De- pression, Demenz, Aufmerksam- keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Epilepsie)

> zu weiteren Themenbereichen mit einem erwarteten hohen Verbes- serungspotenzial, wie zum Beispiel

Harninkontinenz, oder zur Arznei- mitteltherapiesicherheit

> mit dem Fokus auf Patienten- orientierung, wie zum Beispiel die Durchführung von Patientenbefra- gungen, Beratungen zu veränderba- ren Lebensstilfaktoren (Rauchen, Übergewicht)

>zu Qualitätszielen des von der KBV und den Kassenärztlichen Ver- einigungen entwickelten Qualitäts- managementsystems „Qualität und Entwicklung in Praxen – QEP®“, wie etwa zur Praxisorganisation und Dokumentation

> zu präventiven Leistungen, wie zum Beispiel Impfen und Zervix- Screening.

Einer der wichtigsten Schritte des Projekts war der Test der Indikatoren auf Machbarkeit in den Praxen nie- dergelassener Ärztinnen und Ärzte.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die für eine Qualitätsbewertung durch die vorgelegten Indikatoren notwendi- gen Daten größtenteils erhoben und dokumentiert werden, jedoch liegen die Daten meistens nicht so vor, dass sie automatisch abgerufen und ausge- wertet werden könnten. Dafür ist es erforderlich, eine IT-Unterstützung zu entwickeln und zu implementie- ren. Die Anwendung von Qualitätsin- dikatoren ist von den teilnehmenden Praxen fachlich grundsätzlich positiv bewertet worden.

Die vertragsärztliche und ver- tragspsychotherapeutische Selbstver- waltung hat ihre Verantwortung, das Thema der Nutzung von Qualitätsin- dikatoren zur Qualitätsförderung und -darstellung innerärztlich zu besetzen,

wahrgenommen. Die Beteiligung von Berufsverbänden, wissenschaft- lich-medizinischen Fachgesellschaf- ten im Rahmen der Organisationsbe- fragung, die aktive Teilnahme von Haus- und Fachärzten im Fachgrup- penprozess und an der Machbar- keitsanalyse sowie die transparente Gestaltung des Projektablaufs haben die hohe Akzeptanz des Themas Qualitätsindikatoren gefördert. Mit dem Projekt setzt die KBV ein posi- tives Signal für die weitere Ausein- andersetzung mit der Thematik.

Die künftigen Aktivitäten werden darauf gerichtet sein, den Prozess der Entwicklung und Anwendung von Qualitätsindikatoren für die am- bulante Versorgung in Zusammenar- beit mit Berufsverbänden und wis- senschaftlich-medizinischen Fachge- sellschaften voranzutreiben und die zur Verfügung stehenden Indi- katoren methodisch weiterzuent- wickeln, so zum Beispiel durch die Festlegung von Referenzbereichen oder die Risikoadjustierung.

Offen ist derzeit noch, in welcher Form und ab wann AQUIK auf brei- ter Basis umgesetzt wird. In Ab- hängigkeit vom Anwendungsgebiet kann der Einsatz der Qualitätsindika- toren verbindlich vorgegeben oder freiwillig gestaltet werden. Eine flächendeckende Realisierung setzt entsprechende EDV-Lösungen zur Datenerfassung und -auswertung

voraus. I

Dr. med. Franziska Diel

Dezernentin Sektorenübergreifende Qualitätsförderung und -darstellung, Kassenärztliche Bundesvereinigung

QUALITÄTSINDIKATOREN IN DER PRAXIS – BEISPIELE

Arzneimitteltherapiesicherheit Anteil der Patienten mit vier oder mehr Dauer- medikamenten, deren Medikation in den letzten zwölf Monaten überprüft wurde und in deren Akte dies dokumentiert wurde

Anteil der Patienten unter dauerhafter oraler Antikoagulation, bei denen eine INR-Wert-Bestim- mung mindestens alle sechs Wochen erfolgte

Demenz

Anteil der Patienten, die sich mit einer neu dia- gnostizierten Demenz vorstellten und folgende Blutuntersuchungen erhielten: Blutbild, Schilddrü- senhormone, Elektrolyte, Glucose, Vitamin B12

Anteil der Patienten mit neu diagnostizierter Demenz, die ein Screening auf das Vorliegen ei- ner Depression erhielten

Depression

Anteil der Patienten mit der Diagnose Diabetes mel- litus und/oder koronare Herzerkrankung, die zu ei- nem Zeitpunkt in den letzten zwölf Monaten mit zwei Screening-Fragen auf Depression getestet wurden

Gynäkologische Themen

Anteil der Patientinnen mit einem auffälligen Pap- Abstrich, bei denen dokumentiert wurde, dass sie eine Nachuntersuchung erhielten

Foto:Picture-Alliance/Okapia

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 25⏐⏐19. Juni 2009 A1287

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