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Archiv "„Schelte für Ärzte”: . . . von so geringem Interesse" (31.01.1980)

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Aufsätze • Notizen

FORUM

Mit großem Eifer!

Sehr geehrte Frau Kollegin Scheel!

. Da mir — durch mein Amt als Prä- sident der Ärztekammer Schleswig- Holstein — die Fülle ärztlicher Fort- bildungsveranstaltungen zum The- ma Krebs-Vorsorge, -behandlung und -nachsorge auf der Kreis- und Landesebene wie auch überregional bekannt ist, weiß ich um das beson- dere Engagement unserer Kollegen auf diesem Sektor: Sie bilden sich gerade in Fragen der Onkologie mit großem Ernst und Eifer fort. Folglich können Sie einfach nicht unterstel- len, „daß von 60 000 Ärzten in unse- rem Lande nur ganze 29 der Mei- nung waren, daß es sinnvoll sei und nötig, drei Tage zu opfern, um sich im Dienst am kranken Menschen weiterzubilden". Diese Behauptung ist durch die Fakten nicht gedeckt — auch nicht durch die unbefriedigen- de Resonanz Ihrer Einladung nach Bad Neuenahr.

Allerdings kann ich Ihre diesbezügli- che Enttäuschung gut verstehen:

Daß auf Erfolg und Zustimmung hofft, wer sich Mühe gibt, ist

menschlich. — Auch Sie geben sich seit Jahren in einem überaus wichti- gen Arbeitsbereich gewiß Mühe! Der Mißerfolg Ihrer „Nachsorge-Kon- greß"-Planung legt nun aber anstel- le Ihrer Fehlinterpretation m. E. eher Fragen nahe, die ich gerne mit Ihnen bedenken würde:

1. Halten Sie einen Kongreß vom Sonntag bis Dienstag wirklich für glücklich terminiert?

2. Kennen Sie die Schwierigkeiten, die für sehr viele Kollegen entste- hen, wenn sie sich gar an zwei auf- einander folgenden Fachkongres- sen für eine volle Woche aus ihrer Praxis entfernen (ohne Vertreter)?

3. Haben Sie bedacht, wie langfri- stig die meisten unserer Kollegen disponieren müssen, wenn sie für drei Tage oder gar — wegen der an- schließenden „Medica 1979" — län- ger ihre Praxis schließen wollen?

4. Haben Sie sich nach diesem spektakulären Mißerfolg auch ein- mal nach eigenen Fehlern in der Pla- nung oder gar nach tieferen Grün- den für das Maß Ihrer Enttäuschung gefragt (Selbstüberschätzung, ge- kränkte Eitelkeit, momentane psy- chische Dysbalance oder der

Wunsch, ein eigenes Verschulden an diesem Debakel auf andere abzu- wälzen u. a. m.)?

5. Glauben Sie, durch so pauscha- les, wirklich völlig undifferenziertes (Ver-)Urteilen unsere Kollegen zu stimulieren, z. B. für ähnliche Initiati- ven Ihrer Art?

6. Sehen Sie vielleicht künftig bes- sere Möglichkeiten, die notwendige Zusammenarbeit aller onkologisch interessierten Ärzte, Institutionen und Organisationen zu fördern? ...

Gewiß, verehrte Frau Kollegin, ich muß mir nicht Ihren Kopf zerbre- chen. Sie haben mich nicht darum gebeten. — Aber: die niedergelasse- nen Ärzte haben Sie auch nicht um ein Zeugnis über Fleiß oder Fortbil- dungseifer gebeten.

Seien Sie versichert, daß ich Sie mit meinen Fragen nur anregen — natür- lich nicht ärgern — möchte: Eine freudige Überraschung der Jahres- wende wäre es für mich, wenn ich aus Ihren Antworten Aufgeschlos- senheit und die Bereitschaft zu selbstkritischer Reflexion erkennen könnte. — Das würde in mir jeden- falls neue Hoffnungen für die 80er Jahre wecken, nicht zuletzt bezüg- lich möglicher gemeinsamer Bemü- hungen ... gez.: G. Iversen

. von so geringem Interesse

Sehr geehrter Herr Kollege Iversen, ... lassen Sie mich meiner Antwort eine Bemerkung voranstellen: Ich muß Erfolgserlebnisse nicht aus ho- hen Teilnehmerzahlen bei Ärztekon- gressen beziehen. Meine Enttäu- schung über das geringe Interesse an dem vom Hartmannbund und der Deutschen Krebshilfe geplanten Nachsorge-Kongreß hat weder in ei- ner „Selbstüberschätzung" noch in

„gekränkter Eitelkeit" oder gar

„psychischer Dysbalance" ihre Ur- sache. Vielmehr hat mich das Ergeb- nis unserer Bemühungen um die ärztliche Fortbildung im Bereich der medizinischen Krebsnachsorge tief berührt, weil ich bis dahin nie glau-

„Schelte für Ärzte”

Ergänzung und Stellungnahme zu Heft 2/1980, Seiten 43 und 44

In einer Fußnote zum Leitartikel des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES, Heft 2, vom 10. Januar 1980, „Kollegiale Scheite für Mildred Scheel - , war bereits eine — nach Redaktionsschluß bekanntgewordene — Replik der Scheltenden und Gescholtenen angekündigt worden. und zwar in Form eines Antwortbriefes auf eine Zuschrift von Dr. med. Gerd Iversen (Bad Segeberg); aus dessen Brief an Frau Dr. Scheel hatte die DÄ-Redaktion drei kritische Fragen zitiert. Der Bitte von Frau Scheel, ihren Antwortbrief komplett wiederzugeben, kommen wir im folgen- den nach, wie wir nun auch den Brief Dr. lversens im Zusammenhang wiedergeben, beides lediglich um Adressen, Betreffangaben und Höf- lichkeitsfloskeln gekürzt. Dieser Wiedergabe folgt schließlich eine Zuschrift von Frau Dr. Mildred Scheel zu der Stellungnahme des Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, und zum Kommentar der Redaktion in Heft 2; dabei geht Frau Dr. Scheel allerdings nur auf eine redaktionelle Frage ein. Die Veröffentlichungs- folge schließt mit einer redaktionellen Bemerkung.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 31. Januar 1980

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„Schelte für Ärzte”

ben mochte, daß die Krebsnachsor- ge für meine ärztlichen Kollegen von so geringem Interesse sein könnte.

Damit bin ich schon beim Kern Ihres Schreibens: danach sind Ihre Erfah- rungen andere — wie Sie schreiben, bessere — als die meinen. Nun, ich lese dies gern. Sie müssen aber Ver- ständnis dafür haben, daß ich von meinen Erfahrungen ausgehen muß.

Im übrigen habe ich nicht wie Sie schreiben — unterstellt, „daß von 60 000 Ärzten in unserem Lande nur ganze 29 der Meinung waren, daß es sinnvoll sei und nötig, drei Tage zu opfern, um sich im Dienst am kran- ken Menschen weiterzubilden".

Wenn Sie meinen Kommentar noch einmal lesen. werden Sie feststellen, daß dies keine Unterstellung sein sollte, sondern der Versuch, mich in die Rolle des Patienten zu versetzen und die Frage nach dem gegenseiti- gen Vertrauensverhältnis aus der Patientensicht zu beleuchten. Folg- lich begann mein Satz so: „Wie soll das (nämlich das Vertrauen) aber ein Patient zu seinem Arzt haben, wenn er liest, daß von 60 000 Ärzten in unserem Lande nur ganze 29 der Meinung waren, daß es sinnvoll und nötig sei, drei Tage zu opfern, um sich im Dienst am kranken Men- schen weiterzubilden."

Natürlich haben wir nach dem schlechten Ergebnis auch selbstkri- tisch darüber Vermutungen ange- stellt, ob die Terminierung des Kon- gresses günstig war, und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, bei einem zweiten Versuch, einen solchen Kongreß zu veranstalten, darauf be- dacht zu sein, die ärztlichen Kolle- gen möglichst an keinem Werktag von ihrer Praxis fernzuhalten. Ich mag nur hoffen, daß dann das Er- gebnis erfreulicher ist. Ihnen, sehr geehrter Herr Kollege, möchte ich sagen, daß ich Ihren Brief so aufge- faßt habe, wie Sie wünschen, daß er von mir aufgefaßt werden sollte:

nämlich als Anregung und nicht als Ärgernis . . . gez.: Mildred Scheel

Konzeption: Keine Angst

In dem mit DÄ gezeichneten Beitrag

„Kollegiale Schelte für Mildred

Scheel" wird unter anderem der Ver- dacht geäußert, daß mit den Werbe- trommeln der Deutschen Krebshilfe die Krebsangst mehr verbreitet als das eingesammelte Geld zur Be- kämpfung der Krebskrankheiten bei- gesteuert hat.

ECHO

Zu: "Kollegiale Schelte für Mil- dred Scheel - in Heft 211980, Seite 43 f.

Ärzteblatt attackiert Mildred Scheel

„In scharfer Form hat das von der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung heraus- gegebene DEUTSCHE

ÄRZ-

TEBLATT auf Kritik der Prä- sidentin der Deutschen Krebshilfe, Mildred Scheel, reagiert. Die Vorwürfe des Kommentars unter dem Titel ,Kollegiale Schelte für Mil- dred Scheel' in der neuesten Ausgabe des Blattes gipfeln in der Empfehlung an die Ärztin und Frau des früheren Bundespräsidenten, doch einmal zu überlegen, ob nicht gar der Lärm ihrer Werbetrommeln mittlerweile mehr zur Verbreitung der Krebsangst als das einge- trommelte Geld zur Bekämp- fung des Krebses beigesteu- ert hat und wieviel Schaden dadurch entstanden sein kann'.

Hintergrund der Mediziner- fehde: Im Herbst 1979 hatten nur 29 von 60 000 ange- schriebenen Ärzten Interes- se für einen in Bad Neuenahr geplanten Kongreß über Krebsnachsorge bekundet.

Die Veranstaltung, zu der die Deutsche Krebshilfe und der Ärzteverband Hartmann- bund eingeladen hatten, wurde daraufhin abge- sagt . . ." (nach dpa in zahl- reichen Tageszeitungen).

Lasse ich alle anderen Unterstellun- gen des Beitrages, so auch den, daß ich mit meinem Gastkommentar .. . eine Ärzteschelte beabsichtigt hätte, beiseite — zumal ich nichts von stän- digen Erklärungen und Gegenerklä- rungen halte so haben mich diese Verdächtigungen, die Krebsangst zu schüren, betroffen gemacht. Dies deshalb, weil es vom ersten Tag der Deutschen Krebshilfe an meine feste Überzeugung war, daß nur die Über- windung der Angstschwelle eine we- sentliche Voraussetzung für die Krebsbekämpfung ist. Alle Publika- tionen, alle Materialien, die die Deut- sche Krebshilfe für die Information und Aufklärung der Bevölkerung hergestellt hat, wurden nach dem Grundsatz „Keine Angst vor Krebs"

konzipiert.

Wenn deshalb heute in der Bundes- republik Deutschland über Krebs ge- sprochen wird wie über jede andere Krankheit, so ist das nicht zuletzt das Verdienst der Deutschen Krebs- hilfe, und zwar deshalb, weil wir ganz bewußt gegen die Angst ge- steuert haben. Das wird auch unser oberster Grundsatz für die Zukunft sein! Die Deutsche Krebshilfe dem Verdacht auszusetzen, die Krebs- angst zu schüren, führt sich anhand dieser Tatsachen selbst ad absur- dum. gez.: Dr. Mildred Scheel

Schlußwort der Redaktion

Liest der Interessierte nach all die- sen Zuschriften und Stellungnah- men noch einmal den redaktionellen Leitartikel „Kollegiale Schelte für Mildred Scheel" in Heft 2 vom 10.

Januar 1980, Seiten 43 und 44, so kann er selbst beurteilen, was wer wem wirklich vorgeworfen hat, und sich selbst ein Bild von der ganzen Sache machen. Dem unvoreinge- nommenen Leser wird aus der gan- zen Lektüre auch sehr deutlich, wor- auf die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe überhaupt nicht einge- gangen ist. Wenn nun auch der Aus- tausch von Schelte und Gegenschel- te vorerst beendet zu sein scheint

—zur Sache selbst läßt sich ein zufrie- denstellendes Schlußwort leider nicht schreiben. DÄ

272 Heft 5 vom 31. Januar 1980

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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