Ernährung kann das Entste- hen vieler Krankheiten ver- hindern oder deren Heilung unterstützen. Die interdiszi- plinäre Kooperation von Me- dizinern, Diätassistenten und Diplomökotrophologen muß zum Wohle der Bevölkerung verstärkt werden. Im Gegen- satz zu Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und Lo- gopäden sind Diätassistenten
und Diplomökotrophologen keine Heilmittelerbringer, und Diätberatung ist kein Heilmittel. Die Anerkennung muß rasch durch den Bundes- ausschuß der Ärzte und Krankenkassen erfolgen.
Sven-David Müller, Verein zur Förderung der gesunden Ernährung und Diätetik (VFED) e. V., Morillenhang 27, 52074 Aachen
(möglichst noch aus Bielefeld und Bremen) mit Befragung der Betroffenen ohne Aus- wertung von Sekundärquel- len zur Kranken- und Soziali- sationsgeschichte verlassen, sondern muß solide biogra- phisch orientierte Längs- schnittuntersuchungen ma- chen.
Dadurch werden die Ur- sachen in ihrer Mehrdimen- sionalität deutlicher, die wis- senschaftlichen Aussagen be- scheidener und die Therapie- vorschläge (wie beispielswei- se Neuorientierung im Ge- sundheitsamt oder „Einbe- ziehung der Betroffenen in Entscheidungsprozesse“) rea- listischer.
Dr. med., Dipl. Theol. Wil- helm Schwindt, Alte Pader- borner Landstraße 44, 33689 Bielefeld
Geldanlage
Zu dem Börsebius-Beitrag zu SAP
„Falsche Freunde“ in Heft 14/1999:
Seriös berichten
. . . Die Richtlinien und Grundsätze, die der Vorstand zur Abwicklung des Wertpa- piergeschäftes in der Spar- kasse Delitzsch-Eilenburg erlassen hat, sehen die Auf- klärung über Risiken der Geldanlage zwingend vor.
Nehmen Sie bitte zur Kennt- nis, daß es jedoch genügend Anleger gibt, die im Rahmen der Streuung ihrer Vermö- gensanlagen bewußt mit Teil- beträgen Risiken eingehen.
Diese Geschäfte werden von allen Banken und Sparkassen angeboten und abgeschlos- sen, weil es Kunden wün- schen. Keinem Kunden wird eine solche Anlage aufge- drängt.
Die Wertpapierberater der Sparkasse Delitzsch-Ei- benburg in eine unsolide Ecke zu drängen, wie Sie es offensichtlich mit Ihrem Bei- trag beabsichtigen, ist des- halb nicht gerechtfertigt. Das Wertpapiergeschäft wird von unserer hiesigen Sparkasse seit Jahren solide betrieben, und bis jetzt hat mich keine
Beschwerde von seiten der Kunden erreicht. Wer ande- ren Unseriosität vorwirft, sollte zumindest zunächst ein- mal seriös berichten.
Michael Czupalla, Landrat, Präsident des ostdeutschen Sparkassen- und Girover- bandes, Landratsamt, Ri- chard-Wagner-Straße 7 a, 04509 Delitzsch
Glosse
Zur Glosse „Alltag im Ultraschall“ von Dr. med. Joachim Opp in Heft 9/1999:
Weitermachen
Die Glosse ist sehr amü- sant.
Geben Sie nicht auf, Herr Opp! Halten Sie sich weiter- hin in abgedunkelten Räu- men auf. Sie werden noch Oberarzt. Dann bekommen Sie nicht mehr nur die An- forderungen „Niere?“, son- dern auch die Befunde zu le- sen: „Niere vorhanden, emp- fehle klinische Untersu- chung“.
Prof. Dr. med. Felix Schier, Kinderchirurgie, Universität Jena, Bachstraße 18, 07740 Jena
Leitlinien
Zu dem Beitrag „Arzt und Pharmain- dustrie: Wissen kostet Zeit“ von Marti- na Merten in Heft 15/1999:
Unser Ziel:
mehr Kooperation
. . . Auch wenn entspre- chende Untersuchungen hierzulande auf erhebliche methodische Schwächen von Leitlinien aufmerksam ge- macht haben, so ist eine pau- schale Verurteilung der me- thodischen Qualität „der deutschen Leitlinien“ weder sinnvoll noch gerechtfertigt.
Erforderlich ist vielmehr eine differenzierte, konstruktive Betrachtung.
Daß vielfach keine Belege (nicht „Nachweise“) für die einzelnen Empfehlungen an- gegeben werden (nicht „feh- len“) kann ein Versäumnis
Armut
Zu dem Beitrag „Soziale Dimension von Krankheit vernachlässigt“ von Dr.
med. Dipl. Soz. päd. Gerhard Trabert in Heft 12/1999:
Nicht so einfach erklärbar
Veröffentlichungen dieser Art sind immer wieder dan- kenswert, weil sie der be- kannten Häufung psychischer und körperlicher Erkrankun- gen bei Menschen in sozialen Schwierigkeiten (Wohnungs- lose usw.) wieder einmal kurzfristig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ver- schaffen, ohne daß sich aber – nach meinen Beobachtungen dieser Thematik seit über 30 Jahren – eine Veränderung dadurch ergeben wird. Auch der gleichzeitige Hinweis an die Ärzteschaft ist richtig, daß bei diesen Menschen die tra- ditionelle ärztliche Hilfe (Komm-Struktur) nicht aus- reicht und eine nachgehende Hilfe in Kooperation mit den befaßten sozialen Berufen zu organisieren wäre. Dies ge- schieht bereits in kleinem Rahmen da und dort.
Leider unterliegt G. Tra- bert aber der anscheinend themainhärenten Versu- chung, seit es solche Veröf-
fentlichungen gibt, nämlich eine monokausale Erklärung für das gehäufte geistig/seeli- sche und körperliche Leid in den sozialen Randgruppen zu finden: Diesmal ist es die Ar- mut! (Frühere Paradigmen:
Gaunertum, Wandertrieb, Dementia praecox, rassische Minderwertigkeit, Arbeitslo- sigkeit, Wohnungslosigkeit)
Die langjährige Beschäfti- gung mit dem Thema und die ärztliche Behandlung von zir- ka 3 000 betroffenen Men- schen in den vergangenen Jah- ren haben mir gezeigt, daß es so einfach nicht zu erklären ist.
Vielmehr liegt – bei ärztlich am Einzelschicksal interes- siertem Zugang zum Problem – meist eine Vielzahl von Fak- toren vor. Für den Arzt ist nicht überraschend, daß bei einem großen Prozentsatz der Betroffenen auch (chronische körperliche und seelische – nicht selten psychiatrisch un- erkannte) Krankheiten einen hohen Anteil an der sozialen Misere haben.
So wäre es nicht falsch zu sagen: Krankheit macht arm;
Sucht macht einsam und arm;
Strafhaft macht arm.
Will man diesen Verein- fachungen aber entgehen, darf man sich nicht – wie G. Trabert – auf soziologische Querschnittsuntersuchungen
A-1378 (10) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 21, 28. Mai 1999
S P E K T R U M LESERBRIEFE
Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können indessen nicht veröf- fentlicht werden, es sei denn, sie würden ausdrücklich als
„Leserbrief“ bezeichnet. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Redaktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen. DÄ
der jeweiligen Autoren sein.
Nicht selten fehlen Angaben aber auch deshalb, weil bisher überhaupt noch keine ent- sprechenden Untersuchun- gen vorliegen.
Die Aussage, daß Leitlini- en nicht ausreichend „patien- tenbezogen“ sind, muß inso- fern präzisiert werden, als Pa- tienten hierzulande nur sehr selten an der Entwicklung von Leitlinien beteiligt wer- den und bisher nur in Aus- nahmefällen (zum Beispiel zur Malaria) allgemeinver- ständliche Versionen existie- ren, die zusammenfassende Empfehlungen in der Sprache der Patienten enthalten. Hier handelt es sich um eine Her- ausforderung, die ich erst kürzlich im Deutschen Ärzte- blatt dargestellt habe („Seite eins“ Heft 7/1999) und der sich alle Fachgesellschaften stellen müssen.
Auch wenn das in Würz- burg vorgestellte Leitlinien- Konzept der Deutschen Ge- sellschaft für Allgemeinmedi- zin und Familienmedizin (DEGAM) soeben mit dem ersten Preis im Wettbewerb um den „Deutschen Gesund- heitspreis ,Innovationen im Gesundheitswesen‘ 1999“
ausgezeichnet wurde, sind wir nicht so vermessen zu glau- ben, daß sich nicht auch die- ses Vorhaben weiter optimie- ren ließe. Unser Vorgehen zielt in diesem Sinne nicht auf eine Konfrontation, sondern eine Kooperation mit allen an der Leitlinienentwicklung be- teiligten Fachgesellschaften. . . Priv.-Doz. Dr. med. Ferdi- nand M. Gerlach, MPH, Qualitätsförderung der DE- GAM, Arbeitsbereich Qua- litätsförderung, Allgemein- medizin, Medizinische Hoch- schule Hannover, 30623 Han- nover
Post Scriptum
Zum Beitrag „Das Brötchen-Budget“
von Dr. med. Alexander Rösiger in Heft 15/1999:
Wenig hilfreich
Glossen, die suggerieren, daß – wären nur alle Patien- ten privat versichert – die Probleme des Gesundheits- wesens gelöst seien, schätze ich nicht sonderlich. Es gibt sogar Kollegen, die ernstlich so denken. Dabei bedürfen längst nicht mehr nur die „be- sonders Schutzbedürftigen“
nach Bismarckscher Vorstel- lung von der Sozialversiche- rung der solidarischen Kran- kenkasse. Die heutige Medi- zin hat ihren Preis, der von Kranken selbst nicht getragen werden kann. Man denke an die Kosten einer Dialysebe- handlung, die nur von einer
gesunden Bevölkerung mitfi- nanziert werden kann, und es gibt Beispiele von privat (un- ter-)versicherten Menschen, die unerwartet allein vor die- sen Kosten stehen. Oder an jugendliche Diabetiker, die vor dem Eintritt ins Erwerbs- leben schon teurer Therapie bedurften und wie andere chronisch Kranke selbstver- ständlich keinen Zugang zur PKV haben.
Denn Privatversicherun- gen können nur existieren, weil sie nur Gesunde – mit hoher Wahrscheinlichkeit ge- sund zu bleiben – aufnehmen.
Dies ist für das Gesundheits- wesen wenig hilfreich; es gilt viel mehr: Je größer der Zu- lauf der Privatversicherung, desto größer die Probleme des Gesundheitswesens.
Dr. med. Dietrich Tamm, Se- bastian-Bach-Straße 39, 56075 Koblenz
A-1380 (12) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 21, 28. Mai 1999
S P E K T R U M LESERBRIEFE