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Archiv "rund ums Geld: Der Gewinnmaximierer ist ein armer Teufel" (20.02.2004)

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K

ennen Sie schon das Ulti- matum-Spiel? Nein, dann erkläre ich es Ihnen, das funktioniert nämlich ganz ein- fach. Sie können die stolze Summe von 100 000 Euro ge- winnen, aber unter einer Be- dingung: Sie müssen Ihrer Frau etwas davon abgeben. Wie viel das ist, bleibt Ihnen überlassen.

Aber: Während der Entschei- dungsfindung dürfen beide nicht miteinander sprechen.

Der Teufel steckt allerdings im Detail, wie so oft. Wenn Ihre Frau mit dem zugedach- ten Betrag nicht einverstan- den sein sollte, bekommen beide nichts. Die Frage ist also, ob das soziale Verhalten (ich will, dass sich beide wohl fühlen) bei der Lösung des Problems mit der ökonomi- schen Vernunft (ich will den maximalen Gewinn) zusam- menprallt.

Der Konflikt verschärft sich noch, wenn die halbe Ver-

wandtschaft zuschaut. Der Ge- winnmaximierer („alles mir“) fühlte sich vermutlich noch un- wohler als zuvor. Es wäre ihm sehr peinlich, als gierig abge- stempelt zu werden, und die Gattin stünde mit ein paar Cent da. Oder schlimmer, die Holde verweigerte ihre Zu- stimmung, dann verlieren bei- de alles – aber die bucklige Verwandtschaft hat ihren Spaß, wie furchtbar.

Sie sehen also,zwischen dem materiellen Nutzen und dem Wohlbefinden können Welten klaffen. Die sehr interessante Frage ist, ob sich dieses Ulti-

matum-Phänomen auch auf die Börse übertragen lässt.

Der Wohlfühlmensch wür- de nach seinem Selbstver- ständnis mit einem Gewinn von, sagen wir mal, 20 Prozent bei einer Aktie zufrieden sein und dann den Ertrag auch glattstellen. Sicher ist sicher, soll doch der andere (Handels- partner) die letzten paar Pro- zent des Kursanstiegs mitneh- men.Wirklich?

Mir tönen zwei Anrufe ei- ner Dame im Ohr, die einer Leoni-Empfehlung von mir folgte, als der Kurs noch deut- lich unter 28 Euro stand. Sie

fragte vor zwei Monaten, was sie mit der Aktie machen solle, der Wert stünde ja jetzt bei 50 Euro, und der Gewinn betrüge nahezu 100 Prozent. Ich habe ihr dringend geraten, Kasse zu machen und im Übrigen den Gewinn demütig zu genießen.

Letzten Samstag klingelte die Lady wieder durch, fast schon beleidigt, sie habe verkauft, der Kurs sei aber jetzt 55 Euro und „zur Strafe“ solle ich noch mal mit „so einer“ Empfeh- lung rausrücken. Habe ich aber nicht gemacht.

Die Anruferin würde ich – ökonomisch sinnig – so gese- hen eher den Gewinnmaxi- mierern zuordnen. Diese An- legergruppe ist aber erstaun- licherweise an den Börsen meist von Misserfolg gekrönt, weil sie einfach nicht zu Potte kommt. So bleibt zum Schluss nur die Bescheidenheit als be- ste Form der Zierde. Auch

beim Geld. )

S C H L U S S P U N K T

[76] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 820. Februar 2004

rund ums Geld

Der Gewinnmaximierer ist ein armer Teufel

Börsebius

Post Scriptum

V

or Jahren, als es noch keine Handys gab, sitze ich mit Kollegen beim monatlichen Ärztetreff in unserem damaligen Stamm- lokal. Gegen 22 Uhr ruft mich die Bedienung ans Te- lefon, das im Flur der Gast- wirtschaft an der Wand in- stalliert ist.

Zur Überraschung melden sich nicht besorgte Eltern we- gen eines kranken Kindes, sondern ein ratloser Nachbar, der zwei Häuser weiter wohnt, wegen seines Jagd- hundes. Dieser liege teil- nahmslos hechelnd mit ho- hem Fieber und trockener Nase in der Ecke und rühre sich nicht. Den Tierarzt könne er nicht erreichen, und ich sei als Kinderarzt doch wohl nicht so weit weg von der Tiermedizin.

Nach einigen abwiegeln- den Bemerkungen und orien-

tierenden Fragen fällt mir noch ein: „Frisst er denn noch?“ Im gleichen Moment sehe ich aus dem Augenwin- kel einen Kollegen an mir vorbei der Toilette zustre- ben und zusammenzucken.

Mir ist sofort klar, er hat un- freiwillig mitgehört und droht es nun in den falschen Hals zu kriegen.

Nach vorsichtiger Bera- tung und eindringlicher Er- mahnung, baldmöglichst ei- nen Tierarzt aufzusuchen, habe ich es eilig, zum Stammtisch zurückzukom- men. Der Kollege wird doch nicht etwa schon herumer- zählen . . .

Nein, er hat noch nicht, und ich kläre ihn schleunigst auf, dass dies nicht der gängi- ge Ton im Umgang mit mei- nen Patienten und ihren El- tern sei. – Mein Ruf war ge- rettet! Dr. med. Olaf Ganssen

Frisst er denn noch?

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