Leserdienst
Hinweise .Anregungen WIRTSCHAFT
Abschreibungs- gesellschaften
werden nicht berührt
Aus der pharmazeutischen Industrie
Nattermann 1973 — Das vorläufige Jahresergebnis der Nattermann- Gruppe, Köln (Arzneimittel), weist eine Umsatzsteigerung von etwa 11 Prozent aus. Der Jahresumsatz liegt bei 213 Millionen (1972: 193 Millionen) DM. Zur Gruppe gehören u. a. die Vertriebsgesellschaften Nattermann Arzneimittel GmbH (In- land) und die Nattermann Interna- tional GmbH (Ausland), beide in Köln. Einer der Gründe, warum der Export-Anteil mit knapp 10 Prozent relativ niedrig liegt und gegenüber dem Vorjahr nicht gesteigert wer- den konnte, ist die unsichere Wirt- schaftslage. Fortschritte in einzel- nen Ländern wurden durch Restrik- tionen in anderen Ländern — vor allem im Nahen und - Mittleren Osten — beeinträchtigt. Diese Ent- wicklung sowie die weltweiten Währungsprobleme werden in den kommenden Jahren zunehmend dazu führen, vom Fertigwaren-Ex- port auf Produktion im Ausland überzugehen. Noch in diesem Jahr soll z. B. eine eigene Produktions- stätte in Jakarta/Indonesien in Be- trieb genommen werden. Diese Maßnahmen sieht Nattermann als notwendig an, um seine Position auf dem Weltmarkt nicht zu verlie- ren (die Arzneimittel der Natter- mann-Gruppe sind in mehr als 70 Ländern vertreten) bzw. zu erhalten und weiter auszubauen. Der Ge- winn nach Steuern wird kaum das
Ergebnis des Jahres 1972 (2,4 Pro- zent vom Umsatz) erreichen. Die Verschlechterung der Ertragslage ist zu einem großen Teil auf Wäh- rungsverluste, auf Rohstoffpreiser- höhungen und auf Personalkosten- steigerungen zurückzuführen. Um dieser Situation Rechnung zu tra- gen, haben die Gesellschafter be- schlossen, zukünftig statt 15 Pro- zent nur noch 12 Prozent des Ge- winns als Dividende zu entnehmen.
88 Prozent verbleiben somit im Un- ternehmen, um die Selbstfinanzie- rung dringend notwendiger Investi- tionen noch weiter zu stärken. Die Investitionen lagen 1973 bei 23 Mil- lionen DM (1972: 16,4 Millionen).
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Unternehmensgruppe seit 1965 in Köln-Bocklemünd ein neues Werk auf einem 300 000-qm-Gelän- de baut. Bis Ende 1973 wurden hier 90 Millionen DM investiert.
75 Jahre - Am 22. April 1974 be- geht Senator h. c.
Dr. med. Diplom- chemiker Karl Au- gust Forster, der langjährige Seni- orchef der Firma Heinr. Mack Nach- folger, Chemisch-
pharm. Fabrik in K. A. Forster Illertissen, Bayern, seinen 75. Ge- burtstag. Der Jubilar, ein Sohn des Firmengründers Kommerzienrat Jo- sef Forster, war seit dem Jahre 1930 in der Firma Mack beruflich tä- tig. Während seiner vorhergehen- den sechsjährigen Assistenz von Professor Flury am Pharmakologi- schen Institut der Universität Würz- burg hat er sich sehr eingehend mit tierischen Giften beschäftigt, und es gelang ihm die Entwick- lung eines bedeutenden Bienengift- Rheumapräparates sowie ver- schiedener weiterer mit der Bie- nenzucht in Verbindung stehender Arzneimittel. Dr. Forster hat seine Erfahrungen und Kenntnisse in füh- renden Funktionen in den Dienst des Bundesverbandes der pharma- zeutischen Industrie gestellt. Auf zahlreichen ausgedehnten Aus- landsreisen studierte er Export- möglichkeiten und konnte wertvolle Verbindungen anknüpfen. Die Fir- ma Mack gehört heute zu den füh- renden pharmazeutischen Herstel- lerfirmen in der Bundesrepublik Deutschland und befindet sich mehrheitlich seit 1971 im Besitz der Pfizer Inc., New York. Das Unter- nehmen betreibt eine sehr ausge- dehnte Forschung und investiert etwa 8 bis 10 Prozent seines Umsat- zes in Forschungsvorhaben. Ende 1973 wurden rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt. KI Die Bestrebungen des Parlamen-
tarischen Staatssekretärs im Bun- desfinanzministerium, Porzner, mit dem zweiten Steueränderungsge- setz 1973 die Möglichkeiten stark einzuschränken, über Abschrei- bungsgesellschaften Steuern zu sparen, sind gescheitert. Die vom Finanzministerium vorgelegte „For- mulierungshilfe" für die Beratun- gen im Finanzausschuß des Bun- destages ist von den Steuerpoliti- kern der Koalition nicht als Initia- tivantrag übernommen worden. Er hätte in dieser Form auch nicht die Unterstützung der Opposition ge- funden.
Vorgesehen war ein neuer Para- graph 15a des Einkommensteuer- gesetzes, der vorschreiben sollte, daß die Zurechnung von Verlustan- teilen beim Kommanditisten nicht zum Entstehen oder zur Erhöhung eines negativen Kapitalkontos füh- ren darf. Eine solche Regelung wird für zu weitgehend gehalten.
Mit der Formulierungshilfe des Fi- nanzministeriums konnten offen- sichtlich die schwierigen Abgren- zungsprobleme nicht gelöst wer- den. Widerstand kam auch aus Berlin, wo man glaubt, auch künftig auf Kapitalzuflüsse angewiesen zu sein. Das Thema dürfte aber nicht endgültig vom Tisch sein. Die Koa- litionspolitiker arbeiten nunmehr an Gesetzesformulierungen, die verhindern sollen, daß durch das Nutzen von Sonderabschreibungen negative Kapitalkonten entstehen.
Eine solche Vorschrift könnte nun- mehr allenfalls im Rahmen der Steuerreform in das Einkommen- steuergesetz gebracht werden. wst Preise und Gewichte — Wie wich- tig eine Überprüfung des Gewich- tes bei Lebensmitteln ist, hat der Arbeitskreis Verbraucher in Opla- den am Brotkauf demonstriert. Von 13 Broten (1 Kilo Roggenmisch- brot) hatten 70 Prozent ein Unter- gewicht. Die Preise lagen zwischen 0,98 und 2,25 DM. vd
1202 Heft 16 vom 18. April 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT