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Archiv "Kollegiale Schelte für Mildred Scheel" (10.01.1980)

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Der Präsident der Bundes- ärztekammer würde es be- grüßen, wenn die Präsiden- tin der Deutschen Krebshil- fe sich im Interesse der von ihr geförderten guten Sa- che besser über die Intensi- tät der ärztlichen Fortbil- dung unterrichten würde, statt öffentlich die Ärzte- schaft zu diffamieren.

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Arztliehe Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Kollegiale Schelte für Mildred Scheel

"Sind die Ärzte in Deutschland wirklich noch Partner ihres Patien- ten? Gehört zur Partnerschaft nicht vor allem das gegenseitige Vertrauen?" Schon die Fragestellung, kurz vor Weihnachten von Dr.

med. Mildred Scheel, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, in einer Art medizinischer Boulevard-Zeitung deklamiert, ließ die "kritische"

Antwort ahnen:

"Wie

soll das

[Vertrauen

nämlich - DÄ] aber ein Patient zu seinem Arzt haben, wenn er liest, daß von 60 000 Ärzten in unserem Lande nur ganze 29 der Meinung waren, daß es sinnvoll sei und nötig, drei Tage zu opfern, um sich im Dienst am kranken Menschen weiterzubilden." Mit dieser "Schelte für Ärzte" unter- stellte die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe 59 971 deutschen Ärzten, daß sie es als unsinnig und unnötig erachten würden, sich im Dienst am kranken Menschen fortzubilden und dafür auch nur drei Tage zu opfern

. Ein ebenso unsinniger wie unberechtigter Pauschal-

vorwurf, den der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, unverzüglich in einer der Fachpresse übergebenen Erklä- rung zurückwies:

~

Mit ihrem Artikel "Schelte für Ärzte" habe die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Frau Dr. Mildred Scheel, der Sache der "Deut- schen Krebshilfe" selbst Schaden zugefügt, erklärte Dr. Vilmar, weil sie damit das Vertrauensverhältnis zu den Ärzten und ihren Patien- ten schwer gestört hat. "Der undifferenzierte Vorwurf gegen rund 60 000 Ärzte, sich für die Sache der Krebsbekämpfung nicht genü- gend zu interessieren, weil sie der Einladung zu einem dilettantisch geplanten und miserabel vorbereiteten Fortbildungskongreß mit die- ser Thematik nicht gefolgt sind, sei absurd", heißt es in der Erklä- rung des Präsidenten der Bundesärztekammer weiter. "Frau Dr.

Scheel übersehe offensichtlich überhaupt nicht, in welcher Fülle dieses Thema in Hunderten von Fortbildungsveranstaltungen seit Jahr und Tag behandelt wird und in welchem Umfang die Ärzte sich gerade auf diesem Gebiet fortbilden.

~

Die Veranstalter des beabsichtigten Kongresses in Bad Neuenahr

hätten wissen müssen, daß es praktizierenden Ärzten unmöglich ist,

in derselben Woche an der von Zehntausenden von Ärzten besuch-

ten ,Medica' in Düsseldorf und an einem weiteren Kongreß (dem

besagten Verbandskongreß nämlich), zu dem kurzfristig wenige

Wochen vorher eingeladen wurde, teilzunehmen. Frau Dr. Scheel

weiß offenbar nicht, welche Schwierigkeiten praktizierende Ärzte

Heft 2 vom 10. Januar 1980 43

(2)

Bericht und Meinung Schelte für Mildred Scheel

haben, gerade am Wochenanfang die Praxis zu verlassen, zumal nach Wochenenden besonders viele Patienten in die Praxen kommen.

Der Präsident der Bundesärzte- kammer würde es begrüßen, wenn die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe sich im Interesse der von ihr geförderten guten Sache besser über die Intensität der ärzt- lichen Fortbildung unterrichten würde, statt öffentlich die gesamte Ärzteschaft zu diffamieren."

Die Vorgeschichte — mit Frau Dr.

Scheels eigenen Worten:

„Die Deutsche Krebshilfe und der Hartmannbund wollten aus der Zeitnot der niedergelassenen Ärz- te eine Tugend machen. Sie ver- schickten deshalb gemeinsam an 60 000 (man lese diese Zahl ge- nau!) niedergelassene Ärzte in der Bundesrepublik Einladungen zu einem Nachsorge-Kongreß in Bad Neuenahr. Die Veranstalter hatten an alles gedacht, um aus Termin- nöten herauszuhelfen: der Kon- greß sollte sonntags beginnen und dienstags zu Ende gehen. Recht- zeitig, um den Kollegen noch den Besuch der in der gleichen Wo- che in Düsseldorf beginnenden MEDICA 1979 zu ermöglichen .. . Lassen Sie es mich kurz machen:

von den 60 000 eingeladenen mel- deten sich ganze 29 zum Kongreß, für den der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel die Schirmherrschaft übernom- men hatte. Was blieb Hartmann- bund und Deutscher Krebshilfe anderes übrig, als den Kongreß abzusagen, dem Schirmherrn und den Referenten telefonisch mitzu- teilen: leider haben wir den Infor- mationsbedarf bei Deutschlands Ärzten überschätzt .. ."

Ein solch unfairer „Bericht" und Kommentar beleidigt rund 60 000 deutsche Ärzte auf das schwerste.

Er verlagert die „Schuld" an ei- nem einzigartigen Kongreßdeba- kel von wirklich Schuldigen auf die wahrhaftig Unschuldigen, die lediglich auf eine schlecht be-

dachte Einladung nicht so reagier- ten, wie es die befremdlich unbe- darften Einlader sich gewünscht hätten. Für die Veranstalter ein Debakel, in der Tat. Aber drängen sich da nicht ganz andere Fragen auf, vice versa in der Art von Frau Scheel formuliert:

Wie konnte nur der Hauptge- schäftsführer des Hartmannbun- des, im Vertrauen anderer in seine immer wieder betonten Kenntnis- se und Erfahrungen in der Er- wachsenenbildüng, den Vorsit- zenden, den Vorstand und alle Mitglieder seines Verbandes in ein solches Debakel stürzen? Wie soll man da noch Vertrauen in organi- satorische Fähigkeiten und Erfah- rungen haben, wenn selbst medi- zinischen Fachzeitschriften die

Einladung zu dem besagten Kon- greß so spät zuging, daß sie ihn nicht einmal ihren Lesern be- kanntmachen oder wenigstens daran erinnern konnten, weil selbst das allerletzte Heft vor dem Kongreß längst gedruckt war?

Und hätte dem Verbandsge- schäftsführer das Kongreßdebakel nicht auch Anlaß wenigstens zu einer Spur von Selbstkritik sein müssen, statt gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe lakonisch mitzuteilen: „Leider haben wir den Informationsbedarf bei Deutsch- lands Ärzten überschätzt", wie Mildred Scheel in ihrem „Urteil"

schreibt.

Hätte derselbe Verbandsge- schäftsführer dabei nicht auch in Rechnung stellen müssen, daß Frau Dr. Scheel erst vor Jahresfrist auf ihr offenbar zugegangene Be- schwerden über einzelne Ärzte ähnlich pauschalierend wie jetzt mit einer öffentlichen Erklärung zur „Minimierung des Vertrauens in die ärztliche Sorgfalt" beigetra- gen hat? Ja selbst die Frage drängt sich auf, ob die Verbindung einer Kongreßeinladung mit dem Namen Mildred Scheel überhaupt noch „werbewirksam" ist, nämlich bei hart arbeitenden Ärzten, die möglicherweise ihrerseits die Fra- ge stellen könnten, ob es im Dienst am kranken Menschen

sinnvoll und nötig sei, drei Praxis- tage zu opfern, um etwa nur Stati- sterie in einer weiteren Personali- ty-Show zu spielen?

Vielleicht überlegt die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe aber auch einmal, ob nicht gar der Lärm ihrer Werbetrommeln mitt- lerweile mehr zur Verbreitung der Krebsangst als das eingetrommel- te Geld zur Bekämpfung des Kreb- ses beigesteuert hat und wieviel Schaden dadurch entstanden sein kann?

Die negative Resonanz, die Mil- dred Scheel mit ihrer Schelte in der deutschen Ärzteschaft hervor- gerufen hat, reicht von Kopfschüt- teln bis Empörung. Sie spiegelt sich auch in einem Brief, den Dr.

med. Gerd lversen, Facharzt für innere Krankheiten — Psychothera- pie, Bad Segeberg, spontan an Frau Dr. med. M. Scheel gerichtet hat*) und aus dem wir nachste- hend die drei letzten von sechs kritischen Fragen an die Präsiden- tin der Krebshilfe zitieren möch- ten:

„Haben Sie sich nach diesem spektakulären Mißerfolg auch ein- mal nach eigenen Fehlern in der Planung oder gar nach tieferen Gründen für das Maß Ihrer Enttäu- schung gefragt (Selbstüberschät- zung, gekränkte Eitelkeit, momen- tane psychische Dysbalance oder der Wunsch, ein eigenes Verschul- den an diesem Debakel auf andere abzuwälzen u. a. m.)?

Glauben Sie, durch so pauschales, wirklich völlig undifferenziertes — (Ver-)Urteilen unsere Kollegen zu stimulieren, z. B. für ähnliche In- itiativen Ihrer Art?

Sehen Sie vielleicht künftig besse- re Möglichkeiten, die notwendi- ge Zusammenarbeit aller onkolo- gisch interessierten Ärzte, Institu- tionen und Organisationen zu för- dern?" DÄ

') Wie nach Redaktionsschluß bekannt wurde, hat Dr. Iversen einen Antwortbrief erhalten: auf ihn wird das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT noch eingehen.

44 Heft 2 vom 10. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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