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Archiv "Saarland: Ärzte-Syndikat: „Erfolg, wenn die Ärzte einig sind“" (24.05.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

SAARLAND

Ärzte-Syndikat: „Erfolg, wenn die Ärzte einig sind"

„An der Saar gehen die Uhren et- was anders" — mit diesem Satz über die von anderen Bundeslän- dern abweichenden Vergütungs- verträge zwischen der Allgemei- nen Ortskrankenkasse und den Kassenärzten im Saarland kenn- zeichnete der Vorsitzende des Saarländischen Ärzte-Syndikats, Sanitätsrat Dr. med. Gerhard Büch, in seinem Bericht zur Lage vor der 31. Hauptversammlung am 5. Mai 1979 in Saarbrücken gleich- zeitig auch die Besonderheiten dieses ärztlichen Einheitsverban- des im Saarland. Wegen dieser Besonderheit hatte es in der jüng- sten Vergangenheit einige Span- nungen mit anderen bundesdeut- schen ärztlichen Verbänden gege- ben, aber Dr. Büch konnte andeu- ten, daß Aussichten bestehen, so- wohl mit dem Hartmannbund wie auch mit dem Marburger Bund wieder zu freundschaftlicher Ko- operation zurückzufinden.

Die Konzertierte Aktion als einen

„Erfolg der Selbstverwaltung"

stellte auch die Ministerin für Ar- beit, Gesundheit und Sozialord- nung, Dr. Rosemarie Scheurlen (FDP), heraus, die „nach gutem Brauch" in ihrem Grußwort an das Saarländische Ärzte-Syndikat eini- ge aktuelle gesundheitspolitische Fragen behandelte. Als Problem der nächsten Zukunft hob sie be- sonders die ärztliche Ausbildung hervor, bei der sich die Belastbar- keit der Patienten durch die prakti- sche Ausbildung nun nicht mehr steigern lasse. Frau Dr. Scheurlen konnte ankündigen, daß sich die Gesundheitsministerkonferenz auf ihre Anregung hin mit Fragen der ärztlichen Ausbildung und der Ap- probationsordnung beschäftigen wird.

Ferner konnte die Ministerin einen saarländischen Psychiatrie-Plan ankündigen. Er werde in Kürze vorliegen und zeigen, daß die am-

bulante psychiatrische Versor- gung im Saarland sichergestellt ist, daß aber Verbesserungen der Betreuung psychiatrischer Patien- ten sicherlich noch möglich sind.

Weiter rief Frau Dr. Scheurlen die saarländischen Ärzte dazu auf, im Interesse der Krankheitsforschung mit dem im Saarland schon seit Jahren bestehenden Krebsregi- ster, das seit Anfang dieses Jahres eine gesetzliche Grundlage hat, zusammenzuarbeiten.

Dr. Büch stellte die steigenden Arztzahlen und die Studienreform an den Anfang seiner Ausführun- gen. Er unterstrich die Vielseitig- keit dieser Probleme, die praktisch schon bei der Aufklärung der Schüler vor dem Abitur und vor der Berufswahl beginnen und zu denen eine gerechtere Modifizie- rung des Numerus clausus ebenso gehört wie die Studienreform, die Novellierung der Approbations- ordnung, die Erhöhung der Kapa- zität der Weiterbildungsmöglich- keiten im Krankenhauswesen und im ambulanten Bereich sowie möglicherweise eine Änderung der Zulassungsordnung.

„Nur an einem oder anderen Teil dieses Komplexes einzugreifen, zu reformieren oder zu basteln wird keinen Erfolg bringen", erklärte Dr. Büch; „Erfolg werden wir nur haben, wenn wir Ärzte uns über das Ziel im klaren und vor allem einig sind."

Bei der Erläuterung des Ergebnis- ses der Frühjahrsrunde der Kon- zertierten Aktion im Gesundheits- wesen bezeichnete Dr. Büch die ausgehandelten Prozentpunkte als „sicher nicht umwerfend", hielt dem allerdings den wichtigen Erfolg entgegen, daß das Morbidi- tätsrisiko von den Ärzten zurück auf die Kassen verlagert wurde.

Im Saarland haben die seit langem bestehenden Verträge mit der All- gemeinen Ortskrankenkasse dazu geführt, daß die kassenärztliche Vergütung bis Mitte des Jahres 1978 an den Durchschnitt der Bundesrepublik herangeführt wer-

den konnte und daß auch seitdem noch Verbessärungen der Ge- samtvergütungen möglich waren.

Der Vertrag läuft in seiner jetzigen Form bis Mitte 1980 und bringt bis dahin eine Zunahme der Gesamt- vergütung, die etwa dem Ergebnis der Konzertierten Aktion ent- spricht. Dabei ist vereinbart, daß im Fall einer außergewöhnlichen Steigerung der Morbidität die All- gemeinen Ortskrankenkasse und die Kassenärztliche Vereinigung Saarland unverzüglich Gespräche aufnehmen. Damit, so Dr. Büch, liege auch hier das Risiko dort, wo es hingehöre.

Die Arzneimittelkostensteigerung liegt im Saarland an der Spitze der Bundesrepublik. Es gibt schon seit einigen Jahren eine Vereinbarung zwischen KV und AOK, der das Saarländische Ärzte-Syndikat zu- gestimmt hat, daß der Arzt monat- lich über die Größenordnung sei- ner Verschreibungen orientiert werden soll. Dr. Büch forderte, die hier noch bestehenden techni- schen Schwierigkeiten zu beseiti- gen, damit auf diese Weise ein besserer Überblick über die Ent- wicklung des Arzneimittelver- brauchs geschaffen werden kann.

Schließlich begrüßte Dr. Gerhard Büch die Anfang 1978 erfolgte Einrichtung der Gutachter- und Schlichtungsstelle bei der Ärzte- kammer des Saarlandes und sagte jede Unterstützung dieser Einrich- tung durch das Saarländische Ärz- te-Syndikat zu. Wenn die Kommis- sion eine genügende Zahl von Fäl- len erledigt haben würde — im er- sten Arbeitsjahr lagen nur 39 Fälle zur Bearbeitung vor, von denen 17 erledigt werden konnten —, sollte die Ärztekammer, meinte Dr.

Büch, einen detaillierten Erfah- rungsbericht vorlegen.

Und letztlich eine besondere Er- folgsmeldung: Das Versorgungs- werk der saarländischen Ärzte- schaft konnte mit Wirkung vom 1.

Januar 1979 die Grundversorgung seiner Mitglieder um 40 Prozent erhöhen. Dies ist eine entschei- dende Verbesserung für ganz jun- ge Mitglieder des Versorgungs-

1460 Heft 21 vom 24. Mai 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsatze • Notizen

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

werkes. Hier konnte Dr. Büch auf eine besonders erfolgreiche Soli- darität der Ärzteschaft hinweisen:

„Wie seinerzeit bei der Gründung des Versorgungswerkes gerade die jungen Kollegen die Einrich- tung des Versorgungswerkes, das doch zunächst besonders für die älteren Kollegen da war, unter Hin- nahme persönlicher Belastung un- terstützten, so wird diese Maßnah- me nunmehr erfreulicherweise be- sonders auch von den älteren De- legierten begrüßt."

Zu mehr Phantasie insbesondere der Politiker bei der Bewältigung der Probleme des Gesundheitswe- sens rief der Mainzer Soziologe Professor Dr. Helmut Schoeck in seinem Festvortrag „Ist eine ratio- nale Gesundheitspolitik noch möglich?" auf. Professor Schoeck ging von der Vermutung aus, daß Politiker offenbar in der ständigen Furcht leben, die Dankbarkeit des Bürgers und Wählers zu verlieren:

deshalb hätten sie wohl auch Angst davor, dem Bürger zuzumu- ten, für etwas, was ursprünglich einmal „Wahlgeschenk" war, plötzlich bezahlen zu sollen. Ein ganz aktuelles politisches Ereig- nis, nämlich der Wahlsieg von Margaret Thatcher in England, könnte aber nach Professor Schoeck ein Beweis dafür sein, daß diese Angst unbegründet ist.

Eine weitere, vielleicht irrige An- nahme der Politiker: Der Gesetz- geber muß nach Professor Schoeck den Ermessensspielraum abstecken, innerhalb dessen die Angehörigen bestimmter Berufe, beispielsweise Ärzte, tätig sein dürfen, ohne sich Schadenersatz- klagen zuzuziehen. Aber niemand kommt auf die Idee, das gleiche einmal auf die krankenversicher- ten Bürger anzuwenden: ihnen droht kein Regreß, wenn sie zu spät zum Arzt kommen!

Ähnlich kann man, führte Profes- sor Schoeck weiter aus, die bei Politikern verbreitete Annahme in Frage stellen, das Gesundheitswe- sen — „die Gesundheitspflege" — sei nicht den Gesetzen des Mark-

tes unterworfen. Wenn man ein- mal anfangen würde, die wirkli- chen Ursachen der Inanspruch- nahme des „Gesundheitsmarktes"

durch den Bürger zu untersuchen, so würde man nach Schoecks Mei- nung darauf kommen, daß längst nicht alle Wünsche an das Ge- sundheitswesen gleichrangig sind.

Ebenso würde man dann feststel- len, daß der zum Beispiel im For- schungsprogramm der Bundesre- gierung oft vorkommende Begriff vom „schichtenspezifischen" oder

„altersspezifischen" Gesundheits- bedarf in die Irre geht. Der Ge- sundheitsbedarf eines unter Fünf- zehnjährigen ist oft ganz anders als der eines Bürgers zwischen 30 und 60, selbst wenn sie der glei- chen Schicht angehören. Letzterer hat möglicherweise, wie Schoeck formulierte, „mit seiner Gesund- heit für seinen beruflichen Erfolg bezahlt" — soll man ihm dies etwa verbieten?

Ein weiteres anschauliches Bei- spiel gab Prof. Schoeck mit dem Hallux valgus. Diese Abknickung der Großzehe ist medizinisch bei allen Frauen das gleiche Phäno- men, hat aber möglicherweise schichtenspezifisch ganz unter- schiedliche Ursachen: Mädchen aus wohlhabenderen Familien be- kamen in jungen Jahren bereits Schuhe mit Stöckelabsätzen, Mädchen aus ärmeren Schichten mußten die von den Geschwistern

„vererbten" Schuhe anziehen.

Die Gesundheitspolitik, forderte Professor Schoeck, sollte nicht dem schlechten Beispiel der Ge- sellschaftspolitik folgen, die mög- lichst schnell allen möglichst das gleiche zukommen lassen will. Es gebe keinen Grund zu der Annah- me, daß der Bürger nicht mündig genug ist, mit einem „persönli- chen Gesundheitsbudget", näm- lich in Form einer Selbstbeteili- gung, umzugehen. Professor Schoeck schlug vor, daß die priva- te Krankenversicherung einmal genauer auswertet, wie sich die dort mögliche Selbstbeteiligung auswirkt. gb

BAYERN

KV: „Stimmungsmache der Ortskrankenkassen"

Die Pressestelle der bayerischen Ärzteschaft hat Äußerungen des Landesverbandes der Ortskran- kenkassen in Bayern in seinem Mitteilungsblatt zurückgewiesen, es sei zu befürchten, daß durch die Empfehlung der „Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen"

1979 das Ende der Beitragsstabili- tät eingeläutet werde. Hierzu wird daran erinnert, daß die bayeri- schen Ortskrankenkassen seit Jahren die niedrigsten Vergütun- gen und seit Mitte vorigen Jahres den niedrigsten Punktwert für den Kassenarzt auszahlen und mit der- zeit 10,62 Prozent den niedrigsten Beitragssatz im Bundesgebiet be- rechnen. Weiter wird der bayeri- sche Sozialminister Dr. Fritz Pirkl zitiert: „Der sich schon 1976 ab- zeichnende Trend einer rückläufi- gen Kostensteigerung in der ge- setzlichen Krankenversicherung hat sich auch 1977 fortgesetzt".

In der Pressemitteilung heißt es dann, der Anteil der Ausgaben für Krankenhausbehandlung an den Gesamtausgaben der Krankenkas- sen sei von 20 Prozent im Jahre 1965 inzwischen auf 32 Prozent angewachsen, während der Anteil für ambulante Behandlung durch Kassenärzte im gleichen Zeitraum von ebenfalls rund 20 Prozent im Bundesdurchschnitt auf 17,6 Pro- zent im Jahre 1978 zurückgegan- gen ist. In Bayern beträgt dieser Anteil nur 17,2 Prozent, bei einzel- nen bayerischen Ortskrankenkas- sen liegt er sogar nur bei 16 und bei 14 Prozent.

Diese Tatsachen, erklärt die Pres- sestelle der bayerischen Ärzte- schaft, beweisen den Willen der bayerischen Kassenärzte zur Spar- samkeit.

Sie müßten es daher ablehnen, jetzt etwa zum Sündenbock für Beitragserhöhungen der Orts- krankenkassen gemacht zu wer- den. PBÄ

1462 Heft 21 vom 24. Mai 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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