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Archiv "Hausärztliche Versorgung: Unausgewogen" (18.08.2006)

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meinmedizin ist vielmehr die Voraussetzung, dass eine gute Kooperation mit Spezialisten und Subspezialisten aus dem ambulanten und stationären Sektor resultiert . . . Ganz be- sonders ungünstig wirkt sich der Doppelfacharzt auf die Stellung an den Universitäten aus. Erst im letzten Jahrfünft ist es uns gelungen, einen er- freulichen Aufschwung zu er- reichen. An den gerade eta- blierten Lehrstühlen erheben wie in unseren Gründungsjah- ren neuerlich Internisten den Anspruch, allgemeinmedizini- sche Inhalte darstellen zu wol- len. Die Situation an den Hochschulen wird verwässert und unscharf. Studenten fällt die Einordnung schwer. Junge Kollegen können nicht mehr nachhaltig motiviert werden, sich für die Allgemeinmedizin zu entscheiden. Ohne diese Möglichkeit der Identität des Faches und der strukturierten fünfjährigen Weiterbildung für Allgemeinmedizin auf hohem Niveau werden wir aber unse- rem Versorgungsauftrag nicht gerecht . . .

Literatur bei der Verfasserin Prof. Vittoria Braun,Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Charité Berlin, Schumannstraße 20/21, 10117 Berlin

Richtigstellung und Aktualisierung

Wenngleich die Ausführungen von einem ehemaligen und verdienten Allgemeinarzt stammen, bedürfen sie doch einiger Richtigstellungen bzw.

Aktualisierungen . . . So er- scheint es aus heutiger Sicht nur logisch, wenn die Allge- meinmedizin das Monopol für die Hausarztfunktion bean- sprucht, weil eben nur in die- sem Gebiet die Ärzte auch dort ausgebildet werden, wo sie später auch arbeiten. Es ist doch allen niedergelassenen Kollegen eine wiederkehrende Erfahrung, dass neu niederge- lassene Kollegen, die nur in der Klinik weitergebildet wur- den, drei bis vier Jahre benöti- gen, bis sie sich an das andere Prävalenzniveau gewöhnt ha- ben. Auf der anderen Seite schreibt Hege von einer „drei-

jährigen internistischen Schmalspurweiterbildung“

und bringt Vergleiche mit übrigen EU-Staaten. – Nun zum einen erscheint es in heu- tigen Zeiten EU-weit wie auch in Deutschland möglich, sich breit mit internistischen Pati- enten zu beschäftigen, sofern man nicht in spezialisierten Abteilungen weitergebildet wird (hier scheint etwas Struk- tur und nicht die Zeit zu feh-

len). Zum anderen schaffen das andere Länder in kürzeren Zeiten, z. B. FA für Kardiolo- gie in Frankreich in drei Jah- ren. Auch der Hinweis, dass Internisten sich nicht in der Öffentlichkeit vom Arzt für Innere und Allgemeinmedizin abgrenzen können, trifft nicht die Realität. Wer sich Internist nennt, ist eben (nur) Internist.

Die Ergebnisqualität einer Weiterbildung ist nur bedingt von der Zeitdauer abhängig, viel wichtiger ist die Struktur und dass man an seinem späte- ren Wirkort lernt. Insofern scheint es absurd, wenn Hege von einer Verflachung der ärzt- lichen Bildung in der hausärzt- lichen Versorgung spricht . . . Dr. med. Hans-Michael Mühlenfeld, Woltmershauser Straße 215 a, 28197 Bremen

Unausgewogen

Herr Kollege Hege, den ich während früherer gemeinsa- mer Gremienarbeit bei der

Bundesärztekammer (BÄK) schätzen lernte, hat in seinem grundsätzlich bemerkenswer- ten Plädoyer für den Allge- meininternisten einige, m. E.

wesentliche Aspekte überse- hen bzw. unausgewogen ge- wichtet. Der Berücksichtigung des Gebietes Allgemeinmedi- zin in der Weiterbildungsord- nung aus dem Jahr 1968 folgte eine zunehmend eigenständige wissenschaftliche und versor-

gungsbezogene Weiterent- wicklung des spezifisch haus- ärztlichen Fachbereiches. Ge- stützt durch die Initiativen von Hausärzteverband (damals BPA), Fachverband Deutscher Allgemeinärzte (ehemaliger FDA) und der wissenschaft- lichen Fachgesellschaft (DEGAM), gelang es der BÄK, eine inhaltlich klar strukturierte, curriculare fünf- jährige Weiterbildung zu eta- blieren. Die integrierte 240- stündige Kursweiterbildung trug dabei wesentlich zu einer Identifizierung mit dem Ge- biet Allgemeinmedizin bei.

Nach den Arbeiten von Robert N. Braun (Fälleverteilungsge- setz etc.) ist Allgemeinmedizin gerade nicht „90 Prozent Inne- re Medizin plus x“, sondern ei- ne Disziplin, deren Arbeitsbe- reich durch eine besondere Ar- beitsweise, spezifische Arbeits- grundlagen und einen umfas- senden Arbeitsauftrag defi- niert wird. Es ist nicht die In- tention der Weiterbildung im neuen Gebiet „Innere und All-

gemeinmedizin“, künftigen Hausärzten lediglich eine

„Schmalspur-Weiterbildung“

in der Inneren Medizin zu bie- ten, sondern vielmehr, bisheri- ge Allgemeininternisten durch entsprechende zusätzliche In- halte (kleine Fächer, ambulan- te Zeit) auf den breit gefächer- ten primärärztlichen Aufga- benbereich vorzubereiten, um eine künftig einheitliche Qua- lifikation der Basisversorgung

zu etablieren . . . Im Interesse einer bestmöglichen Primär- versorgung sollten wir uns ge- meinsam um Inhalte und Werkzeuge einer versorgungs- orientierten Aus-, Weiter- und Fortbildung bemühen. Dabei sind Diskussionen um Titel und Pfründe eher kontrapro- duktiv.

Dr. med. Wolfgang Kölling, Saarbrücker Straße 25 b, 66399 Mandelbachtal-Ommersheim

Irritierend

Der Aufbau des Plädoyers von Hans Hege für den Allgemein- internisten ist schon etwas irri- tierend. Es werden Zwischen- überschriften, wie „Statusdif- ferenz“, „Bildung droht zu verflachen“, „Hausarzt als Kontrollinstanz“ benutzt, an- gesichts einer zurzeit gleich- langen Weiterbildung in Allge- meinmedizin und Innerer Me- dizin von jeweils fünf Jahren.

Sollte sich nicht die Versor- gungsrealität des Hausarztes

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 33⏐⏐18. August 2006 AA2165

B R I E F E

Noch sorgen allgemeininternistische Krankenhausabteilungen und in sechs Jahren weitergebildete Internisten ohne Schwerpunkt für eine fundierte Weiterbildung des Nachwuchses.

Foto:Eckel

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in seiner Weiterbildung wie- derfinden? Diese ist aber nun mal unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass maximal 50 Prozent, allerdings mit indi- viduellen Unterschieden je nach Neigung und Versor- gungsauftrag, internistische Beratungsanlässe sind. Der Rest geht über alle Fachgebie- te. Diese werden nach der neuen Weiterbildungsordnung dort gelernt, wo sie anfallen, nämlich in der allgemeinmedi- zinischen Praxis. Der Verfasser beklagt, dass die Weiterbil- dungsnovelle von 2002 den ganzheitlichen Aspekt der Medizin gänzlich der Allge- meinmedizin überantwortet.

Möchte er zwei verschiedene ganzheitliche Sichten, eine in- ternistisch hausärztliche und eine allgemeinmedizinisch in- ternistische? Könnten mit gleichem Recht nicht auch noch sehr viel mehr Fachge- biete den ganzheitlichen Aspekt ihres Gebietes für sich reklamieren? Der Hausarzt muss sich auf das Wesentliche des ganzen Menschen, das Diagnostik- und Therapiewür- dige, konzentrieren. Er muss der zunehmenden Fragmen- tierung des Patienten durch die moderne Medizin entge- genwirken und sein breites biografisches und kommuna- les Kontextwissen (K. Dörner) einbinden. Herr Hege beklagt die mögliche Instrumentalisie- rung des Hausarztes als „obli- gates Rationalisierungsinstru- ment“ bei der Zuweisung ver- knappter Ressourcen. Sollte das nach den USA und der Schweiz teuerste Gesundheits- wesen nicht ständig auf ratio- nale Grundlagen hinterfragt werden? Mit einer Wiederauf- nahme der Diskussion über den zukünftigen Hausarzt ist sicherlich nicht den – bereits

von der Gesellschaft wahrge- nommenen – drängenden Nachwuchsproblemen im hausärztlichen Bereich ge- dient. Der zukünftige „Gene- ralist“ der Hausarztversor- gung sollte meines Erachtens auf seinen Versorgungsauftrag nicht nur gut vorbereitet sein, sondern auch ein klares ein- heitliches Profil haben. Nur dann kann er attraktiv sein und der jungen Generation ei- ne anziehende Perspektive bieten.

Dr. med. Dietrich Lau,

Eppendorfer Weg 240, 20251 Hamburg

Impfungen

Zu der Berichterstattung über den 109. Deutschen Ärztetag zum Thema:

„TOP VII: Tätigkeitsbericht: ,Ein breit gefächertes Themenspektrum‘“ von Thomas Gerst in Heft 22/2006:

Empfehlungen wenig tragfähig

Der Deutsche Ärztetag for- dert die Ärztekammern auf zu prüfen, ob gegen Ärzte, die sich wiederholt und explizit gegen empfohlene Schutzimp- fungen nach § 20 (3) Infekti- onsschutzgesetz (IFSG) aus- sprechen, berufsrechtliche Schritte eingeleitet werden können, da sie mit ihrem Ver- halten gegen das Gebot der ärztlichen Sorgfalts- und Qua- litätssicherungspflicht ver- stoßen. Dieser Beschluss ist aus mehreren Gründen be- merkenswert:

ŒEr verstößt gegen das Grund- gesetz (Art. 1 und Art. 2), in- dem er sowohl die Freiheit der Patienten und Eltern, als auch die Freiheit des ärztlichen Handelns missachtet.

Wissenschaftliche Erkennt- nisse und die daraus folgenden Handlungsprinzipien ändern sich laufend. Man denke nur an die sich ständig ändernden deutschen Impfempfehlungen der STIKO. Europäische Impfempfehlungen widerspre- chen sich erheblich: Frank- reich hat die Pflichtimpfung gegen BCG, Italien die gegen Hepatitis B.

ŽWie wenig tragfähig Impf- empfehlungen sein können,

zeigte sich kürzlich bei der Sechsfach-Impfung, die für al- le Säuglinge gelten soll: Kürz- lich musste bekanntlich der Impfstoff Hexavac®vom Markt genommen werden.

Ungeklärte Todesfälle bei Säuglingen nach Sechsfach- impfung harren noch heute der Aufklärung.

Das kollegiale Verhalten wird missachtet, in „Augen- höhe“ mit dem Kollegen zu sprechen.

‘Der Beschluss des Ärzteta- ges setzt voraus, dass impfkri- tische Ärzte sich nachlässig hinsichtlich der Gesundheit ihrer Patienten verhalten und daher ein obrigkeitlicher Handlungsbedarf bestehe. Das Gegenteil ist jedoch der Fall:

Vom Tisch gefegt werden epi- demiologische Bedenken, dass die jetzige Impfpolitik nicht zur Eradikation führe, son- dern in 15 bis 20 Jahren zu dramatischen Konsequenzen für eine ganze Generation Geimpfter: Zum Beispiel könnte es sein, dass es wieder Neugeborenen-Masern oder Masern bei Menschen im höheren Lebensalter gibt.

Dr. Karl-Reinhard Kummer, Posseltstraße 7, 76227 Karlsruhe

Interview

Zu dem Interview mit Dr. med. An- dreas Köhler und Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe zum Thema „Mit den Protesten haben wir vielleicht zu lan- ge gewartet“ von Heinz Stüwe, Sabi- ne Rieser und Samir Rabbata in Heft 20/2006:

Probleme sind schon 25 Jahre alt

Die Feststellung kommt reich- lich spät, dass mit den Prote- sten zu lange gewartet worden ist. Das, was heute als große Erkenntnis „verkauft“ wird, habe ich schon vor 25 Jahren in einem Beitrag „Der Deut- sche Arzt“ vom 25. Juni 1981 unter der Überschrift „Einig- keit macht stark!“ gefordert.

Leider fehlte mir die organisa- torische Fähigkeit eines Herrn Montgomery, oder der Lei- densdruck war damals noch nicht groß genug. Ich sehe

mich jetzt nach 25 Jahren in meinen damaligen Forderun- gen bestätigt.

Dr. Peter Pohle,Weinstraße 9, 74336 Brackenheim

Antworten auf zukünftige Fragen

Das Interview mit den Vorsit- zenden von Bundesärztekam- mer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung ist ein er- schütterndes Dokument des Niedergangs eines ganzen Be- rufsstandes infolge des Kom- plettversagens seiner – ver- meintlichen – Vertreter. Unbe- streitbarer Fakt ist: Der Arzt- beruf in Deutschland ist ka- putt. Deutsche Ärzte wandern in Scharen ins Ausland ab, „42 Prozent der Medizinstudiums- Absolventen gehen nicht in die kurative Versorgung“ (Zitat Hoppe), „die Vertragsärzte ha- ben keine angemessene Vergü- tung mehr“ (Zitat Köhler),

„heute bietet die Niederlas- sung keine Perspektive mehr“

(Köhler), „seit 1982 haben wir eine Budgetierung in der am- bulanten Versorgung“ (Hop- pe), „die Niedergelassenen sind seit mehr als 20 Jahren diejenigen, die weniger be- kommen als andere Berufs- gruppen“ (Köhler), „man hät- te die Diskussion schon vor zehn Jahren beginnen müssen“

(Köhler). Die Schuld an den desaströsen Verhältnissen im Bereich der Niedergelassenen tragen ganz klar die Funk- tionäre der KVen . . . Essenzi- elles Ziel der Ärzteproteste muss es daher sein, die Institu- tion der KVen zu schleifen . . . Im Übrigen kann man nur ra- ten, dieses Interview aufzube- wahren. In ihm sind eindrucks- voll die Antworten auf die demnächst kommenden Fra- gen, warum es denn in Deutsch- land zu wenig Ärzte gebe und wie es denn zu diesem Zustand habe kommen können, wo doch jeder gewusst hat, dass die Ge- sellschaft immer älter und ent- sprechend mehr medizinische Behandlung nötig sein wird, festgehalten.

Wolfgang Küster, Darmstädter Straße 1 64354 Reinheim/Odw.

A

A2166 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 33⏐⏐18. August 2006

B R I E F E

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