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Archiv "Interview mit Florian Westphal, Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen (MSF): „Wir brauchen mehr Isolierbetten und mehr ausgebildetes Personal“" (31.10.2014)

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A 1884 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 44

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31. Oktober 2014

„Wir brauchen mehr Isolierbetten und mehr ausgebildetes Personal“

Der MSF-Geschäftsführer über die notwendige Ausweitung der Hilfe und die Vorbereitung auf den nächsten Ebola-Ausbruch

Was versprechen Sie sich davon, dass die Bundesregierung mit Walter Lind- ner einen Sonderbeauftragten für Ebola ernannt hat?

Westphal: Einen Teil der Verant- wortung trägt sicherlich die WHO.

Auf sie schauen in einer solchen Si- tuation alle, um zu wissen, wie man die Tragweite des Ebola-Ausbru- ches einschätzen muss. Aber die WHO hat sich erst Anfang August dazu entschieden geäußert. Aller- dings haben wir und die betroffenen Regierungen nicht nur mit der WHO geredet, um auf die Krise aufmerksam zu machen. Es war schon im April absehbar, dass sich die Erkrankung ausbreiten würde.

Was ist denn an diesem Ausbruch an- ders als an denen zuvor?

Westphal: Die früheren Ausbrüche haben sich hauptsächlich in relativ isolierten Regionen abgespielt.

Jetzt haben wir einen völlig anderen Kontext. Da gibt es innerhalb der Länder, aber auch zwischen den Ländern viele Kontakte und Ver- breitungswege. Sicherlich hat es auch eine Rolle gespielt, dass Ebola

in diesen drei Ländern völlig unbe- kannt war und man die Symptome im Anfangsstadium zum Beispiel mit Malaria verwechselt hat.

Zu Beginn haben wohl auch die Begräbnisrituale eine Rolle bei der Verbreitung von Ebola gespielt. In dieser Gegend kümmern sich die Menschen intensiv um ihre Toten.

Außerdem ist eine Beerdigung ein großes Ereignis.

Wie ist aktuell die Lage in den Behand- lungszentren von MSF?

Westphal: Eine große Herausfor- derung ist es für uns, der geografi- schen Ausbreitung der Epidemie zu folgen. In Sierra Leone tritt aktuell der Großteil der Fälle nicht dort auf, wo unsere Behandlungsstrukturen sind. Ansonsten sind wir finanziell, logistisch und auch personell in der Lage, unseren Einsatz bis Jahresen- de auf dem aktuellen Niveau wei- terzuführen. Insgesamt wird uns das 52 Millionen Euro kosten.

Was muss geschehen, damit aus dem nächsten Ebola-Ausbruch nicht wieder eine solche Katastrophe wird?

Westphal: Wir müssen uns überle- gen, wie wir ausreichend Material und ausgebildetes Personal vorhal- ten, um schneller reagieren zu kön- nen. Das müsste die internationale Staatengemeinschaft koordinieren.

Die müsste sich dann aber auch ver- pflichten, Hilfe am Bedarf orien- tiert zu leisten und nicht nur in den Ländern, an denen man ein politi- sches Interesse hat.

Das Interview führte Heike Korzilius.

INTERVIEW

mit Florian Westphal, Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen (MSF)

Florian Westphal (48) ist gelernter Journalist. Er arbei- tet seit Juni 2014 für MSF. Zuvor war er 15 Jahre lang für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz tätig, unter anderem im Kongo, in Sierra Leone, Ke- nia und am Haupt- sitz in Genf.

Foto: Babara Sigge MSF

Florian Westphal: Ich hoffe, dass das dazu führt, die Anstrengungen der Bundesregierung so gut wie möglich zu koordinieren. Zurzeit ist es schwer, den Überblick darüber zu behalten, welches Ministerium was macht.

Was muss jetzt als erstes auf den Weg gebracht werden?

Westphal: Am besten wäre es, wenn Deutschland, wie geplant, über das Deutsche Rote Kreuz in Liberia Isolierstationen einrichtet und ausgebildetes Personal zur Ver- fügung stellt. Das würde nicht nur den Patienten helfen, sondern auch dazu beitragen, die Ausbreitung der Epidemie einzudämmen.

Wie hilfreich ist die Luftbrücke der Bundeswehr in die liberianische Haupt- stadt Monrovia?

Westphal: Die Logistik ist zweifel- los eine große Herausforderung.

Aber damit allein wird man der Epidemie nicht Herr. Im Zentrum steht deshalb für uns nach wie vor die Schaffung größerer Behand- lungskapazitäten. Die Weltgesund- heitsorganisation (WHO) hat ja be- stätigt, dass in Guinea, Sierra Leone und Liberia die Kapazität bei 25 Prozent dessen liegt, was wirklich gebraucht wird.

Warum hat es so lange gedauert, bis die Staatengemeinschaft auf die Ebola- Krise reagiert hat?

P O L I T I K

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