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Archiv "Zustimmung zu Muschalliks Referat, Diskussion zur Ärztetagsthematik: Mehr tun für die Allgemeinmedizin" (28.05.1981)

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Die Information:

Bericht und Meinung

Ambulante kassenärztliche Versorgung

Zustimmung zu Muschalliks Referat, Diskussion zur Ärztetagsthematik:

Mehr tun für die Allgemeinmedizin

aufbaut und Eigenleistung und Ei- genverantwortung nicht mehr för- dert, sondern es im Gegenteil zu- läßt, daß immer mehr Eigennutz toleriert und immer mehr von der Solidargemeinschaft gefordert wird, eine solche Gesellschaft darf nicht verwundert klagen, wenn ei- ne sich so bildende wohlfahrts- staatliche Konstruktion in einem Desaster endet.

Dennoch, wenn die Kostenbalan- ce im Gesundheitswesen und ins- besondere in der sozialen Kran- kenversicherung heute verloren- geht, dann wird — unabhängig von der Frage nach den Schuldigen und den tieferen Ursachen — die Neigung der Politiker aller Rich- tungen größer werden, schwer- wiegende Eingriffe in das System und das Kassenarztrecht zu La- sten der Stellung des freien Arztes und auch zu Lasten des Patienten vorzunehmen.

• Dies gilt es zu verhindern. Es lohnt sich, alles in unseren Kräften Stehende zu tun und unserer ge- gliederten sozialen Krankenversi- cherung bei der Überwindung ih- rer akuten Schwierigkeiten in den Jahren 1981 und 1982 zu hel- fen.

• Wir können — dessen bin ich sicher —den Veränderungen, Unsi- cherheiten und Unwägbarkeiten von morgen mit Zuversicht entge- gensehen, wenn es gelingt, jeden Kassenarzt davon zu überzeugen, daß es bei der Lösung der heute anstehenden Probleme auch um sein persönliches Schicksal geht und daß seine kostenbewußte Lei- stungsbereitschaft, sein Einsatz, seine Hingabe für den Kranken, sein Erscheinungsbild in der Öf- fentlichkeit die notwendigen Grundlagen für dieses Bemühen sind.

• Bewahren und festigen wir un- sere ärztlich-kollegiale Gemein- samkeit und zeigen wir uns alle den vor uns liegenden Aufgaben und unserer Verantwortung für das Wohl des Ganzen gewach-

sen!

Die 92 Delegierten der Vertreter- versammlung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung und eine große Anzahl von Gästen, unter ihnen der Vertreter des Bundesar- beitsministers, Leitender Ministe- rialrat Dr. Heinz Matzke, sowie der Präsident des Deutschen Ärzteta- ges und der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, und sein Hauptgeschäftsführer, Prof. J. F.

Volrad Deneke, würdigten das Re- ferat Muschalliks mit anhaltendem Beifall.

Sanitätsrat Dr. Josef Schmitz-For- mes, der die Sitzungsleitung zu diesem Tagesordnungspunkt übernommen hatte, unterstrich die besondere Bedeutung, die die- sen Ausführungen auch im Hin- blick auf die Beratungen des Deut- schen Ärztetages zukommt, der am darauffolgenden Tag (nach Redaktionsschluß dieser Ausga- be) eröffnet wurde.

Prof. Dr. Siegfried Häußler griff das Stichwort „Ärztetag" auf und meldete sich als erster zu einem Diskussionsbeitrag, mit dem er drei Punkte wegen der Bedeu- tung, die sie für alle Ärzte haben,

hervorheben wollte:

So wie eine permanente Qualitäts- verbesserung der von unserer Wirtschaft auf dem Weltmarkt an- gebotenen Waren erforderlich ist, müsse im Gesundheitswesen ebenso die Qualitätsverbesserung Vorrang vor der Ausweitung der Quantitäten haben, auch in der allgemeinmedizinischen Praxis.

Überhaupt: Im Gesundheitswesen wieder ein normales Maß herzu- stellen, sei nicht in erster Linie nur ein quantitatives, sondern auch ein qualitatives Problem.

Er nannte als Beispiel das Pflege- personal in den Krankenhäusern:

Als es vor Jahren darum ging, mehr Pflegepersonal zu gewin- nen, hatte man sich entschlossen, die Ansprüche an die Ausbildung höher zu schrauben, und man hat- te mit dieser qualitativen Verbes- serung auch den quantitativen Er- folg, nämlich vermehrt Pflegeper- sonal zu gewinnen.

Die Übergangsregelung einer Vor- bereitungszeit zur kassenärztli- chen Tätigkeit müsse wirklich kommen, weil nach Professor Häußlers Meinung die fünf Jahre Geltungsdauer, die Muschallik ge- nannt hatte, auch benötigt wer- den, um eine endgültige Lösung der Pflichtweiterbildungsfrage in der Allgemeinmedizin vorzuberei- ten. Häußler sieht also, wie er ab- schließend unterstrich, die kas- senärztliche Vorbereitungszeit nur als einen Übergang zur Endlösung (er hat das unselige Wort, das er schon einmal schriftlich von sich gab, tatsächlich wieder ge- braucht).

Ein junger Arzt, Dr. Winfried Koller (München), würdigte Häußler als den „John Lennon der Allgemein- medizin", von dem man noch sprechen werde, wenn er längst aus der Berufspolitik ausgeschie- den sei. Er unterstrich, daß man die Qualität des Allgemeinarztes nicht hoch genug ansetzen könne, sah aber den Hausarzt der Zukunft wegen der von ihm vor allem in den Ballungsgebieten überwie- gend internistisch zu behandeln- den Fälle im Allgemein-Interni- sten.

Dr. Mariantonius Hofmann (Berlin) wandte sich gegen die Tendenz in Häußlers Argumentation, als sei die ärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland wirklich generell gefährdet: „Dies ist mit Sicherheit nicht der Fall!"

Dr. Hofmann: „Ich sehe keine Ver-

1082 Heft 22 vom 28. Mai 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung Ambulante kassenärztliche Versorgung

schlechterung der Verhältnisse, sondern eine optimale Versor- gung, die lediglich punktuell noch verbessert werden kann."

Dr. Ernst-Eberhard Weinhold wi- dersprach dem Delegierten Dr.

Koller: Gewiß habe sich vor allem in den Ballungsgebieten die Ten- denz verstärkt, daß Fachärzte (Ge- bietsärzte) immer mehr Aufgaben der allgemeinmedizinischen Ver- sorgung übernommen haben. Sei- ne persönlichen Erfahrungen hät- ten aber in den letzten Jahrzehn- ten erwiesen, daß keiner der Inter- nisten — beispielsweise die, die ihn in seiner Allgemein- und Landpra- xis vertreten haben — in der Lage war, das ganze Tätigkeitsfeld der Allgemeinmedizin voll abzu- decken.

Im übrigen bezweifelte Weinhold, daß 85 Prozent der Fälle in der Allgemeinpraxis „internistisch"

wären. Die rund 15 000 in der Bun- desrepublik arbeitenden Landärz- te könnten wohl bestätigen, daß dies höchstens in der Hälfte der Fälle so sei.

Weinhold lenkte die Aufmerksam- keit der Vertreterversammlung auf die verbesserungsbedürftige Rela- tion Hausärzte/Spezialisten. Alle Analysen und Meinungsumfragen hätten ergeben, daß die Zustim- mungsrate (also die Zufriedenheit der Bevölkerung) dort am größten sei, wo diese Relation zugunsten der Hausärzte bestehe. Er unter- strich damit die Notwendigkeit ei- ner Strukturpolitik zur Änderung der Relation, die heute im Bundes- gebiet die Spezialisten vorne sieht.

Der Delegierte Dr. Christian Rechl (Weiden/Opf.) wollte ausdrücklich abkommen von dieser Thematik, mit der sich schließlich der 84.

Deutsche Ärztetag eingehend be- fassen sollte. Er empfahl, bei der Argumentation um die Verord- nung von Arzneimitteln nicht im- mer nur die Kosten in den Vorder- grund zu stellen, sondern auch den zunehmenden Willen der Ärzteschaft, dem Arzneimit-

telmißbrauch entgegenzuwirken.

Und ein Zweites: den Kassen wie der Bevölkerung sei klarzuma- chen, daß der Krankenschein kein Freibrief ist, wozu Muschallik in seinem Referat ein Beispiel ange- führt hatte.

Zwei Resolutionen zu wichtigen Sachfragen Die Diskussion wandte sich schließlich den von Hauptge- schäftsführung, Vorstand und Länderausschuß der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung der Ver- treterversammlung vorgelegten Entschließungen zu, die schließ- lich einstimmig angenommen wurden:

I> Die eine der Resolutionen be- faßt sich mit der Entlastung der Arzneimittelausgaben der gesetz- lichen Krankenversicherung von der Mehrwertsteuer, wozu der De- legierte Klaus Mulckau (Hamburg) eine redaktionelle Verbesserung angeregt hatte; die Entschließung ist auf Seite 1077 dieses Heftes im Wortlaut wiedergegeben.

Zu der Entschließung, die sich mit der prästationären Diagnostik und poststationären Behandlung so- wie mit den poliklinischen Einrich- tungen der Hochschulen befaßt, informierte der Hauptgeschäfts- führer der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung, Dr. Eckart Fied- ler, die Vertreterversammlung dar- über, daß die Bundesratsaus- schüsse die im Regierungsentwurf enthaltenen Formulierungen zur prä- und poststationären Versor- gung durch das Krankenhaus an- erkennenswerterweise abgelehnt haben. Zur „Öffnung" der Polikli- niken ist bisher noch kein Antrag in den Bundesratsausschüssen eingebracht worden. Insofern wendet sich die Entschließung prophylaktisch gegen die entspre- chenden aus einzelnen Ländern bzw. Länderausschüssen be- kanntgewordenen, gewisserma- ßen noch unter Verschluß gehalte- nen, Vorhaben (die Resolution steht auf Seite 1075 dieses Heftes).

Wahlen zu verschiedenen Arbeitsausschüssen

In ihrem weiteren Verlauf hatte diese 2. Sitzung der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (7. Wahlperi- ode) einige fällige Wahlen vorzu- nehmen.

Als Vertreter der außerordentli- chen Mitglieder im Länderaus- schuß der KBV wurden gewählt:

Dr. Rolf-Detlef Berensmann (Stutt- gart) und Dr. Karl Küppers (Kre- feld).

Für den dreiköpfigen Finanzaus- schuß der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung wählte die Ver- sammlung Klaus Mulckau, Dr. Her- bert Britz und Dr. Alfred Gahbau- er. In die aus fünf Mitgliedern be- stehende Haushaltskommission der KBV wurden gewählt: Dr. Kas- par Roos, Dr. Alfons Paulus, Dr.

Herbert Schichardt, Dr. Herbert Essmeyer und Dr. Ulrich Oesing- mann.

Aufgrund von Vorschlägen des Vorstandes wählte die KBV-Vertre- terversammlung außerdem die neun Vertreter der Ärzte im Bun- desausschuß der Ärzte und Kran- kenkassen sowie die jeweils vier Stellvertreter, ferner die beiden Vertreter der Ärzte im Bundes- schiedsamt für die kassenärztliche Versorgung (Sanitätsrat Dr. Josef Schmitz-Formes und Dr. jur. Jür- gen Bösche) und ihre jeweiligen beiden Stellvertreter.

Nuklearmedizinische Apparaterichtlinien verabschiedet

Mit einigen wenigen Enthaltungen wurde schließlich eine von Dr. Ef- fer begründete Neufassung der Nuklearmedizinischen Apparate- richtlinien (§ 11 der Richtlinien der KBV für Radiologie und Nuklear- medizin vom 8. Dezember 1979) beschlossen, die in einer spä- teren Ausgabe des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES bekanntgemacht werden wird. DÄ DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 22 vom 28. Mai 1981 1083

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