D
ie Umsetzung der neuen Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO) ist bislang sehr erfolgreich verlau- fen. Das betonte der Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), Prof. Dr. med. Gebhardvon Jagow, Frankfurt/
Main. Nach einer fakultätsinternen Um- frage des MFT ist bis auf wenige Ausnahmen mit der Unterrichtung des ersten Semesters im Wintersemester 2003 an den Fakultäten be- gonnen worden. Verzö- gerungen habe es nur teilweise bei Fakultä- ten mit Reformstudi- engängen gegeben, die diese noch in den neu- en Studiengang ein- gliedern müssten, be- richtete von Jagow. Mit dem zweiten Studien- abschnitt werde im
Wintersemester oder im Sommerseme- ster 2004 begonnen. Nahezu sämtliche medizinischen Fakultäten hätten be- reits Curricula für beide Studien- abschnitte erarbeitet, die auch fast alle bereits genehmigt worden seien.
Die Umsetzung der neuen Ausbil- dungsordnung ist ein komplexer Pro- zess: Seit dem Beschluss der neuen ÄAppO im Juni 2002 und ihrem In-Kraft- Treten zum Wintersemester 2003/4 muss- ten innerhalb kurzer Zeit neue Studien- ordnungen, Curricula mit ihren Lehr- und Prüfungsinhalten sowie Prüfungs- ordnungen und -pläne erstellt werden.
Darüber hinaus mussten die neuen Ord- nungen genehmigt und mit den Lan- desprüfungsämtern abgesprochen wer- den. Die Zusammenarbeit mit Letzteren war der MFT-Umfrage zufolge bei der Erarbeitung von Kriterien für die
Scheinvergabe und für Äquivalenzbe- scheinigungen bislang sehr erfolgreich.
Probleme gibt es aber noch bei den Übergangsregelungen: Betroffen sind rund 1 000 bis 1 500 Studierende, die den ersten Teil der Ärzt- lichen Prüfung zum Stichtag Oktober 2004 noch nicht abgelegt hatten, dies bis zum 1. Oktober 2005 noch tun können, dann je- doch nach der neuen Ausbildungsordnung studieren müssen und dadurch einen Zeit- verlust von mehre- ren Semestern haben.
Dem Antrag, § 43 ÄAppO zu ändern, um die Frist für die Ärztliche Prüfung nach der alten Stu- dienordnung zu ver- längern, hat das Bun- desministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung jedoch nicht entsprochen.
Die nächsten Schritte
Vordringliche Aufgaben seien nun, die Blockpraktika nach Inhalt und Form weiter auszuarbeiten, die Lehrkranken- häuser und allgemeinmedizinischen Lehrpraxen einzubinden und Gegen- standskataloge für den klinischen Stu- dienabschnitt zu erstellen, berichtete der Ärztetag-Referent. Das Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen, das die neuen fallbezo- genen Staatsexamina konzipiert, erar- beitet zurzeit einen Gegenstandskata- log, der nosologisch und nicht mehr fachspezifisch aufgebaut ist. Dieser wird rund 350 Krankheitsbilder sowie
250 bis 300 Befindlichkeitsstörungen umfassen und soll im Spätsommer 2004 veröffentlicht werden.
Der MFT will die Umsetzung der ÄAppO mit mehreren Maßnahmen be- schleunigen. Unter anderem hat er eine
„Akademie für Ausbildung in der Hoch- schulmedizin“ gegründet, die die vor- handenen Ausbildungsressourcen bün- deln soll. Darüber hinaus wird sich eine Präsidialkommission mit der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluierung der Leh- re beschäftigen. Dies sei eine wichtige Maßnahme, die für den gesicherten Fort- gang des Umsetzungsprozesses und des- sen Optimierung unerlässlich sei, beton- te von Jagow. Zwar handele es sich bei der Umsetzung der neuen ÄAppO um eine „Agenda 2009/2010“ – um ein voll- ständiges Bild zu erhalten, müsse erst ein Studiengang das Reformstudium durch- laufen haben –, doch werde die Reform einen immensen Innovationsschub in die deutsche Hochschulmedizin bringen, meinte der Präsident des MFT. Um die Nachhaltigkeit der Reformbemühungen zu sichern, dürften jedoch die Landeszu- schüsse für Forschung und Lehre nicht weiter gekürzt werden: „Es wäre fatal, wenn die Bemühungen nach wenigen Semestern infolge finanzieller Restrik- tionen stagnieren würden.“
Als großen Erfolg wertete der Deut- sche Ärztetag die Abschaffung des
„Arztes im Praktikum“ (AiP) zum 1. Oktober 2004, mit der den bisherigen AiP die Vollapprobation erteilt wird und sie finanziell den Assistenzärzten gleichgestellt werden. Er appellierte an die Krankenhausträger und Kranken- kassen, die von der Politik gesetzlich verankerten Finanzmittel unbürokra- tisch in die Haushalte der Kliniken ein- zustellen, die Budgets entsprechend anzupassen und die Weiterbeschäf- tigung der AiP als Ärzte nach dem Stichtag verbindlich zu regeln. Außer- dem rief er die Chefärzte dazu auf, sich für die angemessene Bezahlung des ärztlichen Nachwuchses nach Ab- schluss des Studiums einzusetzen. Meh- rere Delegierte wiesen auf die mit der Studienreform verbundene Mehrbe- lastung der Beschäftigten an den Uni- versitätskliniken hin. Die Delegierten forderten die Landesregierungen des- halb dazu auf, notwendige neue Stellen zu genehmigen. Heike E. Krüger-Brand
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2228. Mai 2004 AA1565
1 0 7 . D E U T S C H E R Ä R Z T E T A G
TOP VI: Tätigkeitsbericht – Approbationsordnung
Langer Atem erforderlich
Die Umsetzung des reformierten Medizinstudiums hat
erfolgreich begonnen. Zu bewältigen sind komplexe Prozesse.
Gebhard von Jagow: „Bei der voll- ständigen Umsetzung der Reform handelt es sich um eine Agenda 2009/2010.“