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Archiv "Allgemeinmedizin: Wichtige Aspekte fehlen" (05.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Heft 9

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5. März 2010 A 395 ne sinnvolle und verantwortungsbe-

wusste Traumatherapie müsse „die Realität, Täter geworden zu sein“, also die eigene Mitverantwortung für die „verhinderbare, menschen- gemachte Katastrophe“, die „Ursa- chen für die Erkrankung PTBS“

zum Inhalt haben. Dann soll darü- ber nur noch „geredet werden dür- fen“, „wenn seitens des betroffenen Soldaten Zweifel am Krieg aufkom- men“. Schließlich stiehlt sich Frau Claußen gänzlich aus ihrer Verant- wortung als Psychotherapeutin, wenn sie es zur „Entscheidung des Betroffenen selbst“ erklärt, ob er

„die Chance ergreifen (will), sich mit dem Thema Krieg auseinander- zusetzen“.

Selbstverständlich hat ein traumati- sierter Soldat, wie jeder Patient, der psychotherapeutische Hilfe sucht, das Recht sich zu entscheiden, „die Ursachen seines Leidens“ nicht be- trachten zu wollen, das Risiko, sei- ne „Identität infrage stellen“ zu müssen, nicht eingehen zu wollen.

Wenn ich aber eine Traumatherapie anbiete, die diesen Namen auch verdient, mich eben nicht für kritik- lose, ursachenverleugnende, wieder kriegsverwendungsfähig machende Symptombekämpfung instrumenta- lisieren lasse, bin ich als Psychothe- rapeutin in der Verantwortung, die Unmöglichkeit eines solchen Thera- piewunsches gegenüber den Patien- ten – und den „politisch Verant- wortlichen“ – deutlich zu vertreten, eine solche „Therapie“ abzulehnen.

Dipl.-Psych. Gudrun Pfitzner, 80634 München

Das größte Desaster ist der Genozid

„Krieg ist das größte Desaster über- haupt – eine menschengemachte Katastrophe, die verhinderbar ist.

Wir sehen es daher als unsere ärztli- che Aufgabe an, etwas für die Ver- hütung von Kriegen zu tun.“ So spricht eine Ärztin und IPPNW- (Internationale Ärzte für die Verhü- tung des Atomkrieges, Ärzte in so- zialer Verantwortung) Vorsitzende.

Ist nicht das größte menschenge- machte Desaster der Genozid? Ge- nozid ist auch ohne Krieg möglich.

Könnte nicht der eine oder andere derzeitig laufende Genozid verhin-

dert werden, wenn sich die Willigen zusammentun, um gegen Mörder- banden Krieg zu führen?

Nachdem die IPPNW zunächst für die erfolgreiche Verhütung eines Atomkrieges den Friedensnobel- preis erhalten hatte, weitete sie mangels Atomkriegen genauso er- folgreich ihre Aktivitäten auf die Verhinderung von Kriegen mit kon- ventionellen Waffen aus. Dabei werden die schlimmsten Desaster (Genozide) verdrängt, um den Pazi- fismus nicht zu gefährden. So ver- hindert die IPPNW nicht nur die dringend benötigte humanitäre Hil- fe, sie verhöhnt auch noch die Op- fer.

Die Ärzte, die sich daran beteiligen, nennen sich Ärzte in sozialer Ver- antwortung.

Dr. Nathan Warszawski, 52385 Nideggen

ALLGEMEINMEDIZIN

Ärzte, Krankenhäu- ser und Kassen starten einen neuen Anlauf, die Weiter- bildungsbedingun- gen zu verbessern (DÄ 49/2009: „För- derprogramm Allgemeinmedizin: Warten auf den Hausarzt“ von Heike Korzilius).

Wichtige Aspekte fehlen

. . . So begrüßenswert und wesent- lich die geplante Aufstockung der Fördersumme grundsätzlich ist, ver- missen die Vertreter der Jungen All- gemeinmedizin Deutschland (JADe) in dem Artikel einige wich- tige Aspekte, um dem Thema Wei- terbildung in der Allgemeinmedizin gerecht zu werden . . .

Tatsächlich ist eine angemessene Vergütung eine wichtige Vorausset- zung für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Sollten die vorgestellten Förderbeträge so um- gesetzt werden, wie seit Vertragsun- terzeichnung im Januar 2010 zu er- warten ist, dürfte es in Zukunft deutlich mehr Praxen möglich sein, Ärzte in Weiterbildung nach Tarif zu bezahlen. Hierdurch wird die Bezahlung im Vergleich zu anderen Fächern jedoch lediglich angegli- chen. Dies war längst überfällig. Im

DÄ-Artikel wird hingegen darge- stellt, dass die Allgemeinmedizin im Vergleich zu anderen Fächern durch die Förderung sogar bevor- zugt würde.

Die Weiterbildung in der Allge- meinmedizin nimmt sowohl durch den mehrfach notwendigen Wechsel der Fachgebiete als auch durch die obligatorische Praxisphase eine Sonderrolle ein. Die Weiterbil- dungsphase in der Praxis wäre ohne Förderung zum derzeitigen Zeit- punkt kaum möglich, so dass das Förderprogramm Allgemeinmedizin eine Voraussetzung ist, dass die Weiterbildung Allgemeinmedizin überhaupt abgeschlossen werden kann und junge Hausärzte als nächste Generation nachfolgen.

Unerwähnt blieben die kürzlich ge- gründeten und erfolgreichen Ver- bund-Weiterbildungsprogramme wie z. B. in Baden-Württemberg, Jena, Hamburg, Kamen, Lichten- fels/Oberfranken und Verden, die bereits großen Zulauf haben. Durch diese Strukturen werden Rotationen durch die verschiedenen Fächer or- ganisiert und zunehmend auch Schulungstreffen sowie eine Mento- renbetreuung integriert. Dadurch wird die Weiterbildung in der All- gemeinmedizin erleichtert und in ihrer Qualität und Attraktivität er- heblich angehoben.

Aktuell hat weniger als die Hälfte der medizinischen Fakultäten in Deutschland überhaupt eine allge- meinmedizinische Abteilung mit einem allgemeinmedizinischen Lehrstuhl. Wie sollen sich Medi- zinstudierende für ein Fachgebiet begeistern, welches zwar in der Versorgung einen großen Stellen- wert einnimmt, universitär jedoch noch in den meisten Fällen höchs- tens am Rande repräsentiert ist?

Auch hier ist es für uns offenkun- dig, dass eine finanzielle Förderung der Weiterbildung allein nicht zu dem erwünschten Erfolg führen kann.

Auch für kommende Generationen von Ärzten benötigen wir den Zu- gang zu einer Weiterbildung, in der strukturelle und inhaltliche Elemen- te auf die Tätigkeit des Hausarztes selbstverständlich ausgerichtet sind.

Die JADe wird sich gerne an der

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5. März 2010 Ausarbeitung von Struktur und In-

halt der Weiterbildung Allgemein- medizin beteiligen.

Literatur bei dem Verfasser

Dr. med. Christian Haffner, Sprecher Öffentlich- keitsarbeit der Jungen Allgemeinmedizin Deutsch- land (JADe), 60599 Frankfurt am Main

Die Geber

War vor 20 Jahren die hausärztliche Tätigkeit ein attraktives Berufsbild, so haben die Gestalter den Nach- wuchs weggeekelt und den Versor- gern die Berufsausübung erschwert . . . Die hausärztlichen Strukturleis- tungen, Hausbesuche und Nachtar- beit wurden mit Korridoren in Re- gelleistungsvolumina begrenzt. Die Regelleistungsvolumina werden vermindert. Hausarztpraxen werden aufgrund ehemals höherer Umsätze noch zu Preisen angeboten, welche nicht der zu erwartenden künftigen Leistung entsprechen. Leistungen, wie die vom Hausarzt erbrachte kostengünstige Leichenschau, wer- den diskreditiert. Hausärztliche At- teste genießen vor Gericht wenig Ansehen. Der Facharzt für Allge- meinmedizin hat für Auftraggeber den Charakter eines sofort einsetz- baren Werkzeugs, das sich mit Ei- geninitiative den Erfordernissen an- passt. Ein Hausarzt hat außerhalb seiner traditionellen Tätigkeit in ei- gener Praxis keinen Vermittlungs- wert. Hausärzte sind in vielerlei Hinsicht Geber: von Arbeit, von Zuwendung, von Investitionen. Die Vereinheitlichung des hausärztli- chen Regelleistungsvolumens hat für den Nachwuchs die Berufs - perspektive durchschaubar ge- macht. Erbringt ein Hausarzt Arbeit über seine dreimonatige Pauschale hinaus, so sinkt sein individueller Stundenlohn unter das Niveau von Berufsanfängern. Gebietsärzte ge- nießen in der Fachpresse Anerken- nung. Wie viele Fachbeiträge des DÄ sind denn von Hausärzten ge- schrieben worden? Dem Hausarzt wird die Rolle des Leserbriefschrei- bers eingeräumt. Mitreden bei der Gestaltung der Versorgung darf er nicht. Kann diese Berufswirklich- keit Akademiker zur Nachfolge mo- tivieren?

Dr. med. Martin P. Wedig, 44628 Herne

Praktisch nutzlos

. . . Die Förderung der Allgemein- medizin ist finanziell ein Witz, bü- rokratisch ein Wust und praktisch nutzlos.

Nachdem die Politik immer wieder zu vermehrter Fortbildung angehen- der Allgemeinärzte aufgefordert hat, haben auch wir eine Fortbildungs- stelle eingerichtet und einen Weiter- bildungsassistenten eingestellt.

Zu unserem Schaden. Erstens: Die mit einem undurchschaubaren Berg an Papier verbundene Förderung wurde erst ausgezahlt, nachdem der Assistent schon längst seine Ausbil- dung beendet hatte. Sehr zweck- reich. Zweitens: Dann hat, weil ein Papier fehlte, die KV ein Regress- verfahren über 5 000 Euro eingelei- tet, welches nun zurzeit vor dem Sozialgericht Düsseldorf verhandelt werden soll.

Und zu aller guter Letzt redet der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler in Ihrem Blatt von der überborden- den Bürokratie. Schön, dass er zu- mindest einsieht, dass gerade sein Haus, die KV, ein Paradebeispiel für ein dermaßen überzogenes Abrech- nungs-, Zulassungs- und Bürokra- tiesystem ist, dass alle Stadtbeamten und biomathematischen Wirrköpfe mit der Zunge schnalzen würden . . .

Dr. med. Michael Lorek, Julia Härle, 42275 Wuppertal

IQWIG

Der Vertrag des IQWiG-Leiters Peter Sawicki wird nicht verlängert (DÄ 4/2010: „Institut für Qualität und Wirt- schaftlichkeit im Ge- sundheitswesen: Peter Sawicki wird ab- gelöst“ von Thomas Gerst).

Im trüben Sumpf

Peter Sawicki war Gold wert für das deutsche Gesundheitswesen:

Er hat uns geholfen, mangels Vor- liegens einer Positiv- oder wenigs- tens Negativliste ein wenig bes- ser durch den trübe Sumpf der scheininnovativen Pharmaka zu na- vigieren. Ich denke vor allem an die Bewertung des Nutzens des als

Nichtsnutz entlarvten Antidementi- vums Memantine im letzten Septem- ber; die Retourkutsche kam postwen- dend, gelenkt von den „forschen- den“ Pharmaunternehmen. Mit fa- denscheinigen Begründungen brachten sie die schwarz-gelbe Re- gierung zum Einknicken. Damit scheint sich meine an anderer Stel- le veröffentliche Bemerkung zu be- stätigen, dass sich Rösler ein wenig zu jung und zu harmlos für un- ser kleines Haifischbecken erweist.

Schade drum – damit kann man das IQWiG gleich ganz abschaffen.

Dr. Sigrid Planz-Kuhlendahl, 63065 Offenbach

SELEKTIVVERTRAG

Im Südwesten soll auch die kardiologi- sche Versorgung aus dem KV-System herausgelöst wer- den (DÄ 1–2/2010:

„Erster Selektivver- trag für Kardiologen: Das Geld soll der Leistung folgen“ von Klaus Schmidt).

Das Geld folgt einer Einzelleistung

Was für eine Errungenschaft. Da wird nun für einen Leistungsbereich etwas mehr Geld bezahlt. Der Preis sind vordergründig Teilnahmen an QS-Verfahren und Fortbildungen.

Als ob das nicht ohnehin schon er- folgte. Um den Betrag dieser wun- dersamen Geldvermehrung werden die Kollektivverträge gekürzt. Für die seltenen Erkrankungen, deren Versorgung auch weiterhin der Si- cherstellung durch die KV unter- liegt, bleibt am Ende nichts mehr.

Das Geld folgt der Leistung? Heißt das, die Behandlung der Patienten im Kollektivvertrag bisher war kei- ne Leistung? Das Geld folgt viel- mehr einer Einzelleistung. Und zwar der mit der höchsten Auf- merksamkeit. Wer später kommt, den bestraft das System. Die dabei entstehende Diversifizierung aller Vertragswerke ist schnell überhaupt nicht mehr überschaubar und schon gar nicht kontrollierbar.

Dr. med. Peter Merguet, Evangelisches und Johanniter Klinikum Niederrhein gGmbH, 47169 Duisburg

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D I S v 4 Q s sundheitswesen: Pe

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„ trag für Kardiologen

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Referenzen

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