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Archiv "Interview: Aus der Verantwortung gestohlen" (05.03.2010)

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A 394 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 9

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5. März 2010

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

TRENDFORUM KLINIK

Krankenhäuser wol- len sich als attrakti- ve Arbeitgeber profi- lieren (DÄ 4/2010:

„Krankenhäuser:

Über den richtigen Umgang mit dem Mangel“ von Jens Flintrop).

Ausblutender Beruf

Vielen Dank für den Artikel. Zu Recht weist der Autor auf die Be- sonderheit hin, dass Konkurrenten auf einem Markt sich zusammentun und so den Problemdruck beim Ärztemangel dokumentieren.

Zu diesem Forum hätten gut KV- Vertreter gepasst. Denn die Arbeit

in deutschen Kliniken ist so unsäg- lich, dass kaum jemand in die Kli- nik ginge, wenn sie oder er das auf dem Weg zum Facharzt nicht zwingend müsste. So sind die Vielzahl der diensttuenden Assis- tenten in Chirurgie und Innerer Medizin werdende Allgemeinme- diziner. Diese fallen nach ihrer Pflichtzeit für die Häuser wieder weg.

Hinzu kommt: Je unattraktiver die Niederlassung wird (wirtschaftlich ja wirklich niemandem mehr zu empfehlen), desto größer der Ärz- temangel in der Klinik. Da eine Steigerung des Regelleistungsvo- lumens um 17 Prozent vom vier- ten Quartal 2008 auf das erste Quartal 2009 jetzt ein Jahr später

durch einen Rückgang von 33 Pro- zent ausgeglichen wird, ist nie- mandem mehr die Kreditaufnahme für eine Praxisgründung verant- wortungsvoll nahezulegen. Viel- leicht sollte man doch zum Allge- meinmediziner in drei Jahren zu- rückkehren, und zwar im Interesse der Patientenversorgung und der Kliniken? . . .

Kinderbetreuung ist ein wichtiges Thema, aber nur eines von vielen.

Wir brauchen weniger und größere Krankenhäuser, damit genügend Assistenten vorhanden sind, die sich die Nachtdienste teilen. Daran wird bei einem ausblutenden Beruf in einer aussterbenden Bevölkerung kein Weg vorbeigehen . . .

Arp Blum, 26160 Bad Zwischenahn

O U

K l v l

„ Ü U Mangel“ von Jens Fl

INTERVIEW

Interview mit Angeli- ka Claußen, Vorsit- zende der deut- schen Sektion der IPPNW, über die steigende Zahl trau- matisierter Soldaten (DÄ 1–2/2010: „Krieg macht krank“ von Sunna Gieseke und Birgit Hibbeler).

Indoktrination

. . . Die Bundeswehr befindet sich in einem stetigen und schnellen Lern- prozess in der Erkennung und The- rapie von PTBS, hat inzwischen viel hinzugelernt . . . Auslandsein- sätze der Bundeswehr sind letztlich auch ein Preis unseres Landes für die Wiedervereinigung. Deutsch- land findet langsam seine neue Rol- le in der internationalen Gemein- schaft. Entscheidungen über Einsät- ze der Bundeswehr trifft immer der

Bundestag – vom Volke gewählt.

Diese finden dann ausschließlich unter UN-Mandat statt. IPPNW kämpft gegen demokratisch getrof- fene Entscheidungen dieses Landes und gegen Entscheidungen der Völ- kergemeinschaft („ . . . Militärmacht im UN-Rahmen . . .“, „Mord an Ta- libankämpfern“).

Eine politische Organisation, die sich ausdrücklich als nichthumani- täre Hilfsorganisation bezeichnet,

„politische und gesellschaftliche Veränderungen anstrebt“ und zu- gibt, die Therapie der PTBS ohne

„kriegskritische Therapeuten“ als

„Instrumentalisierung für den Krieg“ zu empfinden, instrumenta- lisiert sich selbst, um bei Diagnose und Therapie der PTBS von Solda- ten der Bundeswehr ideologische Indoktrination zu betreiben. Dies ist das Letzte, was Patienten in dieser Phase der Erkrankung brauchen.

Vor diesem Hintergrund ist die Ab-

lehnung und Skepsis des ehemali- gen Verteidigungsministers Dr.

Jung, Therapeuten der IPPNW in die Therapie von Patienten der Bun- deswehr einzubinden, absolut be- rechtigt und nur zu begrüßen. Es geht um eine Krankheit, nicht um Politik.

Dr. Michael Gampe, 91438 Bad Windsheim

Aus der Verantwortung gestohlen

Als Unterzeichnerin der Erklärung des IPPNW gegen die Instrumenta- lisierung von Psychotherapie als unkritische Psycho-Reparaturwerk- statt für im Kriegseinsatz traumati- sierte Soldaten bin ich bestürzt dar - über, dass die Vorsitzende des IPPNW im Interview mit dem DÄ die zentrale Aussage dieser Erklä- rung zurücknimmt.

Zunächst erklärt Frau Claußen noch gemäß der Initiative des IPPNW, ei- I

k z s I s m (DÄ 1–2/2010: Krieg

B R I E F E

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5. März 2010 A 395 ne sinnvolle und verantwortungsbe-

wusste Traumatherapie müsse „die Realität, Täter geworden zu sein“, also die eigene Mitverantwortung für die „verhinderbare, menschen- gemachte Katastrophe“, die „Ursa- chen für die Erkrankung PTBS“

zum Inhalt haben. Dann soll darü- ber nur noch „geredet werden dür- fen“, „wenn seitens des betroffenen Soldaten Zweifel am Krieg aufkom- men“. Schließlich stiehlt sich Frau Claußen gänzlich aus ihrer Verant- wortung als Psychotherapeutin, wenn sie es zur „Entscheidung des Betroffenen selbst“ erklärt, ob er

„die Chance ergreifen (will), sich mit dem Thema Krieg auseinander- zusetzen“.

Selbstverständlich hat ein traumati- sierter Soldat, wie jeder Patient, der psychotherapeutische Hilfe sucht, das Recht sich zu entscheiden, „die Ursachen seines Leidens“ nicht be- trachten zu wollen, das Risiko, sei- ne „Identität infrage stellen“ zu müssen, nicht eingehen zu wollen.

Wenn ich aber eine Traumatherapie anbiete, die diesen Namen auch verdient, mich eben nicht für kritik- lose, ursachenverleugnende, wieder kriegsverwendungsfähig machende Symptombekämpfung instrumenta- lisieren lasse, bin ich als Psychothe- rapeutin in der Verantwortung, die Unmöglichkeit eines solchen Thera- piewunsches gegenüber den Patien- ten – und den „politisch Verant- wortlichen“ – deutlich zu vertreten, eine solche „Therapie“ abzulehnen.

Dipl.-Psych. Gudrun Pfitzner, 80634 München

Das größte Desaster ist der Genozid

„Krieg ist das größte Desaster über- haupt – eine menschengemachte Katastrophe, die verhinderbar ist.

Wir sehen es daher als unsere ärztli- che Aufgabe an, etwas für die Ver- hütung von Kriegen zu tun.“ So spricht eine Ärztin und IPPNW- (Internationale Ärzte für die Verhü- tung des Atomkrieges, Ärzte in so- zialer Verantwortung) Vorsitzende.

Ist nicht das größte menschenge- machte Desaster der Genozid? Ge- nozid ist auch ohne Krieg möglich.

Könnte nicht der eine oder andere derzeitig laufende Genozid verhin-

dert werden, wenn sich die Willigen zusammentun, um gegen Mörder- banden Krieg zu führen?

Nachdem die IPPNW zunächst für die erfolgreiche Verhütung eines Atomkrieges den Friedensnobel- preis erhalten hatte, weitete sie mangels Atomkriegen genauso er- folgreich ihre Aktivitäten auf die Verhinderung von Kriegen mit kon- ventionellen Waffen aus. Dabei werden die schlimmsten Desaster (Genozide) verdrängt, um den Pazi- fismus nicht zu gefährden. So ver- hindert die IPPNW nicht nur die dringend benötigte humanitäre Hil- fe, sie verhöhnt auch noch die Op- fer.

Die Ärzte, die sich daran beteiligen, nennen sich Ärzte in sozialer Ver- antwortung.

Dr. Nathan Warszawski, 52385 Nideggen

ALLGEMEINMEDIZIN

Ärzte, Krankenhäu- ser und Kassen starten einen neuen Anlauf, die Weiter- bildungsbedingun- gen zu verbessern (DÄ 49/2009: „För- derprogramm Allgemeinmedizin: Warten auf den Hausarzt“ von Heike Korzilius).

Wichtige Aspekte fehlen

. . . So begrüßenswert und wesent- lich die geplante Aufstockung der Fördersumme grundsätzlich ist, ver- missen die Vertreter der Jungen All- gemeinmedizin Deutschland (JADe) in dem Artikel einige wich- tige Aspekte, um dem Thema Wei- terbildung in der Allgemeinmedizin gerecht zu werden . . .

Tatsächlich ist eine angemessene Vergütung eine wichtige Vorausset- zung für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Sollten die vorgestellten Förderbeträge so um- gesetzt werden, wie seit Vertragsun- terzeichnung im Januar 2010 zu er- warten ist, dürfte es in Zukunft deutlich mehr Praxen möglich sein, Ärzte in Weiterbildung nach Tarif zu bezahlen. Hierdurch wird die Bezahlung im Vergleich zu anderen Fächern jedoch lediglich angegli- chen. Dies war längst überfällig. Im

DÄ-Artikel wird hingegen darge- stellt, dass die Allgemeinmedizin im Vergleich zu anderen Fächern durch die Förderung sogar bevor- zugt würde.

Die Weiterbildung in der Allge- meinmedizin nimmt sowohl durch den mehrfach notwendigen Wechsel der Fachgebiete als auch durch die obligatorische Praxisphase eine Sonderrolle ein. Die Weiterbil- dungsphase in der Praxis wäre ohne Förderung zum derzeitigen Zeit- punkt kaum möglich, so dass das Förderprogramm Allgemeinmedizin eine Voraussetzung ist, dass die Weiterbildung Allgemeinmedizin überhaupt abgeschlossen werden kann und junge Hausärzte als nächste Generation nachfolgen.

Unerwähnt blieben die kürzlich ge- gründeten und erfolgreichen Ver- bund-Weiterbildungsprogramme wie z. B. in Baden-Württemberg, Jena, Hamburg, Kamen, Lichten- fels/Oberfranken und Verden, die bereits großen Zulauf haben. Durch diese Strukturen werden Rotationen durch die verschiedenen Fächer or- ganisiert und zunehmend auch Schulungstreffen sowie eine Mento- renbetreuung integriert. Dadurch wird die Weiterbildung in der All- gemeinmedizin erleichtert und in ihrer Qualität und Attraktivität er- heblich angehoben.

Aktuell hat weniger als die Hälfte der medizinischen Fakultäten in Deutschland überhaupt eine allge- meinmedizinische Abteilung mit einem allgemeinmedizinischen Lehrstuhl. Wie sollen sich Medi- zinstudierende für ein Fachgebiet begeistern, welches zwar in der Versorgung einen großen Stellen- wert einnimmt, universitär jedoch noch in den meisten Fällen höchs- tens am Rande repräsentiert ist?

Auch hier ist es für uns offenkun- dig, dass eine finanzielle Förderung der Weiterbildung allein nicht zu dem erwünschten Erfolg führen kann.

Auch für kommende Generationen von Ärzten benötigen wir den Zu- gang zu einer Weiterbildung, in der strukturelle und inhaltliche Elemen- te auf die Tätigkeit des Hausarztes selbstverständlich ausgerichtet sind.

Die JADe wird sich gerne an der

G

Ä s s A b g ( derprogramm Allgem

B R I E F E

Referenzen

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Andererseits wird damit argumentiert, daß die Kranken- kassen ohnedies über die Finanzie- rung der Pflegesätze an der Finanzie- rung von Forschung und Lehre betei- ligt sind, weil

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9. bei Unternehmen und Einrichtungen in Gesellschaftsform, vorbehaltlich weitergehender oder entgegenstehender gesetz- licher Vorschriften, durch Gesellschaftsvertrag oder Satzung