A 2346 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 44|
4. November 2011 Trotz verschiedener Aktivitäten zurPrävention des riskanten Alkohol- konsums steigt die Zahl von Alko- holvergiftungen bei Zehn- bis 20-Jährigen. Wissenschaftler haben untersucht, welche Maßnahmen un- ter welchen Bedingungen Alkohol- missbrauch bei Kindern, Jugendli- chen und jungen Erwachsenen ver- mindern können. Ihrer Analyse zu- folge sind Untersuchungen über die Wirksamkeit solcher Maßnahmen lückenhaft. Die Ergebnisse fassen sie in einem HTA-Bericht zusam- men, der kostenfrei beim DIMDI – Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information abrufbar ist (Dr. Dieter Korczak, Gerlinde Steinhauser, Dr. Marcus Dietl: „Prävention des Alkohol- missbrauchs von Kindern, Jugend- lichen und jungen Erwachsenen“;
www.dimdi.de). Für ihren Bericht auf Basis einer systematischen Lite- raturrecherche wählten die Autoren 59 Studien aus. Die überwiegen- de Zahl der betrachteten Studien stammt aus den USA, nur neun aus Deutschland. Viele Studien weisen methodische Mängel auf, wie un- scharfe Begriffe und unterschiedli- che Altersgrenzen. US-amerikani- sche Ergebnisse lassen sich zudem nur bedingt auf Deutschland über- tragen.
Laut HTA-Bericht wirksam sind Familieninterventionsprogramme und personalisierte computergestütz- te Interventionen an Schulen und Universitäten, ebenso kurze motivie- rende Interventionen und Elemente der Verhältnisprävention (wie die Er- höhung von Alkoholpreisen). Die
Wirksamkeit von massenmedialen Eine Smartphone-Applikation für ihre Mitglieder hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vorgestellt. Die gemeinsam mit Springer Medizin entwickelte App für das iPhone macht internisti- sche Inhalte für DGIM-Mitglieder künftig rascher und gebündelt ver- fügbar. Die News-App bietet täg- lich Informationen aus der Inneren Medizin, Kongressnachrichten und Neuigkeiten aus den Bereichen Pra- xismanagement, Wirtschaft und Ge- sundheitspolitik. Die Applikation ermöglicht es Nutzern, Artikel in ei- ner Merkliste abzulegen. Diese kön- nen sie auch im social web etwa bei Facebook oder Twitter posten und sie per E-Mail Kollegen empfeh- len. Die App ist kostenfrei über den iTunes-Store erhältlich. EB INNERE MEDIZIN
News-App für Internisten
Die Anzahl der Fortbildungsange- bote im Internet wächst. Dabei ist es nicht immer leicht, die Einheiten zu finden, die ins eigene Fachgebiet passen und entsprechend zertifiziert sind. Die Arztbibliothek listet the- matisch aufbereitete und von Ärzte- kammern anerkannte Fortbildungs- angebote und erleichtert Ärzten da- mit die Suche nach themenspezi - fischen Online-Angeboten. Derzeit sind in der Arztbibliothek mehr als 240 CME-Angebote zu 42 Themen online. Die angebotenen Kurse sind ONLINE-FORTBILDUNG
CME-Angebote in der Arztbibliothek
von den Ärztekammern zertifiziert und somit offiziell zur Erlangung des Fortbildungszertifikats aner- kannt. Verwiesen wird sowohl auf kostenfreie als auch auf kosten- pflichtige (meist abonnementsge- bundene) Angebote, wobei je Ein- heit ein bis drei Fortbildungspunkte erworben werden können. Alle drei Monate werden neue CME-Module in die Arztbibliothek aufgenommen und die Aktualität beziehungsweise die Gültigkeit vorhandener Fortbil- dungseinheiten überprüft. EB
Kampagnen ist nicht belegt, ebenso von nicht computergestützter schuli- scher Prävention. Der Bericht zeigt auch, dass nur wenige Maßnahmen Häufigkeit oder Menge des Alkohol- konsums dauerhaft reduzieren. Die Autoren fordern spezifische und zielgruppenorientierte Maßnahmen für den deutschen Kontext. Voraus- setzung dafür sind feste Zielgrößen und eine verbindliche Definition und empirische Bestimmung des
„riskanten Alkoholkonsums“.
Das Fazit: Gegenwärtig sind Prä- ventionsmaßnahmen zur Reduktion oder Verhinderung von riskantem Alkoholkonsum nicht ausreichend auf ihre nachhaltige Wirksamkeit hin evaluiert. Deshalb empfehlen die Autoren unter anderem die Fest- legung einer verbindlichen Defini- tion für „riskanten Alkoholkon- sum“ für Jugendliche, die Definiti- on von prioritären Zielgruppen, die Evaluation der Präventionsmaßnah- men sowie eine Preissteigerung für alkoholische Getränke und eine stärkere Kontrolle der Umsetzung des Jugendschutzgesetzes. EB HEALTH TECHNOLOGY ASSESSMENT
Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen
Präventionsmaß- nahmen zur Ver- ringerung von riskantem Alko- holkonsum sind nicht ausreichend auf ihre nachhaltige Wirksamkeit hin evaluiert.
Foto: dapd