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Archiv "Konzertierte Aktion in einer Gesundheitspolitischen Gesprächsrunde?" (12.12.1974)

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Die Information:

Bericht und Meinung

NACHRICHTEN

Thema Krankenhaus:

Alte und neue Reform-Gedanken

„Angesichts des hohen Anteils, den die Ausgaben für die Kranken- häuser an den Gesamtausgaben für die gesundheitliche Versorgung unserer Bevölkerung haben, wird eine wesentliche Begrenzung des Kostenanstiegs im Gesundheitswe- sen ohne eine Einbeziehung des Krankenhausbereichs nicht mög- lich sein." Dies erklärte Bundesmi- nister für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Dr. Katharina Focke, vor der Jahresversammlung der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (DKG) in Düsseldorf. Der neue pauschale Pflegesatz, die An- hebung des Einkommensniveaus aller Krankenhausberufe, die Kran- kenhauseinweisungshäufigkeit, die Verkürzung der wöchentlichen Ar- beitszeit auf 40 Stunden sowie die wachsende Inanspruchnahme der Krankenhausleistungen hätten zu einer spürbaren Kostenverteuerung im personalintensiven Kranken- haussektor geführt. Die Ministerin sagte — gleichsam ein Seitenhieb auf die Anspruchshaltung vieler Patienten —: „Für viele Menschen hat das Krankenhaus heute bereits den Charakter einer Reparatur- werkstätte gehobener Art ange- nommen, die man im Laufe seines Lebens mit großer Selbstverständ- lichkeit mehrmals aufsucht im fe- sten Vertrauen darauf, daß man dort, gestützt auf die ärztliche Kunst und die Ergebnisse des me- dizinischen Fortschritts, von seinen Krankheiten geheilt wird." — An die Krankenhausträger und die Kran- kenhausplaner appellierte Frau Dr.

Focke, den Bedürfnissen der Pa- tienten auf Wahrung eines „Mini- mums an Individualität" Rechnung zu tragen. Dies gelte insbesondere für die Regelung der Besuchszei- ten, aber auch für die vielfach ge- forderte Einrichtung von Gemein- schaftsräumen. Der durch das

Krankenhausfinanzierungsgesetz geschaffene finanzielle Spielraum räume den Verwaltungen ein, „das Krankenhaus menschlicher zu ma- chen", betonte die Ministerin.

Den in Düsseldorf versammelten Krankenhausexperten unterbreitete die Ministerin ein ganzes Bün- del von „Rationalisierungsmaßnah- men", die auf eine „Reform" des Krankenhauswesens hinauslaufen könnten und von denen sich aller- dings keineswegs alle als probate Palliativmittel erwiesen haben:

Einführung eines abgestuften Pfle- ge- und damit Kostensystems, und zwar differenziert nach dem Grad der Erkrankung und der Intensität der benötigten Pflege;

„Engere Verflechtung" zwischen ambulanter und stationärer Versor- gung mit dem Ziel, die im interna- tionalen Vergleich relativ hohe Ver- weildauer abzukürzen;

Einführung eines abgestuften Sy- stems vollstationärer, halbstationä- rer und vor- und nachstationärer Leistungen;

Verstärkter Ausbau der sozialen Dienste etwa durch die Errichtung spezieller Sozialstationen oder an- derer Formen der Hauspflege, um das Akutkrankenhaus zu entlasten (die Erfahrungen in den Bundes- ländern sollen dabei ausgewertet werden);

Prüfung der Frage, ob die Maßnah- men zur Krankheitsfrüherkennung mit Hilfe der technischen Einrich- tungen des Krankenhauses nicht

„rationeller und zuverlässiger" er- bracht werden könnten als in der Praxis des einzelnen Arztes oder im Gesundheitsamt;

Anpassung des Krankenhausbet- tenangebots an den tatsächlichen Bedarf;

Abstimmung der Krankenhauspla- nung mit der Raumordnung und der Landesplanung.

Frau Minister Focke versicherte, daß an dem historisch gewachse- nen pluralen System der Kranken- hausversorgung auch in Zukunft festgehalten werden solle. Die Wei- terentwicklung der inneren Struktu- ren im Krankenhaus sei in erster Linie nicht eine Aufgabe für den Gesetzgeber, sondern vielmehr für die Krankenhausträger und die im

Krankenhaus Beschäftigten. Dabei müsse berücksichtigt werden, daß die im Krankenhaus Tätigen ihrer- seits auch ihre berechtigten An- sprüche auf „gerechten Lohn, ge- regelte Arbeits- und Freizeit, auf Mitwirkung und Mitbestimmung"

anerkannt sehen wollen. Den Kran- kenhausträgern wie der Ärzte- schaft versicherte Frau Dr. Focke, daß bereits in Kürze die noch feh- lenden Rechtsverordnungen erlas- sen würden, die zur Durchführung des Krankenhausfinanzierungsge- setzes vorgesehen sind (Verord- nung zur Anpassung der Bemes- sungsgrundlagen nach § 10 Absatz 5 KHG; die Abgrenzungsverord- nung; die Verordnung zur Einfüh- rung einer Kosten- und Leistungs- rechnung sowie die Verordnung zur Konstituierung des Beirats

nach § 7 KHG). HC

Konzertierte Aktion in einer

Gesundheitspolitischen Gesprächsrunde?

Eine „Gesundheitspolitische Ge- sprächsrunde" will Frau Dr. Katha- rina Focke, Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, bilden. Wie die Ministerin ge- genüber der Deutschen Presse- Agentur erklärte, soll dies als eine Art Gegenstück zu der seit 1970 bestehenden „Sozialpolitischen Gesprächsrunde" gebildet werden.

Den Vorstellungen der Ministerin zufolge sollte die Gesprächsrunde beispielsweise erörtern, welcher

„Bedarf" an ärztlicher und pflegeri- scher Versorgung bestehe, wie die Verantwortung des einzelnen für seine Gesundheit gestärkt und wie psychische und soziale Faktoren mehr als bisher berücksichtigt wer- den könnten. Die Ministerin sagte, daß die „Gesprächsrunde" den Bundesgesundheitsrat keineswegs ersetzen solle. Er habe jetzt und künftig die entscheidende Aufgabe der fachlichen Beratung. Daneben sollte es aber eine Gesprächsrun- de geben, in der aktuelle gesund- heitspolitische Fragen von Vertre- tern der Heilberufe, der Wissen-

3592 Heft 50 vom 12. Dezember 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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v-Hungergürtel der Erde r

.;‘

Algerien El Salvador Gambia

Haiti Mauretanien

4. Mali

Niger Obervolta Senegal

Tschad Gui

Bolivien

Jemen Äthiopien.

Kenia Somalia Sudan Tansania Uganda Honduras

Ecuador Guyana

Hungersnot

keiej

Gefahr einer Hungersnot Nahrungsmittelknappheit A259

Die Ernährungslage eines großen Teils der Erde verschlechtert sich. Das gilt vor allem für eine breite Zone beiderseits des Äquators, den Hungergür- tel. Zweieinhalb Milliarden Menschen leben dort, von denen — so schätzt man — 60 Prozent schlecht ernährt und 20 Prozent unterernährt sind. In diesem Gürtel gibt es Zonen mit akuter Hungersnot (Mittelafrika); aber noch weit größer ist die Zahl der Länder und Menschen, die dauernd unter der Drohung des Hungers leben. Hier genügt eine einzige Mißernte, um Hun- gersnöte auszulösen. Die vom Hunger am meisten bedrohten Länder haben zur Zeit die höchsten Geburtenraten, so daß dort jährlich 40 bis 50 Milli- onen Menschen zusätzlich zu ernähren sind Globus/DÄ

ti Bangladesh

Indonesien

Die Information:

Bericht und Meinung

schaft, der Krankenhäuser, der Krankenkassen, der Versicherten und der Arzneimittelindustrie erör- tert werden könnten.

In ähnlicher Weise hatte bereits zu- vor der rheinland-pfälzische Sozial- minister Dr. Heinrich Geißler eine

„konzertierte Aktion" aller am Ge- sundheits- und Krankenhauswesen

Beteiligten gefordert, der auch die Bundesregierung, die Länder und die Gemeinden angehören sollen.

Der Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit- und Sozialordnung des Deutschen Bun- destages und der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/

CSU-Bundestagsfraktion Adolf Mül- ler (Remscheid), MdB, erläuterte vor dem Gesundheitspolitischen Kongreß seiner Partei in Kiel die- ses Projekt: „Eine konzertierte Ak- tion, wie wir sie vorschlagen, die alle Beteiligten in die Verantwor- tung für die Weiterentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung bringt, ist auch deshalb notwendig, weil wir eine Gesundheitspolitik für den Patienten nicht gegen die Ärzte oder die Pharmazeuten, sondern eine Politik für die Patienten zu- sammen mit allen Beteiligten reali- sieren wollen." Bleibt abzuwarten, was aus dem angekündigten Ver- suchsballon werden wird. Bundes- arbeitsminister Walter Arendt hat jedenfalls vorsorglich bereits dar-

auf hingewiesen, daß auch sein Ressort bei einer solchen Aktion eingeschaltet werden will. HC

Kinderlähmung

droht wiederzukehren

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nach Ansicht des Bundes- gesundheitsministeriums „alarmie- rende Anzeichen" für das Wieder- kehren der epidemischen Form der Kinderlähmung. So stellten sich bei Untersuchungen im ganzen Bun- desgebiet 1969 und 1972 erhebli- che „Immunitätslücken" heraus.

Allen Eltern rät das Ministerium, die jetzt angebotenen Impfgelegen- heiten zu nutzen und ihre Kinder kostenlos gegen Polioerkrankung impfen zu lassen. ddp/dpa

Kammerkonferenz

„Qualitätssicherung"

gegründet

Der Vorstand der Bundesärztekam- mer hat auf seiner letzten Sitzung die Einrichtung einer Ständigen Konferenz „Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium" be- schlossen.

Zu den Aufgaben der ärztlichen Selbstverwaltung gehören auch be- stimmte Zuständigkeiten im Rah- men des Eichwesens. Die Quali- tätssicherung im medizinischen La- boratorium, die in einem gewissen Umfang durch die Ausnahmever- ordnung zum Eichgesetz geregelt ist, wird nach Richtlinien durchge- führt, die die Bundesärztekammer auf Grund gesetzlichen Auftrags erlassen hat (DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 13/74, Seiten 959 bis 965.) Die Kontrolle über die Einhal- tung der Ausnahmeverordnung ob- liegt den Eichämtern der Bundes- länder.

Die Kassenärztlichen Vereinigun- gen haben im Rahmen ihrer Selbst- verwaltung eine teilweise umfas- sendere Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium einge- führt, die insoweit nicht der Kon- trolle durch die Eichämter der Län- der unterliegt. Die Ärztekammern wollen sich nun in Zusammenar- beit mit den Kassenärztlichen Ver- einigungen bemühen, mit den zu- ständigen Eichämtern eine prakti- kable Lösung für die Überwachung der medizinischen Laboratorien nach der Ausnahmeverordnung zum Eichgesetz zu finden.

Der Vorstand der Bundesärztekam- mer hielt deshalb die Einrichtung einer Ständigen Konferenz für not- wendig, damit auf Bundesebene brauchbare Lösungen für die an- stehenden Probleme erarbeitet werden können. Außerdem soll durch die Ständige Konferenz ein kontinuierlicher Erfahrungsaus- tausch über die durchgeführten Maßnahmen zur Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium er- möglicht werden. Zi/DÄ

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 12. Dezember 1974 3593

Referenzen

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