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Archiv "Krankenhäuser im Wettbewerb: Flexibilität als Erfolgsfaktor" (16.09.2011)

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A 1926 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 37

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16. September 2011

KRANKENHÄUSER IM WETTBEWERB

Flexibilität als Erfolgsfaktor

Familienfreundlichkeit kann auch für Krankenhäuser ein wichtiger Image- und Standortfaktor im Wettbewerb mit anderen medizinischen Einrichtungen sein.

F

amilienfreundliche Arbeitsplät- ze und Teilzeitstellen liegen auch bei Ärztinnen und Ärzten im Trend. „Flexible Arbeitszeitmodelle und verlässliche Kinderbetreuungen sind einfach wichtig, damit Ärztin- nen und Ärzte sich nicht zwischen Beruf und Familie zerreißen und verschleißen, sondern auch in Zu- kunft ihren Traumberuf gut, kompe- tent, verlässlich und vor allem zu- frieden ausüben können“, betonte Professor Dr. med. Frieder Hes - senauer, Präsident der Landesärz- tekammer Rheinland-Pfalz, bei ei- ner Fortbildungsveranstal-

tung in Mainz.

Mit der Jobzufrieden- heit scheint es allerdings nicht allzu weit her zu sein. Das ergab eine Be- fragung von 729 As - sistenzärzten durch die Fachhochschule Müns- ter. Immerhin 20 Prozent

der Ärzte gaben an, mit ihrer Be- rufswahl unzufrieden zu sein. Le- diglich ein Drittel würde den Arzt- beruf weiterempfehlen.

Neben Stress im Berufsalltag kritisierte mehr als die Hälfte (54,6 Prozent), dass die Arbeit ihnen zu wenig Freizeit ermögliche. Die meisten Ärzte (94,7 Prozent) wün- schen sich daher eine bessere Ver- einbarkeit von Beruf und Familie beziehungsweise die Bezahlung oder einen Freizeitausgleich von Überstunden (90,3 Prozent).

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei nicht zuletzt auch deshalb so populär, weil die nach- wachsende Generation Zeit haben wolle, „to smell the roses“, sagte Dr. med. Annegret Schoeller von der Bundesärztekammer. Dabei un- terschieden sich Ärztinnen und Ärzte immer weniger in ihren indi- viduellen Karrierewünschen. Die Entwicklung der Gesundheitswirt-

schaft würde zugleich maßgeblich von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte bestimmt. Allerdings dro- he die Personallücke im ärztlichen Bereich bis zum Jahr 2030 auf 165 000 Stellen anzuwachsen. Der sich abzeichnende Fachkräftemangel mache einen grundlegenden Umbau des Systems daher unvermeidlich.

„Bislang ist Teilzeitarbeit die häu- figste Antwort auf die Doppelbelas- tung durch Arbeit und familiäre Pflichten“, so Schoeller. „Sinnvoller wäre jedoch der Ausbau von Betreu- ungsmöglichkeiten, um die Teilzeit-

arbeit zurückzudrängen und damit das Fachkräftepotenzial insbesonde- re bei Frauen besser auszuschöpfen.“

Krankenhäuser würden von fami- lienfreundlichen Maßnahmen nicht nur ideell, sondern auch betriebs- wirtschaftlich profitieren, betonte die Gesundheitsministerin von Rhein- land-Pfalz, Malu Dreyer. Denn eine höhere Jobzufriedenheit verringere die Fluktuationsrate. Wichtig sei es, ein Betriebsklima zu schaffen, das es zur Selbstverständlichkeit werden lasse, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Hier- für seien flexible Lösungsansätze erforderlich, darunter zum Beispiel Weiterbildungsangebote in Teilzeit, Telearbeitsplätze sowie Fortbil- dungsmöglichkeiten während der Elternzeit.

„Kliniken, die ihre familien- freundliche Politik nach innen und außen gut darstellen, haben auch Wettbewerbsvorteile“, so Dreyer. Die

Gesundheitsministerin verwies in dem Zusammenhang auf ein von der Landesregierung gefördertes Modell- projekt. Hierfür haben sich mehrere Kliniken in der Region zusammenge- schlossen, um gemeinsame Quali- tätsstandards für die ärztliche Weiter- bildung und für attraktive Arbeitsbe- dingungen zu schaffen. Die Verein- barkeit von Familie und Beruf spielt dabei eine herausragende Rolle.

Klaus Schmidt, Kaufmännischer Direktor des DRK-Krankenhauses Kirchen, machte deutlich, wie wich- tig zum Beispiel ein Betriebskinder- garten für die Personalge- winnung und vor allem auch für die Personalbindung sein kann. Sein Haus weise be- reits in Vorstellungsgesprä- chen auf die Möglichkeit hin, den Nachwuchs während der Arbeitszeiten im Kindergar- ten des Krankenhauses unter- bringen zu können. „Insbe- sondere beim ärztlichen Dienst stößt das Angebot auf großes Interesse“, sagte Schmidt. Zurzeit verzeichne die DRK-Einrichtung eine Zunahme der Bewerbungen insgesamt und vor allem ein gestiegenes Bewerberinter - esse im ärztlichen Bereich.

Eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts zur Kinderbe- treuung in deutschen Krankenhäu- sern aus dem Jahr 2008 ergab indes, dass bislang nur 19,2 Prozent aller Kliniken eine betriebliche Kinder- betreuung anbieten.

Die Krankenhäuser sollten mit der Umgestaltung zu familienfreund - licheren Unternehmen allerdings nicht alleingelassen werden, mahnte Schoeller. „Hierzu bedarf es weiterer gesetzlicher Initiativen und der finan- ziellen Unterstützung durch die Poli- tik.“ Als Vorbild könnten bewährte Konzepte aus dem Ausland, zum Beispiel Skandinavien, dienen.

Petra Spielberg

Sinnvoll wäre der Ausbau von Betreuungs- möglichkeiten, um die Teilzeitarbeit

zurückzudrängen und das Fachkräftepotenzial bei Frauen besser auszuschöpfen.

Annegret Schoeller, Bundesärztekammer

W I R T S C H A F T

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