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Archiv "Gegen Überstundenstreß am Krankenhaus — für praxisbetontes Medizinstudium: Marburger Bund aktualisiert Grundsatzprogramm" (04.12.1980)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze •Notizen

Heft 49 vom 4. Dezember 1980

Gegen Überstundenstreß am Krankenhaus —

für praxisbetontes Medizinstudium

Marburger Bund aktualisiert Grundsatzprogramm

Der Marburger Bund hat auf seiner 58. Bundes- hauptversammlung zwei Grundsatzpapiere verab- schiedet: Das „MB-Pro- gramm zur Gesundheitspo- litik - und das "Thesenpa- pier zur Reform der Ausbil- dung zum Arzt". Daneben standen — selbstverständ- lich — aktuelle Kranken- hausfragen auf dem Pro- gramm: Bereitschafts- dienst, Kostendämpfung, Personallage.

Die Krankenhausberufe sind nicht länger bereit, eine "weitere Überfor- derung" durch Bereitschaftsdienste und Überstunden widerspruchslos zu tolerieren. Besorgt um die Auf- rechterhaltung des Krankenhausbe- triebes und um die Qualität der sta- tionären Versorgung hat der Mar- burger Bund (Verband der angestell- ten und beamteten Ärzte Deutsch- lands) anläßlich seiner 58. Hauptver- sammlung am 7. und 8. November 1980 im Kölner Gürzenich an die Ar- beitgeber und die politisch Verant- wortlichen in Bund und Ländern ap- pelliert, den undifferenzierten Per- sonalabbau in den Kliniken zu stop- pen und die kaum mehr zumutbar hohe Zahl von Bereitschaftsdiensten und Rufbereitschaften abzubauen.

Die berufspolitischen Forderungen der organisierten Krankenhausärzte zielten bewußt in den aktuellen kran- kenhauspolitischen „Mehrfronten- krieg", zumal die Herbstrunde der

„Konzertierten Aktion im - Gesund- heitswesen" sowie die zaghaft be- gonnenen Tarifverhandlungen mit den öffentlichen Arbeitgebern und ein beim Bundesarbeitsgericht an- hängiger Rechtsstreit ihre Schatten vorauswarfen.

Auch das von den 70 Delegierten des Marburger Bundes einmütig an- genommene „Thesenpapier zur Re- form der Ausbildung zum Arzt" ge- winnt gerade im Hinblick auf die an- stehende Novellierung der Bundes- ärzteordnung und der Approba- tionsordnung für Ärzte besonderes Gewicht. Die darin festgeschriebe- nen MB-eigenen Vorstellungen und

Forderungen dürften zusammen mit dem redaktionell überarbeiteten und in seinen gesundheitspolitischen Aussagen präzisierten „MB-Pro- gramm zur Gesundheitspolitik"

auch auf die Beratungen des kom- menden 84. Deutschen Ärztetages in Trier ausstrahlen.

In seinem „Bericht zur Lage" mar- kierte der 1. Vorsitzende des Mar- burger Bundes, Dr. med. Jörg D.

Hoppe, Solingen, die berufs- und ge- werkschaftspolitischen Richtpunkte seines Verbandes. In bemerkens- werter Deutlichkeit lotete er das krankenhauspolitische Konfliktfeld aus, klärte Mißverstände und Wider- sprüche auf und grenzte die ver- bandseigenen Positionen auch im innerärztlichen Lager deutlich ab.

Hoppe wies entschieden alle etwai- gen Versuche zurück, die Kosten- dämpfungspolitik und einen inner- ärztlichen Verteilungskampf einsei- tig auf dem Rücken der Kranken- hausberufe austragen zu wollen. Mit zwei bemerkenswerten statistischen Angaben korrigierte Hoppe das

„verzerrte Bild" der Krankenhaus- wirklichkeit: Bereits heute stünden die bundesdeutschen Krankenhäu- ser mit 560 Millionen DM in der Krei- de, und allein die kommunalen Hos- pitäler würden jährlich zusätzlich mit einer halben Milliarde DM aus dem Steuersäckel subventioniert.

Diese „paralegale Finanzierung"

werde bereits im zweiten Halbjahr 1980 unangenehm auffallen und zur Kardinalsfrage führen: Wer will poli- tisch verantworten, daß eine undiffe- renzierte Sparaktion im Kranken-

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Aufsätze • Notizen

58. Hauptversammlung des Marburger Bundes

hauswesen zu spürbaren Leistungs- minderungen führt? Hoppes Kon- fliktthese lautete: „Wer . . . Kosten- dämpfung will, muß auch sagen, wo die Leistungsdämpfung stattfinden soll. Die politische Verantwortung dafür kann nicht vom einzelnen Arzt und im Individualfall getragen werden."

Andererseits, so betonte der Mar- burger Bund, sind übertriebene Alarmmeldungen über angeblich überdurchschnittliche Teuerungsra- ten im Krankenhausbereich ver- früht: So haben sich die Pro-Kopf- Ausgaben der gesetzlichen Kran- kenversicherung im ersten Halbjahr 1980 gegenüber dem Vergleichszeit- raum 1979 für Krankenhausleistun- gen um 6,9 Prozent erhöht, während die ambulante Versorgung mit 6,4 nicht weit darunter gelegen, die durchschnittliche Ausgabensteige- rungsrate der Kassen aber 8,7 Pro- zent betragen habe.

Trotz des Überstundenstresses und vielfach nicht ausgefüllter Stellen- pläne besteht nach Ansicht des Mar- burger Bundes kein Anlaß zur Panik:

„Das derzeitige Niveau unserer Krankenhausversorgung wird trotz eines eklatanten Personalmangels an Ärzten, aber besonders auch an Mitarbeitern im Pflegebereich, ge- halten", betonte Hoppe. Energisch setzte er sich dafür ein, daß die An- haltszahlen der Deutschen Kranken- hausgesellschaft (DKG) von 1974

„zumindest für einen Übergangs- zeitraum" die längst überholten 69er Richtwerte ersetzen sollten. Die Krankenkassen zögen sich in unver- antwortlicher Weise bei den örtli- chen Pflegesatzverhandlungen hin- ter dem Schutzschild zurück, sie sei- en an die alten Anhaltszahlen durch die Beschlüsse der Gesundheitsmi- nisterkonferenz gebunden. Als „Ra- bulistik mit der Statistik" kritisierte der Marburger Bund die ihm unter- stellte Behauptung, er würde kurzfri- stig zusätzlich Planstellen für 20 000 Krankenhausärzte fordern. Nach MB-Berechnungen beträgt tatsäch- lich die Zahl der dringend zu beset- zenden Stellen für Krankenhausärz- te derzeit rund 6000 (wenn man die rechnerische Differenz zwischen

den Anhaltszahlen von 1969 und 1974 ermittelt). Weitere 6000 bereits bestehende und genehmigte Plan- stellen für Ärzte können zur Zeit nicht besetzt werden. Demnach re- duziert sich die politische Verant- wortung und Entscheidung allein auf die 6000 zusätzlichen Stellen — und nicht mehr. Die Maximalzahl von 20 000 Ärzten würde sich theo- retisch jedoch dann ergeben, wenn man rigoros die Zahl der Bereit- schaftsdienste reduziert und zum re- gelmäßigen Schichtdienst übergin- ge. Zur Sicherung der Versorgung sei dies aber nicht notwendig, be- tonte der MB.

Keine „Streikgelüste"

Auch die dem Marburger Bund in jüngster Zeit unterstellten Streikge- lüste wies Hoppe zurück. Man müßte dem Marburger Bund als auch ge- werkschaftlicher Organisation aber einräumen, daß er das Repertoire gewerkschaftlicher Maßnahmen (auch Kampfmaßnahmen) in Erinne- rung ruft, wenn es den Mitgliedern und der Führungsspitze als oppor- tun erscheine.

Die tarifpolitischen Forderungen des Marburger Bundes zielen auf die Reduzierung der Zahl der Bereit- schaftsdienste und einen besonde- ren Freizeitausgleich ab. Es könne nicht angehen, daß Krankenhaus- ärzte rund um die Uhr einen bis zu 32 Stunden dauernden „Marathon- dienst" ableisten und damit mög- licherweise die ärztliche Versorgung gefährden. Dies kollidiere zudem mit der Forderung, den Medizinbetrieb zu humanisieren.

Dem Marburger Bund schwebt eine flexible Regelung der Bereitschafts- dienste vor, und zwar eine tarifver- tragliche Absicherung der Zahl der Einsätze nach Maßgabe der jeweili- gen Arbeitsbelastung. Den Themen- komplex generell durch geänderte Arbeitsschutzvorschriften oder eine geänderte Arbeitszeitordnung (AZO) lösen zu wollen, bezeichnete der Marburger Bund als verfehlten An- satz. Und im Hinblick auf anstehen- de Arbeitsgerichtsprozesse beim

höchsten Gericht in Kassel betonte Hoppe, daß tarifvertraglich auszu- handelnde Regelungen prinzipiell gerichtlichen Auflagen vorzuziehen seien.

Die Krankenhausärzte registrieren im zunehmenden Maße den durch das „Krankenversicherungs-Kosten- dämpfungsgesetz" (KVKG) ausgelö- sten Verteilungskampf zwischen den einzelnen „Leistungsanbietern"

und innerhalb der einzelnen Ärzte- gruppen. Eine hochqualitative, pa- tientengerechte Krankenversorgung könne nur mit zahlenmäßig ausrei- chend ausgestattetem, kompeten- tem Fachpersonal gewährleistet werden. Nostalgische Wunschvor- stellungen müßten ebenso wie über- triebene Technisierungs- und Ratio- nalisierungsbestrebungen hinter diesem Erfordernis zurückstehen.

Einer Verlagerung bisher stationär erbrachter Leistungen in den ambu- lanten Bereich und einer weiteren Verdünnung der „zarten" Verbin- dungen und „Zwischenzonen" setz- te Hoppe die Warnung entgegen, der Druck könnte zwangsläufig zu- nehmen, auf eine verstärkte Institu- tionalisierung der Zwischenzone zu drängen.

Was damit gemeint war, blitzte nur schlagartig im Hoppeschen Referat und in den Diskussionen auf: Bei einer Verlagerung der Aktivitäten auf den ambulanten Sektor und gleichzeitiger „Verminderung der Arbeitsbelastung" des Kranken- hauspersonals wäre für dieses kaum etwas gewonnen: Einerseits hätte dies eine Konzentration der Schwer- und Schwerstkranken im Kranken- haus zur Folge, so daß man trotz eines Bettenabbaus kein Fachperso- nal entlassen könne. Andererseits sei zu bedenken, daß die Kranken- häuser nach einer (allerdings und allenfalls nur regionalen) zusätzli- chen Übernahme des Rettungsdien- stes als „Dienstaufgabe" eine „Art Feuerwehrfunktion" haben. Gleich- wohl will sich der Marburger Bund dafür einsetzen, daß in allen indizier- ten Fällen möglichst viele Patienten ausreichend und zweckmäßig am- bulant versorgt werden.

2930 Heft 49 vom 4. Dezember 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aufsätze • Notizen

58. Hauptversammlung des Marburger Bundes

Der sogenannte Bayern-Vertrag ver- suche dies mit „markt- und system- konformen Methoden". Die Notwen- digkeit, geeignete Krankenhausärz- te gezielt zu beteiligen oder zur kas- senärztlichen Tätigkeit zu ermächti- gen, werde durch solche Pläne nicht vermindert.

Der Marburger Bund baut darauf, daß in der geplanten Novelle zum Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) der ärztliche Sachverstand stärker als bisher beabsichtigt be- rücksichtigt wird. Bezweifelt wurde die auch von ärztlicher Seite geheg- te Erwartung, daß sich die Kranken- häuser wie die übrigen Sektoren in die Empfehlungen der „Konzertier- ten Aktion" einbinden ließen. Um die nach wie vor bestehenden Kompe- tenzschwierigkeiten zwischen Bund und Ländern abzubauen oder zu be- seitigen, sollten sich die Parteien für die Neuplanung der KHG-Novelle genügend Zeit lassen.

Zu den ausbildungspolitischen Fra- gen bekräftigte der Marburger Bund seine bisher verfochtene Linie — al- lerdings mit einigen Kompromiß-Zu- sätzen: Er befürwortete eine vor- übergehende Änderung der Zulas- sung für Ärzte, weil auch nach Mei- nung des Marburger Bundes die Hochschulausbildung zu wenig pra- xisgerechtes Wissen und Erfahrun- gen vermittle. Ziel müsse es aber bleiben, die Ausbildung so zu ver- bessern, daß dieses Ausbildungsziel in Zukunft wieder erreicht werde, so daß die Vorbereitungszeit für die Niederlassung und die eigenverant- wortliche Berufsausübung in der freien Praxis später entfallen kön- ne.

Im übrigen hält der Marburger Bund nichts von einer curriculär struktu- rierten Vorbereitungszeit. Festge- legte Pflichtanteile und ein geregel- ter Ablauf ließen sich wegen der Ka- pazitätsengpässe bei den niederge- lassenen Ärzten ebenso wie im Kran- kenhaus nicht durchführen. Selbst- verständlich sollen geeignete Antei- le solcher Vorbereitungszeiten auf die eventuelle Weiterbildung ange- rechnet werden können. Dazu be- dürfe es aber keiner besonderen Be-

schlüsse oder Änderungen der Rechtsgrundlagen.

Den Vorschlag der Arbeitsgemein- schaft der Sozialdemokraten im Ge- sundheitswesen (ASG) zur Ausbil- dungsreform beurteilte Dr. Hoppe skeptisch. Entgegen den Beteuerun- gen, dieses Modell führe nicht zu einer Zersplitterung des Arztberufes in verschiedene Spezialitäten, wür- den dennoch die formalen und rechtlichen Voraussetzungen hier- für eindeutig geschaffen. Nach den bisherigen Erkenntnissen scheine auch die Tendenz zu einer noch wei- tergehenden Verschulung des Stu- diums und zu einer anschließend zur Pflicht gemachten Spezialisierung beabsichtigt zu sein. Dennoch emp- fahl der MB-Vorsitzende, die Vor- schläge der Arbeitsgemeinschaft weiter sachkundig zu diskutieren.

Forderungen zur Ausbildung Die ausbildungspolitischen Forde- rungen unterstreicht ein 17 Punkte umfassendes Thesenpapier zur Re- form der Ausbildung zum Arzt. Um der praktischen Ausbildung stärke- res Gewicht zu verschaffen, soll die derzeit das Medizinstudium beherr- schende Trennung von Theorie und Praxis aufgehoben werden. Eine neue Ausbildungszieldefinition soll Inhalte und Verlauf der Ausbildung schärfer umreißen und das Prinzip der „vertikalen und horizontalen In- tegration" weitestmöglich reali- sieren.

Vorgeschlagen wird ein „Praxis- Block" — eine Art „medizinisches Refendariat" mit schrittweiser Über- nahme ärztlicher Verantwortung.

Dieser „Praxisblock" soll nach den MB-Vorstellungen zwischen der er- sten und zweiten medizinischen Staatsprüfung liegen und mehr Er- fahrung vermitteln als das derzeitige Praktische Jahr nach fünf Jahren weitgehend theoretischem Studium.

Die derzeitigen schriftlichen Prüfun- gen während des Studiums nach dem „Multiple-choice-Verfahren"

sollen nach Meinung des MB zugun-

sten mündlicher Examina weitge- hend abgeschafft werden. Auch der Zugang zum Medizinstudium soll so umgestaltet werden, daß alle Bewer- ber mit Hochschulreife eine „gleich- große Chance" auf einen Studien- platz erhalten. Die Abiturnoten wür- den nach wie vor stark überbewer- tet. Auch der am 12. August 1980 erstmals gestartete Test hätte nicht zu einer Relativierung der Noten ge- führt.

Nach den Vorstellungen des Verban- des soll angestrebt werden, von Be- ginn des Medizinstudiums an eine Integration der medizinischen Basis- fächer in die klinische Medizin her- zustellen. Außerdem soll während des gesamten Schwerpunktes auch der Erwerb von praktischen Fähig- keiten, vor allem im Bereich der Dia- gnostik, sichergestellt werden.

Die Wissensstoffe müßten didak- tisch besser aufbereitet werden.

Hochschullehrer sollten neben ihrer wissenschaftlichen und klinischen Qualifikation ihre didaktischen Fä- higkeiten in verschiedenen Unter- richtsformen nachweisen. Aller- dings sollten dafür auch die Grund- lagen geschaffen werden, etwa an

„medizindidaktischen Zentren".

Und um die Studenten zu gewinnen, wird postuliert: Bei der Umsetzung der Lehrziele sollen sie neben Pro- fessoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern ein gleichgewichtiges Mitspracherecht erhalten. Zudem sollen sie sich die Kenntnisse und Fertigkeiten gründlich und „ökono- misch" aneignen.

Die Prüfungen sollen der „Iehrziel- orientierten Erfolgskontrolle" die- nen. Nach den objektivierten schrift- lichen Tests sollten ergänzende mündlich-praktische Prüfungen fol- gen. Die zweite staatliche Prüfung soll in einem interdisziplinären Kol- loquium die Berufsqualifikation er- weisen.

Aktualisiertes Grundsatzprogramm Zentrale Punkte des mehrheitlich verabschiedeten Grundsatzpro- gramms des MB sind:

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 49 vom 4. Dezember 1980 2931

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Aufsätze ·Notizen Marburger Bund

IJII>- Ausweitung des an einigen Klini-

ken erprobten und bewährten Kolle- gialsystems an den Krankenhäu- sern;

IJII>- verstärkte Einrichtung von Dauer-

stellen für Arzte in Krankenhäusern;

IJII>- enge Kooperation mit dem Pfle-

gepersonal;

IJII>- wesentliche Intensivierung sowie

verstärkte Information der Bevölke- rung über Maßnahmen der Gesund- heitserziehung und der Krankheits- früherkennung.

Die wichtigsten Einzelbeschlüsse des Marburger Bundes lauten the- senartig:

IJII>- Einführung großzügiger Besuchs-

zeit-Regelungen für Kinderstationen und Kinderkliniken. Erweiterung der Möglichkeiten zum "Rooming in"

bei klarer Kostenregelung für die Betroffenen und die Versichertenge- meinschaften.

IJII>- Zur Verbesserung der Personal-

und Nachwuchssituation im öffentli- chen Gesundheitsdienst sollte eine Sonderlaufbahn für Ärzte geschaf- fen werden, wie sie etwa für Richter existiert.

IJII>- Für Arztinnen sollten vermehrt

Teilarbeitsplätze im Krankenhaus sowie im öffentlichen Gesundheits- dienst geschaffen werden.

IJII>- Die deutschen Behörden sollten

die verschärft restriktive Haltung ge- genüber ausländischen Ärzten aus Nicht-EG-Ländern überprüfen. Um dringend zu besetzende Planstellen aufzufüllen, sollte die Arbeitserlaub- nis über die Weiterbildungsfrist hin- aus verlängert werden.

IJII>- Die besoldungsrechtlichen Be-

stimmungen für Ärzte im Hochschul- bereich sollten materiellrechtlich denen der angestellten Arzte ange- glichen oder gleichgeschaltet wer-

den. Falls erbrachte Mehrleistungen

,.systembedingt" nicht mit Freizeit ausgeglichen werden können, soll- ten finanzielle Ausgleichregelungen zum Zuge kommen -entsprechend den tariflichen Regelungen für an- gestellte Hochschulärzte.

Dr. Harald Clade

BRIEFE AN DIE REDAKTION

FORTBILDUNG

Zum Beitrag von Prof. Dr. med. Otto Lippross: "Firmenhilfen für die ärztliche Fortbildung", Heft 37/1980, Seite 2177:

Kein Gewerbe

... Es stimmt wohl, daß offensichtli- che Produktwerbung im allgemei- nen aus den Fortbildungsveranstal- tungen verschwunden ist. Es blei- ben jedoch die Werbeabsichten be- stehen, den Umsatz der ganzen Pro- duktgruppe zu steigern. Professor Lippross hält sie für verständlich und legitim - der Anspruch wissen- schaftlicher Neutralität läßt sich mei- nes Erachtens mit dieser Absicht einfach nicht vereinbaren, es sei denn, ärztliche Erwägungen er- schöpften sich in der Frage, welches Produkt der Industrie man den Pa- tienten zukommen lassen sollte. Die Vorschlagslisten der Firmen für die ärztliche Fortbildung stellen in ähn- licher Weise eine Verführung und Einengung eines kreativen Fortbil- dungsbemühans der Ärzte dar wie die Kulturkonserven für ein lebendi- ges Kulturleben: sie kanalisieren un- seren Wissensdrang in Richtung auf den Konsum von Industrieproduk- ten. Wer sich davon überzeugen möchte, wie verführerisch das Ange- bot vorgefertigter Vortragsprogram- me offensichtlich für vielbeschäftig- te ehrenamtliche Fortbildungsbe- auftragte ist, der lese einmal die Pro- gramme vieler ärztlicher Vereine in ihrer tristen Wie9erholung nach ... Meiner Ansicht nach müßten Fortbildungsprogramme viel mehr aus praxis-und patientenbezogenen Bedürfnissen heraus formuliert und von den betroffenen Kollegen selbst gestaltet werden - auch wenn das sehr viel mühsamer ist als der Kon- sum vorgefertigter Vorträge. Es wä- re ein dankbares Aufgabenfeld für den Senat für Ärztliche Fortbildung, bei der Gestaltung solcher Program- me -gegebenenfalls auch mit Lern- hilfen und Fachleuten- mitzuhelfen (solche Angebote müßten gleicher- maßen kostenfrei sein) oder die Hil- fen der Industrie ebenfalls zu bezah- len. Ich halte es nicht für unbillig, unsere Fortbildung selbst zu be- zahlen.

2932 Heft 49 vom 4. Dezember 1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Und noch ein Wort zu den Essen mit

"dezenter Bewirtung": Sollte das al- te Wort nicht mehr wahr sein "wes Brot ich ess',- des Lied ich sing"?

Die Unabhängigkeit des Arztes ist ein oft beschworenes hohes Gut, das dem Wohle der Patienten dienen sollte. Durch die Firmenhilfen wird der Arzt zumindest indirekt zum Ein- satz von Industrieerzeugnissen an- gereizt, die nicht er selbst, sondern seine Patienten bezahlen und ver- kraften sollen. Es ist keineswegs das gleiche, ob sich Bauunternehmer von einer Baumaschinenfirma einla- den lassen oder Arzte von einem Pharmakonzern. Zu Recht wollen wir kein Gewerbe sein und sollten uns auch nicht wie Gewerbetreiben- de verhalten. Zu einer Zeit und in einer Zeitschrift, in der viel über das schlechter werdende Image der Arz- teschaft in der Öffentlichkeit geklagt wird, sollte das mehr als nur eine Stilfrage sein.

Mein Vorschlag: Ärztliche Vereine sollten auf solche Einladungen grundsätzlich verzichten, und Phar- makonzerne sollten sie nicht länger anbieten.

DANK

Dr. med. Christoph Joachim Drosselweg

2849 Goldenstadt

Zum Leitartikel von Heft 43/1980, Seite 2519: "Wissenschaft ohne Menschlich- keit?":

Fundierter Beitrag

Im Namen auch anderer Kollegen möchte ich danken für die klare und umfassende Stellungnahme zu ei- nem der wichtigsten Themen in der Auseinandersetzung "Wissenschaft ohne Menschlichkeit". Bitte bringen Sie weiterhin solche fundierten Bei- träge. Scheuen Sie sich nicht, das ärztliche Ethos immer wiederauf der Basis der christlichen und humanen Werte in den Mittelpunkt zu stellen.

Dr. Wildt

Alte Landstraße 58 5090 Leverkusen 1

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