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Archiv "Konzertierte Aktion entwertet durch das neue „Kostengesetz" (Teil 2)" (22.10.1981)

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Konzertierte Aktion im Ausschnitt: In der ersten Reihe Ärztevertreter (von rechts:

Dr. Karsten Vilmar, Dr. Eckart Fiedler, Dr. Hans Wolf Muschallik) zusammen mit Vertretern der Ortskrankenkassen (Dr. Detlef Balzer, Dr. Franz-Josef Oldiges, Willi Heitzer). In der zweiten Reihe: Ärztevertreter Prof. J. F. Volrad Deneke und Dr.

Kaspar Roos sowie Dr. Kurt Friede vom Bundesverband der Innungskranken- kassen

Die Information:

Bericht und Meinung Konzertierte Aktion

waren wir deshalb auch bemüht", erläuterte Muschallik vor den Journalisten in Berlin, „einen Weg zu finden, um die ambulante Ver- sorgung durch Kassenärzte wie- der stärker in den Mittelpunkt der gesamten gesundheitlichen Ver- sorgung zu rücken. Die Vertrags- partner sahen ein, daß eine wirk- same Kostendämpfung nicht da- durch erzielt werden kann, daß man den seit Jahren sinkenden Anteil der Kosten der kassenärztli- chen Versorgung an den Gesamt- ausgaben der Krankenkassen im- mer tiefer drückt, während bei- spielsweise im stationären Be- reich, bei Heil- und Hilfsmitteln und bei den Arzneimitteln die Ko- sten ausufern. Unter dem Ein- druck der überproportionalen Ko- stensteigerungen in diesen Sekto- ren vollzog sich bei den Kranken- kassen ein Bewußtseinswandel:

Im Gesamtsystem der gesundheit- lichen Versorgung der sozialversi- cherten Bevölkerung stellt eine umfassende ambulante ärztliche Versorgung durch niedergelasse- ne Ärzte die wirtschaftlichste und den medizinischen Anforderun- gen qualitativ voll entsprechende Form dar".

Muschallik ist überzeugt, daß die Abrechnungsergebnisse des er- sten Halbjahres 1981 die Richtig- keit des eingeschlagenen Weges bestätigen. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung seien deutlich geringer gestiegen, als nach den Pflegesatzsteigerungen hätte befürchtet werden müssen.

Parallel dazu liege die Ausgaben- entwicklung für die ambulante kassenärztliche Versorgung im vertretbaren Rahmen. Sein Fazit:

„Unsere Strategie greift".

Ärzte und Zahnärzte zu Bundesempfehlungen bereit Vor der Konzertierten Aktion un- terstrich der KBV-Vorsitzende die Bereitschaft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die Zusage zur Vertragsverlängerung in eine entsprechende Bundesempfeh-

lung umzusetzen. Wenn diese mit

den RVO-Kassen noch nicht abge- schlossen sei, dann liege das an weitergehenden Forderungen einiger Krankenkassen. Eine Ver- tragsverlängerung bis Ende 1982 bedeute für den einzelnen Kassen- arzt, so Muschallik, erhebliche Op- fer, da auch im nächsten Jahr mit einer hohen Preissteigerungsrate gerechnet werden müsse; die dar- aus resultierende Praxiskosten- steigerung müsse vom Kassenarzt voll aufgefangen werden.

Auch der Vorsitzende der Kassen- zahnärztlichen Bundesvereini- gung (KZBV) Dr. Zedelmaier, be- tonte, die Kassenzahnärzte seien zur Umsetzung ihrer Zusage be- reit. Wie allerdings am Rande der Konzertierten Aktion zu hören war, fordern die RVO-Kassen von der KZBV eine Vertragsverlänge- rung bis mindestens Mitte 1983!

Seitens der gesetzlichen Kranken- kassen wurde in der Konzertierten Aktion mehrfach bestätigt, daß man festen Willens sei, zu der von Muschallik angesprochenen — und von Ehrenberg mit drohendem Unterton geforderten — Vertrags- verlängerung bis Ende 1982 zu kommen. Ehrenberg wiederholte

auch vor der Presse im Verlauf der Bonner Sitzung mehrfach seine Meinung, eine Verlängerung so- gar bis Mitte 1983 sei zumutbar.

Die Kassen:

stabile Beitragssätze, falls Kostendämpfung im Krankenhaus gelingt

Wird die Beitragsentwicklung mit der Grundlohnentwicklung in die- sem und im nächsten Jahr in Ein- klang stehen, werden also die Bei- tragssätze stabil bleiben können?

Die RVO- wie die Ersatzkassen se- hen immer noch erhebliche Ge- fahren. So lautet der Tenor ihrer Stellungnahmen in der Konzertier- ten Aktion. Ähnlich hatten sich die Kassen zuvor bei dem Hearing über das zweite Kostendämp- fungsgesetz vor dem Bundestags- ausschuß für Arbeit und Sozial- ordnung geäußert.

In der Konzertierten Aktion ließ der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Ortskran- kenkassen, Dr. Detlef Balzer, zwar die Hoffnung erkennen, die Aus- gaben 1981 und 1982 mit der Grundlohnentwicklung in Ein- DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 43 vom 22. Oktober 1981 2009

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Spitze des Arbeitsministeriums: Albert Holler, links, Ministerialdirektor und für den Bereich Krankenversicherung zuständig, mit seinem Chef, Bundesarbeitsminister Dr. Herbert Ehrenberg. Rechts, mit erhobenem Blick, Anke Fuchs, Ehrenbergs parlamentarische Staatssekretärin Fotos: Darchinger

Die Information:

Bericht und Meinung Konzertierte Aktion

klang zu halten. Voraussetzung sei aber insbesondere, daß im Krankenhausbereich ausgaben- dämpfende Maßnahmen ergriffen würden. Falls die Kostendämp- fung im Krankenhaussektor nicht gelinge (und das Krankenhaus- kostendämpfungsgesetz dürfte kaum etwas bringen!), so ist nach Balzer „die angestrebte Ausgewo- genheit zwischen Ausgaben und Einnahmen weder 1982 noch zu- künftig zu erreichen".

Verantwortliches

Verordnungsverhalten der Ärzte Seitens der Kassen wurden auch erhebliche Vorbehalte gegen das geplante KVEG vorgebracht. Sei- ne Sparwirkung werde, um den Vorstandsvorsitzenden des Ver- bandes der Angestellten-Ersatz- kassen, Karl Kaula, zu zitieren

„durch die anderen Nebengesetze zum Bundeshaushalt zum großen Teil aufgezehrt". Eine Auflistung dieser zusätzlichen Belastungen nahm Dr. Balzer (BdO) vor (dazu auch der Kasten auf Seite 2008).

Sorgen machen den Kassen auch weiterhin die steigenden Ausga- ben für Arzneimittel. Dazu äußerte sich Prof. Dr. R. Kopf, der neue Vorsitzende des Bundesverban- des der pharmazeutischen Indu- strie. Er räumte bei der Konzertier- ten Aktion ein, daß die Steige- rungsrate im ersten Halbjahr 1981

„relativ hoch" gewesen sei. Das sei wegen des „relativ niedrigen"

Ausgangsniveaus des ersten Halb- jahres 1980 aber nicht verwunder- lich. Tatsächlich sind im ersten Halbjahr 1981 die Arzneimittelaus- gaben der Kassen je Mitglied um 8,4 Prozent angewachsen gegen- über einer Empfehlung der Kon- zertierten Aktion von 4,5 Prozent.

Diese bezieht sich freilich auf den gesamten Empfehlungszeitraum bis zum 31. März 1982. Kopf zeigte sich überzeugt, daß der im Früh- jahr dieses Jahres ausgesproche- ne Preisappell seines Verbandes jetzt wirksam ist. Die Mitgliedsfir- men hätten der Bitte zu äußerster Preisdisziplin frühestens ab April 1981 folgen können — und seitdem sei auch Disziplin gehalten worden.

Für die verordnenden Ärzte dürfte vor allem die Mengenentwicklung, also die auf Rezepten verschriebe- nen Packungen, von Interesse sein. Nach Kopf entwickelte sich die Menge (Zähleinheiten) in den ersten sechs Monaten des Jahres 1981 um +1,02 Prozent, in den er- sten acht Monaten 1981 jedoch nur noch um + 0,86 Prozent. Dem- nach haben die Ärzte ihr Verord- nungsverhalten zunehmend kriti- scher überprüft. Diese Beobach- tung wird auch aus der Apotheker- schaft bestätigt.

Mageres Geschenk zum Nikolaus

Zum dritten und letzten Tagesord- nungspunkt der Konzertierten Ak- tion ist nicht viel zu sagen. Ur- sprünglich war geplant, eine Art Bilanz zu ziehen, nämlich die

„Strukturempfehlungen" des Gre- miums durchzugehen und zu ver- gleichen, was daraus in der Praxis geworden ist. Das Vorgehen des Bundesarbeitsministers mit dem zweiten Kostendämpfungsgesetz ermunterte die Teilnehmer jedoch nicht zum Bilanzziehen — allenfalls negativ: die Frustration war allent- halben groß.

Eine neuerliche Diskussion über den sogenannten „Bettenberg" im Krankenhaus kam auch diesmal nicht so recht voran. Eine Vorlage des Bundesarbeitsministeriums wurde zwar diskutiert, aber nicht verabschiedet.

Als nächstes steht der Erfahrungs- bericht an, den Minister Ehren- berg dem Auftrag des Gesetzge- bers entsprechend, bis zum Ende dieses Jahres abzugeben hat. Ein Mitarbeiter des Hauses Ehrenberg auf die Frage, was der Erfahrungs- bericht wohl enthalten werde, meinte lakonisch: dessen Vorlage sei doch eine Formalie, mit dem KVEG sei eigentlich das Wesentli- che schon gesagt.

Der Bericht soll übrigens Anfang Dezember vorliegen — zum Niko- laustag etwa. EF/NJ

2010 Heft 43 vom 22. Oktober 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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