Altenpflege
Weniger Nachwuchs
Die Zahl der
Auszubildenden sinkt.
J
unge Menschen interessie- ren sich immer weniger für den Beruf des Altenpflegers.Während es in den Diakoni- schen Fachschulen für die Pflegeberufe gleich bleibende Schülerzahlen gibt, sinkt die Zahl der Bewerber für den Fachberuf Altenpfleger/Al- tenpflegerin.
Einer Umfrage des Insti- tuts für Demoskopie Allens- bach zufolge ist das Berufs- bild überwiegend negativ. Den Altenpflegeschülern würden kaum positive Seiten des Be- rufes vermittelt. Zudem habe
sich mehr als die Hälfte den Beruf vor Antritt anders vor- gestellt. Andere Aspekte, wie flexible Arbeitszeiten oder die Sinnfälligkeit, wurden dage- gen positiv bewertet.
Die Leiterin des Allensba- cher Instituts, Prof. Elisabeth Noelle-Neumann, rief dazu
auf, das Berufsbild der Alten- pfleger zu stärken. Der Ge- schäftsführer der Firma dfm Unternehmensgruppe Dien- ste für Menschen, Peter Jun- ker, forderte eine niedrigere Einstiegsschwelle für so ge- nannte Quereinsteiger in die Ausbildung zum Altenpfleger.
Ärztenetze
Boom hält an
Bundesweit gibt es rund 300 Vernetzungsmodelle.
Z
urzeit gibt es bundesweit rund 300 regionale Ärzte- netze. Anfang der 90er-Jahre wurde mit Netzideen noch nicht experimentiert. Mitte der 90er-Jahre gab es nach Anga- ben der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV) fünf Praxisnetze, Ende des Jahr- zehnts 60 bis 80. Derzeit gibt es 21 Netze mit Verträgen zwischen den jeweiligen regio- nalen KVen und den Kranken- kassen. Die KBV räumt je- doch ein, dass eine Zählung schwierig ist, weil es keine ein- heitliche Definition des Arzt- netzes gibt.A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 45½½½½10. November 2000 AA2969
Nierentransplantation
Immer mehr Lebendspenden
L
ebendnierenspenden haben in Deutschland zugenommen: Wäh- rend 1997 nur sechs Prozent der Trans- plantate von freiwilligen lebenden Spendern stammten, ist diese Zahl im vergangenen Jahr bereits auf 16,7 Pro- zent angestiegen. Als Gründe nannte Prof. Jörg Schubert (Jena), als Präsident der Deutschen Urologischen Gesell- schaft, Fortschritte auf immunologi- scher Seite sowie den akuten Mangel an Nieren von Verstorbenen, bedingt durch das neue Transplantationsgesetz.Anstelle einer erhöhten Akzeptanz ha- be das Gesetz in der Bevölkerung eine verstärkte Ablehnung der Organspende bewirkt, sodass die Wartezeit auf eine Leichenniere inzwischen auf vier Jahre angestiegen sei. Rund die Hälfte der Le- bendspenden werden vom Ehegatten oder Lebenspartner transplantiert, je ein Viertel stammt von Geschwistern oder aber von Eltern oder Kindern.
Selbst in den Fällen, in denen immuno- logisch ein „schlechtes matching“ vor- liegt, sind die Ergebnisse nach Lebend-
spende inzwischen besser als nach Trans- plantation von Leichennieren: Die Ein- und Fünf-Jahres-Erfolgsraten bei Ver- wendung von Nieren Verwandter be- trägt laut Schubert 90 bis 95 Prozent; bei Nicht-Verwandten sinkt die Rate zwar auf 85 bis 90 Prozent ab, liegt aber deut- lich höher als bei Organen von Toten (57 bis 80 Prozent). Zu erklären sind die besseren Resultate dadurch, dass die Spender gesund und ihre Organe nicht vorgeschädigt sind; dazu kommt die gute Planbarkeit, was die Ischämiezeit und auch die Zeitspanne bis zur Wieder- aufnahme der Funktion verkürzt.
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ie Risiken für Spender sind heute infolge einer hohen Sicherheit bei der Organentnahme minimal (Morta- lität 0,03 Prozent). Wie Schubert in Hamburg berichtete, liegt die Kompli- kationsrate zwischen ein und sechs Prozent, wobei das Risiko für Spät- komplikationen insgesamt nicht höher ist als in der Normalbevölkerung. Die Spender müssen eine normale Nieren- funktion aufweisen und dürfen nicht an organischen oder Stoffwechselstörun- gen leiden. Um auszuschließen, dass ein Spender unter Druck handelt, wird jeder Transplantationsfall von einer in- terdiszplinären Kommission begutach- tet. Die längste Überlebenszeit einesTransplantates gab Schubert mit 30 Jahren an, im Durchschnitt ist von 20 Jahren auszugehen. Auch wenn die Mehrzahl der Empfänger ein Nieren- transplantat heute in der fünften Le- bensdekade erhält, bestehen hinsicht- lich des Alters nach oben und unten keine Einschränkungen.
S
o erhalten heute jährlich etwa 100 Kinder eine Spenderniere; Zweit- und Dritt-Transplantationen sind dann notwendig und bei entsprechendem körperlichem Zustand auch im höheren Alter möglich. Aus wirtschaftlicher Sicht „rechnet sich“ die Transplantati- on – verglichen mit der Dialyse – bereits nach drei Jahren, ganz abgesehen vom Zugewinn an Lebensqualität für den Patienten. Die häufigsten Ursachen, die letztlich den Ersatz des kranken Organs erfordern, sind Glomerulonephritis und Nephritiden, gefolgt von urologi- schen Erkrankungen und Fehlbildun- gen. Karzinome spielen hier noch kei- ne Rolle, auch wenn durch die Verbrei- tung des Ultraschalls zunehmend kar- zinomverdächtige Veränderungen dia- gnostiziert werden. Dazu kommt, dass kleine Nierenkarzinome inzwischen einer Teilresektion zugeführt werden und das Organ nicht mehr in toto ent- fernt wird. Dr. Renate Leinmüller AkutVorwiegend negatives Image: Immer weniger junge Leute können sich für den Beruf des Altenpflegers begeistern.
Foto: Bilderbox