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Archiv "Krankenhäuser: Verschärfter Wettbewerb, integrierte Dienstleistung" (25.11.2005)

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ie Repräsentanten der 2 157 Krankenhäuser in Deutschland wollen sich offensiv den Heraus- forderungen des immer härteren Wett- bewerbs auf dem Klinikmarkt stellen.

Sie sind zu Strukturveränderungen be- reit und wollen in diesem innovativen und beschäftigungsintensiven Dienst- leistungssektor im Verbund mit den übrigen Leistungsträgern verstärkt Verantwortung als „integrierte Dienst- leistungszentren“ übernehmen. „Die Krankenhäuser sind kein Kosten-, son- dern ein unverzichtbarer Beschäfti- gung- und Wirtschaftsfaktor mit mehr als einer Million Beschäftigten und ei- nem Jahresbruttoumsatz von mehr als 65 Milliarden Euro“, so stellte der Prä- sident des 28. Deutschen Kranken- haustages, Wolfgang Pföhler, Präsident der Deutschen Krankenhausgesell- schaft e.V., Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, deren Leistungs- kraft heraus. Die „Insider“ der Kran- kenhauswirtschaft, unterstützt durch Unternehmensberater, malen schwarz:

In den nächsten Jahren werden 20 bis 25 Prozent aller Krankenhäuser nicht mehr überleben. Dringend müs- se die „doppelte Facharztschiene“, die kaum mehr finanziell darstellbar und in Deutschland einmalig sei, beseitigt, mit dem Krankenhaus assoziiert und aus einem Gesamtbudget finanziert werden.

Wegen Unwirtschaftlichkeit ge- schlossene Krankenhäuser sollten auf andere soziale Zwecke umgewidmet werden, als Vermieter für niedergelas- sene Ärzte ihre Infrastrukturen anbie- ten und sich als Integrationszentren, an- gedockt an die Krankenhäuser, wirt- schaftlich betätigen – so eine andere Forderung der Krankenhauswirtschaft.

Den Krankenhausmanagern und den

Klinikträgern ist klar: Der schon lange angebahnte Strukturwandel wird durch die erheblich veränderten gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen insbesondere die Gesundheits- und Krankenhauswirtschaft treffen. Beim 28. Deutschen Krankenhaustag am 16. November in Düsseldorf hieß es:

Die allmählich kostenwirksam werden- de Umstellung der diagnosebasierten Fallpauschalen (Diagnosis Related

Groups) werde die Transparenz, die Vergleichbarkeit, die Effizienz und den Kostendruck erhöhen. Die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz 2004 be- gonnene Trendwende wird in den sich abzeichnenden Reformprojekten der neuen großen Koalition konsequent fortgesetzt – mit enormen Auswir- kungen auf alle Leistungssektoren, die Produktivitätsfortschritte erzwingen, den Qualitätsdruck und die Leistungs- orientierung bei einem fast ruinösen Wettbewerb verschärfen.

Heinz Kölking, Präsident des Ver- bandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. und erfahrener Krankenhausmanager, bestätigte einen längst bekannten Trend: In der Kran- kenhauswirtschaft wird sich das

Leistungsangebot weiter konzentrie- ren auf immer größere Leistungsein- heiten, Klinikverbundbetriebe und Kli- nikketten begünstigen. Der Privatisie- rungsdruck nimmt enorm zu, zumal die Länder ihrer gesetzlichen Verpflich- tung zur flächendeckenden Sicherstel- lung und zur Übernahme der Investiti- onskosten im Rahmen der allgemeinen Daseinsvorsorgepflicht nicht mehr nachkommen.

Die Krankenhäuser wollen sich für eine ganzheitliche Versorgung als Lei- stungsanbieter profilieren und Gesamt- verantwortung im System übernehmen.

Die Klinikträger beanspruchen Be- handlungsfreiheit nach Überweisung des Patienten in die stationäre Versor- gung. Das Kinikmanagement mit allen Helfershelfern müsse der „Antreiber des Fortschritts und des Strukturwan- dels“ bleiben. Ihnen sei es zu über- antworten, Potenziale an Qualität und Wirtschaftlichkeit zu heben. Allerdings erzwinge der Wettbewerb und der Strukturwandel erhebliche Investitio- nen und den raschen Abbau des Investi- tionsstaus, der mit bis zu 50 Milliarden Euro veranschlagt wird.

Eine kompetente Betriebsführung sei aber nur dann möglich, wenn den Krankenhäusern eine langfristige Si- cherheit und Planbarkeit bei Investitio- nen, der Kostenstrukturbereinigung und bei Anpassungsprozessen garan- tiert würden. Die Klinikträger und das Management fordern die Länder auf, ih- rer vollen Einstandspflicht für die Vor- haltekosten nachzukommen. Ein Ideal- zustand wäre es aus der Sicht der Klinik- träger, wenn beim Übergang in den Routinelauf des Fallpauschalensystems ab 2009 die ordnungspolitischen Rah- menbedingungen auf Finanzierungs- monistik umgestellt würden. Dann aller- dings sei die bisherige Kapazitätspla- nung der Länder obsolet geworden.

Der beamtete Staatssekretär im nord- rhein-westfälischen Gesundheitsmini- sterium, Prof. Dr. med. Stefan Winter, sprach sich für die Beibehaltung der Letztverantwortung der Länder für die Krankenhäuser und eine flächen- deckende Sicherstellung aus. Allerdings könne sich die Landesangebotspla- nung nicht auf eine Standortplanung beschränken. Die Leistung, nicht das

„mitternachtswarme Bett“, müsse in P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 47⏐⏐25. November 2005 AA3229

Krankenhäuser

Verschärfter Wettbewerb, integrierte Dienstleistung

Mittelfristig schließen 20 bis 25 Prozent

aller Akutkrankenhäuser.

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den Mittelpunkt gestellt werden. Ein forcierter Wettbewerb dürfe nicht die Letztverantwortung der Länder außer Kraft setzen. Schließlich gehe es um öf- fentliche Gelder, die in der Kranken- hauswirtschaft investiert würden. Und solange das dualistische Finanzierungs- system gilt, müsse das Land mit locke- rem Zügel steuern. Allerdings – und dies wurde einhellig bemängelt: Künftig müssten das regionale Angebot besser aufeinander abgestimmt und die Sek- torengrenzen durch Verzahnung und Vertragsabmachungen überwunden werden. „Leistungsgerechte Vergütung statt Deckelung!“ so lautet die Devise.

Einzelkämpfer und solitärwirtschaftli- che ineffiziente Gesundheitsbetriebe könnten nicht reüssieren. Das Abrech- nungssystem habe Chancen und Risi- ken. In jedem Fall müssten die Pro- duktionsprozesse in den Kranken- häusern verschlankt, administrative und bürokratische Restriktionen beseitigt, die Kostenstrukturen bereinigt und die Produktivität erhöht werden.

Mehr privates Kapital für Krankenhäuser

Die Krankenhäuser fordern die Einbin- dung privaten Kapitals in die Klinik- wirtschaft (Public Private Partnership), die Öffnung der Krankenhäuser als In- stitution und die Möglichkeit, im Wett- bewerb mit anderen Anbietern zusätzli- che Leistungen für die Stationärversor- gung zu akquirieren. Ein probates Mit- tel seien genehmigungsfreie Verträge mit einzelnen Krankenkassen und pri- vaten Krankenversicherungsunterneh- men. Ohne den Versorgungsauftrag und humanitäre Anliegen der Kliniken zu gefährden, müssten privatärztliche Lei- stungen außerhalb des Krankenhaus- budgets berechnet werden – analog zum vertragsärztlichen Sektor. Bei ei- ner weiteren Öffnung der Kranken- häuser für ambulatorische Versorgung müsse das Recht auf freie Arztwahl – ob Krankenhaus- oder Praxisarzt – ein we- sentliches Element einer gestärkten Pa- tientensouveränität und der Leistungs- orientierung werden. Dies erfordere allerdings gleich gerichtete und faire Wettbewerbs-,Vergütungs- und Honorar- bedingungen. Dr. rer. pol. Harald Clade

P O L I T I K

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A3230 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 47⏐⏐25. November 2005

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ie Belegeärzte, die Belegkliniken und Belegabteilungen von Akut- krankenhäusern sehen sich exi- stenziell bedroht. Namentlich der Bun- desverband Deutscher Privatkranken- anstalten e.V. und der Bundesverband der Belegärzte e.V. beklagen gravie- rende wirtschaftliche Einbußen der Belegärzte und Belegkliniken infolge der neuerlichen Änderungen im EBM 2000plus und als Folgewirkungen der Fallpauschalenkataloge der Jahre 2005 und 2006.

Auch die Kassenärztliche Bundesver- einigung (KBV) hat aufgrund der ersten vorläufigen Ergebnisse der Steuerungs- und Vergütungswirkungen der Ge- bührenordnungsreform bestätigt, dass es zu Verlusten und Umverteilungen zula- sten vor allem der belegärztlich tätigen Fachärzte gekommen ist. Konkrete Kor- rekturen sollen deshalb, so die KBV- Vorstände Dr. med. Andreas Köhler und Ulrich Weigeldt, in den Bewertungsausschuss An- fang des kommenden Jahres eingebracht werden. Dann dürf- ten auch zu anderen neural- gischen Abrechnungsgebieten verlässliche Daten vorliegen.

Für die belegärztliche Ver- sorgung resultieren finanzielle Nachteile in doppelter Weise:

Aus dem Katalog 2005 ergibt sich, dass die Belegärzte-dia- gnosebezogenen Fallpauscha- len (Diagnosis Related Groups;

DRGs) im Verhältnis zu den Hauptab- teilungs-Pauschalen bis zu 40 Prozent geringer bewertet wurden, wohingegen der Unterschied 2004 noch bei lediglich rund 25 Prozent lag. Dies wirkt sich nachteilig auf eine flächendeckende be- legärztliche Versorgungsstruktur aus.

Eine Ausdünnung der belegärztlichen Versorgung und eine Schließung von Belegkrankenhäusern und Belegab- teilungen infolge einer Kostenunter- deckung wäre gesundheitspolitisch kon-

traindiziert. Die Patienten müssten dann anstatt in kostengünstigeren Beleg- abteilungen künftig in Hauptabteilun- gen zu höheren Fallpauschalen versorgt werden. Zurzeit gibt es 6 498 Belegärzte und Belegkliniken mit rund 30 000 be- legärztlichen Krankenhausbetten. Das Kontingent entspricht rund 5,4 Prozent aller Krankenhausbetten. (Tabelle)

Erst kürzlich hat der Hartmannbund (HB) den Gesetzgeber aufgefordert, ei- ne leistungsgerechte Vergütung der ärzt- lichen Leistungen im Rahmen der sta- tionären belegärztlichen Versorgung si- cherzustellen. Die belegärztlichen Lei- stungen müssten außerhalb der ver- tragsärztlichen Vergütung mit festen Punktwerten oder festen Euro-Beträgen honoriert werden, fordert der HB. Die Bewertung müsse transparent und sach- gerecht auf der Basis der tatsächlichen Kosten- und Leistungsstrukturen in Be-

legabteilungen erfolgen.Außerdem müs- se zu den Belegabteilungsfallpauschalen eine einheitliche Vergütungsregelung ge- schaffen werden, auf deren Grundlage die Krankenkassen den Belegärzten ihren Leistungsanteil vergüten.

Bereits im September hat eine Sach- verständigengruppe aus Repräsentanten von neun Berufs- und Landesverbänden der Belegärzte, der Chirurgen, Orthopä- den, der Privatkrankenanstalten, des Deutschen Roten Kreuzes und des Hart-

Belegkrankenhäuser/Belegärzte

Existenzielle Sorgen

Verbände fordern Änderung der Vergütungsregelungen.

Belegärzte/Belegkliniken: Strukturdaten

Betten davon Belegbetten in Prozent

HNO-Ärzte 13 600 5 498 40,4

Augen-Ärzte 6 497 1 779 27,5

Mund-Kiefer- 2 539 498 19,6

Gesichts-Chirurgie

Frauenärzte 44 974 7 059 15,7

Urologie 16 478 2 352 14,3

Orthopädie 25 087 3 286 13,1

Belegbetten gesamt 29 242 5,4

Stand: 31. Dezember 2003, Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

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