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Archiv "Zwei Gene fehlen" (02.10.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

B

undesarbeitsminister Dr.

Norbert Blüm kann einen weiteren Erfolg von der

„Kostendämpfungsfront" im Gesundheitswesen vermel- den: Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat in einem Gespräch mit dem Minister (am 19. Sep- tember in Bonn) die aktuelle Situation gleichlautend beur- teilt: Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel sind im ersten Halbjahr 1985 mit 6,4 Prozent schneller gestiegen als die Grundlohnentwicklung der Versicherten, nachdem be- reits 1983 mit 4,9 und in 1984 mit 7,6 Prozent die anderen Ausgabenbereiche im Ge- sundheitswesen und die all- gemeine Preissteigerungsrate von den Arzneimittelausga- ben merklich übertroffen wor- den waren.

Der Pharma-Bundesverband, dessen Mitgliedsfirmen mehr als 95 Prozent des Arzneimit- telumsatzes repräsentieren, will das von Blüm so sehr ge- wünschte — um nicht zu sa- gen: angemahnte — Solidari- tät:- und Sparopfer unverzüg- lich erbringen (auch in der Er- wartung, daß ein „Schnell- schuß" -Kostendämpfungsge-

Sparopfer

setz oder andere interventio- nistische , dirigistische Ein- griffe seitens des Gesetzge- bers unterbleiben werden).

Die BPI-Spitze will auf die Mitgliedsunternehmen ein- wirken, den beispielhaften Beiträgen zur Kostendämp- fung seitens der Kassenärzte, der Kassenzahnärzte bis hin zu den Hörgeräte-Akustikern zu folgen. Die Vorleistungser- bringer werden die angekün- digten Schritte des Pharma- Bundesverbandes beifällig aufnehmen, wird doch auch von der Pharmaindustrie an- erkannt, daß nicht zu Lasten des anderen, sondern zu La- sten des eigenen Portemon- naies gespart werden muß.

Der „vergleichbare Solidari- tätsbeitrag" der Pharmain- dustrie dürfte in einen Ver- bandsappell an die Firmen münden, zumindest für ein Jahr die Preise zu stoppen.

Bereits 1975 hatte ein solcher Appell gefruchtet; damals be- lief sich die Preissteigerungs- rate lediglich auf 0,3 Prozent.

Ein weiterer Maßhalteäufruf hatte weniger durchschlagen- den Erfolg, aber immerhin da- zu geführt, daß innerhalb von 20 Monaten (von April 1981 bis Dezember 1982) die Preise für Medikamente „nur" um 5,5 Prozent stiegen, während sowohl die Inflationsrate als auch das allgemeine Preisni- veau um acht Prozent empor- schnellten.

Sollte die für den 21. Oktober nach Bonn einberufene au- ßerordentliche BPI-Hauptver- sammlung dem Spar- und So- lidaritätsakt zustimmen, so dürfte dies von der Regierung um so höher zu bewerten sein, als die Krankenkassen im nächsten Jahr auch die Spar- erträge einer wesentlich er- weiterten Arzneimittel-Preis- vergleichsliste einfahren dürften. Das mindeste, was für die Leistungserbringer als politische Gegenleistung her- auspringen müßte, wäre die Zusicherung, daß die Sparop- fer nicht durch neue gesetzli- che Lastenverschiebungen (etwa „Erziehungsgeld": Bei- tragsfreiheit kostet die Kran- kenkassen 200 bis 600 Millio- nen DM pro Jahr) „verfrüh- stückt' ' werden. HC

J

etzt gibt es tatsächlich ei- nen Patentstreit wegen AIDS, und sogar einen in- ternationalen: Im Dezember 1983 hatte das französische Institut Pasteur in den USA die Erteilung eines Patents auf die Erstentdeckung des AIDS-Virus LAV beantragt.

Das Ziel war Rechtsschutz für die Vermarktung des AIDS- Virus-Diagnosetests durch die Firma Genetic Systems, den amerikanischen Partner des Institut Pasteur. Der Antrag kam damals fünf Monate vor einem entsprechenden ameri- kanischen Antrag einer For- schergruppe unter Professor Robert Gallo.

Bei den Franzosen entsteht mittlerweile der Eindruck,

Zwei Gene fehlen

das US Patent Office lasse sich sehr viel Zeit und wolle möglicherweise überhaupt den Amerikanern den Vor- rang geben. Dabei, so versi- chert die französische Seite, fehlen der von den Amerika- nern entzifferten Sequenz HTLV-III gegenüber der fran- zösischen LAV-Sequenz zwei Gene.

Das amerikanische Gesund- heitsministerium hat nun vom Institut Pasteur zusätzliche Unterlagen zu dem Patentan- trag verlangt. Das Institut Pa- steur seinerseits verweist dar-

auf, daß es im September 1983 eine Probe mit dem LAV-Virus an die Gallo- Gruppe geschickt und auch eine Empfangsbestätigung erhalten habe. Professor Gallo erklärte dagegen schriftlich, er habe „das von Professor Montagnier (Institut Pasteur) beschriebene Virus nie gese- hen".

Die französischen Wissen- schaftler drohen bereits da- mit, notfalls auf dem Rechts- weg gegen die amerikanische Regierung vorzugehen. Viel- leicht klärt sich dann man- ches — die handfesten politi- schen, wirtschaftlichen und fi- nanziellen Interessen an AIDS sind aber wohl schon jetzt nicht zu übersehen. gn

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 40 vom 2. Oktober 1985 (1) 2853

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