Ärzte ohne Grenzen
Mitarbeiter gesucht
Jahresbericht der Hilfs- organisation weist gutes Spendenergebnis auf.
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ie deutsche Sektion von Ärzte ohne Grenzen hat im vergangenen Jahr nach ei- genen Angaben mit Einnah- men von 33,9 Millionen DM ein gutes Ergebnis erzielt.Das teilte die Hilfsorganisati- on anlässlich der Vorstellung ihres Jahresberichts 2001 mit.
Danach haben 114 Mitarbei- ter aus Deutschland im letz- ten Jahr in Projekten des in- ternationalen Netzwerks ge- arbeitet.
Ärzte ohne Grenzen zufol- ge hat es im vergangenen Jahr auf internationaler Ebene je- doch immer wieder Engpässe bei der Personalgewinnung
für Auslandseinsätze gege- ben. „Wir würden diese Eng- pässe gern ausgleichen, in- dem wir in Deutschland mehr qualifiziertes Personal für die Auslandsprojekte gewinnen“, sagte die Vorstandsvorsitzen- de Gundula Epp-Graack. Die Organisation sucht vor al- lem Ärzte, Hebammen und medizinisch-technische Assi- stenten.
Derzeit sind die meisten Mitarbeiter der Hilfsorgani- sation zufolge in Angola tätig.
160 internationale und 2 000 angolanische Mitarbeiter ver- suchten dort, die Folgen der katastrophalen Ernährungs- situation zu bekämpfen. Seit dem Waffenstillstand Anfang April habe Ärzte ohne Gren- zen Zugang zu Gebieten, die drei Jahre lang von jeder hu- manitären Hilfe abgeschnit- ten waren. Etwa eine hal- be Million Menschen sei in- folge des jahrelangen Bürger- kriegs von Hunger und Tod bedroht.
Schwangerenberatung
Scharfe Kritik an BGH-Urteil
Ärztin muss Unterhalt für schwerstbehindertes Kind zahlen.
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er Bundesgerichtshof (BGH) hat den Eltern ei- nes körperlich schwerstbe- hinderten Jungen Schadener- satz wegen eines Diagnose- fehlers der Gynäkologin in der Schwangerschaft zugebil- ligt. Der zwischen der Schwan- geren und der Frauenärztin ge- schlossene Beratungsvertrag habe „auch die Pflicht zur Be- ratung über die erkennbare Gefahr einer Schädigung der Leibesfrucht mit umfasst,“heißt es in dem Urteil vom 18.
Juni. Die Eltern hatten geltend gemacht, dass die Gynäkolo- gin in elf Ultraschalluntersu- chungen bis zur 20. Schwan- gerschaftswoche die Fehlbil-
dungen nicht erkannt habe.
Bei Wissen um die Behinde- rung hätte die Mutter das Kind abtreiben können. Die in diesem Fall angewendete Regelung der medizinischen Indikation enthalte – anders als die frühere embryopathi- sche Indikation – keine zeitli- che Befristung. Die Mutter er- hält neben Schadenersatz auch Schmerzensgeld in Hö- he von 10 000 Euro, weil sie
seit der Geburt des Soh- nes an einer Depression leidet.
Behindertengruppen und die Bundesärzte- kammer (BÄK) haben das Urteil heftig kri- tisiert. BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Jörg-Die- trich Hoppe sagte:
„Durch die Entschei- dung des BGH haben diejenigen Recht be- kommen, die den Men- schen nach Maß propagieren.“ Beson- ders bedenklich sei, dass gerade die Rege- lungen zum Schwanger- schaftsabbruch, die geändert worden seien, um eine Selek- tion behinderten Lebens zu verhindern, nun als Instru- ment zur Aussonderung menschlichen Lebens miss- braucht würden. Dieses Ver- ständnis von Beliebigkeit menschlichen Lebens stehe im krassen Gegensatz zum ärztlichen Berufsethos und den Wertvorstellungen einer humanen Gesellschaft.
Wissenschaftsrat
Mehr Mittel für Hochschulbau
Der 32. Rahmenplan für den Hochschulbau ist verabschiedet worden.
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und und Länder sollten ih- re Haushaltsansätze für den Bau und die Sanierung der Hochschulen deutlich an- heben, fordert der Wissen- schaftsrat. Das Gremium stell- te kürzlich in Berlin seine Empfehlungen zum 32. Rah- menplan für den Hochschul- bau vor. Damit kommt der Wissenschaftsrat seiner Auf- gabe nach, Bedarf und Qua- lität von Bauvorhaben, Groß- geräten und Erstausstattun- gen für Hochschulen zu prü- fen. Diese werden von Bund und Ländern jeweils zur Hälf- te finanziert.Für das Jahr 2003 emp- fiehlt der Wissenschaftsrat In- vestitionen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro. Der Vorsit- zende des Wissenschaftsrates, Prof. Dr. med. Karl Max Ein- häupl, begrüßte, dass Bund und Länder der Modernisie- rung der Hochschulen offen- bar eine hohe Bedeutung bei- messen. Dennoch fehlten für das Jahr 2003 voraussichtlich 600 Millionen Euro in den entsprechenden Haushalts- ansätzen.
Für den 32. Rahmenplan seien von den 16 Bundeslän- dern tendenziell weniger neue Vorhaben angemeldet wor- den, berichtete Einhäupl. Ei- ne Ausnahme bilde Sachsen.
Bei den westlichen Ländern investierten seit Jahren be- sonders die großen Flächen- staaten, wie Baden-Württem- berg und Bayern. In Berlin sollen sich die allgemeinen Ausgabensenkungen im Zeit- raum 2002 bis 2005 nicht pro- portional auf den Hoch- schulbereich auswirken, sagte der Vorsitzende des Wissen- schaftsrates. Die Hochschu- len hätten aufgrund der Hoch- schulverträge weiterhin Pla- nungssicherheit.
A K T U E L L
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A1784 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 26½½½½28. Juni 2002
Schelte für den BGH: Urteil propagiert den Menschen nach Maß. Foto: dpa
Ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen untersucht ein Flüchtlingskind aus Somalia. Foto: Sebastian Bolesch