ES IST ZUM
VERRÜCKTWERDEN ,
- - ER
KANN SICH HEUTE..,,EINFACH NICHT KONZENTRI EREN !
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Immer mehr im Kommen: Die Computergrafik
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ie Computergrafik hat sich im professionel- len Bereich einen fe- sten Platz unter den Medien der Bildkommunikation er- obert. Dies wurde auch auf der photokina Professional Media in Köln (vom 5. bis 11.Oktober 1988) deutlich.
Hardware-, Software- und Dienstleistungsanbieter von Computer-/Videografik und -animation aus dem In- und Ausland zeigten ihre Neuent- wicklungen. Der Aufwärts- trend der Computergrafik be- ruht zum einen auf dem ge- stiegenen Bedürfnis der An- wender, immer mehr Daten.
und Zusammenhänge bild- haft und damit viel einprägsa- mer darzustellen. Keine Füh- rungsinformation muß heute auf die schnell und preisgün- stig zu erstellenden Zahlen- grafiken verzichten.
Auf der anderen Seite hat Die Computergrafik zuneh- mend Schnittstellen zur übri- gen Medienwelt bekommen.
Auf der Eingabeseite der Grafik-Workstations sind Scanner und Digitizer schon selbstverständlich; daneben können heute Realbilder vom Videoband oder von ex- trem hochauflösenden Spe- zialkameras ebenso in die kreative Gestaltungsarbeit am Bildschirm einbezogen werden wie Konstruktionsda- ten aus einem CAD-System.
Ausgabeseitig stehen den professionellen Grafik- Workstations inzwischen Ka- näle zu jedem anderen Bild- medium offen. Die vektori- sierten Quelldaten ermög- lichen bei der Umsetzung in die von den meisten Anwen- dungen benötigte Raster- struktur jede gewünschte Auflösung: vom Videobild mit 625 Zeilen über das farbi- ge Kleinbild-Dia mit bis zu 8000 Linien bis zum Scanner- Film für großformatige Pla- kate mit einer Auflösung von 32 000 Linien.
Moderne grafische Betrie- be sind dabei nicht mehr auf den qualitätsmindernden Umweg über das Dia ange- wiesen. Sie können die Com- putergrafiken als digitalen Datenstrom per Magnet-
band, Diskette oder Daten- fernübertragung übernehmen und unmittelbar ihren Ko- pierfilmbelichtern (Scan- nern) zuführen. Natürlich be- reitet das enorme Datenvolu- men, das quadratisch mit der Auflösung wächst, noch eini- ge Probleme: Es kostet Über- tragungszeit und Speicher- platz.
Wer alle Möglichkeiten der elektronischen Bildge- staltung auskosten will, kommt ohne Hochleistungs- computer nicht aus. Die Bild- datenverarbeitung gehört fraglos zu den recheninten- sivsten Anwendungen der EDV. Doch die Ergebnisse können sich im Wortsinne se- hen lassen. Der Rechner er- zeugt zum Beispiel Bewegt- bild-Sequenzen für Filmani- mationen, indem er bei Vor- gabe weniger Bewegungsda- ten jede Bildphase berech- net. Die Fernsehanstalten präsentieren solche Anima- tionen mehrmals täglich. Da- bei kann das System mit Hilfe mathematischer Algorithmen auch eigene Strukturen er-
zeugen. Berühmt geworden sind die „Fractals" , die ei- nem computersimulierten Gebirgsüberflug die immer aufs Neue überraschende Formenvielfalt natürlicher Felslandschaften verleihen.
Mehrere Stunden kann ein Großrechner mit der Oberflächenberechnung, dem „Rendering" verbrin- gen, bei dem Konturen ge- glättet, Farbe, Licht und Schatten erzeugt werden. Ei- ne besondere eindrucksvolle Technik des Rendering ist das „Ray Tracing": Hier werden Reflexionen an glän- zenden Oberflächen physika- lisch genau berechnet. Der Weg der Strahlen einer Licht- quelle, etwa durch gefärbte teiltransparente Körper, wird dabei naturgetreu mit all sei- nen Wirkungen auf Farbton, und Helligkeit nachvollzo- gen. Am Ende entstehen Bil- der, die in ihrer Mischung aus Realitätsnähe und Phantasie eine neue Dimension der Bildgestaltung eröffnen.
Electronic Design auf die- sem Niveau setzt nicht nur sehr hohe Investitionen in die Hardware voraus. Unver- zichtbar ist ein Team hoch- qualifizierter Experten, die in den diversen Medientechni-
ken ebenso zu Hause sind wie in der kreativen Gestaltung.
Deshalb wird hochwertige Computergrafik immer eine Domäne spezialisierter Dienstleister sein, deren erst- klassige Leistung ihren Preis hat.
Aber auch bei wesentlich geringerem finanziellen Ein- satz kann man sich den Bild- schirm als Ort künstlerischer Schöpfung erschließen. Auf Personal-Computern der un- teren Preisklasse laufen heu- te Grafikprogramme, deren Gestaltungsmöglichkeiten vor drei Jahren noch kaum denkbar schienen und selbst von Profis anerkennend be- wundert werden. Mit dem Siegeszug des Desk Top Pub- lishing und dem Preisverfall bei Laserdruckern kann auch die „kleine" Computergrafik einen größeren Wirkungs- kreis als den des Rechner- bildschirms erobern.
Vielversprechend ist der Medienverbund, den sich die Grafik-PCs jetzt erschlossen haben. Mit einem auch für Amateure durchaus er- schwinglichen „Genlock In- terface" können Videokame- ras und Recorder kreativen Anschluß auch an preiswerte Grafik-Computer finden.
Die Titelgestaltung in Fo- tosatzqualität für den Lehr- film gehört da noch zu den einfachsten Anwendungen.
Von der Bildverfremdung bis zum bewegten Zeichentrick- film auf laufendem Videohin- tergrund reicht das Spektrum der Möglichkeiten, das sich kreativen Videofreunden schon für ein paar Tausend Mark anbietet.
Die noch etwas wilde Ehe zwischen Videorecorder und Computer findet immer neue Freunde und könnte zu ei- nem Boom werden. Einen griffigen Namen hat sie je- denfalls schon: „Desk Top Video". WZ/Ge
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Hochleistungs-Computererforderlich
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Auch Personal-Computer einsetzbarA-3460 (86) Dt. Ärztebl. 85, Heft 48, 1. Dezember 1988