• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizinische Versorgungszentren: Reges Interesse bei Ärzten und Investoren" (24.09.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizinische Versorgungszentren: Reges Interesse bei Ärzten und Investoren" (24.09.2004)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

laufende Jahr verfügten. Dies seien bei- spielsweise in der Region Rheinland noch 20 Prozent der Krankenhäuser. „In diesen Budgetverhandlungen ist es be- sonders wichtig, klarzustellen, dass die Mehrkosten für 2004 infolge der AiP- Umwandlung noch 2005 geltend gemacht werden können“, betonte der MB-Vize.

Henke wertete die auf Initiative des Marburger Bundes zustande gekomme- ne Gemeinsame Erklärung als großen Erfolg. Sie erleichtere den Klinikarbeit- gebern vor Ort die Gespräche mit den Krankenkassen. Deren Spitzenverbän- de hatten in dem Kommuniqué zugesi- chert, keine Schwierigkeiten zu machen:

„Trotz der finanziellen Belastungen ha- ben die Krankenkassen dafür Sorge zu tragen, dass in den Budgetverhandlun- gen rechtskonform eine volle Finanzie- rung beziehungsweise, soweit die Kran- kenhäuser in Vorleistung getreten sind, eine Refinanzierung der nachgewiese- nen Kosten vorgenommen wird“, heißt es in der Absichtserklärung.

Probleme bei Drittmittelstellen und im ambulanten Bereich

Anders als in den Krankenhäusern gibt es für die Finanzierung der Mehrkosten im ambulanten Bereich (bislang) keine gesetzliche Regelung. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. med. Hans- Jürgen Thomas, forderte deshalb die Spitzenverbände der Krankenkassen auf, durch einen „einmaligen solidari- schen Akt der finanziellen Angleichung auf Assistenzarzt-Niveau die unmittelba- re Versorgungsqualität sicherzustellen“.

Derzeit seien in den Arztpraxen etwa 480 AiPler beschäftigt. Die Kassenärztli- che Bundesvereinigung verhandelt be- reits mit den Krankenkassen – bislang ohne Finanzierungszusage.

Ungeklärt ist auch die Zukunft vieler Drittmittel-AiPler. Diese werden bislang indirekt über Studien von der Industrie finanziert. Zur Übernahme der Kosten- steigerung infolge des AiP-Wegfalls gebe es bisher ebenso wenig eine Stellungnah- me der Kostenträger wie zu der Frage, wie die Universitäten nunmehr die Ver- träge einhalten sollten, schreibt Prof. Dr.

med. Bruno Allolio von der Medizini- schen Universitätsklinik Würzburg in ei- nem Brief an die Redaktion. Jens Flintrop

M

it dem Begriff „Poliklinik“ lässt sich nur unzureichend beschrei- ben, was die „Deutsche Med“ in den vergangenen zwei Jahren aus dem Boden der Rostocker Innenstadt stampf- te. Für rund 30 Millionen Euro entstand ein Gesundheitszentrum im Großfor- mat, das schon wegen seiner extravagan- ten Architektur nicht mit den Zweckbau- ten aus DDR-Zeiten zu vergleichen ist.

Entworfen wurde die Einrichtung mit ihren Gesundheits-, Wellness- und Shop- pingangeboten von dem Chicagoer Star- Architekten Helmut Jahn, der bereits den Flughafen München, den Sitz der Europäischen Union in Brüssel und das Berliner Sony-Center kreierte.

Das Rostocker Großprojekt könnte bundesweit Schule machen. In Frank- furt am Main, München und Berlin will die „Deutsche Med“ weitere Zentren eröffnen. In den Startlöchern stehen aber auch andere Anbieter – neben nie- dergelassenen Ärzten private Klinik- ketten oder Kapitalgesellschaften. Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, hält es für denkbar, dass sich Gesund- heitszentren von kapitalträchtigen Be- treibern ausbreiten, ähnlich den in deutschen Großstädten mittlerweile fast obligatorischen Shopping-Malls.

Die rechtlichen Grundlagen für die Etablierung so genannter Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) in Deutsch- land, wurden mit dem GKV-Moderni- sierungsgesetz (GMG) geschaffen. Seit es zum 1. Januar in Kraft getreten ist, verzeichnen die Kassenärztlichen Verei- nigungen (KVen) ein reges Interesse po- tenzieller Betreiber an der neuen Ver- sorgungsform. 27 MVZ wurden seit Jah- resbeginn zugelassen. Das ergab eine

Umfrage des Deutschen Ärzteblattes unter den KVen. Etliche werden wohl noch folgen, gingen doch bei den KVen allein in den ersten fünf Monaten nach In-Kraft-treten des GMG 92 Anträge auf MVZ-Gründungen ein.

Bislang durften Polikliniken als

„Auslaufmodell“ der ehemaligen DDR nur in Ostdeutschland betrieben wer- den. Umso erstaunlicher ist, dass das Interesse an dieser Versorgungsform auch im Westen groß ist. So entstehen 19 der 27 zugelassenen MVZ in den al- ten Bundesländern. Dabei muss aller- dings berücksichtigt werden, dass es sich mitunter um Umwandlungen von Gemeinschaftspraxen in MVZ handelt.

Zudem können sich in Medizinischen Versorgungszentren – im Unterschied zu den Polikliniken alter Prägung – so- wohl angestellte als auch freiberufliche Vertragsärzte ansiedeln.

Berlin: Niedergelassene als MVZ-Gründer in der Mehrheit

Dafür haben Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundes- vereinigung (KBV) lange gekämpft.

SPD und Grüne wollten zunächst nur Zentren mit angestellten Ärzten zulas- sen. Mit der jetzigen Regelung kann die Ärzteschaft denn auch leben. Der Vor- sitzende der KBV, Dr. med. Manfred Richter-Reichhelm, bewertet es positiv, dass viele MVZ von niedergelassenen Ärzten gegründet werden, was auch die Umfrage bei den KVen bestätigt. „In Berlin stammt die Mehrzahl der MVZ- Anträge von Praxisärzten“, berichtet Richter-Reichhelm, der zugleich Vorsit- zender der KV Berlin ist.

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004 AA2591

Medizinische Versorgungszentren

Reges Interesse bei Ärzten und Investoren

Mehr als zwei Drittel der bislang genehmigten Medizinischen Versorgungszentren entstehen im Westen. Auch viele

niedergelassene Ärzte sind unter den Antragstellern.

(2)

Hinter der gerade eröffneten Deut- schen Med in Rostock indes steht der promovierte Ökonom Harald Lochotz- ke. Der gebürtige Rostocker machte sich mit zahlreichen Büro- und Gewerbebau- ten in der Hansestadt einen Namen, war aber kürzlich wegen angeblicher Stasi- Verstrickungen in den Schlagzeilen.

Lochotzke setzt mit der „Deutschen Med“ auf Synergieeffekte: So sollen die Ärzte des Zentrums die zentrale Rezep- tion, Kommunikationstechnik oder auch medizinisches Gerät gemeinsam nutzen.

Die ersten Mieter sind eingezogen. In den nächsten Monaten sollen sich in dem 14 000 Quadratmeter großen Mam- mutbau in insgesamt 20 Praxen sowohl eingemietete Freiberufler als auch im Medizinischen Versorgungszentrum an- gestellte Ärzte niederlassen. Weiterhin gehören ambulante Operationssäle (auch für externe Fachärzte), Rehaein- richtungen, Chiropraxen, eine Apothe- ke, ein Sanitätshaus sowie eine Akade- mie für traditionelle asiatische Medizin zum Angebot. Längere Wartezeiten kön- nen Patienten in Geschäften, einem Fit- ness- und Wellnessbereich oder schlicht im Restaurant überbrücken. Ein mobiles Rufgerät sorgt dafür, dass die Patienten ihren Arzttermin nicht verpassen.

BÄK-Präsident Hoppe sieht in den MVZ eine starke Konkurrenz für die bisherige ambulante fachärztliche Ver- sorgung heranwachsen. Weil sich die neuen Zentren nur in stark bevölkerten Gebieten rechneten, könnte die flächen- deckende und wohnortnahe fachärztli- che Versorgung letztlich auf der Strecke bleiben. „Dennoch bieten die MVZ

durchaus auch Chancen gerade für Be- rufseinsteiger“, sagt Hoppe. Zu begrü- ßen sei zudem, dass fach- und berufs- gruppenübergreifend zusammengear- beitet werden könne. Man werde jedoch genau beobachten müssen, wer sich für die neue Versorgungsform interessiere.

Es bestehe die Gefahr, dass Medizini- sche Versorgungszentren verstärkt von gewinnorientierten Shareholdern gebil- det werden, bei denen der Profit im Vor- dergrund stehe, warnt Hoppe.

Investoren wollen Praxissitze aufkaufen

Nach Meinung des KBV-Vorsitzenden Richter-Reichhelm dürften sich Ärzte nicht von kommerziell orientierten An- bietern mit ihren „tough organisierten Managements die Butter vom Brot neh- men lassen“. Man beobachte, dass Un- ternehmen an bisher in eigener Praxis agierende Ärzte herantreten, um an deren vertragsärztliche Zulassung zu kommen. Dies komme häufiger vor, so Richter-Reichhelm.

Detlef Affeld (SPD), stellvertreten- der Vorsitzender des Bundesverbandes der Gesundheitszentren und ehemaliger Staatssekretär unter der mittlerweile verstorbenen brandenburgischen Sozial- ministerin Regine Hildebrandt (SPD), fordert mehr Hilfestellungen für nieder- gelassene Ärzte. „Wenn Ärzte sich kon- kret entschließen, ein MVZ zu gründen, wissen sie häufig nicht, wie sie angesichts der verwirrenden Rechtslage die Unter- nehmung angehen sollen.“ Zur Verunsi-

cherung trägt wohl auch bei, dass nieder- gelassene Ärzte, die eine MVZ-Grün- dung erwägen, bislang schnell an berufs- rechtliche Grenzen stoßen. Der Grund:

Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung versäumte es zu überprüfen, welche Auswirkungen die Änderungen durch das GMG auf Rege- lungen wie die Berufsordnungen der Ärztekammern oder das vertragsärztli- che Zulassungsrecht haben. So gelten für niedergelassene Ärzte etliche Beschrän- kungen, denen beispielsweise Kliniken nicht unterworfen sind.

Erst der 107. Deutsche Ärztetag in Bremen stellte mit weitreichenden Än- derungen der (Muster-)Berufsordnung (MBO) die Weichen für mehr Chancen- gleichheit zwischen niedergelassenen Ärzten und anderen Leistungserbrin- gern. So können Ärzte nach der neuen MBO unter allen zulässigen Gesell- schaftsformen wählen. Die frühere Be- schränkung auf die Gesellschaft bürgerli- chen Rechts und die Partnerschaftsgesell- schaft entfällt. Zudem sind künftig Be- rufsausübungsgemeinschaften auf einzel- ne Leistungen beschränkbar. Damit wird die Teilgemeinschaftspraxis auch mit An- gehörigen anderer Fachberufe zulässig.

Rechtswirkung erlangen die Ände- rungen aber erst, wenn sie von den De- legiertenversammlungen der einzelnen Landesärztekammern beschlossen wer- den. Dieses Prozedere sei wohl erst im nächsten Jahr abgeschlossen, heißt es dazu bei der Bundesärztekammer.

Derweil peilt Bundesgesundheitsmi- nisterin Ulla Schmidt rund 500 Medizini- sche Versorgungszentren für die näch- sten Jahre an. Mit ihnen soll auch der drohenden Unterversorgung, insbeson- dere in ländlichen Gebieten Ostdeutsch- lands, begegnet werden. KBV-Chef Richter-Reichhelm hält die MVZ zwar für eine sinnvolle Ergänzung der bisheri- gen vertragsärztlichen Versorgung. Dass die Zentren ein wirksames Mittel gegen Ärztemangel und Unterversorgung sind, glaubt er jedoch nicht. Man dürfe nicht so tun, als hätte man im Osten „nur Step- pe, und Polikliniken sind die Heilsbrin- ger“. Richter-Reichhelm: „Wir haben es den Freiberuflern zu verdanken, die mit großen persönlichen und finanziellen Anstrengungen dafür gesorgt haben, dass die Versorgung in Ostdeutschland seit der Wende so gut läuft.“Samir Rabbata P O L I T I K

A

A2592 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004

Rostocker Großprojekt: 20 Praxen, MVZ und angestellte Ärzte auf 14 000 Quadratmetern

Foto:Lochotzke/Rostock

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Trotz einer überwiegend positiven Bewertung wird von den oben ge- nannten elementaren Voraussetzun- gen für eine optimale Patientenver- sorgung von einem Teil der Ärzte das

Das Buch richtet sich an Le- ser mit Vorkenntnissen über die neuen Möglichkeiten der Gesund- heitsversorgung und hilft bei der konkreten Umsetzung der einzelnen Punkte.. Aber

V iele Insulinpumpenträger, die für ihr Diabetes-Ma- nagement einen PC nutzen,wol- len auch ihre Insulinpumpe am Computer einstellen..

Eine Anstellung in einem MVZ will also mit Bedacht gewählt sein, wenngleich sie für den jungen Arzt Perspek- tive bietet: Er kann ambu- lante Versorgung „ausprobie- ren“, erwirbt

Die mei- sten Ärzte zieren sich jedoch, Freiheiten aufzugeben und als Partner oder Ange- stellter in einem MVZ tätig zu werden.. Sie misstrauen den wohl klingenden Versprechungen

> Einbringung eines Pra- xisanteils: Die Steuerbegün- stigung nach § 24 UmwStG (siehe oben) gilt auch für die Einbringung von Anteilen an Gemeinschaftspraxen in MVZ, die in

Nach einer Tätigkeit von mindestens fünf Jahren in einem MVZ erhalten die dort angestell- ten Ärzte unbeschadet etwaiger Zulas- sungsbeschränkungen eine Zulassung für den

Nicht nur als effektives und für die Pati- enten praktisches Modell werden die Medizinischen Versorgungszentren jetzt angesehen, sondern auch als Protagoni- sten für die Etablierung