Die Information:
Bericht und Meinung AUS EUROPA
GROSSBRITANNIEN
Früherkennungs-Studie an 250 000 Frauen
Das Gesundheitsministerium be- absichtigt, in zwei großen Feldver- suchen die Frage zu klären, ob für Großbritannien allgemeine, die ganze weibliche Bevölkerung um- fassende Reihenuntersuchungen auf Brustkrebs sinnvoll wären. In einer vor zwei Jahren erschiene- nen Veröffentlichung hatte das Gesundheitsministerium dazu vor- gerechnet, daß jährliche Reihen- untersuchungen allein für die drei- einhalb Millionen Frauen in der Al- tersgruppe von 50 bis 59 Jahren bei einer Beteiligungsrate von 60 Prozent etwa 30 Millionen Pfund im Jahr kosten würden. Man müß- te dabei mit jährlich 15 000 Biop- sien auf Grund von falsch-positi- ven Ergebnissen rechnen.
In den Feldversuchen sollen je 30 000 Frauen im Alter von 45 bis 64 Jahren in Guildford und Edin- burgh sieben Jahre lang jährlich eine klinische Untersuchung er- halten und alle zwei Jahre einer Mammographie unterzogen wer- den. Weitere je 30 000 Frauen der gleichen Altersgruppe in den Städten Huddersfield und Notting- ham sollen nach genauer Anlei- tung und Beratung sieben Jahre regelmäßig Selbstuntersuchungen
der Brust durchführen. Zehn Jahre lang soll dann die Brustkrebsmor- talität dieser vier Gruppen mit wei- teren vier Kontrollgruppen vergli- chen werden. Die Kosten für die- sen Feldversuch werden mit etwa 300 000 Pfund jährlich angege- ben. gb
IRLAND
Familienplanung wird zum Politikum
Eine begrenzte Aufhebung des Verbots des Verkaufs von emp- fängnisverhütenden Mitteln wird von einem Gesetzentwurf erwar- tet, den Gesundheitsminister Charles Haughey vorbereitet.
Wahrscheinlich wird der Verkauf für Verheiratete freigegeben.
Ein ähnlicher Versuch war im Jah- re 1974 am Einspruch des damali- gen Ministerpräsidenten geschei- tert. Vom derzeitigen Ministerprä- sidenten Jack Lynch ist bekannt,
BLÜTENLESE
Das war einmal
„Natur . . . göttlich muß sie sein, weil ihr zerstören dürft und dennoch sie nicht altert."
(Hölderlin) Du rrak
daß er sich einer allgemeinen Frei- gabe der Familienplanung wider- setzen würde. Politische Beobach- ter sehen den Gesetzentwurf je- doch im Zusammenhang erstens mit der Mitgliedschaft Irlands in der Europäischen Gemeinschaft, zum zweiten mit den Versuchen der regierenden Fianna Fail-Par- tei, im Hinblick auf die langfristig angestrebte Wiedervereinigung mit dem überwiegend protestanti- schen Nordirland die Republik Ir- land nicht mehr als ganz so rück- ständig erscheinen zu lassen, und drittens mit Bemühungen des Ge- sundheitsministers, als Nachfolger von Jack Lynch die Parteiführung zu übernehmen.
Praktisch sind empfängnisverhü- tende Mittel in Irland heutzutage weitgehend erhältlich. Sie dürfen einmal von jedermann für den ei- genen Gebrauch importiert wer- den; zum zweiten werden sie ko- stenlos in Familienplanungsklini- ken abgegeben, die meist als pri- vate Wohlfahrtseinrichtungen ge- führt werden und die dann von ih- ren Klienten „Spenden" erwarten (die meistens mehr oder weniger zufällig dem Einzelverkaufspreis der abgegebenen Mittel entspre- chen). In der letzten Zeit haften jedoch irische Zollbeamte des öf- teren bei Mitarbeitern dieser Klini- ken größere Mengen von emp- fängnisverhütenden Mitteln be- schlagnahmt. gb
KJP-T 0 L
136 Heft 3 vom 18. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT