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Archiv "Leben — das „unbegreifliche Geheimnis"" (26.11.1981)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen FORUM

Im „Zauberberg" schreibt Thomas Mann: „Was war das Leben? Nie- mand kannte den natürlichen Punkt, an dem es entsprang und sich ent- zündete. Nichts war unvermittelt oder nur schlecht vermittelt im Be- reich des Lebens von jenem Punkte an. Aber das Leben selbst schien unvermittelt. Wenn sich etwas dar- über sagen ließe, so war es dies, daß in der unbelebten Welt auch nicht entfernt seinesgleichen vorkomme."

Haben uns die modernen Naturwis- senschaften, ein milliardenver- schlingender Moloch, der Klärung dieses Punktes nähergebracht?

Sind wir lediglich ein Produkt des Zufalls, wie es Manfred Eigen sieht?

Sind wir ein „nackter Affee" (Des- mond Morris)? Können wir uns auf den Status einer „Biomaschine Mensch" reduzieren, wie es Robert F. Schmidt tut? Sind wir „vorpro- grammierte Menschen", wie es Eibl- Eibesfeldt sieht? Oder — um mit Ar- thur Koestler zu sprechen — gar „Irr- läufer der Evolution"?

Eine Beantwortung solcher Fragen steht heute noch aus. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist dies, daß der Begriff des Lebens zwar aus naturwissenschaftlich-deskriptiver Sicht hinreichend erklärt — besser definiert — ist. Damit ist jedoch nichts darüber gesagt, was das „Le- ben" ist.

Erwin Chargaff, von Beruf und Beru- fung Biochemiker, nennt das Leben

„ein unbegreifliches Geheimnis". Es muß abgewartet werden, ob es mit rein naturwissenschaftlichen Metho- den jemals gelingen wird, je gelin- gen kann, dieses Geheimnis, das wir

„Leben" nennen, zu entschlüsseln, oder ob wir vielmehr bei der Suche nach einer Antwort darauf, nicht schon längst, an den Grenzen der Naturwissenschaften angelangt

sind. Dafür gibt es einige Anhalts- punkte.

Chargaff meint in seiner Essay- Sammlung, die er „Unbegreifliches Geheimnis" genannt hat: „Ist das Leben ein Singular? Was haben der Mensch und der Colibazillus ge- meinsam? Die Antwort auf diese Frage wird sehr verschieden ausfal- len, je nachdem, ob man einen Phi- losophen oder einen Mikrobiologen befragt. Besser gesagt, sie wäre frü- her verschieden ausgefallen, denn jetzt sind wir alle in derselben me- chanisierten Brühe gekocht."

Was Chargaff unter anderem damit meint, ist die Sucht der modernen Naturwissenschaften, alles in einen starren Mechanismus pressen zu wollen. Um aber einen Mechanis- mus für ein so komplexes Phäno- men wie das Leben aufstellen zu können, muß man Einzelheiten ken- nen. Es werden Detailfragen gestellt und beantwortet. Es wird immer wei- ter in die Tiefe geforscht, ohne sich um einen Überblick zu bemühen.

Jagd nach Splittern nennt es Char- gaff. Man sucht sie, numeriert sie und versucht schließlich herauszu- finden, aus welchen Stoffen sie auf- gebaut sind. Bei dieser Jagd „ist uns die erhabene Figürlichkeit des Le- benden verlorengegangen" (Char- gaff). Es herrscht die verbreitete Auf- fassung, Leben könne mit den Prin- zipien der Physik und Chemie erklärt werden. Immer kleiner werden die Dezimalen. Heute reichen bereits 10 -10 g einer biochemischen Sub- stanz aus, um ihre Struktur zu ermit- teln (vorausgesetzt sie ist nicht allzu kompliziert). Bald werden es viel- leicht 10 4 ' oder gar 10 -15 g sein.

Wozu, mag sich mancher fragen, ist diese Fahrt in den Mikrokosmos gut? Hoffen die Wissenschaftler viel-

leicht eines Tages eine Art Rezept liefern zu können? Wenn alles fein säuberlich nach Vorschrift gemixt und kräftig gerührt wird, dann hat möglicherweise irgendjemand in ein paar Jahrzehnten — oder früher — die Chance, daß diese chemische Mix- tur zu „leben" beginnt.

Wie sehr dieser Wunsch die Natur- wissenschaften beseelt, zeigt die Tendenz, Eigenschaften von Zellen mit Begriffen zu umschreiben, die ansonsten nur dem Verstand vorbe- halten bleiben. Chargaff: „So sagt man von mancher enzymatischen Reaktion, daß sie ,auf- oder abge- dreht' wird; eine Nukleotidkette wird richtig oder falsch ‚gelesen', bzw.

,transkribiert`; eine Zelle ,begeht Selbstmord': ein System funktioniert

‚fehlerhaft': eine ‚Information' wird ,übersetzt', usw. Ist deshalb eine Nu- kleotidkette, ein Enzym intelligent?"

Einer der vielen Gründe, die zu die- ser fatalen Entwicklung geführt ha- ben, ist die Spezialisierung der Wis- senschaften. Wer sich die Flut an Fachzeitschriften, Monographien, Symposiumsberichten usw. verge- genwärtigt, der sieht, welch immen- ses Wissen bereits irgendwo einmal niedergeschrieben worden ist. Die Frage lautet nur: Wer kann etwas mit diesem Wissen in seiner Be- schränktheit anfangen? Wer hat den passenden Schlüssel dazu?

„Jeder von uns", meint Chargaff,

„bekommt nämlich einen kleinen Schlüssel zu einem winzigen Keller- loch; und da drin, so hört er, findet er alles, was er zum Forschen braucht. Ist das Löchlein, wenn er es verläßt, voller, als er es anfangs vor- fand, so ist er ein großer Mann. In anderen Zellen dieser Riesenwabe tummeln sich andere." Wo aber bleibt die Verbindung zwischen den einzelnen Waben?

Kybernetik und Kommunikations- wissenschaften könnten hier An- satzpunkte liefern. Doch weit ge- fehlt. Die einzigen Forscher, die sich derzeit hin und wieder um Kommu- nikation zwischen den unterschied- lichen Disziplinen bemühen, sind die Futurologen — und die werden als hoffnungslose Spinner belächelt. I>

Leben —

das „unbegreifliche Geheimnis 9

Zu einer Essay-Sammlung von Erwin Chargaff über die Entwicklung der Naturwissenschaften

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 48 vom 26. November 1981 2309

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Erwin Chargaff

Zurück zur Frage nach dem Leben.

Es reichte eines Tages nicht mehr, zu wissen, daß unser Körper aus ein- zelnen Zellen aufgebaut ist. Nun wollten wir wissen, was sich in die- sen Zellen befindet. Die Architektur der Zelle hat uns so fasziniert, daß mancherorts die Frage nach ihrer Aufgabe völlig uninteressant war.

Immer kleinere Bausteine mußten — schließlich mit Hilfe immer teurerer Instrumente wie dem Elektronenmi- kroskop — enträtselt werden.

Das Ziel, das mit dieser Art der For- schung verfolgt worden ist, war an- fangs sicher redlich. Es war der alte Forschergeist, der nach neuen Er- kenntnissen strebte und sich — als reine Hilfsmittel — die modernen technischen Möglichkeiten zunutze machte. Ob das heute auch noch ist? Man kann den Eindruck gewin- nen, daß heute das primäre Anliegen jeder Forschung, neues Wissen — oder besser Erkenntnisse — zu ge- winnen, in der hochspezialisierten Forschung oft verdrängt wird, vom Wunsch, über den wissenschaftli- chen Erfolg die eigene Profilierung zu betreiben.

Nehmen wir als Beispiel die Atom- physik. Chargaff: „Es gibt natürlich immer noch was zu tun; kleine Läu- se haben bekanntlich immer noch kleinere Läuse. Aber wie klein kann man die Atome und die Atomkerne zerhacken? Ich habe das unange- nehme Gefühl, daß, wenn der Nobel- preis für Physik abgeschafft wäre, man keine Elementarteilchen mehr entdecken würde." Chargaff schrieb diese Worte lange bevor jenes neue Projekt am Genfer See überhaupt im Gespräch war: Ein neuer, giganti- scher, alles bisher Dagewesene in den Schatten stellender Beschleuni- gerring soll gebaut werden. Das Ge- samtprojekt wird Milliarden ver- schlingen. Das Ergebnis dieser Gi- gantomanie könnte sein, daß man herausfindet, aus welchen Unterein- heiten unsere heute bekannten Ele- mentarteilchen aufgebaut sind. Die Rechtfertigung ist einfach: Man wis- se ja am Anfang einer Forschungs- aufgabe nie genau, ob die Rech- nung aufgehe, und ob etwas Ver- nünftiges dabei herauskäme. Also

müsse man es wenigstens pro- bieren.

Stellt nicht schon der Talmud fest, daß wir zwar eine Aufgabe, die vor uns liegt, nicht vollbringen müßten, deshalb aber nicht aus der Verant- wortung entlassen seien, wenig- stens einen Anfang zu machen?

Aber ist die vage Hoffnung auf ein neues Elementarteilchen Milliarden wert?

Welche Gefahren ergeben sich dar- aus für die Naturwissenschaften?

Überall wird die Freiheit der For- schung proklamiert. Diese Freiheit kann es heute überhaupt nicht mehr geben. Und das scheint keine Frage des politischen Systems zu sein.

„Die Forscher sind zu winzigen, wi- derstrebend geölten Rädern einer Riesenmaschine geworden, deren Erzeugnisse mit dem, was man frü- her als geistige Produkte anerkannt hätte, nur die Verpackung gemein- sam haben", schreibt Chargaff.

Der zweite gefährliche Faktor: die Kosten. In manchen Bereichen der Naturwissenschaften und der Medi- zin sind vergleichbare Forschungs- projekte in den letzten drei Jahr- zehnten 25mal teurer geworden. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Forscher auf das Zehnfache ge- stiegen.

Deshalb schließt Chargaff in bezug auf die Grundlagenforschung, sie hätte „die ihr gesetzten Grenzen be- reits längst überschritten; und in- dem sie dies tat, hat sie sich von Grund auf verändert. Sie ist polari- siert und politisiert worden und dem Rest der Menschheit noch mehr ent- fremdet als zuvor, da sie eher als rührende Beschäftigung einiger we- niger hungerleidender Sonderlinge galt."

Die Behauptung, Grundlagenfor- schung könne nur im großen Maß- stab betrieben werden, da die Mög- lichkeiten, Neues zu finden, immer geringer würden, halte ich für falsch. Vielmehr scheint den Wis- senschaftlern die Kreativität verlo- rengegangen zu sein. Einmal sind

die Forscher finanziell voll abgesi- chert, was ihre eigene Person be- trifft. Zudem verfügen sie für ihre Projekte über reichlich Geld, um

„flächendeckend" arbeiten zu kön- nen — und das kostet bekanntlich keinen Tropfen Kreativität. Wenn ge- jammert wird, an den Hochschulen würden ständig Mittel gekürzt, möchte ich sagen: Gottseidank, viel- leicht lernt dann die Wissenschaft wieder ihre kreativen Fähigkeiten gezielt einzusetzen.

Die aufgeblähte und egoistische Wissenschaft birgt heute mehr denn je Gefahren in sich, weil wir uns der trügerischen Einsicht des technisch Machbaren unterordnen. Ihre eige- nen Gefahren versucht die Wissen- schaft mit wissenschaftlichen — sta- tistischen — Methoden zu verniedli- chen.

Welch fatale Folgen dieses Unter- fangen hat, mag ein Beispiel aus den Vereinigten Staaten zeigen. Vor Jah- ren wurde dort eine Massengrip- peimpfung durchgeführt, der am er- sten Tag 36 ältere Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Experten lie- ßen verlauten, das sei zu erwarten gewesen. Es sei aber die Frage an jene Experten gestattet, ob diese Leute nicht den Tag der Impfung überlebt hätten, wäre dieses frag- würdige Unternehmen nicht durch- geführt worden?

Von einem zweiten Beispiel berich- tet Chargaff: „Wenn ich höre, daß die Erhöhung der Leukämie-Wahr- scheinlichkeit durch ionisierende Strahlung — sei es von Kraftwerk oder Atommüll — statistisch nicht si- gnifikant ist, so denke ich an den einen Menschen, der daran wird zu- grunde gehen müssen. Für mich hat er einen Namen und ein Gesicht, vielleicht eine Familie und Freunde;

er hätte nicht so sterben sollen.

Dann kommen die schrecklichen Fachleute und sagen mir: „Ja, aber die kosmischen Strahlen sind noch schädlicher."

Wahrscheinlich merkt mancher Wis- senschaftler schon gar nicht mehr, wie schlüpfrig die Argumentation geworden ist. Kann sich hiervon die 2310 Heft 48 vom 26. November 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Kassenärztliche Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung, K. d. ö. R., Köln, einer- seits und der Bundesverband der Ortskrankenkassen, K. d. ö. R., Bonn, Bundesverband der Be- triebskrankenkassen, K. d. ö. R., Essen, Bundesverband der In- nungskrankenkassen, K. d. ö. R., Köln, Bundesverband der landwirt- schaftlichen Krankenkassen, K. d.

ö. R., Kassel, andererseits verein- baren gemäß § 31 Bundesmantel- vertrag (Ärzte) die nachstehende Dritte Ergänzung der „Vereinba- rung über Vordrucke für die kas- senärztliche Versorgung (Vordruck- vereinbarung)" vom 20. April 1979 1. In den Nummern 2.5.4., 2.30.4. und 2.38.4. wird hinter dem Satz „Ferner ist das Geburtsdatum anzugeben, jedoch so, daß es bei dem Versand des Scheines mit Fensterbriefumschlag nicht sichtbar ist" folgender Satz eingefügt: „Wird das Geburtsdatum nicht gesondert ausge- wiesen, sondern als Teil einer Versicher- tennummer/Mitgliedsnummer usw., so ist zur einwandfreien Identifizierung eine Kennzeichnung durch die Buchstaben TT MM JJ bzw. JJ MM TT über dem Geburtsdatum vorzunehmen."

2. Die Nummer 2.13.5. erhält folgende Fassung: „In dem auf der linken Vorder- seite freigelassenen Raum kann der Wortlaut von den einzelnen Krankenkas- sen oder deren Verbänden für die erfor- derlichen verwaltungstechnischen Anga- ben frei gestaltet werden. Bei der Angabe der Personalien ist die Reihenfolge Name der/des Versicherten Straße und Wohnort Familienangehöriger Arbeitgeber usw.

einzuhalten. Ferner ist das Geburtsda- tum anzugeben, jedoch so, daß es beim Versand des Scheines mit Fensterbrief- umschlag nicht sichtbar ist. Wird das Ge- burtsdatum nicht gesondert ausgewie- sen, sondern als Teil einer Versicherten- nummer/Mitgliedsnummer usw., so ist zur einwandfreien Identifizierung eine Kennzeichnung durch die Buchstaben TT MM JJ bzw. JJ MM TT über dem Geburtsdatum vorzunehmen. Bei der Na- mensangabe soll der Familienname vor- angestellt werden.

BEKANNTMACHUNGEN

Zusätzliche Fragen, die von den Kassen- ärzten zu beantworten sind, dürfen nicht aufgenommen werden."

3. Das Muster 13 (Mutterschaftsvorsor- geschein) erhält die aus der Anlage*) er- sichtliche Neufassung.

4. Das Muster 14 (Überweisungsschein für serologische und mikrobiologische Untersuchungen im Rahmen der Mutter- schaftsvorsorge) erhält die aus der Anla- ge*) ersichtliche Neufassung.

5. Diese Vereinbarung tritt am 1. Juli 1981 in Kraft.

6. Vorhandene Bestände der durch die- se Vereinbarung geänderten Vordrucke dürfen aufgebraucht werden.

Köln/Bonn/Essen/Kassel, den 12. Oktober 1981

Kassenärztliche Bundesvereinigung, K. d. ö. R., Köln Bundesverband der Ortskrankenkassen, K. d. ö. R., Bonn Bundesverband

der Betriebskrankenkassen, K. d. ö. R., Essen

Bundesverband

der Innungskrankenkassen, K. d. ö. R., Köln

Bundesverband der

landwirtschaftlichen Krankenkassen, K. d. ö. R., Kassel

Die Bundesknappschaft, K. d. ö. R., Bochum, vereinbart mit der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung, K. d. ö. R., Köln, gemäß § 4 Abs. 4 des Vertrages zwischen der Bun- desknappschaft und der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung vom 18. Juni 1970 folgende

Dritte Ergänzung der „Vereinba- rung über Vordrucke für die ärztli- che Versorgung der Anspruchsbe- rechtigten der Bundesknapp- schaft" vom 20. April 1979:

1. Die Bundesknappschaft schließt sich der „Dritten Ergänzung der Vereinba- Wegen der geringfügigen Änderung des Vordrucks wird auf einen Abdruck verzich- tet. — Es wurde die Abrechnungsnummer 4345 durch die Nummer 4397 ersetzt, da nach der Neufassung der Mutterschafts- Richtlinien (Stand 12. Dezember 1980) die Lues-Suchreaktion durch den TPHA durchzuführen ist.

Erwin Chargaff

Medizin eigentlich ganz abkoppeln („Was wir tun, ist eigentlich nur im Sinne der Patienten"); sie ist ja schon (zumindest in ihren beson- ders forschungsaufwendigen Zwei- gen) längst zu einem Teil der Natur- wissenschaften geworden? Man sollte deshalb auch die Kritik gelten lassen. Auch für sie gilt: Die Frage nach den Ursprüngen des Lebens, früher eine der zentralen Probleme der Naturwissenschaft, ist und bleibt unbeantwortet. Und es darf bezwei- felt werden, daß sie auch unter Ein- satz noch wesentlich größerer Geld- beträge und mehr Spezialisten be- antwortet werden kann. E. T. A. Hoff- mann nannte uns „wahnsinnige De- tailhändler der Natur" und bereits Schiller hat vor der „millionenfa- chen Hydra der Empirie" gewarnt.

Die Zukunft der Wissenschaft hängt nicht zuletzt von ihrer Sicherheit ab.

Nicht so wichtig ist dabei, inwieweit Forscher vor Schadenersatzklagen der Öffentlichkeit geschützt werden können und sollen (zum Beispiel bei Forschungen zur Gen-Technologie).

Weitaus wichtiger wäre es, die Öf- fentlichkeit gegen die Folgen verant- wortungsloser Wissenschaft abzusi- chern. Doch dies dürfte praktisch unmöglich sein, da die Eingriffe der Naturwissenschaft in die Umwelt vielfach irreversibel sind. „Was mich erschreckt", meint Chargaff, „ist die Irreversibilität des Vorgangs. Viel- leicht wird nichts geschehen; aber wenn etwas geschieht, wird man nicht einmal wissen, woher es kam.

Jedenfalls ist es das erste Mal in der Geschichte der Welt, daß ein Dumm- kopf die Biosphäre unwiderruflich besudeln kann."

Zweifellos hat die naturwissen- schaftliche Forschung triumphale Erfolge feiern können. Erfolge, die auch dem einzelnen Menschen Nut- zen gebracht haben. Der überwie- gende Teil der Ergebnisse aber schlummert nutzlos in den Archiven.

Man wollte das „unbegreifliche Ge- heimnis" begreiflich machen — und hat es nur noch mehr verschleiert.

Anschrift des Verfassers:

Wolf G. Dorner Rauschbergstraße 44 8221 Inzell

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 48 vom 26. November 1981 2311

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