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Archiv "Kostendämpfung durch Krankenhaushygiene: Schlußwort" (26.10.1989)

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nie haben sich diejenigen diese Ent- wicklung zuzuschreiben, die durch einander widersprechende Forde- rungen für Kostenexplosion, Müll- berge, Bürokratie und unrealisierba- re Empfehlungen (auch des Bundes- gesundheitsamtes) gesorgt haben.

Niemand im Krankenhaus wird sich einer vernünftigen, begründba- ren und realisierbaren Krankenhaus- hygiene verschließen. Es ist jedoch schlichtweg falsch zu unterstellen, daß jede im Krankenhaus akquirier- te Infektion letztlich auf Nachlässig- keiten des Personals zurückzuführen ist und daß damit deren immense Folgekosten nur durch eine Art

„Hygienepolizei" verhindert werden könnten. Verweildauerverlängerun- gen sind nicht notwendigerweise nur auf nosokomiale Infektionen im Sin- ne der Krankenhaushygiene zurück- zuführen, sondern können unter Umständen auch durch immer noch vorkommende, anderweitige medizi- nische Zusammenhänge bedingt sein (Änderungen der Immunitätslage, metabolische Störungen, versagende Hämodynamik etc.), dies betrifft ins- besondere Patienten auf Intensivsta- tionen.

Daß bei Änderungsbauten oder Neubauten in einem Klinikum der Krankenhaushygieniker ein gewich- tiges Wort mit zureden hat, steht au- ßer Frage. Eine Schlüsselrolle kann ihm dabei jedoch nicht zukommen.

Die Autoren tragen meines Er- achtens wenig zur Klärung bei, wenn sie als „nicht notwendige bauliche Maßnahmen Umkleideschleusen für Intensivpflegestationen, Anlagen für Eingriffräume, Intensivpflege etc."

betrachten, wenn sie unterstellen, daß nur „in 12 Prozent die Indika- tion zur Antibiotikatherapie in Kran- kenhäusern richtig gestellt wird" etc.

Keine noch so schöne Einsparungs- tabelle wird — auch wenn sie aus den USA stammt — das Ansehen der Krankenhaushygiene verbessern, wenn diese nicht selbst durch ver- nünftige, mit einschlägigen Untersu- chungen belebte, einheitliche und realisierbare Vorstellungen das Ver- ständnis und die Motivation des Per- sonals im Krankenhaus hervorzuru- fen vermag. Daß dies möglich ist, be- legen einschlägige Beispiele. Mit dem Ruf nach einer zusätzlichen

Truppe von „Hygienepolizisten" ist dem Problem meines Erachtens nicht beizukommen.

Prof. Dr. med. Wolfgang Dick Leiter der Klinik

für Anästhesiologie Universitätsklinikum Langenbeckstraße 1 6500 Mainz

Schlußwort

BI

Zuerst einmal Dank den zahlrei- chen Kollegen, die zustimmend ge- schrieben haben; hier nun der kurze Kommentar zu den beiden einzigen kritischen Leserbriefen:

1. Da die beiden Autoren der Leserbriefe aus Universitäten kom- men, die durch entsprechende kran- kenhaushygienische Abteilungen be- treut werden, dürfte es den Verfas- sern bekannt sein, daß die Beratung und Unterstützung des Klinikers durch den Krankenhaushygieniker nur so weit gehen kann, wie es die Klinik durch Bereitstellung von Sach- und Personalmitteln zuläßt.

2. An keiner Stelle fordern wir ei- ne Art „Hygienepolizei". Sie ist die schlechteste Form der Krankenhaus- hygiene. Allerdings verwundert es schon, wenn Qualitätskontrolle bezie- hungsweise Qualitätssicherung — wie von uns gefordert — automatisch mit Polizeifunktion gleichgesetzt wird.

3. An keiner Stelle haben wir geschrieben, daß „jede im Kranken- haus akquirierte Infektion letztlich auf Nachlässigkeiten des Personals zurückzuführen ist". Auch den Auto- ren ist bekannt, daß auch — übrigens im Artikel nachzulesen — mit den be- sten Methoden der Krankenhaushy- giene nur 30 bis 40 Prozent aller Krankenhausinfektionen zu verhü- ten sind, der Rest bleibt leider schicksalhaft. Eine Gleichsetzung von Krankenhausinfektion mit iatro- gener Infektion beziehungsweise durch Arzt- und Pflegepersonal ver- schuldeter Infektion wäre eine fatale Unterstellung und Desavouierung von Ärzten und Pflegepersonal.

4. Ebenso wie andere Fächer nimmt auch die Krankenhaushygie- ne für sich in Anspruch, ihre Lehr- meinung zu ändern, wenn neue wis- senschaftliche Daten vorliegen. Was beispielsweise in der Anästhesie vor

15 Jahren üblich war, gilt heute teil- weise als Kunstfehler.

5. Die Zahlen über die Antibio- tikaeinsparungen in deutschen Klini- ken entstammen einem Gutachten, welches das Arbeitsministerium in Bonn in Auftrag gegeben hat. Es gibt wenig Grund, daran zu zweifeln. Der Rechnungshof Baden-Württemberg hat kürzlich festgestellt, daß zumin- dest in einigen Universitätskliniken Baden-Württembergs noch ein ge- wisses Einsparungspotential bei An- tibiotika möglich wäre. Freiburg hat mit Abstand den geringsten Antibio- tikaverbrauch. Hier hat sich die Zu- sammenarbeit zwischen Kliniken, Mikrobiologie und Krankenhaushy- giene bestens bewährt.

6. Einen Satz des Leserbriefes von Herrn Dick können wir mit un- terschreiben: „Unbestritten ist, daß das Hygieneverhalten in vielen Be- reichen der Krankenhäuser zu wün- schen übrig läßt, das betrifft glei- chermaßen den ärztlichen wie den pflegerischen Bereich." Nicht mehr, aber auch nicht weniger wollten wir sagen. Packen wir es an — gemein- sam, kollegial, ohne Vorbehalte und Unterstellungen. Unsere gemeinsa- men Probleme werden in Zukunft eher größer als kleiner.

P. S.

In Tabelle 5 „Nicht notwendige bau- liche Maßnahmen" ist unter dem letzten Punkt ein entscheidendes Wort ausgelassen worden. Es muß vollständig heißen: „Raumlufttechni- sche Anlagen für Eingriffsräume etc." statt nur „Anlagen für Ein- griffsräume etc.".

Für die Autoren:

Prof. Dr. med. Franz Daschner Leiter der Klinikhygiene Universitätsklinikum Freiburg WHO Collaborating Institution for Appropriate Use of Antibiotics Therapy, Policy and Control Hugstetter Straße 55

7800 Freiburg im Breisgau Prof. Dr. H. Rüden Ärztlicher Direktor Hygiene-Institut der Freien Universität Berlin Prof. D. M. Rotter Hygiene Institut Universität Wien A-3196 (74) Dt. Ärztebl. 86, Heft 43, 26. Oktober 1989

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