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Archiv "TOP VI: Tätigkeitsbericht – Entbürokratisierung ärztlicher Tätigkeit: Zurück zum Normalmaß" (28.05.2004)

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nzählige Formulare formierten sich auf der Projektionswand hin- ter dem Rednerpult zu einem Satz: „Es reicht!“ Gemeint war die Dokumentationflut, mit der Ärztinnen und Ärzte mittlerweile zu kämpfen ha- ben. Eine Stunde täglich könnten sie sich zusätzlich ihren Patienten widmen, wenn administrative Dokumentations- aufgaben optimiert oder delegiert wer- den. Zu dieser Schlussfolgerung kommt zumindest die Studie „Dokumentati- onsaufwand im ärztlichen Dienst der Krankenhäuser – Bestandsaufnahme und Verbesserungsvorschläge“ des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), die die ärztliche Dokumentationstätig- keit von 1 010 Ärztinnen und Ärzten untersuchte.

Dokumenationsflut stoppen

Ihre Ergebnisse überraschen nicht, ver- deutlichen jedoch das Dilemma der meisten Ärztinnen und Ärzte: 3,15 Stunden täglich verbringt beispiels- weise ein Internist mit ärztlicher Do- kumentation. Ein Chirurg sitzt 2,42 Stunden täglich am Schreibtisch. Davon entfallen jeweils 20 Prozent (Chirurgie) beziehungsweise 25 Prozent (Innere Medizin) auf rein administrative Aufga- ben. Auch Kassenärzte stöhnen unter der Last der Dokumentationsanforde- rungen. 60 unterschiedliche Formulare warten darauf, von ihnen ausgefüllt zu werden.

„Die ärztliche Belastung durch die täglich zunehmende Bürokratisierung ist zum ständigen Ärgernis geworden“, sagte Dr. med. Ursula Auerswald und sprach damit vielen Ärztinnen und Ärz- ten aus dem Herzen. Die Arbeit kon- zentriere sich immer mehr auf die Papierberge anstatt auf die Behandlung der Patientinnen und Patienten. Die

Präsidentin der Bremer Ärztekammer warb mit ihrem Vortrag für den Start eines Entbürokratisierungsprozesses.

Alle im Gesundheitswesen verantwort-

lichen Institutionen wie das Bundesge- sundheitsministerium, die Kassenärzt- liche Bundesvereinigung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Fachge- sellschaften und der Gemeinsame Bun- desausschuss werden vom 107. Deut- schen Ärztetag nun aufgefordert, die zunehmende Dokumentationsflut zu stoppen. Alle Dokumentationsansprü- che und -pflichten sollen kritisch hinter- fragt und einer Sinnprüfung unterzogen werden, heißt es in dem mehrheitlich angenommenen Antrag des Vorstan- des der Bundesärztekammer. Dabei schließen sich die Ärztekammern von diesem Prozess ausdrücklich nicht aus.

Bis zum nächsten Jahr soll eine be- reits gebildete Arbeitsgruppe der Bun- desärztekammer gemeinsam mit allen Partnern im Gesundheitswesen eine Reduktion der Bürokratie anstoßen, beschlossen die Delegierten in Bre- men. Dazu soll sie ein Konzept zur Op- timierung und Reduzierung der Doku- mentation erarbeiten und gegebenen- falls Projekte oder Studien veranlas- sen, die auf dem 108. Deutschen Ärzte- tag in Berlin vorgestellt werden sollen.

Die Krönung sind die DMPs

Die Gründe für den enormen ärzt- lichen Dokumentationsaufwand sind vielfältig. Im Krankenhausbereich hat er sich mit der Einführung der DRG- Fallpauschalen noch einmal erhöht.

Zudem müssen Rückfragen von Kran- kenkassen und Medizinischem Dienst immer häufiger und umfangreicher be- antwortet werden. Kassenärzte klagen über das oftmals doppelte oder dreifa- che Ausfüllen der Formulare. Die

„Krönung“ seien die Papiere zu den Disease-Management-Programmen (DMP), sagte Auerswald. Sie seien nicht nur unausgesprochen unhandlich, sondern auch der kleinste Fehler führe dazu, dass die auswertende Institution sie zurücksende und der Patient erneut seine Einwilligung geben müsse. Es mache keinerlei Sinn, schlechtere Da- tensysteme ohne zusätzlichen Aussage- wert parallel zu bereits bewährten Do- kumentationsmodellen zu etablieren, ohne nach der gemeinsamen Nutzung einfach erfasster Daten zu fahnden, er- klärte die Bremer Kammerpräsidentin.

Von einer ähnlichen Problematik bei der Dokumentation von Diabetes mellitus berichtete Prof. Dr. med. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer. Lediglich eine A

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1 0 7 . D E U T S C H E R Ä R Z T E T A G

TOP VI: Tätigkeitsbericht – Entbürokratisierung ärztlicher Tätigkeit

Zurück zum Normalmaß

Der 107. Deutsche Ärztetag fordert Politik und Kassen auf, den ärztlichen Dokumentations- aufwand zu reduzieren, um die Zeit der Patientenbehandlung zu verlängern.

Ursula Auerswald: Zunehmende Bürokratisie- rung ein ständiges Ärgernis

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in einstimmig angenommener Be- schlussantrag des Vorstandes be- zeichnet die Gleichstellung und In- tegration behinderter Menschen als eine

„gesamtgesellschaftliche“, aber auch als eine zwischenmenschliche und indi- viduelle Aufgabe. Um die auch vom Grundgesetz und der Sozialgesetz- gebung verlangte Chancengleichheit be- hinderter Menschen und die Stellung der Behinderten über Teilhabemaß- nahmen und eine gezielte Förderung besser zu erreichen, müssten noch viel- fältige Anstrengungen unternommen werden. Trotz zahlreicher unbestreit- barer Fortschritte in den letzten Jahren und der Bemühungen auch professio- neller Hilfen, von Selbsthilfegruppen und Behindertenorganisationen dürfe das gesamtgesellschaftliche Engage- ment und die Verantwortung der Politik nicht nachlassen. Ganz im Gegenteil, so die Resolution des Ärztetages.

Rudolf Henke, der Vorsitzende des Ausschusses Gesundheitsförderung,

Prävention und Rehabilitation der Bun- desärztekammer, mahnte: „Notwendig ist eine höhere Sensibilität für die Würde des Menschen – in allen Lebensphasen, für die Grundrechte auf Leben und Un- versehrtheit, auf die Achtung der Selbst- bestimmungs- und Persönlichkeitsrech- te behinderter Menschen.“ Dabei gehe es um die ethische Kompetenz auch der Ärzteschaft für ein lebenförderndes Zu- sammenleben der Menschen mit und oh- ne Behinderungen. Das Bestreben müs- se gezielt intensiviert werden. Unter dem seit 1994 auch grundgesetzlich ver- brieften allgemeinen Wertekonsens müssten auch die hoch sensiblen, ori- ginär ethischen Fragen über die Präna- taldiagnostik und die Präimplantations- diagnostik als eine neue Anwendungs- form der genetischen Diagnostik beur- teilt werden. Henke plädierte dafür, die Präimplantationsdiagnostik im Hinblick auf die „Aussonderung von erblich belasteten Embryonen“ auch in Zukunft zu verbieten.

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halbe Seite habe man benötigt, um das Diabetes-Programm in Sachsen zu do- kumentieren. Der Dokumentationsbo- gen sei jedoch bei der bundesweiten Etablierung des DMP Diabetes nicht übernommen worden. Seine Kammer- kollegen Prof. Dr. med. Rolf Haupt und Erik Bodendieck forderten in ihren Anträgen sowohl ein Ausrichten des ärztlichen Handelns nach den Maßstäben der ärztlichen Ethik trotz Bürokratie als auch eine Reduzierung des Dokumentationsaufwandes bei DMP und DRG.

Mit den beteiligten Instituten und Softwareherstellern müssten Wege ge- funden werden, damit medizinische

Daten nur einmal erhoben werden müs- sen und unterschiedlichen Auswertun- gen zugeführt werden können, schlägt der BÄK-Vorstand in seinem Antrag vor. Eine reduzierte Dokumentation würde nicht nur den Patientinnen und Patienten zugute kommen, sondern auch zu einer größeren Arbeitszufrie- denheit der Ärztinnen und Ärzte führen. Dadurch könnten sich wieder mehr deutsche Nachwuchsmediziner für die kurative Tätigkeit entscheiden, hoffen die Delegierten. Den Einsatz von Medizinischen Dokumentations- assistenten mahnten Dr. med. Heidrun Gitter, Bremen, sowie mehrere Dele- gierte der Ärztekammern Baden-Würt- temberg, Hamburg und Nordrhein an.

So könnte ärztliches Personal von administrativen Aufgaben entlastet

werden. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann Referent Henke: „Höhere Sensibilität für die Würde des Menschen“

TOP VI: Tätigkeitsbericht – Integration Behinderter

Auch mit Behinderung mitten im Leben

Der Deutsche Ärztetag appelliert an Politik, Gesellschaft und Mitbürger, Menschen mit Behinderungen besser zu integrieren.

Jan Schulze: In Sachsen nur eine halbe Seite für Diabetes-Dokumentation

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