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Archiv "Ärzte befragen Ärzte : Meinungen zum Nachwuchsproblem in der Allgemeinmedizin" (23.04.1981)

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Die Information:

Bericht und Meinung Ärzte befragen Ärzte

Mehrheit richtig sein (dafür gibt es in der Medizingeschichte Beispie- le genug). Mit dieser Vorbemer- kung sei jedenfalls darauf hinge- wiesen, daß mit "Ärzte befragen Ärzte" nicht sosehr Fakten ermit- telt werden, sondern vielmehr Mei- nungen und Einstellungen.

Eine der Befragungen, deren Er- gebnisse in unregelmäßigen Ab- ständen veröffentlicht werden, galt im Januar/Februar den vermu- teten Gründen für das vielbe- schriebene relativ geringe Interes- se von Studenten und jungen Ärz- ten an der Allgemeinmedizin, und zwar aus der Sicht der niederge- lassenen Ärzte für Allgemeinmedi- zin/Praktischen Ärzte und der nie- dergelassenen Internisten. Auf die offene Frage nach den Gründen gab es differenzierte und sponta- ne Äußerungen, die nachstehend geschildert sind; die Stellungnah- men zu einer Liste vorgegebener Gründe erlaubte eine interessante Skalierung.

Meinungen zum

Nachwuchsproblem in der Allgemeinmedizin

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für das relativ geringe In- teresse von jungen Medizinern an der Allgemeinmedizin?

Die wichtigsten Gründe sind aus der Sicht der niedergelassenen Ärzte für Allgemeinmedizin/Prakti- schen Ärzte und Internisten (spon- tane Nennungen, also ohne Ant- wortvorgabe; vgl. die Tabelle):

..,. Die hohe Arbeitsbelastung und zeitliche Inanspruchnahme ("zu- viel Arbeit, keine 40-Stunden- Woche"); diese Ursache nennen 29 v. H. der befragten Ärzte (31 v. H. der Allgemeinmediziner und 24 v. H. der Internisten).

..,. Die hohen fachlichen Anforde- rungen ("Umfang des benötigten Fachwissens"); diesen Grund se-

Tabelle: Prozentuale Verteilung der Antworten zur Frage "Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für das relativ geringe Interesse von · jungen Medizinern an der Allgemeinmedizin?" (Offene Frage) (Grundgesamtheit: Alle niedergelassenen Ärzte für Allgemeinmedizin/

Praktischen Ärzte und Internisten in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin)

gesamt Allgemeinärzte/ Internisten Praktische Ärzte

V. H. V. H. V. H.

Allgemein nicht mehr interessant 5 5 5

Umfang des benötigten Fachwis- 18 15 27

sens; für alles dazusein

Angst vor Verantwortung 8 8 6

Härte der Arbeit, größerer Einsatz 10 10 10 als anderswo

Zuviel Arbeit, keine 40-Stunden- 29 31 24 Woche

Zu sehr gebunden, ständige Prä- 8 10 3

senzpflicht, unregelmäßiger Dienst

Scheu vor Bereitschaftsdienst, Wo- 9 9 9

chendienst, Notfalldienst

Scheu vor Hausbesuchen 8 10 2

Bequemlichkeit 7 9 -

Ausbildung an Krankenhäusern und 13 10 21

Uni zu wenig beachtet

Arbeit auf dem Lande, Stadtnähe 3 3 5

fehlt

Neigung zu Spezialisierung in Wis- 13 9 25 sen und Beruf

Spezialisten, Fachärzte sind attrak- 9 10 5

tiver, Patient geht zum Facharzt, besseres Image des Facharztes

Geringes Sozialprestige, Regierung 10 11 8

wertet Beruf ab

Geringe Honorierung im Vergleich 14 15 11

Arbeit/Zeit

Genngerer Verdienst im Vergleich 10 10 9

zum Facharzt-Kliniker

Abstnche/Arger mit der Kassenver- 2 2 1

rechnung

Schlechte Berufsaussichten, insbe- 1 1 -

sondere in der Stadt

Habe nicht den Eindruck (der Fra- 3 2 6

gestellung), kein fehlendes lnteres- se der Jungmediziner

Keine Angabe 4 3 5

(Keine Addition, da Mehrfachnennungen!)

800 Heft 17 vom 23. April1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT

(2)

hen 18 v. H. der Ärzte, relativ häu- fig (27 v. H.) die lnterniste.~, weni- ger dagegen (15 v. H.) die Arzte für Allgemeinmedizin/Praktischen Ärzte, selbst.

..,.. Die Vernachlässigung dieses Gebietes an Krankenhäusern und Hochschulen; auch diese Mei- nung findet sich besonders ausge- prägt bei den Internisten (21 v. H.) gegenüber 10 v. H. bei den Allge- meinmedizinern (Gesamtdurch- schnitt 13 v. H.).

Läßt mim die Ärzte verschiedene im Interview listenartig vorgegebe- nen Begründungen beurteilen, so ergibt sich ein ähnliches Bild (vgl.

die grafische Darstellung):

C> Als wichtigste Ursache für das

mangelnde Interesse junger Medi- ziner an der Allgemeinmedizin gilt die Arbeitsbelastung ("harter Be- ruf, wenig Freizeit, viel Arbeit, Nachtdienst");

C> an zweiter Stelle wird das "zu

umfassende Tätigkeitsgebiet" ge- nann;

C> die Internisten vermuten als

weitere wichtige Ursache, daß der Facharzt dem Arzt für Allgemein- medizin/Praktischen Arzt überle- gen sei- eine These, die die Allge- meinmediziner verständlicherwei- se seltener unterstützen;

C> ein erheblicher Teil der Ärzte

sieht eine weitere Ursache darin, daß die Praxis für Allgemeinmedi- zin häufig in einem unattraktiven Gebiet liegt;

C> die Internisten äußern beson-

ders h~ufig die Vermutung, der Allgemeinarzt habe zu wenig Zeit für den einzelnen Patienten.

..,.. Interessant ist, daß der finan- zielle Aspekt als eher sekundär ge- sehen wird.

Wie ist dies bei Ihnen persönlich:

Wenn Sie heute nochmals die Entscheidung zu treffen hätten, würden Sie sich wieder als Arzt

Die Information:

Bericht und Meinung Ärzte befragen Ärzte

Darstellung: Mögliche Gründe für das relativ geringe Interesse jun- ger Mediziner an der Allgemeinmedizin (Skalierung)

Trifft nicht zu

2 3 4

Trifft sehr zu

5

Harter Beruf, wenig Freiz eit, viel Arbeit, Nachtdienst

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Zu umfassendes Tätigkeit

Arzt mit Gebietsanerken nung ist überlegen

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Begrenzte medizinische M

Geringes Sozial-Prestige

Ärzte gesamt (Durchschnitt

Ärzte für Allgemeinmedizin I Praktische Ärzte Internisten

für Allgemeinmedizin/Praktischer Arzt niederlassen?

..,.. 80 v. H. der Allgemeinärzte würden sich heute wieder für die- se Fachrichtung entscheiden ("wenn wir heute noch mal zu wählen hätten") und geben spon- tan (ohne Antwortvorgaben) fol- gende Begründungen:

C> "Habe ein breites Arbeitsge-

biet, abwechslungsreich, vielsei- tig" (45 v. H.).

C> "Patientenbindung, Patienten-

kontakt" (28 v. H.).

C> "habe mich dafür entschieden,

ist mein Wunsch, bin Idealist" (19

V. H.).

C> "bin verantwortungsbewußt,

fühle mich berufen" (15 v. H.).

C> "Beruf macht mir Spaß" (16

v. H.).

..,.. 20 v. H. würden heute eine an- dere Entscheidung treffen und würden lieber Krankenhausarzt oder niedergelassener Fach-(Ge- biets-)arzt sein, denn

C> als Klinikarzt hätte man "weni-

ger Arbeit und mehr Freizeit" und zudem "eine gute Honorierung":

C> als Facharzt hätte man "besse-

re diagnostische Möglichkeiten",~

"weniger StreB", und zudem gäbe es "einen Trend zum Facharzt".

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 17 vom 23. April1981 801

(3)

Die Information:

Bericht und Meinung Ärzte befragen Ärzte

Die Ärzte in kleinen Praxen (weni- ger als 800 Scheine) wären heute weniger bereit, sich wieder für die gleiche Fachrichtung zu entschei- den (37 v. H.).

Weiterbildung

in Allgemeinmedizin oder in den Fachgebieten?

Rund zwei Drittel (64 v. H.) der Ärzte für Allgemeinmedizin/Prakti- sche Ärzte würden einem Kollegen heute raten, eine Weiterbildung•in Allgemeinmedizin (und nicht in anderen Gebieten) anzustreben, ein Fünftel würde zu einer Weiter- bildung auf einem anderen Gebiet als der Allgemeinmedizin raten.

Für die Alternative „Allgemeinme- dizin" spricht aus der Sicht der Ärzte vor allem die „sehr komple- xe, umfangreiche, interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit".

Die Empfehlung steht auch im Zu- sammenhang mit der Praxisgröße des befragten Arztes: Je größer die Praxis des Arztes (ab 1200 Scheine), desto eher würde die Empfehlung für die Allgemeinme- dizin ausgesprochen werden.

Eine Weiterbildung in einem ande- ren Gebiet (21 v. H.) begründen die Ärzte vor allem mit den „allgemei- nen Vorteilen der Spezialisierung, der geringeren Arbeitsbelastung und dem höheren Einkommen".

Wenn Sie, sehr verehrte Frau Kol- legin, sehr geehrter Herr Kollege, Fragen zu „Ärzte befragen Ärzte"

vorschlagen wollen, können Sie direkt an Infratest-Gesundheitsfor- schung, Landsberger Straße 338, 8000 München 21, zu Händen von Frau Asta-Karin Deibl, schreiben.

Gewiß haben Sie Verständnis da- für, wenn nicht für alle Fragen Er- hebungen durchgeführt und nicht alle Ergebnisse auch veröffent- licht werden können. Das Institut wird jedoch auf jeden Fall reagie- ren. DÄ

NACHRICHTEN

Bundesärztekammer gegen Zwangsernährung von Menschen

im Hungerstreik

Gegen eine zwangsweise Ernäh- rung von Strafgefangenen im Hun- gerstreik hat sich der Vorstand der Bundesärztekammer Mitte April in Köln ausgesprochen. Ihr Präsi- dent, Dr. Karsten Vilmar, verwies im Zusammenhang mit der in der Öffentlichkeit geführten Diskus- sion um die Zwangsernährung von Häftlingen auf die immer noch gül- tige Entschließung des Präsidiums der Bundesärztekammer vom 7.

Dezember 1974, wonach die Ver- pflichtung des Arztes zur Hilfe dort ihre Grenzen finde, wo ein eindeu- tiger, auf freier Willensbildung be- ruhender Beschluß des einzelnen vorliege, die ärztliche Behandlung abzulehnen bzw. sich ihr sogar ak- tiv zu widersetzen.

Eine Expertenkommission des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer hatte 1975 auf eine Anfrage des damaligen Generalbundesanwalts eine Stel- lungnahme zu Fragen der Zwangsernährung von Häftlingen abgegeben. Zwar sei, so hieß es dort, eine künstliche Ernährung von Patienten mittels einer Ma- gensonde unbegrenzt möglich, Voraussetzung sei aber die Mitwir- kung des Patienten. Diese sei im Fall hungerstreikender Häftlinge aber nicht gegeben. Bei einer den- noch durchgeführten Zwangser- nährung könnten sich erhebliche Gefahren für den Patienten erge- ben. So können zwangsweise ein- geführte Magensonden zu Verlet- zungen des Nasen-Rachen-Rau- mes, der Speiseröhre und des Ma- gens führen.

Es kann auch vorkommen, daß z. B. durch gewollte Kopfbewe- gungen des Inhaftierten sich die Magensonde in die Luftröhre ver- lagert und es auf diese Weise zum Eindringen von Nahrung in die Luftröhre bzw. Lunge kommt. Dies kann schwere Lungenentzündun-

gen zur Folge haben, die oft auch mit einer antibiotischen Behand- lung nicht mehr zu beherrschen sind.

Auch bei größter ärztlicher Sorg- falt könnten solche Verletzungen und Gesundheitsstörungen nicht vermieden werden. Abschließend heißt es in der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer: „Wenn ein Gefangener über die Gefährdung durch mangelnde Ernährung aus- reichend aufgeklärt ist, trotzdem jegliche Nahrungszufuhr verwei- gert und sich der künstlichen Er- nährung widersetzt, dann wird es auf die Dauer nicht möglich sein, ihm gegen seinen Willen ausrei- chend Nahrung zuzuführen. Somit muß der konsequent aktiv durch- gehaltene Hungerstreik trotz aller ärztlicher Bemühungen zwangs- läufig zum Tode führen."

Die Bundesärztekammer hat auf der Grundlage dieser Stellungnah- me ihres Wissenschaftlichen Bei- rates vergeblich versucht, im Ge- setzgebungsverfahren eines Straf- vollzugsgesetzes eine eindeutige Regelung gegen die Zulässigkeit einer Zwangsernährung zu errei- chen. Sie hält die aufgrund des Gesetzes ausgesprochene Ver- pflichtung eines Arztes, gegen sei- ne ärztliche Überzeugung eine Zwangsernährung durchzuführen, nicht für zumutbar. BÄK

Zentrale

für Querschnittgelähmte:

Neue Rufnummer

Die Anlaufstelle für die Vermitt- lung von Betten für Querschnitt- gelähmte ist in das Querschnittge- lähmten-Zentrum des Berufsge- nossenschaftlichen Unfallkran- kenhauses Hamburg integriert worden. Wie der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenos- senschaften e. V., Bonn, mitteilt, ist die Anlaufstelle „rund um die Uhr" unter einer einheitlichen Ruf- nummer, und zwar 040/73961548, zu erreichen. EB 802 Heft 17 vom 23. April 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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