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Archiv "Ärzte befragen Ärzte (VII): Soziale Verpflichtung der Ärzteschaft? Ja!" (07.05.1982)

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Tabelle 1: Persönliches Engagement oder Engagement der Ärzteschaft?

Ärzteschaft persönlich (in Prozent) Drogen- und Alkoholprobleme

Menschenwürde in Altersheimen Kindesmißhandlungen

Diskussion über Sterbehilfe Situation in deutschen psychiatrischen Kliniken

92 62

81 59

75 49

70 37

63 15

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 18 vom 7. Mai 1982

ÄRZTE BEFRAGEN ÄRZTE (VII)

Soziale Verpflichtung der Ärzteschaft? Ja!

Die früheren Themen der Befra- gungsserie „Ärzte befragen Ärz- te" betrafen die Allgemeinmedi- zin (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 17/1981), die Arzneimuster (Heft 18/1981), die Sozialsta- tionen (Heft 28/1981), Rationali- sierungsmaßnahmen in der Pra- xis (Heft 34/1981), die Kom- munikation zwischen Kranken- haus und Praxis (Heft 1/1982) und die Altersgrenze für nieder- gelassene Ärzte (Heft 12/1982).

Sollen sich die Ärzte — als Gesamt- heit oder jeder einzelne — über die Vertretung der unmittelbaren be- ruflichen Interessen hinaus gesell- schaftspolitisch engagieren — et- wa für die Menschenrechte oder gegen den Hunger in der dritten Welt? Diese Frage aus dem Kolle- genkreis war Anlaß für eine weite- re Meinungsumfrage innerhalb der Serie „Ärzte befragen Ärzte", durchgeführt von Infratest Ge- sundheitsforschung in Zusam- menarbeit mit dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT.

Um es vorweg zu sagen: Die be- fragten Ärzte (221 repräsentativ ausgewählte Allgemeinärzte/prak- tische Ärzte und niedergelassene Internisten) sind in bemerkens- wert hohem Maße bereit, soziale Verantwortung über spezifische Berufsaufgaben hinaus zu tragen, und diese Bereitschaft wird auch von ihren Repräsentanten erwartet.

Die Infratest-Auswerter schränken allerdings ein: Bei der Bewertung müsse auch der Gesichtspunkt der „sozialen Erwünschtheit" ei- nes solchen Engagements berück- sichtigt werden. Man habe jedoch bei der Formulierung der Fragen darauf geachtet, den befragten Ärzten die Möglichkeit einzuräu- men, sich dem „Imperativ der Norm" zu entziehen, also auch

„unerwünscht" zu antworten.

Den befragten Ärzten wurde eine Themenliste zur Auswahl vorge- legt. Die Themen folgten in etwa dem, was im letzten Jahr an huma- nitären/sozialen Fragen öffentlich diskutiert wurde (Tabelle 2) — selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit; auch deswe- gen läßt sich aus den Antworten eher ein (zutreffendes) „Stim- mungsbild" ablesen als eine exak- te Stellungnahme zu einzelnen, umschriebenen Problemen.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 18 vom 7. Mai 1982 55

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen Soziale Verpflichtung

Diese Einschränkungen vorausge- schickt, vermitteln die Befra- gungsergebnisse bemerkenswerte Aufschlüsse über die Betroffen- heit der Ärzte bei humanitären/so- zialen Problemen. Knapp zwei Drittel (63 Prozent der befragten Ärzte) sind der Auffassung, ..,... "daß Ärzte sich heute nicht nur für die spezifischen Probleme ih- rer Arbeit und ihres Berufsstandes interessieren sollten, sondern

auch eine allgemeine soziale Ver- antwortung haben und sich dafür engagieren sollten".

Ein weiteres Viertel (21 Prozent) schränkt das Engagement ein ("es kommt darauf an"); nur jeder ach- te Arzt sieht darin keine Aufgabe der Ärzte .

Aus einer (im Interview vorgegebe- nen) Themen-/Problemliste nann- ten die Ärzte die sozialen Themen,

Tabelle 2: Für welche Aufgaben sollte sich die Ärzteschaft insge- samt über die Vertretung der eigenen beruflichen Interessen hinaus einsetzen?

Aufgabengebiet Nennungen nach Alter der Befragten*) gesamt unter 40 4Q-49 50-59 60 Jahre Jahren Jahre Jahre und älter Hunger in der drit-

ten Welt 37 48 43 32 30

Menschenrechts- Verletzungen in al- ler Welt (Folter, un- menschliche Haft-

bedingungen etc.) 39 49 43 38 29

Ki ndesmißhand Iu ng 75 85 77 72 69

Menschenwürde in

Altersheimen 81 86 74 84 81

Diskussion über

Sterbehilfe 70 88 64 67 62

Die Situation in deutschen psychia-

trisehen Kliniken 63 75 65 65 52

Die Situation im Ju-

gendstrafvollzug 35 39 37 41 25

Die gesundheitli- chen Haftbedingun- gen in deutschen

Gefängnissen 39 49 48 35 29

Drogen- und Alko-

holproblerne 92 95 91 92 90

Katastrophen-Ein- sätze außerhalb der

Bundesrepublik 45 51 49 48 35

*)Alle Angaben in Prozent der Befragten (N = 221); Mehrfachnennungen

für die sich die Ärzteschaft insge- samt einsetzen sollte:

..,... Drogen- und Alkoholprobleme (92 Prozent) ..,... Menschenwürde in Altershei-

men (81 Prozent)

..,... Kindesmißhandlungen

(75 Prozent) ..,.. Diskussion über Sterbehilfe

(70 Prozent) ..,... die Situation in deutschen

psychiatrischen Kliniken (63 Prozent) Ergänzt Infratest: "Bei Bevölke- rungsumfragen stellen wir übri- gens fest, daß die Drogen- und Alkoholismusproblematik inzwi- schen ganz allgemein zu den zen- tralen angstbesetzten Themen ge- hört."

Die gleichen Problembereiche nennen die Ärzte, wenn sie nach ihrer Bereitschaft zum persönli- chen Engagement gefragt werden. Allerdings ist erkennbar, daß ein Teil der Ärzte sich persönlich nicht dazu in der Lage sieht, dies aber

gleichwohl von der organisierten

Ärzteschaft gesamt erwartet.

Insgesamt fällt auf, daß die Pro- blembereiche, in denen sich die Ärzte hauptsächlich engagieren wollen, vor allem jene Mißstände betreffen, die sie in ihrer prakti- schen Arbeit erfahren. AD/NJ

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Wenn Sie Fragen zu "Ärzte befra- gen Ärzte" vorschlagen wollen, können Sie direkt an lnfratest-Ge- sundheitsforschung, Landsbarger Straße 338, 8000 München 21, zu Händen von Frau Asta-Karin Deibl, schreiben. Gewiß haben Sie Ver- ständnis dafür, wenn nicht für alle Fragen Erhebungen durchgeführt und nicht alle Ergebnisse auch veröffentlicht werden können. Das Institut wird jedoch auf jeden Fall

reagieren. DÄ

56 Heft 18 vom 7. Mai 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe AlB

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