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Archiv "Die neuen Tarifgehälter der Klinikärzte: Kein großer Sprung, aber ein solides Fundament" (13.10.2006)

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A2670 Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 4113. Oktober 2006

P O L I T I K

D

ie beiden ersten arztspezifi- schen Tarifabschlüsse haben den Ärzten an Universitätskliniken und kommunalen Krankenhäusern keine 30-prozentige Lohnsteigerun- gen gegenüber dem bis Oktober 2005 geltenden Bundesangestellten- tarifvertrag (BAT) beschert. Er habe diese von der 108. Hauptversamm- lung des Marburger Bundes (MB) beschlossene Forderung immer für unrealistisch – weil zu hoch – gehal- ten, räumte Dr. med. Frank Ulrich Montgomery Mitte September vor

Krankenhausmanagern in Biersdorf/

Eifel ein. Der MB-Bundesvorsitzen- de: „Die 30 Prozent haben uns in den Verhandlungen mit den Arbeitge- bern nur behindert. Sie fielen uns wie ein Klotz immer wieder vor die Füße – und zwar immer genau dann, wenn die Arbeitgeberseite uns als maßlos darstellen wollte.“

Nichtsdestotrotz habe die 30-Pro- zent-Forderung auch ihr Gutes ge- habt, weil sie das Interesse der Öf- fentlichkeit an den Ärztestreiks und somit an den Tarifverhandlungen

hochgehalten habe, meinte Montgo- mery: „Denn ohne diese große öffent- liche Aufmerksamkeit und vor allem ohne die öffentliche Empörung über die Arbeitsbedingungen der jungen Klinikärzte wäre es schwer gewesen, einen so guten Tarifvertrag für die Ärzte zu erzielen.“

Dass sich Montgomery und die Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund als Sieger des Tarifkonflikts se- hen, stört Joachim Finklenburg nicht:

„Ich bin gerne der Verlierer in der öf- fentlichen Wahrnehmung, wenn sich

dafür die Meinung durchsetzt, dass die Arbeitsbedingungen und die Ver- gütung der Klinikärzte nicht mehr in dem Maße zu kritisieren sind wie während der Streiks geschehen“, be- tonte der Geschäftsführer des Kreis- krankenhauses Gummersbach, der für die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) den Tarifvertrag zwischen MB und VKA mitverhandelt hatte. Bei dieser Sicht der Dinge dürfte auch eine Rolle spie- len, dass es die Arbeitgeber künftig einfacher haben werden, die Ärzte

mit in die Pflicht zu nehmen, wenn unpopuläre Entscheidungen anste- hen. Mit Verweis auf die hohen Kostensteigerungen im Ärztlichen Dienst fällt es den Klinikleitungen leichter, Entlassungen und Gehalts- kürzungen im Pflegedienst, Klinik- schließungen oder Privatisierungen zu rechtfertigen.

Finklenburg präsentierte bei den Biersdorfer Krankenhausgesprächen Berechnungen, wie sich der Tarifab- schluss finanziell für die kommuna- len Arbeitgeber auswirkt (Tabelle).

Grundtenor: Die Ärzte würden künf- tig nicht mehr nach Alter und Fami- lienstand, sondern nach Erfahrung und Qualifikation bezahlt. Der Ein- stieg in eine leistungsorientierte Ver- gütung sei allerdings nicht gelungen.

Finklenburgs Fazit: „Auch wenn die Forderungen der Ärzte maßlos über- zogen waren, ist das Ergebnis in sei- ner Kostenwirkung vertretbar.“ Die Ärztestreiks bezeichnete der Verwal- tungsdirektor als „notwendig für die innere Hygiene des MB“.

Der Marburger Bund bewertete Finklenburgs Berechnungen als prin- zipiell richtig. Einzig an einer Stelle habe sich die Arbeitgeberseite wohl verrechnet: Demnach hat ein Assis- tenzarzt im TVöD nach sechs Jah- ren insgesamt 268 800 Euro und nicht 271 512 Euro verdient. Kritisch beurteilt der MB, dass Finklenburg für die BAT-Vergleichsspalte einen verheirateten Referenzarzt mit einem Kind wählte. Dies sei aus Arbeitge- bersicht nachvollziehbar, um Zahlen zuungunsten des VKA-MB-Tarif- vertrages zu erhalten. Ärzte ohne Kinder würden in den ersten Berufs- jahren deutlich weniger gegenüber dem alten BAT verlieren.

Der MB räumt ein, dass der arztspezifische Tarifvertrag keine Gehaltssteigerungen zum BAT mit sich bringt, die Anlass zum Jubeln geben würden. Der eigentliche Er- folg liege darin, dass sich die Ärzte vom „Verdi-Joch“ befreit hätten und der MB nun eine originäre Ärz- te-Gewerkschaft sei. Montgomery:

„Die arztspezifischen Tarifverträge sind das tarifpolitische Fundament des MB, auf dem nun Schritt für Schritt bei den Tarifverhandlungen für Ärzte aufgebaut wird.“ n Jens Flintrop

DIE NEUEN TARIFGEHÄLTER DER KLINIKÄRZTE

Kein großer Sprung, aber ein solides Fundament

Die finanziellen Auswirkungen der Tarifabschlüsse sind individuell unterschiedlich. Gegenüber dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst gewinnen aber fast alle Ärzte.

* für einen verheirateten Arzt mit einem Kind und Berufseinstieg mit 29 Jahren Quelle: Finklenburg, VKA TABELLE

Tarifverträge im Vergleich – die Gesamtkosten für die Arbeitgeber

Kommunale Tarifvertrag für den Universitäts- Bundesangestellten- Krankenhäuser öffentlichen Dienst (TVöD) kliniken tarifvertrag (BAT*) Assistenzarzt

nach 6 Jahren 274 800 A 271 512 A 280 571 A 285 760 A

Facharzt

nach 10 Jahren 578 280 A 563 580 A 590 857 A 570 271 A

nach 19 Jahren 1 165 080 A 1 163 520 A 1 156 572 A 1 188 020 A nach 30 Jahren 1 904 280 A 1 910 112 A 1 848 001 A 1 952 376 A Oberarzt

nach 20 Jahren 1 427 400 A 1 352 592 A 1 502 286 A 1 357 435 A Ltd. Oberarzt

nach 20 Jahren 1 560 000 A 1 399 200 A 1 756 571 A 1 519 713 A

Referenzen

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