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on einem solchen Tag haben die Mitarbeiter des Gesundheitszen- trums am Berliner Alexander- platz vor wenigen Jahren nur geträumt.Regelrecht überschüttet mit Anerken- nung und positiver Resonanz wurden sie auf einer Fachkonferenz in Berlin anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens am 11. November. Das „Goldkorn“ ih- rer Reform nannte Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt die Gesund- heitszentren. Die AOK Berlin lobte die langjährige Zusammenarbeit mit dem
„Haus der Gesundheit“, und der Vor- sitzende der Kassenärztlichen Bund- esvereinigung (KBV), Dr. med. Man- fred Richter-Reichhelm, unterstrich das Wohlwollen, mit dem die KBV den Zentren nach Jahren der Reserviertheit jetzt gegenüberstünde.
Geschuldet ist dieser Zuspruch nicht nur einem höflichen Gratulationsritual, sondern auch einer veränderten politi- schen Konstellation. Mit der am 1. Janu- ar 2004 in Kraft tretenden Gesundheits- reform sollen die bisher nur in Ost- deutschland als Auslaufmodell zuge- lassenen Zentren bundesweit Teil der ambulanten Versorgung werden. Her- vorgegangen aus den Polikliniken der ehemaligen DDR, heißen die Gesund- heitszentren dann Medizinische Versor-
gungszentren. Der entscheidende Un- terschied zu den Polikliniken alter Prä- gung: Bei bei ihnen können sich sowohl angestellte als auch freiberufliche Ver- tragsärzte ansiedeln – ein Fakt, für den die KBV gekämpft hatte.
Alternative zu Kliniken bei der Integrierten Versorgung
Nicht nur als effektives und für die Pati- enten praktisches Modell werden die Medizinischen Versorgungszentren jetzt angesehen, sondern auch als Protagoni- sten für die Etablierung der Integrier- ten Versorgung. „Gesundheitszentren sind die geborenen Vertragspartner für die Integrierte Versorgung“, betonte die Bundesgesundheitsministerin. Mit ihren bereits bestehenden Kooperati- onsstrukturen hätten sie die besten Vor- aussetzungen, Verträge zu schließen.
Auch Prof. Dr. Jürgen Wasem, Univer- sität Duisburg-Essen, kann sich die Me- dizinischen Versorgungszentren gut als
„Managementzentrale“ für weitere Ak- teure vorstellen. Wenn auch nicht als
„geborene Vertragspartner“, so doch als „einzig ernst zu nehmende Alterna- tive zu den Krankenhäusern“ sieht Det- lef Affeld, Vorstandsvorsitzender des
Bundesverbandes der Gesundheitszen- tren und Praxisnetze e.V. (VGZ), die Zentren.
Die Nase vorn scheinen in Bezug auf die Integrierte Versorgung allerdings die Krankenhausträger zu haben. „Die Ärzte schlafen noch“, sagt Rainer Jeni- che, Geschäftsführer des VGZ, gegen- über dem Deutschen Ärzteblatt. Der Verband erhielte unzählige Anfragen von Krankenhausträgern, wie von der Helios Kliniken GmbH oder von der Rhön-Klinikum AG. Die Helios Klini- ken beispielsweise wollten nach dem Kauf des Krankenhauses in Berlin- Buch nun auch das dort unter einem Dach befindliche Gesundheitszentrum mit 34 Praxen übernehmen. Ähnliche Projekte stünden in Brandenburg an:
So würden die kommunalen Kliniken Havelland Klinikum Nauen und das Krankenhaus Schwedt im kommenden Jahr bereits bestehende Gesundheits- zentren der Region an ihr Haus anglie- dern. Derlei Initiativen können jedoch auch vom ambulanten Bereich ausge- hen. Beispiel Rheumatologische Sprech- stunden in Brandenburg: Sektorüber- greifend betreuen gemäß der Rahmen- vereinbarung nach § 140d SGB V die Gesundheitszentren Potsdam, Wildau, Lübbenau und Strausberg, das Johanni- ter Krankenhaus Fläming GmbH in Treuenbrietzen, die Carl-Thiem-Kli- niken Cottbus sowie zwei niederge- lassene Vertragsärzte AOK-versicherte Rheumapatienten.
Rasches Handeln hält auch Richter- Reichhelm für geboten: „Die Ver- tragsärzte täten gut daran, möglichst bald Medizinische Versorgungszentren zu gründen, sonst kommen ihnen die Krankenhausträger zuvor.“ Ausschließ- lich gewinnorientierte Betreiber müss- ten als Träger der Zentren ausgeschlos- sen bleiben. Die Chancen für Ver- tragsärzte, ein Versorgungszentrum zu gründen, schätzt Richter-Reichhelm als günstig ein: „Da sie an die Bedarfpla- nung bereits gebunden sind, haben zu- gelassene Ärzte einen Vorsprung.“
Von den 1 650 Polikliniken der ehe- maligen DDR existieren derzeit noch 30 Gesundheitszentren in Berlin und Brandenburg. Bundesgesundheitsmini- sterin Schmidt hofft demnächst auf bundesweit 500 Versorgungszentren.
Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann P O L I T I K
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A3066 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4721. November 2003
Neben grünem Pfeil und Rotkäppchen-Sekt soll sich jetzt auch das Modell der ehemaligen Polikliniken der DDR bundesweit in der ambulanten Versorgung etablieren.
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Foto:Georg J.Lopata