Die Information:
Bericht und Meinung AUS DEN BUNDESLÄNDERN
BADEN-WÜRTTEMBERG
Abschied von
der „Kostenexplosion"?
Die in den nächsten Jahrzehnten sinkenden Bevölkerungszahlen werden auch für sinkende Ge- sundheitskosten sorgen. Aus ei- nem wachsenden Sozialprodukt wird auch ein weiter reichendes Anspruchsniveau im Gesundheits- bereich befriedigt werden können.
Diese Feststellungen trifft, wie die
„Stuttgarter Zeitung" erfahren hat, eine Studie des Statistischen Landesamtes von Baden-Würt- temberg. In einer Analyse der „Ko- stenexplosion im Gesundheitswe- sen" werde davon gesprochen, daß beim Ausbleiben einer Dauer- rezession auch noch 1995 Kran- kenhausbett, Zahnersatz und Me- dikamente ohne allzu große Pro- bleme finanzierbar sein werden.
Das Statistische Landesamt spre- che allerdings nicht von „Kosten- explosion", sondern „lieber von einer Ausgabenexpansion", die keineswegs nur ein deutsches Problem sei. Ursachen sind nach der Statistiker-Analyse ein ganzes Bündel von Faktoren: Die Öffnung der gesetzlichen Krankenversiche- rung für Angestellte, Landwirte und Studenten sowie Gesetze über die Unfallversicherung von Schülern, Studenten und Kindern trieben die Kosten ebenso in die Höhe wie eine Ausweitung des Krankheitsbegriffs und neue Kas- senleistungen im Bereich der Vor- und Nachsorge sowie der Früher- kennung von Krankheiten. Politi- sche Entscheidungen wie die Le- galisierung von Schwanger- schaftsabbrüchen unter bestimm- ten Bedingungen, gesellschaftli- che Entwicklungen wie die Aus- breitung von Suchtkrankheiten hätten in den verschiedenen Ge- sundheitsetats Millionen ver- schlungen. In der Statistik lassen sich nach dieser Darstellung drei Phasen der Kostenentwicklung er- kennen. Der eigentlichen „Explo- sion" in den Jahren 1970 bis 1975 folgten eher mäßige Steigerungen in den folgenden fünf Jahren. 1977 betrug der Ausgabenzuwachs ge-
rade noch 4,4 Prozent. Ein Einfluß des sogenannten Kostendämp- fungsgesetzes auf diese Entwick- lung lasse sich allerdings nicht eindeutig nachweisen. Ohnedies habe schon 1978 wieder eine Pha- se der allmählich steigenden Zu- wachsraten begonnen, die aber im Gegensatz zu den zweistelligen Steigerungsziffern zu Beginn der 70er Jahre in der Studie als „öko- noMisch noch vertretbar" be- zeichnet werden. Für die nächsten 15 Jahre soll das Statistische Landesamt mit einem kontinuierli- chen Rückgang der einst so be- sorgniserregenden Kostensteige- rungen rechnen. Treffen die Grundannahmen des Statistiker- modells zu, dann würden 1995 je Kopf der Bevölkerung des Landes Baden-Württemberg 2817 DM für Gesundheit ausgegeben werden, von denen 1507 DM auf Behand-
lung, 1133 DM auf Krankheitsfol- gelasten, Ausbildung und For- schung sowie 177 DM auf Vorbeu- gung und Betreuung fallen. 1980 wurden insgesamt 1735 DM für das gesundheitliche Wohlergehen jedes Baden-Württembergers aus- gegeben. dr
BERLIN
21. Klinische Fortbildung der Kaiserin- Friedrich-Stiftung
Die Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen kündigt ihren 21. Klinischen Fort- bildungskurs zur Auffrischung des Wissens in der Medizin und zur Vermittlung neuer Erfahrungen und Kenntnisse aus der Klinik für niedergelassene Ärzte an. Unter den bisherigen Kursen waren fünf speziell für solche Kollegen, die längere Zeit aus der ärztlichen Tä- tigkeit ausgeschieden waren. Der 21. Kurs findet statt vom 23. No- vember bis zum 6. Dezember 1981 in Berlin. Auskünfte erteilt die Ge- schäftsstelle der Kaiserin-Fried- rich-Stiftung, Augustenburger Platz 1, 1000 Berlin 65. EB
NIEDERSACHSEN
Erfolge bei der Förderung
der Allgemeinmedizin
Nach Mitteilung des Präsidenten der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Gustav Osterwald, konnte die Ärztekammer 1980 erstmals mehr Anerkennungen weitergebildeter Ärzte mit der Gebietsbezeichnung
„Allgemeinarzt" aussprechen als mit der bis dahin führenden Be- zeichnung „Innere Medizin"; es waren 141 Allgemeinärzte und 66 Internisten.
Dr. Osterwald wertete dies als Er- folg der Bemühungen von Ärzte- kammer und Kassenärztlicher Ver- einigung um die Förderung der Allgemeinmedizin.
Nach dem positiven Beispiel an der Medizinischen Hochschule Hannover sollte nunmehr auch an der Universität Göttingen ein Lehr- stuhl für Allgemeinmedizin errich- tet werden.
Nach einer Anfang 1981 durchge- führten Umfrage der Ärztekammer Niedersachsen waren 28 Prozent der planmäßigen Assistenzarzt- stellen an niedersächsischen Krankenhäusern für die Weiterbil- dung in der Allgemeinmedizin be- stimmt oder geeignet.
Nach einer vom Vorsitzenden der KV Niedersachsen, Dr. Ernst-Eber- hard Weinhold, vorgelegten Auf- stellung hatten von den 178 Ärz- ten, die sich 1980 im Land Nieder- sachsen in eigener Praxis nieder- ließen, 56 eine abgeschlossene Weiterbildung zum Allgemeinarzt und 51 eine abgeschlossene Wei- terbildung in einem anderen Ge- biet.
26 Ärzte ließen sich nach klini- scher Tätigkeit und Weiterbildung von mehr als vier Jahren nieder, 38 mit einer solchen von mehr als zwei Jahren. Sieben Ärzte wiesen eine zweijährige klinische Tätig- keit und Weiterbildung nach. ÄPN DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 34 vom 20. August 1981 1587