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Archiv "Förderung der Allgemeinmedizin" (29.08.2005)

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programme für chronisch Kranke (Dis- ease-Management-Programme; DMP).

Zwar hätten ihn die DMP Diabetes und koronare Herzkrankheit noch einmal für den Therapiestandard sensibilisiert.

„Aber das kann jetzt nicht so weiter- gehen. Wir können nicht 50 dieser Programme bearbeiten.“

Doch es gibt auch einiges, das der Hausarzt Konrads an seinem Beruf schätzt: das breite Behandlungsspek- trum, die Dankbarkeit der Patienten, die menschenwürdige Begleitung bis zum Tod. „Kein Arbeitstag ist wie der andere, und man geht immer mit dem Gefühl nach Hause, etwas Sinnvolles getan zu haben.“

Das scheint die Nachteile indes nicht aufzuwiegen. Vor allem in den neuen Bundesländern steht es um die hausärztliche Versorgung nicht zum Be- sten. „Mehr Arbeit, weniger Geld“ – darin sieht Ralf Herre, Sprecher der KV Brandenburg, den Grund, warum der Osten in besonderem Maße vom Hausärztemangel betroffen ist. In dem Land mit der ohnehin bundesweit ge- ringsten Arztdichte sind 170 Hausarzt- sitze nicht besetzt. Herre beschreibt ei- nen Teufelskreis: Das höhere Durch- schnittsalter auf dem Land geht einher mit einer größeren Morbidität. Die Ar- beitsbelastung der Ärzte steigt, bei nied- rigerer Honorierung als im Westen, die Wege sind weit, die Infrastruk- tur lässt vielerorts zu wünschen übrig. Ähnlich ist die Situation in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt. Mit Um- satzgarantien, Investitionszu- schüssen, Erschwerniszuschlä- gen für Notfalldienste oder Er- leichterungen im Notfalldienst für über 60-jährige Ärzte, aber auch mit der Anwerbung von Ärzten aus dem Ausland ver- sucht man in den besonders be- troffenen KVen zusammen mit den Kassen die hausärztliche Versorgung weiterhin sicher- zustellen. Da offenbar viele po- tenzielle Bewerber das finan- zielle Risiko der Niederlassung scheuen, planen einige KVen Eigeneinrichtungen mit ange- stellten Ärzten, oder sie erleich- tern die Anstellung von Sicher- stellungsassistenten. „Wir brau-

chen allerdings Verbündete in den Kom- munen, die preisgünstig Bauland anbie- ten oder Krippenplätze zusagen kön- nen“, erklärt Brandenburgs KV-Spre- cher Herre. Für Erfolgsmeldungen ist es noch zu früh.

„Wir haben einiges gemacht und hof- fen, dass dies nun zum Tragen kommt“, sagt auch Dr. med. Dietrich Thierfelder, stellvertretender Vorsitzender der KV Mecklenburg-Vorpommern. Um den Nachwuchs möglichst früh zu errei- chen, setzt man dort bereits bei den Me- dizinstudierenden an. Die KV fördert Lehrpraxen und Famulaturen in der Allgemeinmedizin und ist wegen der Einrichtung einer Stiftungsprofessur im Gespräch mit dem dortigen Bildungs- ministerium. In Sachsen-Anhalt ist man diesbezüglich bereits einen Schritt wei- ter. Dort wurde im Mai ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Otto-von- Guericke-Universität Magdeburg so- wie an der Martin-Luther-Universität Halle gegründet. Die Initiatoren – dazu gehört auch die KV – „versprechen sich davon eine zielgerichtete Gewinnung von Nachwuchs an Fachärzten für All- gemeinmedizin sowie eine Bindung an das Land Sachsen-Anhalt, um den Ten- denzen der Abwanderung entgegenzu- wirken“, heißt es in der dazu verbreite- ten Pressemitteilung. Eine „prägende Rolle“ schreibt auch die GMK-Projekt-

gruppe den Lehrstühlen für Allgemein- medizin zu. Die gezielte Nachwuchsför- derung an den Universitäten scheint al- lerdings ins Stocken geraten zu sein.

Zwar gilt die Allgemeinmedizin nach der Approbationsordnung als Haupt- fach. „Sie ist aber nicht entsprechend ausgestattet“, kritisiert Prof. Dr. med.

Erika Baum, Sprecherin des Lehrbe- reichs Allgemeinmedizin an der Uni- versität Marburg und in der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin zuständig für den Be- reich Studium und Hochschule. Dass lediglich ein Drittel der Hochschulen eine Abteilung für Allgemeinmedizin geschaffen hat, hält Baum für „völlig unzureichend“.

Allgemeinmedizin noch immer Stiefkind an den Hochschulen

„Wenn das Gesundheitssystem weiter funktionieren soll, brauchen wir eine gute Allgemeinmedizin.“ Dieses Be- wusstsein sei in Deutschland noch un- terentwickelt. Baum sieht die Länder in der Pflicht, die Hochschulen entspre- chend zu motivieren. Zunächst einmal erhofft sie sich jedoch neue Impulse durch das GMK-Papier, das sich für den Ausbau der Allgemeinmedizin an den Hochschulen ausspricht und dafür plä- diert, das Fach als viertes Pflichtquartal in das Praktische Jahr einzuführen.

„Man gibt sich Mühe, die Studenten an die Allgemein- medizin heranzuführen“, kom- mentiert Medizinstudent Rog- gendorf die Praxis. „Vorbilder sind wichtig.“ An der Univer- sität Köln beispielsweise müs- sen die Studierenden ein zwei- wöchiges Praktikum in einer Hausarztpraxis absolvieren. In den allgemeinmedizinischen Vorlesungen – von Allgemein- ärzten gehalten – wird die An- wesenheit kontrolliert. Als

„realitätsnah“ beschreibt Rog- gendorf die Inhalte, die neben dem Problem floatender Punktwerte oder dem enor- men Kostendruck auch die Freude am Beruf des Hausarz- tes vermitteln wollen. Dass T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 34–35⏐⏐29. August 2005 AA2295

Die GMK-Arbeitsgruppe hat neben ihrer Situationsanalyse Forde- rungen an die Politik formuliert, die die Gesundheitsministerkon- ferenz unterstützt. Unter anderem spricht sie sich für einen Aus- bau der allgemeinmedizinischen Forschung aus. Angesichts des Nachwuchsmangels regt der GMK-Bericht die offensive Werbung für das Fach an und fordert die Berufsverbände und Fachgesell- schaften der Allgemeinmedizin sowie die Ärztekammern auf, sich daran aktiv und frühzeitig zu beteiligen. Um den Arbeitsalltag der Hausärzte zu erleichtern, sollte unnötiger bürokratischer Auf- wand abgebaut und die Arbeitslast auf ein vertretbares Maß re- duziert werden. Um die hausärztliche Versorgung auch in ländli- chen Gebieten zu sichern, sollte die Anstellung von Ärzten in Pra- xen nicht durch Leistungsbegrenzungen verhindert werden.

Außerdem sollten Hausärzte durch finanzielle Anreize motiviert werden, sich in unterversorgten Gebieten niederzulassen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat im Zusammen- hang mit dem Initiativprogramm zur Förderung der Allgemein- medizin eine Registrierstelle eingerichtet, die für Krankenhäuser und stellensuchende Ärztinnen und Ärzte Informationen rund um das Förderprogramm anbietet. Kontakt: Kirstin Arndorfer, Telefon: 0 30/3 98 01-11 22, E-Mail: k.arndorfer@dkgev.de. HK

Förderung der Allgemeinmedizin

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