Rettungsdienst
Zu dem Leserbrief „Unzureichend be- gründete Forderung“ von Dr. F. Neb- be in Heft 20/2004:
Vorteile der prähospitalen Lyse
Der Kollege Nebbe sollte viel- leicht einmal seine Literatur genauer lesen oder aktualisie- ren! Prospektive randomisier- te Studien sind im Rahmen der Notfallmedizin teils aus ethischen Gründen, teils we- gen des großen Aufwandes auch in Zukunft nicht bei allen Maßnahmen möglich. Es exi- stiert jedoch eine große An- zahl von Studien (GISS-1, ISIS-2, AIMS), die die Vorteile der Fibrinolyse zweifelsfrei belegen. Unbestritten ist die Akut-PTCA die Methode der Wahl, sofern sie innerhalb von
60 Minuten eingeleitet werden kann. Ein Großteil der Infark- te findet jedoch in den frühen Morgenstunden statt. Wer als Notarzt des Öfteren in der Si- tuation gewesen ist, um diese Zeit auch in Ballungsgebieten in angemessener Zeit einen Platz für eine Akut-PTCA zu finden, kann über die „rasante Ausbreitung“ der Katheter- plätze nur milde lächeln.
Die prähospitale Lyse (unbe- stritten nur eine von mehreren Therapieoptionen) bietet ein- deutige Vorteile bei hämody- namisch instabilen Infarktpa- tienten mit ST-Hebungsin- farkt, sofern eine sofortige Katheterintervention nicht möglich ist, was leider nicht selten der Fall ist. Der Erfolg der späteren Kathetertherapie wird durch die präklinische Lyse durch den Notarzt unter den gegebenen Indikationen klar verbessert. In unserem
Kreis sind die Notärzte spezi- ell für die präklinische Lyse fortgebildet, sodass der Ein- satz nach strenger Indikations- stellung erfolgt. Nicht jeder In- farktpatient wird demnach ly- siert, aber bei entsprechender Indikation ist die präklinische
Lyse sicher zur Senkung der prähospitalen Sterblichkeit geeignet, und die Vorhaltung der entsprechenden Medikati- on als Standard ist zu fordern.
Dr. Martin Lücke,
Leitender Notarzt im Rhein-Erftkreis, Fredenbruch 9–11, 50321 Brühl B R I E F E
Sprachliches
Zum Begriff „Grundversorger“:
Natternbiss
Der Redenschreiber des früheren US-Präsidenten Richard (Milhouse) Nixon (1913–1994) kompensierte sei- ne Insuffizienzgefühle sprach- lich.
„Die Grundversorger“ ist nicht nur schlechtes Deutsch, sondern ganz einfach ein Nat- ternbiss, der keine flexible Ausdeutung erlaubt.
Es gibt den Telegrammstil.
Mediziner kennen die Wen- dung: „Jeder Satz ein Merk- satz!“ Möchte der Werbetex- ter Zuwendung/Szenenap- plaus mit seinem verbalag- gressiven Sprachstil provozie- ren? Der Werbetexter ist in ei- ner nachchristlichen Zeit eine Geißel Gottes, der einen plat- zierten Biss am ärztlich- sprachlichen Berufsethos an- bringt. Der Klügere gibt nach, da setzt sich halt sprachliche Dummheit durch.
Hans-Joachim Opielka, Ledderken 43, 58455 Witten