Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Erfolgskontrolle bei proximal selek- tiver Vagotomie neuen Auftrieb.
Zwei Verfahren haben sich hier im wesentlichen durchgesetzt, zum ei- nen der sogenannte Burge-Test, bei dem die Überprüfung der Motorik des Magens vor und nach Vagoto- mie Rückschlüsse auf Säureproduk- tion geben soll, sowie der von Grassi angegebene Test mit der Bestim- mung des pH-Wertes über Elektro- den, der allerdings von seiner Me- thodik her mit dem Nachteil einer Gastrotomie verbunden ist.
In der im deutschsprachigen Raum einzigen kontrollierten und rando- misierten Studie über die Effizienz des intraoperativen Testes nach Burge konnte Junginger nachwei- sen, daß unter standardisierten, ran- domisierten und kontrollierten Be- dingungen kein nennenswerter Ef- fekt des Burge-Testes, das heißt der intraoperativen Druckmessung, nachzuweisen ist. Ähnliche Ergeb- nisse berichtet Boetticher.
Wie sehr die Auffassungen hier im Fluß sind, zeigt sich darin, daß Sie- wert, Göttingen, in Würdigung der Ergebnisse einer multizentrischen europäischen Studie zur Durchfüh- rung der Vagotomie sich in einer neueren Publikation für die Durch- führung einer intraoperativen Kon- trolle durch das erwähnte Verfahren der Druckmessung einsetzt, daß aber Becker, ebenfalls Göttingen, sich in einem Diskussionsbeitrag an- läßlich des Nordwestdeutschen Chirurgenkongresses in Berlin vor wenigen Monaten gegen eine gene- relle Anwendung des intraoperati- ven Verfahrens zur Druckmessung ausgesprochen hat, weil es seiner Auffassung nach keine wesentliche Verbesserung erbringen kann. Of- fensichtlich ist jedoch, daß dieses Verfahren dem Anfänger eine besse- re Kontrollmöglichkeit gibt.
Eine generelle Anwendung des Ver- fahrens, das eine erhebliche Zeitver- zögerung, Schwierigkeiten bei der Interpretation der gewonnenen Kur- ven und eine Komplikation der Ope- rationstechnik mit sich bringt, ist un- serer Auffassung nach derzeit nicht zu befürworten.
Ulkuschirurgie
Trotz der gegenüber den Resek- tionsverfahren höheren Rezidivquo- te der proximal selektiven Vagoto- mie sollte bei eindeutiger Indikation zu einer operativen Ulkusbehand- lung beim Ulcus duodeni dem Pa- tienten zur proximal selektiven Va- gotomie geraten werden. Eine nach- folgend notwendige operative Be- handlung eines Rezidivulkus birgt, wie Lüders zeigen konnte, keine we- sentlich höhere Komplikationsge- fahr als die primäre Resektion eines Ulkusleidens.
Das Ulcus ventriculi mit eindeutiger Operationsindikation sollte ebenso wie das Ulcus praepyloricum grund- sätzlich einer Resektion nach Bill- roth I zugeführt werden. Somit zeichnet sich eine erneute Standar- disierung der chirurgischen Thera- pie des Ulkusleidens ab. Zwingend notwendig ist dabei eine ständige kritische Überprüfung des eigenen Krankengutes in Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Arzt.
Literatur
Boetticher, 1.; Knoblich, H. J.; Eigler, F. W.;
Jakubowski, H. D.: Ergebnisse nach operativer Behandlung des chronisch rezidivierenden Duodenalulcus durch proximale selektive Va- gotomie unter besonderer Berücksichtigung der intraoperativen Druckmessung, in: Selek- tive proximale Vagotomie, Hrsg. Pichlmaier, H., Junginger, T. H., Georg-Thieme-Verlag Stuttgart (1979) 83-86 — Junginger, T. H.;
Raab, M.; Pichlmaier, H.: Der Elektrostimula- tionstest zur intraoperativen Vagotomiekon- trolle. Ergebnisse einer prospektiven randomi- sierten Studie, Chirurg 52 (1981) 519-524 — Lüders, K.; Fellmann, E.; Ungeheuer, E.: Rezi- divoperation nach selektiver proximaler Vago- tomie (SPV) und deren Risiko, in: Selektive proximale Vagotomie, Hrsg. Pichlmaier, H., Junginger, T. H., Georg-Thieme-Verlag Stutt- gart (1979) 83-86 — Rösch, W.: Endoskopie des Ulcus ventriculi, ersch. in Ulcus ventriculi, Chirurg isch-Gastroenterologisches Sympo- sium, Göttingen, Hrsg. Becker, H. D., Peiper, H. J., Georg-Thieme-Verlag Stuttgart (1977) 34-36 — Siewert, R.; Müller, C.: Proximal-Ga- strische Vagotomie — eine Zwischenbilanz, Chirurg 52 (1981) 511-518 — Weitere Literatur bei den Verfassern
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Dieter Schröder Prof. Dr. med. Edgar Ungeheuer Direktor der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Nordwest Steinbacher Hohl 2-26
6000 Frankfurt 90
FÜR SIE GELESEN
Prognose medikamentös behandelter Patienten mit koronarer Herzkrankheit
142 Patienten mit koronarer Herz- krankheit und einer ST-Strecken- Senkung von im Mittel 2,9 mm im Belastungs-EKG wurden medika- mentös behandelt und durchschnitt- lich 59 Monate beobachtet. Das Be- lastungs-EKG wurde bei maximaler Belastung (bis zur Erschöpfung) ab- geleitet. Weder die Zielherzfrequenz noch das Ausmaß der ST-Strecken- Senkung waren Abbruchkriterien.
Patienten, die mit Digitalis behan- delt wurden, und solche mit Herzin- suffizienz wurden aus der Studie ausgeschlossen. Weitere 9 Patien- ten mußten im Verlauf der Beobach- tung koronarchirurgisch behandelt werden.
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate be- trug für diese Serie 95 Prozent. Alle verstorbenen Patienten erlitten ei- nen plötzlichen Herztod. Die Überle- bensrate korrelierte signifikant mit der Belastungsdauer, nicht jedoch mit dem Ausmaß der ST-Strecken- Senkung, der maximalen Herzfre- quenz oder dem maximalen systoli- schen Blutdruck. Die Überlebensra- ten von Patienten mit Infarktnarbe und von solchen ohne Infarktnarbe waren nicht unterschiedlich.
Die Studie zeigt, daß bei Patienten mit ausgeprägter Ischämiereaktion im EKG — jedoch ohne latente oder manifeste Herzinsuffizienz — ein plötzlicher Herztod relativ selten ist.
Da nur 17 von 142 Patienten koro- narangiografisch untersucht wur- den, sind der exakte Gefäßstatus und die Ventrikelfunktion dieser Pa- tienten unbekannt. Das Kollektiv dürfte eine Auswahl von Patienten mit guter Ventrikelfunktion reprä- sentieren. Sha
Podrid, P. J.; Graboys, T. B.; Lown, B.: Prog- nosis of medically treated patients with coro- nary artery disease with profound ST-segment depression during exercise testing, New Engl.
J. Med. 305 (1981) 1111
Ausgabe A/B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 18 vom 7. Mai 1982 37