Aktuelle Medizin
FÜR SIE GELESEN Knochentumoren
der aus chirurgischer Resektion oder aus Bestrahlung des betroffe- nen Knochens besteht (8). Patienten mit Lungenmetastasen bei Diagno- sestellung erhalten zu diesem Zeit- punkt eine Bestrahlung beider Lun- gen von 1400 rad in 100 rad Einzel- fraktionen. Die Chemotherapie wird dann mit einem Erhaltungsprotokoll fortgesetzt (T 2 : Abbildung 5).
Die ersten Ergebnisse sind auch hier vielversprechend. Oft kommt es schon unter der Chemotherapie zu einem Abschwellen der Tumor- weichteilkomponente. Auch läßt sich der Chemotherapieeffekt durch Knochenszintigramme gut doku- mentieren. Die ersten Ergebnisse lassen eine Überlebensrate von an- nähernd 80 Prozent erwarten.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß in der Behandlung von bösarti- gen Knochentumoren bei Kindern und Jugendlichen vielversprechen- de Erfolge mit einer multidisziplinä- ren Behandlung gemacht werden konnten. Es liegt in der Verantwor- tung des diagnosestellenden Arztes, den betroffenen Patienten einem Zentrum zuzuweisen, in dem be- sprochene Behandlungen möglich sind. Gleich nach Diagnosestellung muß das weitere Vorgehen in enger Zusammenarbeit zwischen dem be- treuenden Kinderarzt beziehungs- weise Internisten, dem Orthopäden beziehungsweise Chirurgen und dem Radiotherapeuten geplant wer- den. Die Erwartung höherer Überle- bensraten gibt Rehabilitationsmaß- nahmen insbesondere nach Ampu- tationen ein großes Gewicht (11).
Nach Behandlungsabschluß ist die nahtlose Betreuung durch den Hausarzt in Absprache mit dem be- treuenden onkologischen Zentrum von größter Wichigkeit, um ein even- tuell auftretendes Rezidiv frühzeitig erkennen zu können. In den ersten zwei Jahren nach Behandlungsab- schluß sollten monatlich eine Tho- raxübersichtsaufnahme und etwa al- le 3 bis 4 Monate ein Knochenszinti- gramm angefertigt werden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv ist zwei Jahre nach Behandlungsen- de sehr klein.
Weiterhin sollte der betreuende Hausarzt mit den Spätschäden von Chemo- und Bestrahlungstherapie vertraut sein. Diese umfassen Kar- diomyopathien, insbesondere nach Doxorubicin (Adriablastin®), Wachs- tums- und Hormonstörungen als Be- strahlungsfolge und nicht zuletzt Sekundärtumoren wie osteogene Sarkome im Bestrahlungsgebiet oder akute myeloblastische Leuk- ämien nach Chemotherapie. Solche Spätschäden stehen jedoch in kei- men Verhältnis zu dem Erfolg der angewandten multidisziplinären Therapie.
Literatur
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Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Herbert Jürgens Dr. med. Rudolf Remy
Professor Dr. med. Ulrich Göbel Kinderklinik B
der Medizinischen Einrichtungen der Universität Düsseldorf Hämatologisch-onkologische Abteilung
Moorenstraße 5 4000 Düsseldorf
Übertragung der Hepatitis B von der Mutter
auf das Neugeborene
Die vertikale Übertragung der Hepa- titis B von der Mutter auf das neuge- borene Kind geschieht wahrschein- lich während der Geburt, indem mütterliches Blut mit Haut- und Schleimhautläsionen des Neugebo- renen in Berührung kommt. Um das Ansteckungsrisiko genauer definie- ren zu können, wurden an zwei Lon- doner Kliniken in einer gemeinsa- men Studie 110 von 126 Kindern, die von 102 HBsAg-positiven Müttern entbunden wurden, entsprechenden serologischen Untersuchungen un- terzogen.
Unter den Müttern befanden sich 18 chinesischer Herkunft; acht Kinder dieser Mütter entwickelten ebenfalls eine HBsAg-positive Hepatitis. Im Gegensatz dazu wurden nur sechs der übrigen 92 Kinder HBsAg-posi- tiv. Der HBeAg-Status wurde bei 93 Müttern untersucht: Zehn der Mütter waren HBeAg-positiv, unter diesen befanden sich allein sieben chinesi- scher Herkunft.
Neun der insgesamt 14 HBsAg-posi- tiven Kinder stammen von diesen HBeAg-positiven Müttern ab.
Aus ihren Ergebnissen ziehen die Autoren den Schluß, daß das größte Risiko für eine vertikale Übertra- gung dann gegeben ist, wenn die Mutter der chinesischen Rasse an- gehört und/oder zur Zeit der Entbin- dung HBeAg-positiv ist.
Zur Überprüfung einer möglichen Ansteckung bei der Geburt werden entsprechende Blutuntersuchungen beim Kind zum Zeitpunkt der Geburt und dann nochmals im Alter von sechs und zwölf Monaten empfoh- len. Göe
Woo, D.; Cummins, M.; Davies, P. A.; Harvey, D.
R.; Waterson, A. P.: Vertical transmission of hepatitis B surface antigen in carrier mothers in two west London hospitals, Arch. Dis.
Childh. 54 (1979) 670-675
894 Heft 14 vom 3. April 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT